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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fächer mit größtem Ärztemangel



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Kaas
07.04.2010, 13:24
Hallo!
Wollte mal fragen in welchen Fächern der Ärztemangel am größten ist? Ich Habe mal gelesen, dass noch mahr als andere Ärzte Psychiater, Neurologen, Chirurgen und Orthopäden gesucht sind... . Gibts jemanden, der darüber Auskunft erteilen kann bzw. Links zu entsprechenden Artikeln kennt?

stennadolny
07.04.2010, 13:46
Aus erster Hand kann ich sagen: Nachwuchsmangel bei Psychiatern in ganz Deutschland enorm, selbst an Unikliniken (z.B. Heidelberg).
Wenn in Süddeutschland nicht der eine oder andere Ösi, der eine oder andere Neuroassi im Gegenfach wenigstens zeitweise käme, haben die bald eigentlich nur mehr Osteuropäer oder (vermehrt) Psychologen auf Arztstellen. Was gesetzlich eigentlich verboten ist......
Gut, in manchen Psychiatrien krebsen auch noch irgendwelche Ärzte herum, die niemals einen Facharzt schaffen werden und eben aus Mitleid, Gewohnheit o.Ä. noch Beschäftigung finden, aber die machen das Kraut auch nicht fett.

Nachwuchsmangel wohl auch in radiologischen Fächern außerhalb der Ballungsräume teils dramatisch, da ist es nicht mehr nur Ostdeutschland.

Fachärzte (Oberärzte), egal wo, außerhalb von Ballungsräumen bekommt man zu den üblichen Tarifverträgen, soferne man irgendwelche Zusatzqualis und/oder eine langjährige Berufserfahrung fordert, praktisch nicht mehr: Da geht es (fast) nur mehr außertariflich oder über das Mietmodell.

Lexone
07.04.2010, 13:50
Hallo!
Wollte mal fragen in welchen Fächern der Ärztemangel am größten ist? Ich Habe mal gelesen, dass noch mahr als andere Ärzte Psychiater, Neurologen, Chirurgen und Orthopäden gesucht sind... . Gibts jemanden, der darüber Auskunft erteilen kann bzw. Links zu entsprechenden Artikeln kennt?

Der Tagesspiegel (allerdings von 2008) unterstreicht deine These mit den Chirurgen.:-dafür
Hier Klicken (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Aerztemangel-Chirurgie;art1117,2517688)

mfG

stennadolny
07.04.2010, 13:59
Durchaus möglich. In einem Lehrkrankenhaus der Uni Heidelberg, unweit von Heidelberg, nimmt der Chirurgiechef jeden deutschen Absolventen, der sich bei ihm bewirbt. Unbesehen. Auf Anzeigen bekomme er entweder garkeine Bewerbungen mehr oder bloß Bewerbungen von weit, weit her. In schlechtem Deutsch oder Englisch.
Die Chirurgie dort ist nicht eben als Hölle verschrien......

Andererseits wird eben auch viel rascher in der Probezeit wieder gekündigt (seitens der Assis) als früher. Eine Kollegin hat etwa nach 2 Wochen in einer Kardiologie wieder gekündigt, als die vollmundigen Versprechungen des Chefs nicht hielten und sofort die nächste Stelle bekommen - an einer Psychotherapiestation um die Ecke.

bonescrusher
07.04.2010, 14:28
ist ja auch mehr als verständlich: Chirurgie ist ein großes Fach, also automatisch langer Facharzt. Dazu kommt noch, dass man seinen OP Katalog vollbekommen muss, was meist unter 6 Jahren kaum möglich ist ... das weitere Probleme meines Erachtens ist auch die Weiterbildung.

Wenn man ehrlich ist, ist man doch in vielen Kliniken erstmal 2-3 Jahre Hakenhalter und macht genau das gleiche wie ein Famulant im OP.

Die meisten Fachärzte können doch nach diesen 6 Jahren nicht annähernd gut operieren, Ausnahmen gibt es natürlich, weil sie kaum was machen dürfen.

