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Relaxometrie
19.03.2010, 18:25
Die Leiharztdiskussion, aber auch Berichte von Anästhesie-Assis aus meinem Bekanntenkreis, lassen einen glauben, daß die Anästhesie vor einem großen Ärztemangel steht. Ist das Eurer Erfahrung wirklich so? Ich habe das Fach für so attraktiv gehalten, daß ich keinen Ärztemangel vermutet habe, aber es scheint ihn doch zu geben?

Hoppla-Daisy
19.03.2010, 18:30
Hm, kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen :-nix

Ich kann jetzt nur aus den Beobachtungen in meinem Semester berichten. Und da sind doch einige viele dabei, die Schlafkröten werden wollen. Nun weiß ich auch, dass das nicht wirklich repräsentativ ist, aber irgendwie hab ich Gefühl, dass es immer genügend Studenten geben wird, die sich ein Leben jenseits des grünen Tuches, sitzend, sehr gut vorstellen können ;-).

Fiffili
19.03.2010, 18:33
Die Leiharztdiskussion, aber auch Berichte von Anästhesie-Assis aus meinem Bekanntenkreis, lassen einen glauben, daß die Anästhesie vor einem großen Ärztemangel steht. Ist das Eurer Erfahrung wirklich so? Ich habe das Fach für so attraktiv gehalten, daß ich keinen Ärztemangel vermutet habe, aber es scheint ihn doch zu geben?


Natürlich kann man sich bei einem so tollen Fach nicht vorstellen, dass es einen Ärztemangel gibt ;-) Aber nach meiner (geringen) Erfahrung würde ich auch sagen, es gibt ihn!

Hellequin
19.03.2010, 18:34
Die Anästhesisten sind halt die Arztgruppe die alle anderen Abteilungen vom Personalbedarf her in den Schatten stellen. Das schlägt halt irgendwann durch.

Moorhühnchen
19.03.2010, 18:35
Ich glaube, der Ärztemangel ist längst kein Problem einzelner Fachrichtungen mehr, sondern einfach ein generelles (außer vielleicht Fächer wie Päd...).
Ich arbeite an einer Klinik in einem Ballungsraum, mit wirklich guter Gehaltssituation (wie ich finde) und Regelung der Arbeitszeit und trotzdem können wir gerade so unsere offenen Stellen besetzen. Wie sagte mein Chef im Vorstellungsgespräch: "Frau Huhn, Sie sind die einzige Bewerberin und eine Ausschreibung kostet Geld... Können Sie zum nächsten ersten schon anfangen?" :-))

John Silver
19.03.2010, 18:57
Es gibt in jedem Fach einen Mangel an Leuten, nur ist der Mangel unterschiedlich stark ausgeprägt. Manche bekommen wenige Bewerbungen (im Vergleich zu früher), manche sind heilfroh, überhaupt auch nur eine Bewerbung zu kriegen. Wenn sich an der Situation nichts grundlegend ändert und der aktuelle Trend sich fortsetzt, werden auch Fachrichtungen, die derzeit "nur" wenige Bewerber haben, aber die Stellen noch besetzen können, auch erfahren, wie es ist, eine offene Stelle zu haben und nicht eine anständige Bewerbung zu bekommen.

EzRyder
19.03.2010, 19:18
Ja gibt einen Ärztemangel in der Anästhesie. Wenn man an einer der beliebtesten Unikliniken ohne Promotion und mit durchschnittlichen Noten sofort ne Stelle kriegt spricht das nicht gerade für ausreichend Betäuber.
An meiner Uni wurde uns auch schon nahegelegt, dass Intensivmediziner sehr gute Aussichten haben werden. Ist doch prima :-dance

stennadolny
20.03.2010, 07:41
Bereits seit längerer Zeit besteht ein erheblicher Mangel an Anästhesisten.

Bekannte aus Österreich fühlen sich von regelmäßigen Anrufen deutscher Kliniken und Personalvermittler beinahe belästigt. Die Uniklinik Leipzig etwa sucht wochenweise um etwa 4000 brutto Leihanästhesisten (Fachärzte). Diese Bekannten arbeiten nicht an Unikliniken in Österreich oder gar in Wien: Sie sind in Provinzspitälern tätig.

Es sollen auch westdeutsche Unikliniken heftigst in Österreich Leihgasmänner suchen. Allerdings scheinen deren Honorarvorstellungen (noch) recht unrealistisch zu sein.

MelC
20.03.2010, 09:38
Wenn in der Inneren z.B. eine Stelle unbesetzt ist, so müssen halt die Kollegen deren Arbeit mitmachen. Der Laden läuft trotzdem irgendwie.
In der Anästhesie geht das nicht, da es ja Parallelnarkosen nicht gibt. Wenn der Anästhesist fehlt, wird auch nicht operiert, d.h. Einnahmen fehlen.
So ist die Verwaltung gezwungen ganz schnell Ersatz zu suchen und auch höhere Preise zu zahlen.

Mache ebenfalls Anä und auch bei uns gibt es unbesetzte Stellen wie auch in anderen Kliniken der Umgebung (immerhin Nähe Großstadt).
Auch wir hatten schon mehrere Leihärzte.
Wurde als Assi im 3. WBJ auch schon von Headhuntern angerufen (waren übrigens alles Kliniken in D).

stennadolny
20.03.2010, 10:16
Kenne ein Beispiel aus den Neuen Bundesländern, wo ein (neuer, junger, dynamischer) Anä-Chefarzt beinahe vom Rest der Chefarztriege hinausintrigiert worden wäre, weil reihenweise Assis aus anderen Fächern zu ihm gewechselt haben (nach laaaaaaanger Durststrecke machte es wohl Klick bei der Verwaltung auf Druck des Anä-Chef und Bezahlung, Ausbildung sowie Dienste waren im Vergleich zu den restlichen Abteilungen ok, automatische Vertragsverlängerung auf unbegrenzt mit FA sowieso).

