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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Uniklinik Marburg am abnippeln (Röhn- Konzern)?



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kumar2009
15.04.2010, 15:49
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=2544441&

Wer mal lust hat was Interessantes zu lesen, wie moment die Situation bei der Uniklinik Marburg ist - LINK .


Wer noch mehr Interesse hat, sollte mal bei FR (http://www.fr-online.de) "Uniklinik" eingeben, dann kommen zahlreiche erschreckende Artikel.

Anscheind haben es einige deutsche Assis geschnallt, dass die einfach Kündigen, bei dem Arbeitgeber, und zusätzlich werden die Oberärzte nervöser.
Tragisch lustig finde ich, dass es leider erst jetzt passiert, dass mal jemand in der Politik aufmerksam wird..

Interessant ist auch http://www.rhoen-klinikum-ag.com/rka/cms/rka_2/deu/32951.html die Geschichte des Konzerns ...

Feuerblick
15.04.2010, 18:18
*schmunzel* Und wer jetzt wirklich glaubt, dass dieses Klinikum in ganz Deutschland das einzige ist (ob nun Uni oder nicht, ob privatisiert oder immer noch staatlich), in dem Ausbildung, Weiterbildung und Patientenversorgung auf Kosten des schnöden Mammons langsam aber sicher "unwichtig" werden, der lebt in einer sehr rosafarbenen Welt...

kumar2009
17.04.2010, 19:56
Das Amt hat sich jetzt eingeschaltet... Kann sich also nur um Jahre handeln. Was noch tragisch witziger ist, dass ca. 160 Leute in dieses Thread reinschauen, und keiner sagt was...

Strodti
17.04.2010, 20:23
Das ist gar nicht so einfach... die Arbeitsbelastung der Ärzte in anderen Unikliniken wird auch nicht niedrig sein. Und klar: Rhön investiert massiv ins Klinikum und möchte nun auch Geld verdienen.
Ich habe keinen Vergleich, wie die Lehre vor der Privatisierung war. Derzeit habe ich nicht das Gefühl, dass die Ärzte die Lehre vernachlässigen. Die Chirurgen unterrichten an Tagen, an denen sie nicht im OP eingeteilt sind (damit es keine Ausfälle von Veranstaltungen gibt), die Internisten hatten bei uns auch immer Zeit für den U-Kurs.
Zur Arbeitsbelastung der Ärzte in der Krankenversorgung kann ich dir wenig sagen, die Stimmung im Pflegepersonal ist nicht schlecht und der Personalschlüssel ist im Standardbereich. Ich hab keine Ahnung was da in der Kinderklinik abgeht, aber so negativ seh ich die Privatisierung nicht. Für einige Bereiche bietet sie sogar eine Verbesserung der Zustände.

By the way: Marburg schreibt schwarze Zahlen. Wenn das Modell Erfolg hat, wird es nicht die letzte privatisierte Uniklinik bleiben.

Feuerblick
17.04.2010, 20:45
Es gibt sogar Kliniken an dieser Uni, die zum ersten Mal seit Jahren deutlich MEHR Ärzte einstellen konnten, als bisher im Stellenschlüssel vorgesehen. Und Stress gibts auch an nicht privatisierten Unis - das hat nichts mit der Privatisierung zu tun... Mir wäre zumindest bisher kein Unterschied im Arbeiten an privatisierten vs nicht privatisierten Unikliniken vergleichbarer Größe aufgefallen. Mir ist nicht so ganz klar, was bei den Pädiatern da angeblich abgeht. Aber vermutlich steckt sehr viel mehr dahinter, als nur eine Unterbesetzung im ärztlichen Bereich...

Recall8
26.04.2010, 16:51
In Hessen braucht sich niemand aufzuregen! Man hat die Privatisierung doch ausdrücklich gewählt. Die Patienten, die sich schlecht behandelt fühlen, sollten nochmalüberlegen, wo sie ihr Kreuz bei der Landtagswahl gesetzt haben. Man hat hier öffentliches Eigentum fürn Äppel und Ei verscheuert, allein der Grund der ganzen Bausubstanz war mehr wert als der Kaufpreis! Die Investitionen waren überfällig und ein Indiz, welchen Stand die Hochschulmedizin in Hessen hat.

