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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bewerbungsgespräch- über Erkrankugen sprechen!?



Kassia
20.05.2010, 19:58
Habe mich gestern mit einer Freundin unterhalten und wir sind bei dem Thema zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Mich würde interessieren, welche Erfahrungen ihr gemacht habt.
Beim 1. Bewerbungsgespräch, sollte man direkt dem Chef möglicherweise vorhandene chron. Erkrankungen offenlegen (wie Diabetes, Asthma, etc)?
Einerseits sollte man doch schon mit offenen Karten spielen und darüber sprechen, oder? Oder katapultiert das den Bewerber möglicherweise direkt ins aus?
Wäre dankbar über eure Meinungen dazu

McBeal
20.05.2010, 20:07
Ich würde es lassen. Klar, wenn Du in die Diabetologie willst, kann es eine Motivation sein, selbst Diabetiker zu sein und dann würde ich es vielleicht erwähnen. Aber sonst hat es ihn nicht zu interessieren. Er darf nicht danach fragen und ich würde es auch nicht erzählen. Hätte aber auch nicht das Gefühl, damit bewusst etwas zu verschweigen. Gehört einfach nicht in ein Bewerbungsgespräch. Lass es!

LG
Ally

Ehemaliger User 05022011
20.05.2010, 21:00
Arbeitgeber dürfen nach so etwas ja nicht fragen und das hat seinen guten Grund, dass das rechtlich so geregelt ist - warum willst du es dann sozusagen freiwillig sagen :-nix

airmaria
20.05.2010, 21:04
...und wie sieht es rechtlich aus, wenn sich jemand mit hep c, hiv oder ähnlichem für nen operatives fach bewirbt?
airmaria

Ehemaliger User 05022011
20.05.2010, 21:13
na da hast du ja mal wieder den Finger in die Wunde gelegt - o.k. ich versuch mal zu antworten : ich denke dass dies nicht in die Problematik "allgemeinen Fragerecht des AG" gehört, sondern eher nach strafrechtlichen Kriterien zu beurteilen ist - ich denk da so z.B. an vorsätzliche Körperverletzung

Fino
20.05.2010, 21:52
Nicht erwaehnen - ganz klar

supz
20.05.2010, 22:07
ich würde das auch eher mit dem betriebsarzt besprechen als mit dem chef bei der bewerbung. Den Betriebsarzt kann man ja auch schon vor der Entscheidung für/gegen eine Stelle schonmal anrufen und fragen, was für Probleme es bei der einen oder anderen Erkrankung geben könnte.

Bille11
20.05.2010, 22:20
ich habe mich in jedem meiner vorstellungsgespräche von selbst gegen ende des gesprächs damit herangetastet (nagut im letzten nicht, aber das war eine andere situation, da kannte man mich schon).. und konkret gefragt, ob es da fragen zu gebe.. das war soweit immer ganz gut aufgefasst worden. es ist gemein, eine (offensichtliche und für alle teammitarbeiter wissensbedürftige) einschränkung - dazu gehört die schwerhörigkeit bei mir - nicht anzusprechen und somit das thema im gespräch aussen vor zu lassen.

FirebirdUSA
21.05.2010, 10:21
...und wie sieht es rechtlich aus, wenn sich jemand mit hep c, hiv oder ähnlichem für nen operatives fach bewirbt?
airmaria

Gute Frage :-) Hab zwar schon häufiger gelesen, dass du auf die Frage in diesem Fall ehrlich antworten musst aber noch keine Quelle dafür (Gerichtsurteil, Gesetz, o.ä.). Berufsrechtlich müsstest du es wahrscheinlich deiner Ärztekammer melden, die dir dann eine Einschränkung deiner Approbation zukommen lassen und damit hat es sich eigentlich erledigt.

Relaxometrie
21.05.2010, 10:52
Es kommt unter anderem auch darauf an, wie sehr die anderen Kollegen von der Erkrankung betroffen sein werden. Bei meiner letzten Stelle gab es eine Kollegin, die einen maximal kompliziert einzustellenden Diabetes mellitus Typ 1 hatte und selbst mit Insulinpumpe, bester Schulung und jahrzehntelanger Erfahung kam es immer wieder zu Problemen. Diese Kollegin konnte keine Dienste machen.
Wenn man eine solche Sache von Anfang an anspricht, kann man sich selbst viel Ärger ersparen. Dadurch, daß man die Sache nicht anspricht, ändert man ja am langfristigen Geschehen nicht viel und wird halt im Zweifel in der Probezeit wieder gekündigt (wie es besagter Kollegin passiert ist). Dieser Fall, den ich da erlebt habe, zeigt halt auch mal wieder, wie krank das Gesundheitssystem ist. Meiner Meinung nach muß eine Abteilung auch einen kleinen Anteil an nicht 100%ig einsetzbaren Ärzten verkraften können. Wenn das Dienstsystem aber so eng ist, daß sich alle Beteiligten darübr aufregen, wenn ein einzelner Mitarbeiter nicht 100%ig dabei ist, liegt das Problem mMn nicht bei dem einen Kranken, sondern am System.

