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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach dem Studium: Forschung - Studienort?



gänseblümchen92
30.03.2010, 15:10
Hallo!

Ich möchte Medizin studieren, hab aber noch einige Fragen dazu:

Ich weiß noch nicht, wo ich studieren will. Gibt es irgendwo vielleicht eine Übersicht der Schwerpunkte, die die einzelnen Unis im Studium setzen (falls es diese Schwerpunkte überhaupt gibt...?)

Nach dem Studium würde ich gern in die Krankheits-/Medikamentenforschung gehen (besonders Krebsforschung interessiert mich).
Gibt es Unis, die dafür besonders geeignet wären?

Und wäre dann ein Regel- oder ein Modellstudiengang besser (hab mal gehört, dass man im Modellstudiengang zu wenig z. B. über Biochemie lernt, ka, ob das stimmt)?

Ich hab auch von diesem MD/PhD-Programm gehört, was genau ist das und wo kann man das machen?

Wär nett, wenn ihr mir helfen könntet! ^^

Liebe Grüße

LaTraviata
30.03.2010, 15:28
Hallo Du,
sicherlich ist das Studium erst einmal oberflächlich betrachtet gleich da zum Schluß das Staatsexamen schreibt, das jeder mit dem in den zuvor überlebten Jahren erhaltenen Rüstzeug bestehen sollte. Heidelberg fiele mir spontan in Sachen Forschung ein, nicht weil ich das von irgendjemandem wüsste, sondern eher aufgrund des Standortes des MPI, DKFG etc.. Also infrastrukturell würde ich mir mal das nähere Umfeld der Uni anschauen und eben primär nach dem Ort gehen, der Dir gefallen könnte - schließlich musst Du dort auch leben!!!

PhD-Programme werden an post-graduates vergeben, oftmals durch Stipendien oder über manche Excellence-Cluster der Unis. Insofern erst einmal studieren und dann zur Not weitersehen ;-).

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Ulle
30.03.2010, 18:25
Wenn Du ganz ganz ganz sicher nicht in die Krankenversorgung möchtest, solltest Du Dir überlegen, ob Humanmedizin wirklich das richtige ist. Wie man forscht, wird in diesem Studiengang eigentlich nicht vermittelt.
Und ohne Facharzt hat man eigentlich keine großen Vorteile, macht man ihn dennoch, hat man wieder fünf Jahre Forschung light, gerade in der Phase, wo man sich als Forscher durchsetzt oder halt nicht.
Gibt sicher auch Vorteile, z.B. eine grandiose Exit-Strategie, wenn man merkt, dass Forschung irgendwie doch nicht das Wahre ist. Allerdings sollte man sich dann auch damit anfreunden können, dass Patientenversorgung was tolles ist.

Flemingulus
30.03.2010, 18:31
Nach dem Studium würde ich gern in die Krankheits-/Medikamentenforschung gehen (besonders Krebsforschung interessiert mich).
Gibt es Unis, die dafür besonders geeignet wären?


Erster Punkt, nur zur Anregung:
Wie wärs mit einem Studiengang wie Humanbiologie/molekulare Medizin etc., d. h. mit einem auf Forschung fokusierten Studiengang? Dann würdest Du die klinisch-praktischen Aspekte etwas umschiffen, die Dich vielleicht (?) nicht so vordergründig interessieren, die aber beim Med.-Studium dreiviertel Deiner Zeit kosten werden.

Zweiter Punkt:
Der Begriff "Krankeits/Medikamentenforschung" dürfte wohl fast jede Art medizinischer Forschung umfassen. ;-)

Der Begriff "Krebsforschung ist zwar etwas spezifischer - aber warum interessiert Dich Krebs am meisten? Aus echtem, informierten Interesse oder weil Du Dir unter anderen Forschungsschwerpunkten (Infektionskrankheiten, neurodegenerative Erkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, neurologische Erkrankungen, psychiatrische Erkrankungen undsoweiterundsofort... ) noch nix so richtig vorstellen kannst? Mit dem Interesse für Krebsforschung stürzt Du Dich nämlich in eines der kompetitivsten Felder - das will irgendwie jeder Hansel machen und entsprechend ist das Gedränge da am größten. ;-)

gänseblümchen92
31.03.2010, 12:09
Erstmal: Danke für die Antworten!

