Was haltet ihr von "Körperwelten"

[wiwicas]

Hallo!
Ich wollte euch, als Medizinstudenten, mal fragen, was ihr von Gunther von Hagens Körperwelten haltet. Für wie groß haltet ihr den Lerneffekt und wie bewertet ihr die Darstellungen?

[John Silver]

Das Plastinieren ist eine gute Möglichkeit, um bestimmte Aspekte der Anatomie anschaulich zu machen.

Was von Hagens macht, ist geschmacklose Geschäftemacherei mit der immerwährenden Sensationsgeilheit, serviert unter der stark verdünnten Sauce wissenschaftlicher Aufklärung.

[netfinder]

Hallo!
Ich wollte euch, als Medizinstudenten, mal fragen, was ihr von Gunther von Hagens Körperwelten haltet. Für wie groß haltet ihr den Lerneffekt und wie bewertet ihr die Darstellungen?

Ich war zwar noch nicht in einer dieser "Koerperwelten", aber ich denke, dass der Lerneffekt gegen null geht. Niemand wird sich mit einem Atlas in die Ausstellung begeben um am "Objekt" Muskeln zu üben.
Ansonsten sieht das Ganze freilich gut aus, befriedigt aber wohl eher die schon genannte Sensationsgeilheit der Massen...

[heart]

Mir geht schon allein dieser Joseph-Beuys-für-Arme-Look auf die Nerven!

[Lava]

Was ich davon halte? Nüscht. Ethisch höchst fragwürdig.

Ich hab's mir damals vor 10 Jahren angesehen, bevor ich studiert habe. Damals fand ich's toll. :-nix

[Relaxometrie]

Ich hab's mir damals vor 10 Jahren angesehen, bevor ich studiert habe. Damals fand ich's toll. :-nix
Geht mir genau so!
Ich habe die Ausstellung am Anfang des Studiums gesehen. Ich glaube, ich hatte gerade den Präpkurs hinter mir und war von den Ausstellungsstücken und der filigranen Darstellung fasziniert. Inzwischen geht mir der Typ aber auch auf den Senkel.
Erstens war da doch mal eine Ungereimtheit mit seinem Professorentitel. Wo hat er den nochmal her? War das nicht ein Ehrenprofessorentitel irgendeiner Ostblockuni? Gegen diesen Ehrentitel ist ja nichts einzuwenden, aber wenn man ihn nicht als solchen kennzeichnet, finde ich es mies.
Zweitens braucht man zur reinen Darstellung des menschlichen Körpers keine speziellen Denker- oder was auch immer für Posen.
Wenn er sich auf seine Plastinationsmethode beschränken und diese an "normal positionierten" Leichen zeigen würde, hätte ich nichts gegen diese Ausstellung.

[Strodti]

Ich habe die Austellung in Bremen besucht und fand es für mich nicht schlecht. Die Plastination ist eine wirklich gute Technik und man kann viel mehr erkennen als an einer grauen Präpkursleiche. Viele Präparate sind sehr schön dargestellt und als medizinisch Vorgebildeter hat man tatsächlich etwas von der Ausstellung. Schöne Schnittbilder,perfekte Darstellung der Organe (auch mit pathologischen Präparaten) und sehr detailliert.

Sehr negativ empfand ich die teilweise sehr provozierenden Präparationen. Der "Mystiker" ritt auf seinen Bauchorganen und hatte seine Gesichtsmuskeln umgedreht als Krone auf dem Schädel, der Fahrradfahrer mußte unbedingt eine coole Sonnebrille tragen und drei Leichen spielen Poker und haben von der Schirmmütze bis zur Spielkarte zwischen den Zehen allerlei "Accessoires". Das fand ich schon unpassend.

Insgesamt habe ich den Besuch nicht bereut, kann nun mitreden, muss aber nicht wieder hin. Reicht.

[KoelnerMedizin]

Ich war da (wohl eher gezwungenermaßen). Fazit: Lerneffekt geht gegen Null, es handelt sich in erster Linie um Geldmacherei, bei der man sich die Sensationsgeilheit der Menschen zu Nutze macht.

[Ehemaliger User 05022011]

Erstens war da doch mal eine Ungereimtheit mit seinem Professorentitel. .
und zweitens, wo er seine Körperspenden her bezieht



Was von Hagens macht, ist geschmacklose Geschäftemacherei mit der immerwährenden Sensationsgeilheit, serviert unter der stark verdünnten Sauce wissenschaftlicher Aufklärung.
Dem ist nichts hinzuzufügen!

Und NEIN, man muss nicht hin, nur um mitreden zu können!

[airmaria]

naja, klar kann man das ganze sehr zweifelnd betrachten, aber diese reisserische komponente ist nun auch nicht so neu:

http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/123292015/PDFSTART

prinzipiell äusserst skeptisch eingestellt - insbesondere gegenüber der person - habe ich neulich an einem betriebsausflug zur ausstellung in zürich teilgenommen:


insgesamt war ich über die atmosphäre unter berücksichtigung der darstellung für "normalsterbliche" positiv überrascht.
in der ausstellung hat es sehr viele normale anatomische modelle, wie in üblichen anatomischen museen auch.
bleiben noch die plastinierten ganzkörperpräparate: es waren deutlich weniger, als ich angenommen habe, diese waren auch nicht so super präpariert, wie ich angenommen habe (hauptunterschied zu anderen scheint hier eher der engagierte paint-brusher zu sein)


fazit:
diese ausstellung lockt - wohl eben auch aufgrund der reisserischen komponente - viele leute an, welche sich somit etwas näher mit dem menschlichen körper, dem leben und den krankheiten befassen, als sie es sonst tun würden... und das ist per se erst mal nicht so schlecht.
was nutzt der ehrenwerteste gedanke, wenn ihn keiner mitbekommt? so ist der mensch!
airmaria

[Inelein]

(hauptunterschied zu anderen scheint hier eher der engagierte paint-brusher zu sein)


Der Spruch hat mir meinen Morgen gerettet:-))

ontopic: war als ich in der 9. Klasse war mit der Schule dort, damals fand ich es total cool, man durfte sogar Präparate ganz offiziell (ich glaub es war eine Lunge) antatschen. Soweit ich mich erinnern kann gab es damals auch mißgebildete Föten in "Marmeladengläsern", was mich dann aber doch etwas an "Alien" (den Film...) erinnert hat...
Fazit: für ne 9. Klässlerin einer der interessantesten Schulausflüge ever;-)