Ich hab keine objektive Daten, aber so richtig Mitleid kommt bei mir nicht auf!

Feuerblick
26.04.2010, 17:16
Bißchen naiv zu glauben, eine andere Landesregierung hätte es anders gemacht... :-nix

Recall8
26.04.2010, 21:02
Also bringt Wählen doch nichts? Etwas naiv!

Nicht, dass ich die politische Alternativ besser finde, aber die Privatisierung hätte es so nicht gegeben.
Das aufgestaute, notwendige Investitionsvolumen zeigt ja, dass es um die Medizin in Hessen nicht gut bestellt war.
Gleichzeitig hat die hess.La.-regierung unsinnige Prestigeobjekte umgesetzt...

Im Kern war es eine Veruntreuung von öffentlichen Eigentum. Allein der Wert der Grundstücke überstieg die Summe, die Rhön aufbringen musste (112 Mio). Im Übrigen gab es den Versuch des Rückkaufes durch die hessiche Landesregierung, was nie wirklich publik wurde. Rhön forderte jedoch einen Betrag, wenn ich mich recht erinnere, von 1,5 Mrd. €. ;-)

Feuerblick
26.04.2010, 21:08
Nö, wählen bringt nichts... :-meinungAber das nur nebenbei. Insofern hätte Rhön (oder einer der anderen Bewerber, was aufs Gleiche rausgekommen wäre) früher oder später von jeder Regierung und auch für einen Spottpreis den Zuschlag bekommen. Weil sich das Land Hessen nämlich nicht NOCH EIN Uniklinikum leisten wollte. Und auch heute nicht ernsthaft will...

stennadolny
27.04.2010, 06:32
Warum kann man eigentlich nicht auch mal ein Uniklinikum als solches (nicht die Klinik an sich) aufgeben und einfach in hundsnormale medizinsche Versorgung investieren ?

Muß man Strukturpolitik in Nordhessen unbedingt über ein "Uniklinikum" leisten ?

Muß Augsburg in Bayern auf einmal eine "Uniklinik" bekommen, bloß, weil sich die Stadt Augsburg die Riesenklitsche einfach nicht mehr leisten kann ?

Was soll eine "Uniklinik" in Regensburg, bei der zahlreiche Fächer in irgendwelchen anderen Kliniken über die Stadt verstreut sind -also der Improvisationscharakter der Klinikgründung als strukturpolitische Verlegenheitslösung kabarettreif ist ?

Was soll eine "Uniklinik" (im dichtbesiedelten Ostvorpommern) Greifswald jenseits der historischen Tradition ?

Wozu braucht das Saarland eine Uniklinik, S-H gar zwei ? Wozu braucht Sachsen-Anhalt zwei Unikliniken ?

Recall8
27.04.2010, 08:22
Dass sich das Land Hessen keine Uniklinik "leisten" kann, ist ja nicht richtig.

Die hessische Hochschulmedizin und die Einrichtungen der Fachbereiche Humanmedizin haben 2004 750 Mio.€. Einnahmen von insgesamt 1 Mrd € generiert.

Zum Vergleich: Wenn es danach geht, müssten man überlegen, ob man völlig ineffiziente und ökonomische Fachbereiche schließt oder nicht Teile der Universitäten. Denn das müsste man sich dann erst rehct nicht leisten können.

Natürlich ist die Frage nicht unberechtigt,wieviele Uniklinika man in Deutschland benötigt? Die Frage ist ebenso berechtigte,wie die Frage: wieviele Krankenkassen benötigt man tatsächlich, oder wieviele Bundesländer mit jeweiliger Landesregierung und wieviele Landkreise? Benötigen wir über 600 Bundestagsabgeordnete etc.?