Hab auch schon drüber nachgedacht, ob ich vielleicht etwas anderes studiere, was mehr auf Forschung abzielt, aber ich denke, ich bleibe bei Medizin. Denn falls es mit der Forschung nicht klappt (oder ich doch merke, dass es nichts für mich ist) hab ich immer noch zig andere Möglichkeiten.

Deswegen dachte ich an dieses MD/PhD-Programm, weil man da ja zusätzlich zum Medizinstudium noch was mit Forschung oder so macht...??? Irgendeinen Bachelor im naturwissenschaftlichen Bereich??? Weiß da jemand Näheres?


PhD-Programme werden an post-graduates vergeben, oftmals durch Stipendien oder über manche Excellence-Cluster der Unis. Insofern erst einmal studieren und dann zur Not weitersehen .


Heißt das, die Programme gibt es an jeder Uni?

Und zum Thema Krebsforschung: Es ist wirklich die Krankheit, die mich interessiert. In meiner Familie gab/gibt es viele Krankheits-/Todesfälle, was vermutlich nichts ungewöhnliches ist, aber irgendwie hatte ich schon ziemlich früh den Wunsch, etwas gegen die Krankheit zu unternehmen... ;-) Okay, das klingt jetzt vielleicht etwas naiv, aber ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll.
Allerdings kommen auch andere Forschungsfelder infrage, es geht mir einfach darum, Teil des medizinischen Fortschritts zu sein.
So genau hab ich mich da aber auch noch nicht mit befasst, vielleicht ändert sich das ja auch während des Studiums noch alles.

Und außerdem hab ich ja noch Zeit, ich mach erst im nächsten Jahr mein Abi.

Dazu hab ich noch ne vielleicht etwas dumme Frage: ^^

Wenn ich 2011 Abi mache, kann ich dann im SS 2011 schon anfangen zu studieren? Denn da muss man sich ja schon im Januar oder Februar oder so bewerben und da hab ich ja mein Abi noch gar nicht... ???

Muriel
31.03.2010, 12:11
Du kannst Dich erst bewerben, wenn Du Dein Abiturzeugnis in den Händen hältst, bedeutet, dass Du im Oktober '11 mit dem Studium beginnen kannst.

Flemingulus
31.03.2010, 12:35
Und zum Thema Krebsforschung: Es ist wirklich die Krankheit, die mich interessiert. I

Dann findest Du prinzipiell an jeder Uni coole Forschergruppen, die sich damit auseinander setzen - das ist, wie oben schon gesagt, ein ziemliches "beliebtes" Forschungsfeld.

Eine etwas herausgehobende Rolle nimmt wie von LaTraviata schon gesagt Heidelberg wegen des DKFZ (http://www.dkfz.de/index.html) ein, das ist eine zu den Helmholtz-Zentren gehörende Großforschungseinrichtung, die zwar nicht Teil der Uni Heidelberg ist, wo aber Medizinstudenten auch Doktorarbeiten (MD Program) machen können. PhD-Programme bieten mittlerweile ziemlich viele und m. W. eigentlich alle Forschungsstarken Unis an. Ich persönlich halte den PhD für Mediziner aber nicht für so wichtig, außer evtl. man möchte im Ausland in der Forschung Karriere machen. Wenn Du nicht auswandern möchtest, ist Deine Publikationsliste später das relevante Kriterium und nicht die Art Deines Doktortitels.

Zur weiteren Anregung bzgl. Unis mit starker Krebsforschung hier die Liste aktueller Sonderforschungsbereiche (DFG-finanzierter Forschungsverbund an einer Uni) bzw. Transregios (Uni-übergreifender Forschungsverbund, Antragstellende Uni an erster Stelle genannt) an deutschen Unis, die explizit Krebs, Tumor, Neoplasie (anderes Wort für Tumor) o. ä. im Titel führen (Beginn der 1. Förderperiode in Klammern):

Sonderforschungsbereiche/Transregios mit direktem Bezug "Krebs" im Titel:

Berlin/München:
- TR 54 Wachstum und Überleben, Plastizität und zelluläre Interaktivität lymphatischer Neoplasien (2008)

Freiburg:
- SFB 850 Kontrolle der Zellmotilität bei Morphogenese, Tumorinvasion und Metastasierung (2010)

Heidelberg/Hannover/Braunschweig:
- TR77 Leberkrebs - von der molekularen Pathogenese zur zielgerichteten Therapie (2010)

Köln:
- SFB 832 Molekulare Basis und Modulation der zellulären Interaktionen im Tumormikromilieu (2009)

