PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Organe gegen Geld?



Seiten : 1 [2]

hobbes
01.02.2003, 14:13
Die steuerliche Ungleichbehandlung resultiert in einem erhöhten Steuersatz für Nichtspender. Die Nichtspender werden somit für ihr Verhalten finanziell bestraft. Damit ist ihr Verhalten von offizieller Seite als "schlecht" qualifiziert. Mit einer freiwilligen Handlung hin zur Organspende hat dies nichts mehr zu tun.

Ehrlich gesagt bin ich erschüttert, wenn ich diese eure postings zu diesem Thema so lese. Mit welcher Gier sich hier Mediziner auf Organe stürzen, lässt nichts gutes erähnen. Ich glaube genau so, mit Druck, wir das Ziel von mehr Organspenden nicht erreicht.

Ich gehe mit Captain Cosmotic völlig einig. Israel erlaubt sich punkto Organtx ganz dreckige Geschäfte. Solche Zustände müssen unterbunden werden.

@airmaria: das Leben ist nun mal nicht immer harmonisch. Es verlangt eben auch etwas Empathie ab, sich in die Lage der im Beispiel erwähnten Mutter zu versetzen, die sich mit einem ernormen Druck hin zur Organspende seitens der Gesellschaft, der Familie und anderen Verwandten bis hin zum Ehepartner konfrontiert sieht und nicht mehr in der Lage ist, wirklich frei über ihre eigene Gesundheit entscheiden zu können. Dafür soll sie doch geschützt werden. Immerhin ist eine Lebenspende nicht ohne Risiken!

Froschkönig
01.02.2003, 14:19
Original geschrieben von hobbes
Die steuerliche Ungleichbehandlung resultiert in einem erhöhten Steuersatz für Nichtspender.

Äh, hobbes ?

Erhöhter Steuersatz ? Wie jetzt ?
Das ganze ist eine 1-malige Angelegenheit, d.h. im Betreffenden Jahr kann ich als angestellter auf eine höhere Steuerrückvergütung hoffen und als Selbständiger einmalig auch weniger Bezahlen. An der zu grunde liegenden Besteuerung ändert sich nix.

Neujahrsrakete
01.02.2003, 14:41
Meine simple Meinung zu diesem Thema:
Jeder, der nicht offiziell widerspricht, erklärt sich automatisch damit einverstanden, im Falle seines Todes Spender zu sein.

Ich habe nichts dagegen einzuwenden, daß meine Organe eventuell als Spenderorgane zur Verfügung stehen, allerdings habe ich auch keine Lust, ständig einen Organspenderausweis mit mir rumzuschleppen. Also habe ich bei Diskussionen im Freundeskreis ganz einfach mit einfließen lassen, daß ich selbstverständlich spendewillig bin. Wenn diese geäußerte Spendebereitschaft, zusammen mit einem nicht erfolgten offiziellen Widerspruch, zur Organentnahme nicht ausreicht (weil eventuell ein Organspendeausweis verlangt wird) dann werde ich eben kein Spender. Ganz einfach.
Warum der ganze bürokratische Aufwand mit Steuervergünstigungen?
Schwachsinn und undurchführbar.
Außerdem muß das Gesundheitssystem irgendwie wieder bezahlbar werden, was es im Moment nicht ist. Also wäre es schonmal ein Schritt in die richtige Richtung, die Organe als Transplantationsrohstoff schonmal kostenlos erhältlich zu belassen.

Alles wird gut
01.02.2003, 15:32
Original geschrieben von hobbes
Die steuerliche Ungleichbehandlung resultiert in einem erhöhten Steuersatz für Nichtspender. Die Nichtspender werden somit für ihr Verhalten finanziell bestraft. Damit ist ihr Verhalten von offizieller Seite als "schlecht" qualifiziert.