Das zieht sich eben so durch. Die Oberärzte sind am Operieren bis sie Tod umfallen und jammern immer, was für scheiß Arbeitszeiten sie doch hätten und der Rücken und tralalalala

Und so machen es dann die Assis, die später Oberärzte werden genauso. Alles wird selbst gemacht, keiner darf operieren. Und am Ende hat man en haufen Fachärzte, die gerade mal ne Subcutannaht gut adaptierend hinbekommen.

Dazu erhöht dieses Verhalten dann noch massiv den Konkurrenzkampf. Ellenbogenmentalität ist doch Standard. Jeder buhlt nur um die Gunst des Chefarzt und andere werden ausgestochen. Den Chefärzten gefällt die Schleimmerei, aber das Klima leidet darunter.

EzRyder
07.04.2010, 15:31
Anästhesie

Lateiner
07.04.2010, 16:22
Anästhesie

Gibt's da auch eine Erklärung dazu? :-D

THawk
07.04.2010, 16:26
Wurde hier kürzlich im Forum schon ausdiskutiert. Titel weiß ich allerdings nicht mehr, aber die SuFu dürfte helfen.

Ansonsten dürfte es einfacher sein, die Fächer ohne Ärztemangel aufzuzählen als die mit. Selbst in der Päd wirst du an entsprechend kleinen Kliniken als Berufsanfängerin und Mutter mit Kusshand genommen.

Healix
07.04.2010, 16:28
Sind meistens vom Personalstamm her die mit Abstand größten Abteilungen in den Kliniken... Außerdem eins der teilzeitfreundlichsten Fächer, deswegen relativ viele geteilte Stellen.

Annabell Lee
10.04.2010, 09:54
Wie sieht es eigentlich bei psychisch kranken Studenten aus? Bekommt man trotz solcher Auffälligkeiten später eine Chance in bestimmten Fächern? Ist der Mangel überall gleich ausgeprägt oder gibt es Gegenden, wo man in jedem Fach etwas bekommen kann?

MissGarfield83
10.04.2010, 10:10
Ist der Mangel überall gleich ausgeprägt oder gibt es Gegenden, wo man in jedem Fach etwas bekommen kann?

Die Gegenden die mir da einfielen sind die tiefste Provinz in Ostdeutschland oder halt aufm Land in RLP - da kriegt man sicher in (fast) jedem Fach etwas ...

Spark
10.04.2010, 10:19
Definiere psychisch krank.

Ich hatte um meine Abizeit rum mal eine fette Depression. Kam von meinen damaligen Familie- und Lebensumständen und ist nach Befreiungsschlag nie wieder aufgetaucht. Für private KK bin ich seitdem psychisch vorerkrankt, obwohl es mir seit Jahren besser geht als je zuvor. Kenne andere die im Studium durch Mehrfachbelastungen Burnout hatten. Solche Sachen sind keine Empfehlung, aber für die normale Jobsuche auch kein grosses Hindernis, wenn man sie konstruktiv überwunden hat.

Wenn Du allerdings reelle "Auffälligkeiten" meinst, also spürbare Beeinträchtigungen des Auffassungs-, Reaktions- und Handlungsvermögens, wird und sollte(!) das doch hoffentlich ganz gewaltige Einschränkungen der Berufsausübung mit sich bringen. Es ist nichts gegen einen Schreibtischarzt zu sagen der mit sowas zu kämpfen hat, aber ich möchte selber NIE in Sachen Operation, komplexe Diagnose, Notfall o.ä. auf jemanden angewiesen sein dessen innere Stabilität und Urteilsvermögen häufig am Schwanken ist.