München:
- SFB 456 Zielstrukturen für selektive Tumorinterventionen (1999)
- SFB 684 Molekulare Mechanismen der normalen und malignen Hämatopoese (2006)
- SFB 824 Bildgebung zur Selektion, Überwachung und Individualisierung der Krebstherapie (2009)

Tübingen:
- SFB 773 Therapieresistenz solider Tumoren und ihre Überwindung (2008)

Ulm:
- SFB 518 Entzündung, Regeneration und Transformation im Pankreas (1998)

Würzburg/Marburg:
- TR 17 Ras-dependent pathways in human cancer (2004)

Viele andere Sonderforschungbereiche beschäftigen sich mit Themen wie zelluläre Differenzierung, Gefäßbildung, Entzündung usw. und liefern somit ebenfalls Beiträge zur Krebsforschung auch wenn da Krebs nicht das primäre Hauptthema ist. Wie gesagt: Krebs wird an jeder Uni beforscht und die obige SFB-Liste gibt nur mal einen schlaglichtartigen Eindruck, wo sich besonders viel tut.

Ulle
31.03.2010, 19:04
Ein PhD oder vergleichbarer Abschluß ist schon nett, wenn man frühzeitig eigene Gelder einwerben will, der deutsche Dr. med. scheint zumindest der DFG nicht alleinig ausreichend, um in dieser Phase an Forschungsgelder zu kommen (meines Erachtens wird dies noch schwieriger werden, da immer mehr forschungsorientierte Mediziner sich für "höhere" Abschlüsse qualifizieren).

Für das Ausland sehe ich da eher einen Vorteil, da der Dr. med. per se eine Forschungsarbeit darstellt, man im Prinzip also einen MD/PhD (light) (MD gibt es in den meisten Ländern für jeden Arzt, das hat mit Forschung nichts zu tun). Mir gegenüber wurden mal Beispiele angedeutet, die ihren Dr. med. in z.B. Amerika in einen MD/PhD ummüntzen konnten (man braucht eine Uni, die die Doktorarbeit als Äquivalent zum amerikanischen Titel erklärt). Naja, was ich vom deutschen System halte, habe ich schon an anderer Stelle formuliert.

In Kiel wird es bald einen (fast) studienbegleitenden Master in Medizinforschung geben, den man direkt nach 6 Semestern Medizin mehr oder weniger parallel aufnehmen kann. Soll dazu dienen, sich attraktiv für (internationale) PhD-Programme zu machen, die im Anschluß an das Medizinstudium gehängt werden können.

Milana
31.03.2010, 20:35
An der Med. Fak. Mannheim der Universität Heidelberg gibt es neben einem Modellstudiengang, in dem man garantiert genauso viel Biochemie lernt, wie überall anders auch, auch ein studienbegleitendes Masterprogramm.
Man kann nach dem dritten Studienjahr wählen, ob man in die klinische Praxis gehen möchte, oder alternativ einen Master in Medical Physics mit Schwerpunkt Strahlentherapie oder einen Master in Public Health oder einen (und jetzt wirds für dich relevant) Master in Medical Translational Research machen möchte.
Bei den Mastern hat man dann auch die Möglichkeit neben dem MD auch den PhD in Zusammenarbeit mit der Universiteit Groningen zu machen. Allerdings ist mir das nicht empfohlen worden, wenn man nicht unbedingt zur Forschung ins Ausland möchte.

Daneben gibt es noch die Möglichkeit sich für die Junior Scientific Masterclass zu bewerben, die den Studenten die Forschung, die Verfassung von Papers etc. näherbringt. Aber am besten, du informierst dich über das Angebot nochmal auf der Homepage der Uni. :)

gänseblümchen92
01.04.2010, 09:48
Danke für die vielen Infos, das hilft mir schon sehr viel weiter! :)

Nochmal zum MD/PhD-Programm:
Man macht also seinen Abschluss in Medizin und nebenher noch einen weiteren Abschluss? Quasi zwei Studiengänge gleichzeitig?
Ist das nicht sehr anstrengend bzw. zeitaufwändig?
Und studiert man dann noch länger als 12 Semester?