EKT
22.05.2010, 09:55
Auf gar keinen Fall Erkrankungen mit dem Betriebsarzt besprechen, zumindest wenn man an der Stelle wirklich interessiert ist. Der steht nämlich nicht auf der Seite des Arbeitnehmers, sondern meldet seine "Bedenken" gegen die Einstellung eines Kandidaten an die Vorgesetzten, zwar nicht mit Benennung der Erkrankung, aber in der Folge mit erheblichen Minuspunkten für den Arbeitnehmer, was dann - wie selbst erlebt - die Kündigung in der Probezeit ohne Benennung eines Grundes zur Folge haben kann.

airmaria
22.05.2010, 10:20
für den fall, dass aufgrund der erkrankung die arbeitsfähigkeit - in welcher form und in welchem prozentsatz auch immer - regelmässig mit auswirkung auf den arbeitsablauf eingeschränkt ist, halte ich das verschweigen dieses umstandes für einen vertrauensbruch... welcher in letzter konsequenz zur kündigung führen sollte.
airmaria

EKT
22.05.2010, 11:38
@airmaria:
Durchaus richtig. Aber wenn genau diese Gefahr nicht besteht und der Betriebsarzt aufgrund fehlender Fortbildung überhaupt keine Ahnung vom Wesen und den Auswirkungen bestimmter Krankheiten hat, dann besser verschweigen.
Betriebsärzte haben in der Regel einige Jahre Innere Medizin hinter sich und haben ansonsten von Tuten und Blasen schlicht keine Ahnung - deshalb Vorsicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

stennadolny
22.05.2010, 12:00
In der Psychiatrie laufen reihenweise Mitarbeiter mit erheblichen psychischen Erkrankungen umher - teils sogar ohne jede Krankheitseinsicht - und kein Hahn kräht danach, solange man nicht auffälliger krank als der Chefarzt oder manch ein OA ist.


Mal ohne Ironie: Kenne Beispiele von Ärztlichen Mitarbeitern, die monatelang jedes Jahr ausfallen (in Psychiatrien MIT offenkundig psychiatrischen Erkrankungen). Was sollen die Kliniken denn machen ? Kündigen ? Dann bekommen sie u.U. neue Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen, auf die man sich erst wieder einstellen muß.......Etwa: Magersucht. Die sich nicht versteckt....

Sehr lustig ist ein Chefarzt, der jedem Laien auf den ersten Blick als "verhaltensoriginell" auffällt, aber gelegentlich offenkundig somatisch kranke Mitarbeiter extrem unter Druck setzt, weil die Leistungsbereitschaft fehlen würde. Der Chefarzt selber ist seit Jahren keine Visiten mehr gegangen und auch sonst kaum in der Klinik zu sehen.

Tele-Chefarzt, gewissermaßen.

NIE irgendeine Erkrankung von sich aus preisgeben, selbst Leute mit massiven depressiven Episoden sind in einer Psychiatrie nicht unbedingt kündigungswürdig, weil der Osteuropäer auch nicht immer psychisch gesund sein dürfte......

Michael72
22.05.2010, 21:21
Ganz einfache Antwort:


Frage 2: „Haben Sie Krankheiten?“

Zulässig – Sommer: „Ein Personaler darf nach Krankheiten fragen, durch die (nach BAG 7.6.84) entweder die Eignung für die vorgesehene Tätigkeit eingeschränkt ist, Ansteckungsge*fahr für künftige Kollegen/Kunden besteht oder in absehbarer Zeit mit einer Arbeitsunfähigkeit zu rech*nen ist (z.B. wegen geplanter Operation). Dasselbe gilt uneingeschränkt für die Frage nach der Schwer*behinderteneigenschaft .“

Tipp: Antworten Sie offen und ehrlich – bei einer Lüge darf Ihnen sonst später wegen arglistiger Täuschung gekündigt werden (§123 BGB).Quelle: http://www.focus.de/karriere/bewerbung/vorstellungsgespraech/tid-10759/vorstellungsgespraech-haben-sie-krankheiten_aid_311217.html

Das bedeutet auch, dass man Krankheiten die arbeitsrechtlich relevant sind, von sich aus ansprechen MUSS.

Nicht zulässig ist nur die Frage nach Schwangerschaft.

EKT
24.05.2010, 08:14
[QUOTE=stennadolny;898759]In der Psychiatrie laufen reihenweise Mitarbeiter mit erheblichen psychischen Erkrankungen umher - teils sogar ohne jede Krankheitseinsicht - und kein Hahn kräht danach, solange man nicht auffälliger krank als der Chefarzt oder manch ein OA ist.


Mal ohne Ironie: Kenne Beispiele von Ärztlichen Mitarbeitern, die monatelang jedes Jahr ausfallen (in Psychiatrien MIT offenkundig psychiatrischen Erkrankungen). Was sollen die Kliniken denn machen ? Kündigen ? Dann bekommen sie u.U. neue Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen, auf die man sich erst wieder einstellen muß.......Etwa: Magersucht. Die sich nicht versteckt....

Ist sicher richtig. Gibt es aber in anderen Fachrichtungen ganz genauso. Während in der Psychiatrie Depressionen überwiegen, sind es in z. B. chirurgischen Fächern vor allem schwere Persönlichkeitsstörungen und Suchtkrankheiten.

airmaria
24.05.2010, 13:49
@michael72: danke für die recherche!

...es ist doch beruhigend, dass man in solchen fragen mit dem "gesunden menschenverstand" auf die richtigen antworten kommt!
airmaria

Ehemaliger User 05022011
24.05.2010, 22:04
Das bedeutet auch, dass man Krankheiten die arbeitsrechtlich relevant sind, von sich aus ansprechen MUSS.


richtig, aber eben auch nur die - alles andere geht den Arbeitgeber nichts an und deswegen ist eben nicht nur die Frage nach der Schwangerschaft, sondern auch die pauschale Frage nach Krankheiten verboten bzw. man muss darauf nicht ehrlich antworten, sondern kann auch lügen

Espressa
25.05.2010, 06:19
Wo lässt sich einsehen, was tatsächlich als "relevante" Erkrankung gilt?
Und was ist dann mit den ganzen geförderten Stellen "schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt"?

Nimmt schon manchmal sehr skurrile Ausmaße an, das ganze.