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Dr. Nasenbär
19.03.2010, 10:55
Ok, damit dürfte ich jetzt ungefähr binnen 120 Sekunden an die 50 gehässige Klicks haben, die alle drauf lauern einen Lachkrampf zu bekommen, ich weiss :)

Nein ernsthaft, lasst mich erstmal erzählen:

Also ich bin ein etwas älterer Herr (jenseits der 30, bitte bohrt nicht nach, das schlägt sich auf mein Gemüt), der schon lange lange lange eigentlich viel lieber in der Medizin wäre, statt senil 40 Stunden pro Woche in einen Monitor zu starren und auf die Rente zu warten. Also hab ich mich vor 2 Jahren dazu entschlossen, mein Abi nachzumachen und mich ins Studium zu stürzen. Soweit auch alles ganz toll, dummerweise lässt aber mein Sechser im Lotto noch auf sich warten und ich muss irgendwie meine Brötchen verdienen. Aktuell bin ich in der EDV, dort lässt es sich ja eigentlich nicht schlecht verdienen. Allerdings muss man auch ständig dazulernen und sich weiterbilden. Wenn ich jetzt zuerst aufs Abi, dann aufs Studium und dazu noch für den Nebenjob, ich glaub irgendwann gehen mir die Synapsen aus! Deshalb hab ich mir gedacht, wieso machst Du nicht diesen Heilpraktikerdingsbumsschein und kannst dann damit schon mal im medizinischen Sektor was machen. Ich dachte an Akupunkturbehandlungen für Schmerzpatienten und sowas.

Frage: Lohnt sich das überhaupt? Ich habs mir mal angesehen, finde das schon etwas heftig. 60 seitiger Fragebogen mit Multiple Choice Antworten für 500 Euro, das meiste davon total blödsinnig, a la "Kind mit Husten und Atemnot, hat es Asthma oder einen Legostein verschluckt?". Wenn ich das so überfliege dann sehe ich da einen Test mit 1/2 sinnvolle Fragen um ein gewisses medizinisches Grundwissen abzuklopfen, 1/4 viel zu fachspezifische Anforderungen (zumindestens für einen Heilpraktiker, der das in 2 Jahren Wochenendkurz Samstag abend lernt) und 1/4 Fangfragen. Wer das dann nicht besteht, der löhnt 300 Euro dafür, daß er ein halbes Jahr auf den nächsten MC-Test warten darf. Wer es packt, der darf dann zwei Monate später bei Deutschland sucht den Superheiler antanzen und eine "praktische" Prüfung machen, wo man dann Blutdruck messen soll und irgendwelche simplen Diagnosen, was weiss ich, kostet nochmal so um die 200 Euro. Und wer dann für wert befunden wird, der bekommt ein schickes Briefchen mit Stempel der Stadt, daß er sich Heilpraktiker schimpfen darf. Wer aber nicht ins Raster passt, ich habe keine Ahnung was die da für Anforderungen haben, ob man mit Jesuslatschen antraben muss oder einem das dritte Wurzelschakra richtig sitzt, der zahlt die 200 für lau und darf dann das nächste mal wieder ein paar grüne Scheine auspacken.

So jetzt also, zum Thema: Ich würds gerne machen. Einfach mal um zu sehen, ob ichs drauf hab oder nicht! Aber 500 Euro dafür abzudrücken um zu sehen was ich drauf hab? Da bekomm ich auf der anderen Seite in der Uni ein halbes Jahr ordentliche Ausbildung für!

Also was, außer Egobestätigung, bringt mir so ein Heilpraktikerschein? Lässt sich damit wirklich was verdienen? Oder darf man sich damit höchstens Hoffnungen auf eine "Praxis" im ausrangierten Kinderzimmer machen, wenn der jüngste aus dem Haus ist, die Mutti nix mehr zu tun hat und jetzt ganzheitliche Medizin unter die Nachbarschaft bringen will? (Klingt jetzt ein bissl zu böse, ich hätte wirklich gern eine kompetente Antwort, von jemandem der da wirklich Bescheid weiss, nicht nur Gespöttel) Bringts mir fürs Studium einen Vorteil?

Oder sollte man wirklich sagen "Ok, drauf gepfiffen. Lieber mach ich weiter meinen langweiligen EDV-Job, verdien mir damit was dazu und finanzier zum Teil das Studium. Und wenn die Oma abends mal in der falschen Tonlage hustet, kann man ohne Heilpraktiker genausoviel machen, Würfelzucker gibts ja schließlich auch rezeptfrei"?

