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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stellensuche Radiologie



Alfons111
18.04.2010, 13:13
Ich möchte die Fachrichtung Radiologie einschlagen und muss mich nun in einigen Monaten mit der Wahl einer Klinik beschäftigen. Vielleicht können ja diejenigen unter Euch, die Erfahrung in diesem Gebiet haben, etwas zu meinen Fragen sagen.

Ich strebe keine Karriere in der Klinik an. Nach der Facharztausbildung würde mich gerne möglichst schnell in einer größeren Gemeinschaftspraxis niederlassen.

1. In meiner Wunschgegend habe ich die Wahl zwischen einer Uniklinik, einigen Schwerpunktversorgungskliniken und mehreren Großpraxen (mehr als 20 Partner). In welcher Umgebung lernt man die Radiologie am besten?

2. Macht es für meine Berufsziele Sinn, zu forschen oder gar eine Habilitation anzustreben? Ich habe irgendwie die Sorge, dass man ohne Forschung zu machen fachlich langfristig total ins Mittelmaß abrutscht und nach Ende des Studiums nicht mehr wirklich viel Neues dazulernt.

3. Wie ist die Dienstbelastung am Anfang und gegen Ende der Ausbildung? Ab wann/wie oft wird man als Radiologe im Schockraum eingesetzt? Es geht mir darum, dass ich zwar keine irrsinnige Dienstbelastung will, aber ein gewisser Zuverdienst durch Dienste auch nicht schlecht wäre.

4. Wie ist im Allgemeinen die Überstundenbelastung in der Radiologie?

Danke für Eure Antworten.

Shyldoc
20.04.2010, 13:10
1./2. Bilder befunden lernt man indem man Bilder befundet. Bei Forschung lernst du nur was in dem Bereich in dem du forschst, und das ist ja meistens sehr speziell, d.h. dann magst du zwar ein weltweit führender Orbitadiagnostiker sein, d.h. aber noch nicht, dass du in der Praxis im 10 min-Takt Knie-MRTs schreiben kannst. Wenn du danach in eine Praxis gehst ist es mit dem forschen ohnehin vorbei... Es gibt halt Stellen, die dir mit einer Habil eher offen stehen, i.e.L. Chefstellen, wobei da zum Teil auch schon ein Umdenken beginnt. Wenn du statt 1,5 Jahre netto zu forschen, stattdessen klinisch arbeitest, wirst du mehr sehen und schneller arbeiten können.

3./4.: Stark vom Haus abhängig und dann auch vom Arbeitsplatz; im CT gibt es halt mehr Notfälle als in der Mammographie. In der Radiologie musst du an der Uniklinik oder im Haus der tertiären Versorgung schon hart arbeiten, ist ein Gerücht mit dem Faulenzen. Wie oft man im Schockraum eingesetzt wird: Immer dann wenn ein Notfall in den Schockraum kommt, d.h. wenn es keinen Schockraum gibt, dann nie :)

Viel Erfolg
Shyldoc

Alfons111
21.04.2010, 07:42
@Shyldoc
Der Grund für meine zweite Frage war derjenige, dass ich während einer Famulatur vor etwa 2 Jahren in einer dieser großen Röntgenpraxen war. Dort erzählten mir die dort niedergelassenen Ärzte, dass sie eigentlich als neue Partner nur Fachärzte von der Uniklinik nehmen, die auch eine gewisse Zahl an Publikationen veröffentlicht haben. Die meisten von ihnen nahmen auch lange nach der Niederlassung noch an Forschungsprojekten teil.

Ohne Forschungserfahrung würden sie eigentlich niemanden nehmen, da diese eben selten in ihrem Spezialgebiet so gut seien, wie solche die in diesem Gebiet auch geforscht hätten. Zudem waren sie auch der Meinung, dass sich mit einem Team aus Ärzten, die allesamt Universitätskliniken im Lebenslauf haben, mehr Privatpatienten an Land ziehen lassen.

An diese Aussagen des Arztes musste ich mich halt auch jetzt zurück erinnern und fragte mich eben, ob man ohne Forschung Nachteile in der Niederlassung und vor allem seinen fachlichen Fähigkeiten in Kauf nehmen muss.

stennadolny
21.04.2010, 08:15
@Alfons: In Österreich, speziell Salzburg, ist man mit der Einstellung deutscher Radiologen von Unikliniken in der Zwischenzeit sehr vorsichtig geworden, weil deren Spezialisierung eben einem unumgehbaren universell-praktischen Einsatz entgegen steht.

Für die Niederlassung (außer- scheinbar -in sehr speziellen Praxen.....) ist Forschung komplett unwichtig, hochgradige Spezialisierung je nach Praxisgröße und - spektrum ebenfalls. Publikationen sagen nichts, überhaupt nichts über die Qualität eines Radiologen aus - Radiologie ist Übung, Übung, Übung. Publizieren ist keine praktisch-medizinische Übung, Forschen auch nicht.

Man muß sich beim Forschen auch fragen: Was bringt es dem Patienten unmittelbar therapeutisch ?
Meist herzlich wenig.....

Medizin=unselektiertes Krankengut, frisch auf dem Tisch. Nicht die x-te Schulter im MRT, bei der man noch das letzte Stäubchen von links hinten sucht (und auch findet !), wenn man nur lange genug im radiologischen Untersuchungsbefund herumstochert.

Daß man damit (und mit Uniklinik-Lebensläufen) mehr Privatpatienten anlocken könne, bezweifle ich grundlegend, allenfalls könnte das, wenn überhaupt, irgendein Professorentitel am Praxisschild.
Vielmehr verrät eine solche Einstellung einiges über die Philosophie dieser (speziellen ?) Praxis, über elitär-narzißstische Denke und wohl auch Selbsttäuschung/irrationales Wunschdenken. Da fühlt sich jemand offenbar nur wohl, wenn er Uni"geruch" um sich hat.

Famulanten lassen sich eben auch noch ganz gut beeindrucken.....


Der Glaube, daß nachweisbar wissenschaftliche Meriten jemanden zu einem "besseren" Arzt machen, ist übrigens einer jener Mythen, die Uniklinken in die Welt setzen, um sich wichtig zu machen. In der Tat handelt es sich dabei meist nur um hochspezialisierte Schmalspur-Mediziner, die einem Landarzt oder einem Allround-Internisten NIE das Wasser reichen könnten hinsischtlich ihres tatsächlichen Nutzens für den Patienten.

HorstHützel
21.04.2010, 15:42
Ich möchte die Fachrichtung Radiologie einschlagen und muss mich nun in einigen Monaten mit der Wahl einer Klinik beschäftigen. Vielleicht können ja diejenigen unter Euch, die Erfahrung in diesem Gebiet haben, etwas zu meinen Fragen sagen.



Bist du mobil ? Welche Ecke Deutschlands schwebt dir vor ?

Alfons111
21.04.2010, 18:18
@HorstHützel
Mobil wäre ich, wenn es hier nichts gibt schon. Ansonsten würde ich gerne im Rheinland zwischen Mainz und Bonn bleiben.