Ulle
01.04.2010, 18:15
Was ich so gelesen habe, sehen die meisten Programme ein paar Kurse parallel zum Med-Studium vor und zusammen mit dem Dr. med. erlauben sie dann das PhD-Studium nach Abschluß des Medizinstudiums. Dieses dauert in der Regel dann drei Jahre, vergleichbar mit dem Doktortitel von Naturwissenschaftlern. Zusätzlich müssen in dieser Zeit häufig noch weitere Seminare besucht werden, um weiter zu den Naturwissenschaftlern aufzuschließen.

gänseblümchen92
03.04.2010, 09:15
Oha, neun Jahre studieren...???
Das werd ich mir dann doch noch mal gründlich überlegen ;-)
Jedenfalls, vielen vielen Danke für eure Hilfe!
Ich wünsch euch allen schöne Ostertage! :)

Ulle
03.04.2010, 18:45
Neun Jahre Studium inkl. Doktor ist in den Naturwissenschaften normal, insofern wirst Du da nicht groß abkürzen können, wenn Du in die Forschung möchtest - die letzten drei Jahre sind aber schon eher Arbeitsleben und man verdient auch sein eigenes Geld.

Anderer Weg wäre halt über Medizinstudium und Dr. med. parallel zum Job zu forschen, allerdings forscht man da halt nebenbei und ist primär Arzt.

test
03.04.2010, 19:29
Dann findest Du prinzipiell an jeder Uni coole Forschergruppen, die sich damit auseinander setzen - das ist, wie oben schon gesagt, ein ziemliches "beliebtes" Forschungsfeld.

Eine etwas herausgehobende Rolle nimmt wie von LaTraviata schon gesagt Heidelberg wegen des DKFZ (http://www.dkfz.de/index.html) ein, das ist eine zu den Helmholtz-Zentren gehörende Großforschungseinrichtung, die zwar nicht Teil der Uni Heidelberg ist, wo aber Medizinstudenten auch Doktorarbeiten (MD Program) machen können. PhD-Programme bieten mittlerweile ziemlich viele und m. W. eigentlich alle Forschungsstarken Unis an. Ich persönlich halte den PhD für Mediziner aber nicht für so wichtig, außer evtl. man möchte im Ausland in der Forschung Karriere machen. Wenn Du nicht auswandern möchtest, ist Deine Publikationsliste später das relevante Kriterium und nicht die Art Deines Doktortitels.

Zur weiteren Anregung bzgl. Unis mit starker Krebsforschung hier die Liste aktueller Sonderforschungsbereiche (DFG-finanzierter Forschungsverbund an einer Uni) bzw. Transregios (Uni-übergreifender Forschungsverbund, Antragstellende Uni an erster Stelle genannt) an deutschen Unis, die explizit Krebs, Tumor, Neoplasie (anderes Wort für Tumor) o. ä. im Titel führen (Beginn der 1. Förderperiode in Klammern):

Sonderforschungsbereiche/Transregios mit direktem Bezug "Krebs" im Titel:

Berlin/München:
- TR 54 Wachstum und Überleben, Plastizität und zelluläre Interaktivität lymphatischer Neoplasien (2008)

Freiburg:
- SFB 850 Kontrolle der Zellmotilität bei Morphogenese, Tumorinvasion und Metastasierung (2010)

Heidelberg/Hannover/Braunschweig:
- TR77 Leberkrebs - von der molekularen Pathogenese zur zielgerichteten Therapie (2010)

Köln:
- SFB 832 Molekulare Basis und Modulation der zellulären Interaktionen im Tumormikromilieu (2009)

München:
- SFB 456 Zielstrukturen für selektive Tumorinterventionen (1999)
- SFB 684 Molekulare Mechanismen der normalen und malignen Hämatopoese (2006)
- SFB 824 Bildgebung zur Selektion, Überwachung und Individualisierung der Krebstherapie (2009)

Tübingen:
- SFB 773 Therapieresistenz solider Tumoren und ihre Überwindung (2008)

Ulm:
- SFB 518 Entzündung, Regeneration und Transformation im Pankreas (1998)

Würzburg/Marburg:
- TR 17 Ras-dependent pathways in human cancer (2004)

Viele andere Sonderforschungbereiche beschäftigen sich mit Themen wie zelluläre Differenzierung, Gefäßbildung, Entzündung usw. und liefern somit ebenfalls Beiträge zur Krebsforschung auch wenn da Krebs nicht das primäre Hauptthema ist. Wie gesagt: Krebs wird an jeder Uni beforscht und die obige SFB-Liste gibt nur mal einen schlaglichtartigen Eindruck, wo sich besonders viel tut.

Beim TR77 fehlt mir in deiner Aufstellung Mannheim :-angel:-party

gänseblümchen92
12.04.2010, 15:15
Danke für die Infos, hat mir sehr geholfen! :)