Liebe Grüße erstmal

Inelein
19.03.2010, 11:05
*Popcorn mit Ektoplasmadip raushol*:-))

Nee, im Ernst ich persönlich halte nicht viel von Heilpraktikern und du ja scheinbar anhand deiner Formulierungen auch nicht wirklich?
Möchtest du wirklich unbedingt alles nochmal umkrempeln und Arzt werden, dann tu das auch, leg ein sehr gutes Abi hin und mach deine Träume war, bevor du dein Leben lang unzufrieden im EDV-Bereich bleibst. Und eine Heilpraktikerausbildung ist, denke ich, ein schlechter Ersatz für den Wunschtraum Medizinstudium.

Dr. Nasenbär
19.03.2010, 11:29
Ein ersatz sollte es doch sowieso nie werden ;)

Was heisst schlechte Meinung, naja ich bin mir da selbst nicht einig. Meine erste Heilpraktikererfahrung war im Alter von 19 Jahren. Ich war ziemlich krank und am Ende, meine Eltern schleppten mich dann nach einer Arztodyssee (bei der ich wenigstens meine Angst vor Spritzen verloren hab ;) zu einer Heilpraktikerin, die dann erklärte, daß sich, weil ich mir nach dem "Genuß" von verdorbenen Schwammerl die Geschichte nicht noch mal habe durch den Kopf gehen lassen, in meinem Magen und Darm Leichengift angesammelt hat und man das jetzt mit Globuli wieder ausleiten müsste. Fragen?

Ich würde wenn dann die Heilpraktikerzulassung nur eben des Nebenverdienstes wegen machen. Vom Fachwissen her muss ich das meiste ja schon fürs Abi wissen (ja, so ein Externen Abi hat hier durchaus auch solche Vorteile!)

Gibts übrigens noch Chips?

Coxy-Baby
19.03.2010, 17:58
"Egobestätigung durch Heilpraktikerschein?"- da fällt mir fast nichts zu ein....
....zum Thema Geld verdienen kannste ja mal ein HP-Forum besuchen, die tauschen sich ja
da so aus. z.B. http://www.heilpraktiker-foren.de/

SuperSonic
19.03.2010, 18:17
Ich würde wenn dann die Heilpraktikerzulassung nur eben des Nebenverdienstes wegen machen.
Wie stellst du dir das vor mit dem "nebenbei als Heilpraktiker arbeiten"?

Dr. Nasenbär
19.03.2010, 20:17
Naja wie stell ich mir das vor, eben nebenbei, Wochenende und abends. So wie sich andere eben auch ihre Brötchen während des Studiums verdienen? Es war ja nicht im Sinne einer Ganztagspraxis mit Sprechstunde und sowas sein. Sondern eben reine Schmerzbehandlung, Akupunktur, etc. Das dann abends entweder als Hausbesuch oder in einem kleinen Raum den man ja irgendwo anmieten kann. Wäre besser als Tellertaxi finde ich.

Coxy, zum Thema Heilpraktiker-foren.de, die haben mich da nich mehr lieb.

Ich hatte mich da mal vor langer Zeit registriert und bin in eine klitzekleine Diskussion verwickelt worden. Am Ende wurde ich von einer Horde zähnefletschender Hausfrauenhyänen mit Globuli gesteinigt und als mir ein 50jähriger Diplom-Ingenieur mit der License to heal ganz klug erklärte, frei zitiert: "Was Du nicht weisst ist, daß ein Heilpraktiker in Deutschland dasselbe Fachwissen wie ein Arzt haben muss", habe ich mich aus der Diskussion endgültig ausgeklinkt.

Übrigens bin ich nicht, wie vermutet, ein absoluter Feind des Heilpraktikerstandes. Ich denke sie haben durchaus Berechtigung. Ich traue es einem Heilpraktiker durchaus zu, die chronische Erkrankung einer Patientin zielsicher zu diagnostizieren und dann mit seinen eigenen naturheilkundlichen, homöopathischen und sonstwas Mitteln auch erfolgreich zu behandeln, nachdem schon Dutzende von Weißkittelrudeln im Trubel der AOK-Patienten-
Versorgung versagt haben. Ganz bestimmt sogar bekommt der mehr aus seinem Patienten raus als der Hausarzt, der sich für die 8,50 von der Krankenkasse eben nicht mehr als 5 Minuten Zeit nehmen kann.

Kleiner Einwurf: Wieso gehen eigentlich so viele Leute zum Heilpraktiker, weil sie dem für 50 Euro eine Stunde lang ihren Summs erzählen können, aber würden nie auf die Idee kommen, die 50 Euro ihrem Arzt auf den Tisch zu legen und mit dem ein individuelles Gespräch auf Rechnung zu machen?