Oder wie stellst Du Dir das vor? Hier stellen ja öfters mal Leute diese Frage, und ich bin persönlich der Meinung (als jemand der weiss wie sehr man abschmieren kann, und der ausserdem einen psychiatrisch schwer erkrankten Angehörigen hat) dass wiederkehrende Krankheitsbilder die mit Einschätzungsschwierigkeiten oder schlimmer einhergehen (psychotische Formen, auch Borderline, bipolar usw.) klar gegen die Ausübung des Arztberufes sprechen, zumindest in den allermeisten Fachrichtungen. Starke fachliche Einschränkung.

Ehemaliger User 05022011
10.04.2010, 10:59
ich bin persönlich der Meinung ....dass wiederkehrende Krankheitsbilder die mit Einschätzungsschwierigkeiten oder schlimmer einhergehen (psychotische Formen, auch Borderline, bipolar usw.) klar gegen die Ausübung des Arztberufes sprechen, zumindest in den allermeisten Fachrichtungen.

seh ich auch so, ist für mich auch eine Frage der Verantwortungsübernahme und zwar für sich selbst und für die Patienten
:-meinung

WackenDoc
10.04.2010, 17:32
Wieso sollten denn Borderliner keine Ärzte werden?

Lava
10.04.2010, 17:35
Wenn man ehrlich ist, ist man doch in vielen Kliniken erstmal 2-3 Jahre Hakenhalter und macht genau das gleiche wie ein Famulant im OP.

Käse! :-meinung

Kati 27
11.04.2010, 02:38
O-Ton Bonecrusher:
Wenn man ehrlich ist, ist man doch in vielen Kliniken erstmal 2-3 Jahre Hakenhalter und macht genau das gleiche wie ein Famulant im OP.

Die meisten Fachärzte können doch nach diesen 6 Jahren nicht annähernd gut operieren, Ausnahmen gibt es natürlich, weil sie kaum was machen dürfen.


Käse! :-meinung

Hätte dazu gerne eine nähere Erklärung!
Ich habe die Chirurgie für mich immer ausgeschlossen.
Jetzt im PJ mache ich Wahlfach Gyn, ist ganz nett aber nicht so DER Burner, dass ich das immer machen möchte. Ich merke aber, das ich super gerne im OP bin und gerade abdominelle Eingriffe total interessant finde, und dass mir z.B. Kameraführung bei der LSK total Spass macht. Sobald ich 1. Assistenz machen darf ist das für mich der Himmel auf Erden..
Mal sehen, was das im Chirurgie-Tertial gibt, aber ich könnte mir schon vorstellen, in der Chirurgie erst mal anzufangen.
Nun bin ich von meiner Art aber eher zurückhaltend und weiß nicht, ob ich die richtige Ellenbogenmentalität für das Fach habe und habe auch Respekt vor den krassen Arbeitszeiten....und wenn man die ersten 2 Jahre wirklich nur Hakenhalter ist...nicht so DIE super Aussicht.... :-nix

Lava
11.04.2010, 09:43
Also die Aussage man sei in den ersten 2-3 Jahren nicht mehr als ein Famulant ist absolut lächerlich. Mal davon abgesehen dass ein Famulant keine Aufklärungen macht, (idR) keine Briefe schreibt, keine OP Indikation stellt und keine eigenen Entscheidungen trifft, stimmt auch die Aussage nicht, man würde im OP nur Haken halten.

OK, ich kann jetzt nur von einzelnen Beispielen aus meinem eigenen Erfahrungsschatz sprechen, aber Studien mit Zahlen wird auch bonecrusher nicht vorlegen können. Ich bin jetzt seit 14 Monaten dabei und habe um die 50 eigene OPs gemacht, wobei ich seit 5 Monaten fest in der Ambulanz und praktisch gar nicht mehr im OP bin. Meine Kollegen von Station haben entsprechend noch mehr Eingriffe vorzuweisen und zwar nicht nur Metallentfernungen, sondern auch DHS, PFN, OSG Frakturen, Claviculafrakturen, Radiusfrakturen, MHK Frakturen... eine gute Freundin von mir in der Allgemeinchirurgie hat in den ersten Monaten schon zig Hernien operiert und in ihrem ersten WBJ ne Struma. Zeig mir einen Famulanten, der das darf. ;-)

Spark
11.04.2010, 09:53
Wieso sollten denn Borderliner keine Ärzte werden?

