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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mündl. Prüfung



Dr. Raddatz
26.01.2003, 00:40
Allen Examenskandidaten zum Trost und zur Hoffnung.

Aus meiner Reihe "Was es nicht alles gibt" folgender Prüfungsdialog zwischen Prof. T. (Internist, Humboldt-Krkhs. Berlin) und dem Examenskandidaten neben mir.

Prof.: "Nun stellen Sie sich mal vor, Sie werden als Arzt in eine Wohnung gerufen, und da liegt eine leblose Person am Boden. Was machen Sie zuerst?"
Prüfl.: "Puls messen!"
Prof. (süffisant): "Falsch! Was machen Sie z u e r s t ?"
Prüfl. (leicht ratlos): "Blutdruck messen !?"
Prof. (deutlich genervt): "Nein! Was machen Sie ZUERST?" und betont dabei das letzte Wort, als wolle er einem Kleinkind das Sprechen beibringen.
Prüfl. (wird hektisch und sprudelt drauflos): "Fenster auf, Zuckertest, Hemdkragen öffnen, Infusion anlegen ..."
Prof. (unterbricht den beginnenden Redeschwall): "Alles falsch! Menschenskind, man ruft zuerst die Feuerwehr. Welche Nummer hat denn die Feuerwehr?"
Prüfl. (völlig konsterniert, versucht mit schneller Antwort zu retten, was bereits verloren ist): "110!"
Prof. (dreht den Kopf nach rechts und links zu seinen Kommissionsmitgliedern wie zur Bestätigung): "Wieder falsch, 112 ist die richtige Nummer. Nicht einmal das wissen Sie. Kommen Sie in einem halben Jahr wieder ..."

Man sieht, es lohnt sich, beizeiten einen Blick ins Telefonbuch zu werfen. Um keinen unnötigen Stress zu verursachen, sollte ich erwähnen, daß sich in den vielen Jahren danach, in denen ich selbst Prüfungen abgenommen habe, solche Dinge nicht wiederholt haben.

Gruß in alle Himmelsrichtungen

Dr. Raddatz

Captain Cosmotic
26.01.2003, 11:41
Wenn`s nicht so traurig wäre, könnte man fast darüber lachen :-D
Moral von der Geschichte: Immer locker bleiben und fest daran glauben, dass die Antworten auf einen Grossteil der Fragen fast immer tief in einem schlummern...

Gruss,
Der Captain.

Rugger
26.01.2003, 12:55
Mal ganz davon abgesehen, daß diese Story mir echt die Galle hochkommen lässt... Was, um alles in der Welt, will der Prof. in dem Moment von der Feuerwehr???

R.

Captain Cosmotic
26.01.2003, 13:05
Ich nehme mal a, es geht in dem hypothetischen Konstrukt um einen niedergelassenen Arzt, der zu einem Patienten gerufen wird. In dem Fal macht es bei einer bewusstlosen Person tatsächlich Sinn, die Feuerwehr bzw. einen Notarzt inkl. qualifiziertem Rettungsteam zu alarmieren. (Stichwort Frühdefibrillation, ACLS, evtl. Transport etc.)
Trotzdem ist es in einem solchen Moment völlig legitim, auch die 110 zu wählen, die Leitstelle der Polizei leitet medizinische Notrufe in Sekunden an die entsprechende Feuerwehr- oder Rettungsleitstelle weiter. Handys wählen auch bei gewählter 112 in der Regel zunächst den Polizeinotruf 110 an...

Naja, jedenfalls keinen Grund, jemandem die Prüfung zu vermasseln - so gesehen müssten 80% aller niedergelassenen Hausärzten die Approbation entzogen werden :-D

Gruss,
Der Captain.

Rugger
26.01.2003, 13:11
Original geschrieben von Captain Cosmotic
Ich nehme mal a, es geht in dem hypothetischen Konstrukt um einen niedergelassenen Arzt, der zu einem Patienten gerufen wird. Ja, stimmt, in einem solchen Konstrukt macht es natürlich Sinn (aber übrigens hätte der Arzt auch andere anwesende Personen mit der Aufgabe betreuen können, und selber mit seinen Maßnahmen beginnen können...). Ansonsten kann ich die Ausführungen des Cäpt'ns nur unterschreiben!

R.

Captain Cosmotic
26.01.2003, 13:18
Prinzipiell geht es wohl tatsächlich darum, bei Eintreffen weitere Hilfe anzufordern. Wird ja oft auch in der "Profirettung" vergessen.
Eine indizierte frühzeitige NA-Nachforderung kann so manches spätere Problem im Vorfeld schon abmildern und lt. neuesten Richtlinien steht nach dem Vitalcheck der Notruf VOR dem Beginn der Hilfeleistung (wie zB. Reanimation). Denn was nützt 20minütiges rumreanimieren, wenn weitere Hilfe absehbar nicht zu erwarten ist?
Das gilt natürlich nur, wenn man alleine am Patienten ist (was äusserst selten der Fall sein dürfte). Aber auch in Umgebung von Angehörigen und/oder Schaulustigen sollte nicht vergessen werden, weitere Kräfte anzufordern. Das aber in der o.g. Prüfungssituation so süffisant auszuschlachten finde ich weder lehrreich noch angemessen.

Gruss,
Der Captain.

Froschkönig
26.01.2003, 17:32
Original geschrieben von Captain Cosmotic
und lt. neuesten Richtlinien steht nach dem Vitalcheck der Notruf VOR dem Beginn der Hilfeleistung (wie zB. Reanimation). Denn was nützt 20minütiges rumreanimieren, wenn weitere Hilfe absehbar nicht zu erwarten ist?

Damit kann ich mich durchaus anfreunden, aber warum ist dann in der Prüfung der Vitalcheck als erste Maßnahme falsch gewesen ??? (Abgesehen davon kann ich über die Telefonnummern-Frage nur noch den Kopf schüteln....)