Zurück zum Thema: Wenn man aber einem Heilpraktiker schon die Diagnose von exotischen Krankheiten wie einer hypertrophen Pylorusstenose (aktuelles Beispiel) abverlangt, obwohl er das während seiner ganzen Tätigkeit wohl niemals auch nur im Ansatz zu Gesicht bekommen wird, dann doch bitteschön gleich richtig. Dann schafft diesen komischen MC-Test ab und ersetzt es durch einen Pflichtkurs, der dann gerne auch mal das doppelte kosten darf. Dann bringt man denen den Umgang mit den wichtigsten Notfallmedikamenten bei, lässt sie die Standardimpfungen vornehmen und erlaubt ihnen, auch die gängigen Pillepalleinfektionskrankheiten zu behandeln. Ein Heilpraktiker muß heute einen Noro-Patienten zum Hausarzt schicken. Himmel, Noro ist eine 24 Stunden Krankheit, der Kerl gesundet noch im Wartezimmer, was soll denn das? Stattdessen testet man, ob sie eine Hodeninfektion zielsicher von einer Nebenhodenentzündung unterscheiden können. Ja spinnt der Beppi!

Coxy-Baby
19.03.2010, 20:30
Ach Gott, wer läßt sich auch auf Fachgespräche mit HP ein.... aber ich war mal spionieren
im Forum und da ging es auch um Existenzgrüdnung/eigene Praxis und so... das klang nicht so nach mal eben nebenbei und schnell.....so wie du es schreibst klingt es mehr nach WE-Kurs und dann wirds schon laufen, so wird es aber nicht sein und gerade Themen ala Schmerztherapei sind heikel..

SuperSonic
19.03.2010, 21:19
Naja wie stell ich mir das vor, eben nebenbei, Wochenende und abends. So wie sich andere eben auch ihre Brötchen während des Studiums verdienen? Es war ja nicht im Sinne einer Ganztagspraxis mit Sprechstunde und sowas sein. Sondern eben reine Schmerzbehandlung, Akupunktur, etc. Das dann abends entweder als Hausbesuch oder in einem kleinen Raum den man ja irgendwo anmieten kann. Wäre besser als Tellertaxi finde ich.
Das habe ich mir schon gedacht. ;-) Das Problem dabei ist, dass man nach § 3 HPG die Heilkunde nicht "im Umherziehen" ausüben darf. Du bräuchtest also eigentlich eine Niederlassung (Praxis).

Und wie gedenkst du, dir die Akupunkturfertigkeiten anzueignen? Die zertifizierte ärztliche Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung "Akupunktur" hat immerhin einen Umfang von mindestens 200 Stunden und kostet einige Tausend Euro. Seriöse Akupunkturkurse für andere Interessierte sollten nicht wesentlich kürzer sein.

John Silver
19.03.2010, 22:01
Übrigens bin ich nicht, wie vermutet, ein absoluter Feind des Heilpraktikerstandes. Ich denke sie haben durchaus Berechtigung. Ich traue es einem Heilpraktiker durchaus zu, die chronische Erkrankung einer Patientin zielsicher zu diagnostizieren und dann mit seinen eigenen naturheilkundlichen, homöopathischen und sonstwas Mitteln auch erfolgreich zu behandeln, nachdem schon Dutzende von Weißkittelrudeln im Trubel der AOK-Patienten-
Versorgung versagt haben. Ganz bestimmt sogar bekommt der mehr aus seinem Patienten raus als der Hausarzt, der sich für die 8,50 von der Krankenkasse eben nicht mehr als 5 Minuten Zeit nehmen kann.

Da widersprichst Du Dir selbst. Eine Erkrankung kann man nur diagnostizieren, wenn man etwas von Pathologie und Diagnostik versteht, was ein Heilpraktiker mangels adäquater Ausbildung nicht tut. Wenn ein Heilpraktiker einem Patienten hilft, obwohl vorher "viele Weißkittel versagten", dann wette ich, dass der besagte Patient mit mindestens 90%-iger Wahrscheinlichkeit ein mehr oder weniger typischer Psychosomatik-Kunde ist.


Kleiner Einwurf: Wieso gehen eigentlich so viele Leute zum Heilpraktiker, weil sie dem für 50 Euro eine Stunde lang ihren Summs erzählen können, aber würden nie auf die Idee kommen, die 50 Euro ihrem Arzt auf den Tisch zu legen und mit dem ein individuelles Gespräch auf Rechnung zu machen?

Weil echte Medizin "kostenlos" ist.