Falsch gelesen Deinerseits. Arzt werden, als Mediziner(!) arbeiten seh ich schon, aber in Bezug auf patientenintesive Fächer wo es über weite Strecken hektisch, belastend, komplex wird und nicht zuletzt menschelt kann man nicht einfach sagen "Och, macht ja nix". Wie viele bleiben dann noch übrig?

Und willst Du echt sagen dass das KEINE Rolle spielt, wenn jemand solche Zustände hat?

stennadolny
11.04.2010, 17:36
Wie sieht es eigentlich bei psychisch kranken Studenten aus? Bekommt man trotz solcher Auffälligkeiten später eine Chance in bestimmten Fächern?

Ja, in der Psychiatrie/Psychosomatik.

Das ist kein Scherz: Wie viele sich in der Psychiatrie/Psychsomatik (später) als hochgradig auffällig - nicht zuletzt mit teils erschütternder medizinscher "Intelligenz" gesegnet - erweisen, ist kein Zufall.

Das beginnt ganz oben: In einer Psychiatrie östlich von München (gemeint ist nicht die am Stadtrand) geht der Chef dezidert davon aus, daß Mitarbeiter in der Psychiatrie grundsätzlich faul sind. Weshalb sie in der Psychiatrie arbeiten. Da kann es schon passieren, daß man als Mitarbeiter gekündigt wird, wenn man in dieser Psychiatrie auf die unerträgliche Arbeitsbelastung wegen des chronischen Ärztemangels (=chefinduziert) hinweist. Der Chef allerdings geht davon aus, daß solch kritische Mitarbeiter einfach nicht gut organisiert sind.
Bei diesem Chef gibt es schon mal Leute, die das Bewerbungsgespräch von sich aus abbrechen, weil sie ihn beim ersten Treffen bereits als very strange erleben.

In einer Psychiatrie nordöstlich von München macht der Chef seine Frau, die vielleicht von Tuten, nicht aber von Blasen keine Ahnung hat, zum Oberarzt, obwohl er selbst sie vor jeder verantwortungsvollen Tätigkeit abschirmen muß, da sie sich sonst bei vielen Kleinigkeiten gräßlich blamieren würde. Modelhafte Figur geht eben nicht immer mit Kompetenz einher.

In einer Psychiatrie nordwestlich von München gibt es noch regelmäßig: Anschreien vom Chef in der Tagesbesprechung. Dieser Chef hat noch an der Uniklinik (München) Studenten auch während des Pflichtpraktikums zusammengeschrien- einfach so.

In einer kleinen Psychiatrie weit östlich von München ist der Chef zu keiner ernstzunehmenden Entscheidung fähig, delegiert alles nach unten und übernimmt auch keine Verantwortung.

In einer Psychiatrie nordöstlich von München wird eine Oberärztin von der Chefärztin abgesetzt, obwohl die Chefärztin dazu garkeine Kompetenz hat. Beide sind begnadete Mobber. Die Oberärztin wird entsprechend als Oberärztin in die Forensik versetzt. Die Chefärztin hat keine Ärzte mehr, bekommt nur mehr Psychologen.

In einer Psychsomatik südöstlich von München wird Privatpatienten alles schriftlich bestätigt, was sie brauchen (z.B. nicht suchtkrakn zu sein......) Dort hat der Arzt (außer dem Chefarzt) immer Unrecht bei Beschwerden von Privatpatienten. Immer.

MissGarfield83
11.04.2010, 18:21
Käse! :-meinung

:-meinung Ist der Common Trunk nicht eigentlich dafür gedacht die Grundfertigkeiten des Operierens zu erlernen ? Ich kenn genug Assis die in den ersten 2 Jahren schon alleine ihre Würmer, Schraubenentfernungen usw gemacht haben ....