Ich denke, dass eine Uniklinik nicht die Kosten verursacht, die man hier als "Strukturpolitik" verunglimpft. Die Verwaltungsausgaben des Staates, so hat das Land Hessen ca. 150 000 Landesbedienstete, sind ein weitaus größere "Strukturpolitik" als eine universitäre Bildungseinrichtung, die sogar noch Gelder generiert.

angelusmuc
27.04.2010, 12:01
Die hessische Hochschulmedizin und die Einrichtungen der Fachbereiche Humanmedizin haben 2004 750 Mio.€. Einnahmen von insgesamt 1 Mrd € generiert.


Wenn du schon Zahlen nennst, dann wären doch Quellenangaben dazu möglich!
Dir ist ein wesentlicher Teil dabei entgangen, die Ausgabenseite: diese beträgt für 2004 976 Mio. €. Folglich erwirtschafteten die Uniklinika einen Verlust von 226 Mio. €. Den Verlust gleicht der Staat aus. (btw. für 2003 betrug das Minus 316 Mio.) http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/finanzen-personal-steuern/landesdaten/finanzen-personal/hochschulfinanzen/ausgaben-nach-hochschularten/index.html


Zum Vergleich: Wenn es danach geht, müssten man überlegen, ob man völlig ineffiziente und ökonomische Fachbereiche schließt oder nicht Teile der Universitäten. Denn das müsste man sich dann erst rehct nicht leisten können.

Sorry, aber dieser Vergleich ist zum :-kotz. Wenn du etwas vergleichen willst, dann diverse Universitätsklinika miteinander aber doch nicht geisteswissenschaftliche/kreative Fächer vs. naturwissenschaftliche/technische Fächer vs. medizinische Fächer. Da kannste gleich Äpfel mit Birnen vergleichen.


Ich denke, dass eine Uniklinik nicht die Kosten verursacht, die man hier als "Strukturpolitik" verunglimpft. Die Verwaltungsausgaben des Staates, so hat das Land Hessen ca. 150 000 Landesbedienstete, sind ein weitaus größere "Strukturpolitik" als eine universitäre Bildungseinrichtung, die sogar noch Gelder generiert.

Wenn du dir mal die Zeit nimmst und alleine die Anzahl der Beschäftigten an allen staatl. Hochschulen ausrechnest, dann wirste sehen, dass sind fast 20.000 und bei einer Landesbedienstetenzahl von 130.000 entspricht das ca. 15% aller Angestellten. Das nenne ich doch mal Strukturpolitik :-D. Die Zahl 150.000 ist übrigends zu hoch angesetzt http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/finanzen-personal-steuern/landesdaten/finanzen-personal/land/gesamtbeschaeftigte-des-unmittelbaren-landesdienstes/index.html

Relaxometrie
27.04.2010, 16:21
Wer von denjenigen, die hier lautstark ihre Meinung äußern, hat eigentlich wirklich politisches / wirtschaftliches Wissen? In den meisten Postings werden irgendwie nur Allgemeinplätze, wüst vermischt mit persönlichen Befindlichkeiten, geäußert.
Ich habe weder von dem einen (Politik), noch von dem anderen (Wirtschaft), tiefschürfende Ahnung, stelle hier aber auch keine wilden Thesen auf.

Recall8
27.04.2010, 18:53
Ich danke für diese Antwort. Und führt Sie doch völlig an der Diskussion vorbei. Aber nochmal: Danke.

Du glaubst ernsthaft, dass eine Reduktion des hessischen Haushaltes um 271 Mioo € durch Privatisierung von Uniklinika einen Effekt auf den Schuldenberg hat ? Mir kommen gleich die Tränen :) Es geht doch überhaupt nicht um 100 Mio € hin oder her, 10 000 Mitarbeiter hin oder her - wenn das deine Art und Weise ist um Argumente zu akzenturieren, gerne. Es geht nicht um Stellen nach dem Komma, sondern eine Leitlinie - kleinkariertes Denken ist aber wohl doch typisch deutsch. Wenn Du jetzt gegenrechnest, dass die komplette Bausubstanz + Grundstücken, z.T. auch historische, massivst unter Wert verkauft wurdem, wirst Du erkennen, dass es sich um Veruntreuung öffentlichen Eigentumns handelt.