Da die OP-Zahlen, die Schmerzambulanz, nicht zu vergessen die Notarztdienste, rasch wieder brummten, hielt ihm die Verwaltung die Stange.

Die anderen CÄ wollten allen Ernstes ein internes Verbot über die Verwaltung durchsetzen, in eine andere Abteilung zu wechseln - was allerdings bedeutet hätte, daß nicht wenige Assis das Haus ganz verlassen hätten. Das konnte man sich nun beim besten Willen (da hatte die Verwaltung mal einen lichten Moment) nicht mehr leisten.

Abstimmung mit den Füßen ist immer noch die beste !

Miss
20.03.2010, 10:54
Ja, wie Ihr schon sagt, es liegt wohl daran, daß die Anästhesie meist die größte Abteilung im Haus ist :-) ansonsten ist das Fach ja schon attraktiv :-)
Probleme mit freien Stellen haben wir nicht, großes Haus, Großstadt. Wir beschäftigen einen Zeitarbeiter, allerdings schon seitdem ich da bin und glaub ich schon seit Jahren, was wohl dann eher Tradition und Vertrauensverhältnis geschuldet ist.

EKT
20.03.2010, 17:36
Anästhesisten werden in Zukunft zum großen Teil durch spezialisierte Pfleger ersetzt werden, wie es in anderen Ländern seit langem üblich ist.

Hypnos
20.03.2010, 18:39
Anästhesisten werden in Zukunft zum großen Teil durch spezialisierte Pfleger ersetzt werden, wie es in anderen Ländern seit langem üblich ist.

A) Das hat schon mal wer in Deutschland versucht
B) Der ist gescheitert
C) Ich hätte nix dagegen, wenn ich
D) dann auch das bezahlt bekäme, was die Anästhesisten in eben diesem Ausland erhalten...

Hypnos

EzRyder
20.03.2010, 23:49
Anästhesisten werden in Zukunft zum großen Teil durch spezialisierte Pfleger ersetzt werden, wie es in anderen Ländern seit langem üblich ist.

Na klar! Und der spezialisierte OP-Pfleger operiert den Situs, Chirurgen warn ja früher auch nur Barbiere.

...Dummes Geschwätz, nichts weiter...

John Silver
21.03.2010, 00:36
Anästhesisten werden in Zukunft zum großen Teil durch spezialisierte Pfleger ersetzt werden, wie es in anderen Ländern seit langem üblich ist.

Zeig mir mal ein Land, in dem ein Pfleger einen Arzt ersetzt, also selbständig einen Patienten prämediziert, die Narkose einleitet, überwacht und ausleitet.

Eilika
21.03.2010, 05:27
Ich hab mich hier zu Anfang gewundert, wie selbstverständlich die ausgebildete Anästhesiepflege zum Beispiel intubiert. Wie normal es ist, dass ein Patient mit der Ambulanz kommt (ohne Arzt), der extern intubiert wurde. Zumindest Einleiten tun sie also ;-)

Eule
21.03.2010, 06:44
Zeig mir mal ein Land, in dem ein Pfleger einen Arzt ersetzt, also selbständig einen Patienten prämediziert, die Narkose einleitet, überwacht und ausleitet.
Z.B. in Norwegen: bei Kurznarkosen (Maske oder Larynxmaske) machen das die Anästhesiepfleger/innen alleine - bei Patienten ohne relevante Vorerkrankungen. Der Anästhesist ist natürlich bei "kranken" Patienten immer dabei.
Bei Intubationsnarkosen ist normalerweise der Anästhesist am Anfang im Saal und dann wieder beim Ausleiten, sonst nicht - es sei denn, es ist ein Patient mit Vorerkrankungen.
Aber von einem "Ersetzen" des Anästhesisten kann man wohl nicht reden.

Grüssse aus dem schönen Norwegen
Eule

Hellequin
21.03.2010, 09:14
Na klar! Und der spezialisierte OP-Pfleger operiert den Situs, Chirurgen warn ja früher auch nur Barbiere.

...Dummes Geschwätz, nichts weiter...
In meinem damaligen PJ-Haus hatten die soviele freie Assistenzarztstellen in der UCH das die OTAs fest für die ersten Assistenzen eingestellt haben. Bis zu einem gewissen Teil kann man durchaus Ärzte durch nichtärztliches Personal ersetzen.

GOMER
21.03.2010, 09:24
Zeig mir mal ein Land, in dem ein Pfleger einen Arzt ersetzt, also selbständig einen Patienten prämediziert, die Narkose einleitet, überwacht und ausleitet. In
den USA machen die CRNAs fast all das, normalerweise werden 4 CRNAs von einem Attending überwacht. Aber die eigentliche Arbeit machen sie allein,
und verdienen dabei sehr gut ($140k+).

sockenpuppe
21.03.2010, 09:35
In Frankreich gibt es den Beruf des Infirmier Anesthésiste Diplômé d'Etat. Wie weit dessen Kompetenzen gehen, weiß ich allerdings nicht.