Zurück zum Thema: Wenn man aber einem Heilpraktiker schon die Diagnose von exotischen Krankheiten wie einer hypertrophen Pylorusstenose (aktuelles Beispiel) abverlangt, obwohl er das während seiner ganzen Tätigkeit wohl niemals auch nur im Ansatz zu Gesicht bekommen wird, dann doch bitteschön gleich richtig. Dann schafft diesen komischen MC-Test ab und ersetzt es durch einen Pflichtkurs, der dann gerne auch mal das doppelte kosten darf. Dann bringt man denen den Umgang mit den wichtigsten Notfallmedikamenten bei, lässt sie die Standardimpfungen vornehmen und erlaubt ihnen, auch die gängigen Pillepalleinfektionskrankheiten zu behandeln. Ein Heilpraktiker muß heute einen Noro-Patienten zum Hausarzt schicken. Himmel, Noro ist eine 24 Stunden Krankheit, der Kerl gesundet noch im Wartezimmer, was soll denn das? Stattdessen testet man, ob sie eine Hodeninfektion zielsicher von einer Nebenhodenentzündung unterscheiden können. Ja spinnt der Beppi!

Auch da muss ich Dir widersprechen. Man muss schon Arzt sein, um eine "Pillepalle"-Krankheit von einer ersthaften Erkrankung zu unterscheiden. Ein Laie wie Du hat davon keine Ahnung und kann das nicht beurteilen. Ein Heilpraktiker ist im Grunde auch ein Laie, der sich ein wenig Grundwissen angeeignet hat, um mit einem Zertifikat bewährt den Leuten irgendwelchen Müll für viel Geld zu verkaufen. Ein Patient kommt nicht in die Praxis und sagt, er habe eine Noro-Virus-Infektion; er kommt mit Durchfall und Erbrechen, und diese Symptome können durch viele verschiedene Erkrankungen außer Noro verursacht werden - den Unterschied kennt nur ein Arzt. Es wäre unverantwortlich, die Versorgung kranker Menschen Heilpraktikern zu überlassen, denn alles, wofür sie taugen, ist das Abfangen psychosomatischer Patienten, die die psychosomatische Natur ihrer Beschwerden nicht akzeptieren wollen.
Und was den Umgang mit Medikamenten, Impfungen und Diagnostik in einem "längeren Kurs" betrifft, möchte ich zu gern wissen, weshalb ich Depp 6 Jahre meines Lebens mit dem Medizinstudium verschwendet habe, wenn man das alles in einem Kurs, der über ein Paar Monate geht, auch lernen kann? ;-)

Relaxometrie
19.03.2010, 22:21
Ich dachte an Akupunkturbehandlungen für Schmerzpatienten und sowas.
Frage: Lohnt sich das überhaupt?
Nicht, wenn Du mit dieser Einstellung:


Naja wie stell ich mir das vor, eben nebenbei, Wochenende und abends. So wie sich andere eben auch ihre Brötchen während des Studiums verdienen? Es war ja nicht im Sinne einer Ganztagspraxis mit Sprechstunde und sowas sein. Sondern eben reine Schmerzbehandlung, Akupunktur, etc. Das dann abends entweder als Hausbesuch oder in einem kleinen Raum den man ja irgendwo anmieten kann. Wäre besser als Tellertaxi finde ich.
da heran gehst.

Der Schmerz als Krankheitsbild ist schon nicht einfach. Der Schmerzpatient selbst ist ebenfalls kompliziert. Daran verzweifelt schon so mancher Schulmediziner.
Als Heilpraktiker, der weder die teilweise sehr lange Leidensgeschichte der Patienten einordnen kann, noch wirksame Medikamente und Methoden beherrscht, kann man als Wochenendschmerztherapeut ohne Berufserfahrung so gut wie nichts bewirken. Ein blindes Huhn findet auch ein Korn. Wenn Dir dieser Standard ausreichend erscheint, mache Deine Wochenendschmerzpraxis auf und versuche, Patienten an Land zu ziehen.
Dann hätte Deutschland eine Scharlatanpraxis mehr zu bieten.
Ich finde Deinen Ansatz verachtenswert, da er weder von medizinischer Kompetenz, noch von Lernwilligkeit zeugt. "Ich mache da mal 'ne Praxis auf und mache am Wochenende Schmerzbehandlung" ist einfach nur: :-((

Dr. Nasenbär
20.03.2010, 08:56
Das habe ich mir schon gedacht. Das Problem dabei ist, dass man nach § 3 HPG die Heilkunde nicht "im Umherziehen" ausüben darf. Du bräuchtest also eigentlich eine Niederlassung (Praxis).