Also ob die Hochschulbediensteten nur in Mittelhessen vorzufinden wären...
Bis dato ist die Johann-Wolfgang-Goethe Universität die größte hessische Universität und das angesprochene Defizit somit auch durch den Frankfurter Fachbereich mit assoziiertem Klinikum bedingt. Warum privatisiert man nicht auch dieses Uniklinikum?

Der Vergleich zwischen Fachbereichen ist somit absolut legitim und zwingend. Das hat nichts mit Äpfel und Birnen zu tun, sondern ist die konsequente Fortführung einer Ökonomisierung des Hochschulwesens. Wenn das Kosten-Ertrag-Kalkül in der Hochschulmedizin eine Rolle spielt,dann auch in allen anderen Fachbereichen.

Die hessischen Hochschulen hatten 2004 Einnahmen (ohne medizinische Einrichtungen) in Höhe von 215,1 Mio €, und verursachten kosten in Höhe von 917,4 Mio €. Das Defizit ist 3 x mal höher. Der Vergleicht ist absolut berechtigt.

kumar2009
11.05.2010, 18:05
Mhmh, dieses dauernde Kleinreden :-).

Fakt ist halt, dass durch die Privatisierung , die ja politisch gewollt wurde, sich die gesundheitliche Versorgung verschlechtet hat. Zumindest das kann man ja festhalten.

Außerdem kann man nur hoffen, dass es ein warnendes Beispiel für die anderen Bundesländer ist.

LasseReinböng
18.05.2010, 16:39
Mhmh, dieses dauernde Kleinreden :-).

Fakt ist halt, dass durch die Privatisierung , die ja politisch gewollt wurde, sich die gesundheitliche Versorgung verschlechtet hat. Zumindest das kann man ja festhalten.

Außerdem kann man nur hoffen, dass es ein warnendes Beispiel für die anderen Bundesländer ist.

Eher nicht, in SH sollen die Uniklinika möglicherweise auch privatisiert werden, die Psychiatrie in Kiel ist bereits teilprivatisiert.

Feuerblick
18.05.2010, 19:56
Und eine pauschale Aussage, die medizinische Versorgung habe sich verschlechtert, kann man so auch nicht treffen. Mal abgesehen davon, dass wirtschaftliches Arbeiten im Sinne von MDK, Verwaltung und so weiter nicht alleine auf privatisierte Krankenhäuser zutrifft.:-nix

LasseReinböng
18.05.2010, 20:46
Hierzu ist folgender Artikel ganz interessant:

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/41267/Ernst_Young_prophezeit_kommunales_Kliniksterben.ht m


So einfach wie "privat"=schlecht, öffentlich= gut kann man es sich nicht immer machen...insgesamt frage ich mich allerdings schon, ob es wirklich gut ist, wenn mit Kliniken auch noch ein wirtschaftlicher Gewinn für Aktionäre usw. gemacht werden soll...andererseits ist ja gerade die Versorgung in staatlichen Gesundheitssystemen a la NHS und Schweden usw. eher als schlecht verschrien, zumindest aus Patientensicht.

Hypnos
18.05.2010, 21:07
Und eine pauschale Aussage, die medizinische Versorgung habe sich verschlechtert, kann man so auch nicht treffen. Mal abgesehen davon, dass wirtschaftliches Arbeiten im Sinne von MDK, Verwaltung und so weiter nicht alleine auf privatisierte Krankenhäuser zutrifft.:-nix

...was es aber nicht besser macht, oder? Mehrere gut positionierte OÄ und CÄ meinen in letzter Zeit, daß man gut daran täte, im Ärzteblatt die ersten grünen und andersfarbigen Seiten weiträumig zu umfahren...Individualmedizin wird in streng nach Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Klinikverbünden auf jeden Fall immer schwieriger werden...:-meinung

Grüßle,

Hypnos (ach ne, Dr. Hypnos):-))

Hoppla-Daisy
18.05.2010, 21:11
Glückwunsch :-party

Hab sogar heut an dich gedacht, jawoll!

(sorry for OT)