Nun, man kann's natürlich auch negativ sehen, aber ist ein steuerlicher Vorteil nicht eher eine offizielle Belohnung für "gutes" Verhalten?

hobbes
01.02.2003, 16:46
Richtig. Aber das Spendeverhalten sollte von Staates wegen überhaupt nicht gewürdigt werden, weder im positiven noch negativem Sinne. Weil dadurch gesellschaftlicher Druck entsteht, der die Freiwilligkeit der Spende beeinträchtigt.

Ich gebe zu, ich sehe das sehr eng, aber in derlei Angelegenheit ist m.E. nicht zu spassen.

@Neujahrsrakete: Deine Meinung zum Spenderausweis ist auch die meine.

airmaria
01.02.2003, 18:56
Original geschrieben von hobbes
@airmaria: das Leben ist nun mal nicht immer harmonisch. Es verlangt eben auch etwas Empathie ab, sich in die Lage der im Beispiel erwähnten Mutter zu versetzen, die sich mit einem ernormen Druck hin zur Organspende seitens der Gesellschaft, der Familie und anderen Verwandten bis hin zum Ehepartner konfrontiert sieht und nicht mehr in der Lage ist, wirklich frei über ihre eigene Gesundheit entscheiden zu können. Dafür soll sie doch geschützt werden. Immerhin ist eine Lebenspende nicht ohne Risiken!

Na, warum habe ich dieses Beispiel denn wohl ursprünglich angeführt? (kannste ja nochmal nachlesen)

Zur Gier nach Organen:
Nein, es ist eher erschreckend zu sehen, daß sich erst Angehörige dann Gedanken darum machen, wenn sie selbst betroffen sind... vorher interessiert es keinen...
das kotzt mich regelmäßig an!

"Mary" airmaria

hobbes
01.02.2003, 21:18
ok, ok, ok, - wegen der Freiwilligkeit. Natürlich die Organspende und insbesondere die Lebenspende nie frei von psychologischem Druck. Der von mir vorgeschlagene Umgang reduziert diesen jedoch auf ein Minimum.

Ich erinnere mich hierbei an eine BBC-Reportage, wo zwei Geschwister für ihre an cystischer Fibrose erkrankten Schwester je einen Lungenlappen gespendet haben. Die Schwester ist nach der Operation, sie ist nach der Narkose nie mehr zum Bewusstsein gekommen - nach längerem Koma verstorben - mitsamt den neuen Lungenflügeln.
Die Geschwister haben sich insgesamt zwar von der Operation erholt, jedoch soweit ich mir erinnern kann, lange keine Schmerzfreiheit erreicht. Abgesehen davon, waren sie in einer psychisch miserablen Verfassung.
Hier stellt sich dann die Frage nach dem Sinn und der absoluten Notwendigkeit der Organspende durchaus differenzierter. Wann soll diese gemacht werden? Wie müssen wir die Operatiionsrisiken, die Prognose u.s.w. gegeneinander abwägen?

gut, vor dem grossen Proteststurm ist sofort anzufügen, dass die meisten Transplantationen sinnvoll sind und eine tolle Therapieoption darstellen.

Was ist aber wirklich eine Ungeheurlichkeit finde, ist der Vorschlag, wonach Lebenspenden an anonyme Empfänger finanziell abgegolten werden sollten! (Nee Mutti ich kann dir keine Niere spenden, ich brauch meine rechte selbst und die linke habe ich letztes Jahr verkauft!). Der Verkauf von menschlichen Organen geht eindeutig zu weit.

und wegen den Gedanken: das würde die Widerspruchsregelung lösen!

Froschkönig
01.02.2003, 21:23
Auch wenn ich durch etliche Erklärungsversuche weiter oben den Eindruck erweckt haben mag, die Steuervergünstigung für brauchbar zu halten : Das ist keine Lösung und die Lebendspende etc. sind es auch nicht. Den ethischen Aspekt lasse ich jetzt bewußt weg, denn der dürfte gerade bei Lebendspenden klar sein, hat auch gerade hobbes nochmal ausgeführt.
Unterm Strich halte auch ich die Widerspruchsregelung auf lange Frist für das beste.