Hausbesuche dürfen die schon machen. Und die "Praxis" kann auch aus einem 3qm Kämmerchen neben dem Kinderzimmer bestehen, solange man dort nicht invasiv tätig ist ;)


Da widersprichst Du Dir selbst. Eine Erkrankung kann man nur diagnostizieren, wenn man etwas von Pathologie und Diagnostik versteht, was ein Heilpraktiker mangels adäquater Ausbildung nicht tut. Wenn ein Heilpraktiker einem Patienten hilft, obwohl vorher "viele Weißkittel versagten", dann wette ich, dass der besagte Patient mit mindestens 90%-iger Wahrscheinlichkeit ein mehr oder weniger typischer Psychosomatik-Kunde ist.

Woher kennst Du denn den Bildungsstand des Heilpraktikers? Schon mal ausprobiert?

Und bei der Wette halte ich dagegen, siehe Krankenkassenaok5minuten. Was bleibt ist eben der mangelnde Nachweis. Während ich bei jemandem der sich Arzt nennen darf sicher sein kann, daß er sechs Jahre studiert hat, kann der Heilpraktiker eben alles sein. Ein Ex-Medizinstudent ders dann doch irgendwie nicht gepackt hat? Oder die Mutti nach einem Jahr Abendkurs. Da bleibt man als Patient halt im Dunkeln.


Auch da muss ich Dir widersprechen. Man muss schon Arzt sein, um eine "Pillepalle"-Krankheit von einer ersthaften Erkrankung zu unterscheiden. Ein Laie wie Du hat davon keine Ahnung und kann das nicht beurteilen. Ein Heilpraktiker ist im Grunde auch ein Laie, der sich ein wenig Grundwissen angeeignet hat, um mit einem Zertifikat bewährt den Leuten irgendwelchen Müll für viel Geld zu verkaufen. Ein Patient kommt nicht in die Praxis und sagt, er habe eine Noro-Virus-Infektion; er kommt mit Durchfall und Erbrechen, und diese Symptome können durch viele verschiedene Erkrankungen außer Noro verursacht werden - den Unterschied kennt nur ein Arzt.

Ok, da leg ich mich jetzt voll mit Dir an wenns sein muß, auch als Laie! Ein Patient kommt in die Praxis. Er hätte gestern abend beim Italiener um die Ecke mit Kollegen ausgiebig gefeiert. So gegen fünf Uhr morgens sei er wieder wach geworden und hätte sich mehrfach übergeben, außerdem kam ein starker Durchfall dazu. Ansonsten geht es ihm sehr gut, wenn nur die Übelkeit nicht wäre. Ansonsten geht es ihm gut, keine Symptome, keine Ausfälle. Und jetzt? Behauptung: 99% der Hausärzte sind der Meinung "Ja das geht momentan rum, gehen sie mal heute ins Bett, ich schreib sie bis übermorgen krank, schonen Sie sich und essen Sie Salzstangen und Cola. Wenns bis dahin nicht besser ist, kommen Sie nochmal vorbei". Oder wie würdest Du vorgehen?


Und was den Umgang mit Medikamenten, Impfungen und Diagnostik in einem "längeren Kurs" betrifft, möchte ich zu gern wissen, weshalb ich Depp 6 Jahre meines Lebens mit dem Medizinstudium verschwendet habe, wenn man das alles in einem Kurs, der über ein Paar Monate geht, auch lernen kann?

Tja, peinlich was? ;)

Ernsthaft, eine Grippeimpfung macht auch eine Sprechstundenhilfe. Man muss halt abwägen. Was ist sinnvoll, was kann nach hinten losgehen.

Ehemaliger User 05022011
20.03.2010, 09:11
Während ich bei jemandem der sich Arzt nennen darf sicher sein kann, daß er sechs Jahre studiert hat, kann der Heilpraktiker eben alles sein. Ein Ex-Medizinstudent ders dann doch irgendwie nicht gepackt hat? Oder die Mutti nach einem Jahr Abendkurs. Da bleibt man als Patient halt im Dunkeln.

und dass willst du nun für dich auch ausnutzen - wir haben es schon verstanden, aber lass es dir noch mal gesagt sein, dass ist zum :-kotz

oder milder formuliert: hast du dir mal überlegt, warum nicht alle Medizinstudenten dies tut, um ihr Studium zu finanzieren ?

