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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Recherchefrage - Einlieferung von Patienten



Eva255
27.04.2010, 00:50
Und wieder Recherche...

Diesmal geht es um das - in einer Notaufnahme ja öfter auftauchende - Thema "Einlieferung eines Patienten"...

Dass Ärzte normalerweise bei Eintreffen des Patienten an der Einlieferung (in diesem Fall dem Eingang zur Fahrzeughalle) warten und nicht versuchen, auf dem Weg dahin einen neuen Rekord im Sprinten aufzustellen, dürfte klar sein. (Auch wenn es anders natürlich optisch viel beeindruckender aussieht...)

Gibt es einen bestimmten Fragenkatalog, der bei einer Einlieferung von den Ärzten im Krankenhaus gestellt wird?
Oder gibt der Notarzt von sich aus die Werte an?
Welche Angaben werden immer gemacht?

Wird der Unfallhergang/Sachverhalt - so weit bekannt - mit angegegeben?

Und - ganz wichtig - wo findet man glaubwürdige Werte für fiktive Fälle? (Nicht dass z.B. ein Patient mit Fieber plötzlich mit einer Körpertemperatur von 26° eingeliefert wird...

Wer kann mir hier weiterhelfen?

Grüßle, Eva

Lateiner
27.04.2010, 17:02
Die Informationen bei der Übergabe sollte das RD-Personal eigentlich freiwillig verraten und nicht alles einzeln aus der Nase gezogen bekommen (bis auf eventuelle Rückfragen des Aufnahmearztes).

Ablauf:
Vorstellung des Patienten mit Namen (er fühlt sich nicht als gesichtsloses etwas ;-)), Alter und Verdachtsdiagnose.

Kurze Angabe des Notfallgeschehens (kein Erlebnisbericht, sondern sachliche Informationen) (Bsp.: VU, Frontalaufprall von 2 PKW, Patient war Fahrer, Patient war angeschnallt)

Befundweitergabe: Nur wichtige Parameter sollten genannt werden. Unauffällige Werte weiterzugeben ist eigentlich nicht nötig. --> Verweis auf das Notfallprotokoll

Darstellung der Anamnese, sowie der Verletzung bzw. Erkrankung

Nachfragen, ob noch Fragen bestehen

Übergabe der persönlichen Gegenstände des Patienten

Vervollständigung des Einsatzprotokolls

Verabschiedung vom Patienten

(Ich habe mich hierbei in etwa an die Empfehlung aus "Algorithmen im Rettungsdienst" von Oliver Peters und Klaus Runggaldier gehalten.)

Hoffe dir damit schon ein bisschen geholfen zu haben.

Viele Grüße,
Lateiner

konstantin
27.04.2010, 20:06
Dass Ärzte normalerweise bei Eintreffen des Patienten an der Einlieferung (in diesem Fall dem Eingang zur Fahrzeughalle) ... warten

Das habe ich in der Form noch nicht erlebt. Der einzige mir bekannte Grund, weshalb der Arzt bei Ankunft des Patienten vor der Tuer wartet, waere das Nachtanken von Nikotin. ;) Aus meinem Haus kenne ich es auch nur so, dass der Arzt erst benachrichtigt wird, wenn in etwa klar ist, was da gekommen ist (es sei denn, der Arzt ist gerade in unmittelbarer Naehe und man kann ihm fix bescheid sagen oder es handelt sich um vermutlich zeitkritische Patienten) - alles andere wuerde auch keinen Sinn machen, weil die Diensthabenden ihrer Arbeit regulaer nachgehen und nur dann in die Notaufnahme kommen, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Eine Uebergabe erfolgt in der Regel im Behandlungszimmer der Notaufnahme, im Schockraum oder zum Beispiel im Aufnahmezimmer der Intensivstation. Erfolgt der Transport mit NAW, so besteht der Notarzt in den meisten Faellen auch darauf, die Uebergabe dem weiterbehandelnden Arzt zu machen. Das ist nicht nur sein gutes Recht, sondern auch Protokoll. Wenn es sich nicht gerade um ein hoch akutes Problem handelt und der Rettungsdienst ohne Notarzt eintrifft, wird die Uebergabe auch sehr oft einfach dem Pflegepersonal gemacht.

epeline
28.04.2010, 10:49
ich kenn jetzt nur den fall des polytraumas
dafür gibt es eigene polytrauma-telefone, die dann klingeln und über versch. fachrichtungen verteilt sind
das trauma-team trifft sich im schockraum und wartet auf die ankunft

Moorhühnchen
29.04.2010, 22:33
Dass Ärzte normalerweise bei Eintreffen des Patienten an der Einlieferung (in diesem Fall dem Eingang zur Fahrzeughalle) warten und nicht versuchen, auf dem Weg dahin einen neuen Rekord im Sprinten aufzustellen, dürfte klar sein. (Auch wenn es anders natürlich optisch viel beeindruckender aussieht...)
Bei uns läuft es auch so: eine Übergabe wird nicht draußen gemacht, sondern der RD + Notarzt kommt mit dem Patienten rein - in unserem Falle in den Schockraum. Eine Übergabe auf dem Hubi-Landplatz oder in der Fahrzeughalle wäre ziemlich kontraproduktiv, da 1.) zu laut und 2.) gingen vermutlich mehr Infos verloren.