Relaxometrie
20.03.2010, 09:53
Ok, da leg ich mich jetzt voll mit Dir an wenns sein muß, auch als Laie!
Trollali und trollala, Du bist ja immer nohoch da.
Wer noch mitdiskutiert, ist selbst schuld :-)) Viel Spaß beim Trollfüttern :-notify

netfinder
20.03.2010, 10:00
und anfangs sahs noch so ernst aus :-))

Coxy-Baby
20.03.2010, 10:08
Ok, da leg ich mich jetzt voll mit Dir an wenns sein muß, auch als Laie! Ein Patient kommt in die Praxis. Er hätte gestern abend beim Italiener um die Ecke mit Kollegen ausgiebig gefeiert. So gegen fünf Uhr morgens sei er wieder wach geworden und hätte sich mehrfach übergeben, außerdem kam ein starker Durchfall dazu. Ansonsten geht es ihm sehr gut, wenn nur die Übelkeit nicht wäre. Ansonsten geht es ihm gut, keine Symptome, keine Ausfälle. Und jetzt? Behauptung: 99% der Hausärzte sind der Meinung "Ja das geht momentan rum, gehen sie mal heute ins Bett, ich schreib sie bis übermorgen krank, schonen Sie sich und essen Sie Salzstangen und Cola. Wenns bis dahin nicht besser ist, kommen Sie nochmal vorbei". Oder wie würdest Du vorgehen?


Welche mysteriöse Krankheit hat er denn, die auch Ärzte nicht diagnostizieren können?

THawk
20.03.2010, 10:11
Ok, da leg ich mich jetzt voll mit Dir an wenns sein muß, auch als Laie! Ein Patient kommt in die Praxis. Er hätte gestern abend beim Italiener um die Ecke mit Kollegen ausgiebig gefeiert. So gegen fünf Uhr morgens sei er wieder wach geworden und hätte sich mehrfach übergeben, außerdem kam ein starker Durchfall dazu. Ansonsten geht es ihm sehr gut, wenn nur die Übelkeit nicht wäre. Ansonsten geht es ihm gut, keine Symptome, keine Ausfälle. Und jetzt? Behauptung: 99% der Hausärzte sind der Meinung "Ja das geht momentan rum, gehen sie mal heute ins Bett, ich schreib sie bis übermorgen krank, schonen Sie sich und essen Sie Salzstangen und Cola. Wenns bis dahin nicht besser ist, kommen Sie nochmal vorbei". Oder wie würdest Du vorgehen?
(...)
Ernsthaft, eine Grippeimpfung macht auch eine Sprechstundenhilfe. Man muss halt abwägen. Was ist sinnvoll, was kann nach hinten losgehen.

Führt wahrscheinlich zu nichts, aber ich kann es mir nicht verkneifen, kurz drauf einzugehen.

Bzgl. der Gastroenteritis: Wenn man nicht weiß, wie die giftigen Pflanzen aussehen, wird man sie im Wald vor lauter Bäumen auch niemals entdecken. Natürlich sind die meisten Fälle mit von dir beschriebenen Beschwerden einfach zu therapieren. Aber das erwartet man nicht vom Arzt (bzw. "Heilkundigen"). Wir müssen die 1 oder 2 Fälle herausfinden, bei denen es nicht so geartet ist. Das ist die Herausforderung in der Allgemeinmedizin. Und dafür braucht man die Kenntnisse der selteneren, aber gefährlichen Erkrankungen. Also - an was für "Symptome", an was für "Ausfälle" denkst du? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mir jetzt oder nach der Heilpraktiker-Ausbildung da vernünftig Antworten drauf geben kannst.

Bzgl. Impfungen: Auch da - es ist alles schön so lange es gut läuft. Und dann kommt die Komplikationen, die bei 1 von 1000 Impfungen auftritt. Z.B. die anaphylaktische Reaktion. Glaubst du wirklich, dass du diese nach ein paar Wochenendkursen und einem "Spritzenpraktikum" suffizient abfangen kannst bis der "richtige Arzt" kommt? Das ist der Grund, weshalb zwar die Sprechstundenhilfe evtl. die Injektion durchführt, aber ein Arzt stets in der Praxis ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Du stellst dir das imho sehr schön und einfach vor, hast aber kaum den Weitblick um die Situation einschätzen zu können. Ist auch normal, dass du ihn nicht hast. Aber du solltest es dir bewusst machen :-meinung

Evil
20.03.2010, 14:47
Auch da muss ich Dir widersprechen. Man muss schon Arzt sein, um eine "Pillepalle"-Krankheit von einer ersthaften Erkrankung zu unterscheiden. Ein Laie wie Du hat davon keine Ahnung und kann das nicht beurteilen. Ein Heilpraktiker ist im Grunde auch ein Laie, der sich ein wenig Grundwissen angeeignet hat, um mit einem Zertifikat bewährt den Leuten irgendwelchen Müll für viel Geld zu verkaufen. Ein Patient kommt nicht in die Praxis und sagt, er habe eine Noro-Virus-Infektion; er kommt mit Durchfall und Erbrechen, und diese Symptome können durch viele verschiedene Erkrankungen außer Noro verursacht werden - den Unterschied kennt nur ein Arzt. Es wäre unverantwortlich, die Versorgung kranker Menschen Heilpraktikern zu überlassen, denn alles, wofür sie taugen, ist das Abfangen psychosomatischer Patienten, die die psychosomatische Natur ihrer Beschwerden nicht akzeptieren wollen.
Da widerspreche ich mal ganz gepflegt. Auch unter den ärztlichen Kollegen laufen jede Menge Deppen rum, das bekommt man vor allem am Wochende mit, wenn Patienten vom KV-Dienst eingewiesen werden.
Was ich da schon an völligem Schwachsinn erlebt hab (überdurchschnittlich oft von Ortho- oder Unfallchirurgie-Assis, die sich am WE was dazuverdienen wollen, aber prinzipiell sind alle Fachrichtungen vertreten), da wird ein ernsthaft engagierter Heilpraktiker nicht mehr Schaden anrichten.

Deine Vorstellung vom idealen Arzt in allen Ehren, Johnny, die Realität schaut leider etwas anders aus. Das fängt schon damit an, daß sich manch Arzt den Patienten vor der Einweisung gar nicht anschaut, sehr häufig bei Heimbewohnern.


@Nasenbär: ich denke, keiner von uns hier kann Deine Frage wirklich beantworten. Heilpraktiker sind tatsächlich medizinische Halb-Laien, leider oft mit Minderwertigkeitskomplexen und kompensatorischer Hybris ausgestattet (das gilt zumindest für die Exemplare, die ab und an in diesem Forum auftauchen), ich kenne aber auch ein paar, die einen ziemlich guten Job machen.
Ob das als Nebenverdienst taugt, kann ich nicht sagen, glaube es aber nicht; aber Du kannst es ja mal versuchen.

Relaxometrie
20.03.2010, 15:15
Was ich da schon an völligem Schwachsinn erlebt hab
Kannst Du Beispiele nennen? Vielleicht kann man das ein oder andere daraus lernen und sein eigenes Handeln nochmal ein wenig durchdenken.

Dr. Nasenbär
20.03.2010, 16:18
Darf ich mich mal in meinem Widerspruch ganz gepflegt dem Landsmann anschließen?


Zitat von John Silver
Auch da muss ich Dir widersprechen. Man muss schon Arzt sein, um eine "Pillepalle"-Krankheit von einer ersthaften Erkrankung zu unterscheiden. Ein Laie wie Du hat davon keine Ahnung und kann das nicht beurteilen. Ein Heilpraktiker ist im Grunde auch ein Laie, der sich ein wenig Grundwissen angeeignet hat, um mit einem Zertifikat bewährt den Leuten irgendwelchen Müll für viel Geld zu verkaufen. Ein Patient kommt nicht in die Praxis und sagt, er habe eine Noro-Virus-Infektion; er kommt mit Durchfall und Erbrechen, und diese Symptome können durch viele verschiedene Erkrankungen außer Noro verursacht werden - den Unterschied kennt nur ein Arzt. Es wäre unverantwortlich, die Versorgung kranker Menschen Heilpraktikern zu überlassen, denn alles, wofür sie taugen, ist das Abfangen psychosomatischer Patienten, die die psychosomatische Natur ihrer Beschwerden nicht akzeptieren wollen.

Also ich hole Dich nur ungern vom Olymp runter, aber Dir ist schon klar, daß ein Heilpraktiker kranke Menschen versorgen darf, oder? Genauso wie Dir klar sein sollte, daß der Heilpraktiker auch die Diagnose besagter Gastroenteritis übernehmen darf. Und er darf sie auch behandeln! Lediglich bei der sicheren Diagnose "Norovirus" darf er das nicht mehr. Und da hängt die Zwiebel am Haken, die Logik muss mir mal einer erklären.

Ein 70jähriger Patient kommt mit besagten Symptomen in die Praxis, der Heilpraktiker diagnostiziert, daß der dritte Meridian von links an der Milz falsch gepolt ist und verschreibt erstmal Huflattichsud, dreimal täglich auf die große Zehe gerieben. Vollkommen legitimes Vorgehen. Drei Tage später kotzt der Patient nur noch Schleim und Blut, für den Heilpraktiker ein klares Zeichen eines disharmonischen Yings, also muss der Patient dreimal pro Tag um den Gartenteich laufen. Auch noch vollkommen legitim! *

Aber wenn eine 17jährige zum selben Heilpraktiker geht und ihm erzählt, "also mein Papa hat letzte Woche so eine Darmgrippe bekommen, am Tag drauf meine Mama, vorgestern hat meine kleine Schwester ins Bad gek... und ich musste das aufwischen, jetzt seit heute nacht gehts mir auch nicht so ganz toll.", DANN muss der Heilpraktiker die Dame zum Onkel Doktor ins Wartezimmer schicken. Und das ist das bekloppte dran.