In den meisten Fällen ist es so, daß der Patient also in den Schockraum kommt, der NA macht eine Übergabe und fragt dann, ob noch weitere Angaben benötigt werden. Erst dann wird umgelagert, neu verkabelt und mit der Diagnostik (Befragung des Pat. soweit möglich, Untersuchung, Sono Abdomen, Röntgen) begonnen.

Bei unklaren Befunden und zur Vervollständigung der Diagnostik geht es hinterher ins CT und anschließend entweder auf die ITS oder ggf. in den OP, ab und an auch mal auf Normalstation, je nach Zustand des Patienten.

Wie es bei wirklich lebensbedrohlichen Zuständen bei instabilen Patienten aussieht, habe ich noch nicht erlebt, aber auch da muß eine gewisse Ordnung und Reihenfolge eingehalten werden!


Gibt es einen bestimmten Fragenkatalog, der bei einer Einlieferung von den Ärzten im Krankenhaus gestellt wird?
Oder gibt der Notarzt von sich aus die Werte an?
Welche Angaben werden immer gemacht?

Wird der Unfallhergang/Sachverhalt - so weit bekannt - mit angegegeben?

Zuerst einmal machen die Notärzte idR von sich aus eine Übergabe und geben dann das Wort an uns ab.
Einen speziellen Fragenkatalog haben wir nicht, man fragt halt Dinge, die einem wichtig erscheinen.
Unfallhergang ist eigentlich immer wichtige Bestandteile der Übergabe, da sich daraus Schlüsse ziehen lassen, was Diagnostik und Therapie angeht.
Wichtig zB. war der Autofahrer angeschnallt, hatte der Motor/Radfahrer einen Helm auf, Fahrer/Beifahrer/vorne/hinten... Absturz aus welcher Höhe? Wie schnell war das Auto in etwa?

Wichtige Werte sind unter anderem die sogenannte GCS (Glasgow Coma Scale - hier hilft wiki), Blutdruck, Sättigung, bisherige Therapie (also welche Medikamente etc. wurden bisher gegeben).
Mehr fällt mir auf die Schnelle grad nicht ein.

Ach so: bei uns ist auch per Dienstanweisung klar geregelt, wer alles vor Ort sein muß bei einer Schockraumalamierung. Die SR-Alamierung wird von der Leitstelle über einen Verteiler (genauer weiß ich es nicht) auf die jeweiligen Dienst-Telefone herausgegeben und erfolgt in den meisten Fällen, die ich bisher erlebt habe ca. 20 Minuten vor Eintreffen des Patienten und wird 1x nach 5 Minuten wiederholt.

Es ertönt (bei uns) eine ziemlich gruselige Melodie ;-) und die Durchsage einer Computerstimme "Alarm Schockraum, Alarm Schockraum" und dann gibt jemand die wichtigsten Daten durch, also zB: "Absturz aus 8 Metern Höhe, Schädel-Hirn-Trauma 2. Grades, offene Unterschenkelfraktur, Verdacht auf Rippenserienfraktur, Patient intubiert und beatmet, Eintreffen mit Fremdheli in 20 Minuten..." Falls beim 2. Durchruf mehr Infos vorhanden sind, werden diese auch noch durchgegeben. Fragen kann man bei diesem Durchruf nicht stellen.

Die anwesenden Personen sind (bei uns) ua. diensthabender OA Unfallchirurgie, UCh-Assistent aus der NFA, Assistent Anästhesie, Anä-Pflege, Pflegekraft aus der NFA und MTRA. Jeder muß den Zeitpunkt seines Eintreffens auf einem an der Tür aufgehängten Zettel dokumentieren.

WackenDoc
10.05.2010, 13:56
Also ich hab 8 Monate in einer interdisziplinären Notaufnahme gearbeitet:
Bei uns war es so, dass immer ein Arzt vor Ort war- der AvD (Arzt vom Dienst)- der war für die Schicht nur in der Notaufnahme eingesetzt und hatte keine anderen Aufgaben.

Bei normalen Fällen, hat meist die Pflege- wenn er Zeit hatte auch der Arzt- den Patienten direkt am Eingang empfangen- manchmal auch schon in der "Garage" (also direkt neben dem Eingang). Der Rettungsdienst hat den Patienten in den gewünschten Raum gelieftert und dann -meist an den Arzt- übergeben.
Klar werden Unfallhergang etc. direkt mit angegeben. Auch wichtig: schwere Vorerkrankungen, Vormedikation gibt´s meist als Liste, Allergien.
Und dann fragt man als Übernehmender das, was einem noch an Infos fehlt.
Und dann ganz wichtig: Das übernehmende Team stellt sich kurz dem Patienten vor und das übergebende verabschiedet sich (zumindest bei bewusstseinsklaren PAtienten)

Beim Polytrauma war´s meist ein bischen anders (aber vom Prinzip her gleich).
Das SChockraumteam hat direkt im SChockraum, bzw. unmittelbar davor gewartet. Der Notarzt hatt dann an den Teamleader (bei uns mit nem gelben Überziehkittel gekennzeichnet) übergeben und der Rest hat dabei zugehört und umgelagert, bzw. mit den jeweiligen Aufgaben begonnen. Sieht ziemlich wuselig aus.