Wenn man wirklich zum Wohle des Patienten und nicht des Ärzteegos handeln will, dann schützt man diese durch eine Reform des Heilpraktikergesetzes und nicht durch rigoroses Schlechtgerede. Mit letzterem gibt man nur Wasser auf die Mühlen derer, die den Ärztestand eben deshalb verteufeln, weil sie alle anderen Behandlungsmethoden als ihre eigenen als Schwachsinn abtun und die Leute als dumm hinstellen. Wem wird der Patient wohl mehr vertrauen? Herrn "ach was wollen sie denn mit diesen Medizinmannspinnern, gehen sie da bloß nicht hin, die haben absolut keine Ahnung!" oder Frau "Also diesen Heilpraktiker kenne ich ganz gut, ein paar von meinen Patienten waren schon bei dem. Sie können ihn gerne mal um seinen Rat fragen, aber bei einer Krankheit wie der ihren wird er ihnen leider auch nichts anderes raten können"

:-meinung

* Im Ernstfall wäre das schon ziemlich eng, weil nicht mal der schlechteste Heilpraktiker so dämlich sein dürfte und eine lebensgefährliche Situation wie diese nicht erkennt. Aber das soll ja nur ein Beispiel werden.

PS: Und im Umkehrschluß zu oben gesagtem werden immer mehr Heilpraktiker ihren Patienten raten, die Schulmedizin zu meiden und sich auf die Homöopathie oder was es da gibt zu beschränken, weil sie sonst um ihre Patienten fürchten müssen, anstatt sie selbstbewusst bei Schwierigkeiten zu einem echten Arzt zu schicken.

Espressa
20.03.2010, 17:56
Kleiner Einwurf: Wieso gehen eigentlich so viele Leute zum Heilpraktiker, weil sie dem für 50 Euro eine Stunde lang ihren Summs erzählen können, aber würden nie auf die Idee kommen, die 50 Euro ihrem Arzt auf den Tisch zu legen und mit dem ein individuelles Gespräch auf Rechnung zu machen?


Weil wir Ärzte gar keinen Bock auf solche Diskussionen haben!!! Überleg mal, Leute die Heilpraktiker oder sonstiges aufsuchen, sind ja schon mal von der "Schulmedizin" irgendwie abgetörnt, die wollen doch eh nix davon hören.
Die die wollen, kriegen ausführliches Gespräch auch zum Nulltarif, da hab ich jede Geduld der Welt, und die anderen - denen ist echt nicht zu helfen!

Beispiele gefällig?

Frau mit geschwollenen Augen;
ich: "haben Sie Heuschnupfen? Sonst irgendwelche Allergien?"
- Sie: "Nicht mehr"
- "Öhm... aha, also... haben sie eine Hyposensibilisierung hinter sich? Weil ja Allergien normalerweise nicht so von allein wieder vergehen..."
- "Mit den richtigen Nahrungsergänzungsmitteln schon!"

Andere, mit Doppelbildern, mehrfach abgeklärt, sollte Prismen angepasst bekommen.
- "Nein, ich will keine Brille. Ich möchte lieber Augentraining."
- "Sowas bieten wir nicht an."
- "Aber in der Sehschule wird das doch gemacht, zur Muskelstärkung und so..."
- *überleg ob ich lachen oder weinen soll*
- "Ich hab da ja schon mal so Übungen angeordnet bekommen..."

Also da ist echt jede Diskussion sinnlos. Ich hab eine geschlagene halbe Stunde über Amblyopie, kindliches Schielen, Therapiemöglichkeiten etc. gesprochen, und am nächsten Tag rief die Dame schon wieder an und wollte was klären. Hab den Rückruf verweigert und den Arzthelferinnen aufgetragen, sie auf ihren Orthoptik-Prismenanpassungstermin zu verweisen, zu dem sie ja erscheinen kann, oder auch nicht.

In meinen Augen sind HP-Kunden zumeist uncompliante Patienten oder deutlich psychosomatisch überlagerte Fälle. Denn alles andere "medizinische" was der HP anbieten kann, kann der Arzt auch.