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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf was achtet Ihr bei einer Klinik?



DocSchmitti
03.06.2010, 14:36
Hi Leute,


auf was achtet Ihr, wenn Ihr Euch bei einer Klinik bewerbt bzw. ob Ihr Euch irgendwo bewerbt?
zb. Forschungs-Chancen, nettes Team, tolle Stadt ..... ??

Fino
03.06.2010, 16:56
- Patientenklientel, fuer die Paeidatrie z.B. mit oder ohne Neugeborenenversorgung, decke ich den Kreisssaal mit ab oder gibt's da eine eigen Neonatologie, die das uebernimmt?

- gibt es Subspezialisierungen (Haema, Onko, Nephro), decke ich das mit ab oder nur "out of hours"?

- hat der Chef die volle Weiterbildungsermaechtigung?

- wie schaut's mit Weiterbildungmassnahmen aus?

- Arbeitszeiten? Schichtdienst?

- Tarif?

- Entfernung vom Wohnort? Bin ich bereit umzuziehen? Pendeln?

- ich wuerde versuchen, etwas ueber das Arbeitsklima herauszubekommen

- Sagt mir der Ort zu, wenn ich umziehen muesste?

Allona
03.06.2010, 19:00
- Weiterbildungsermächtigung
- Erreichbarkeit vom Wohnort
- Rotationen, strukturierte Weiterbildung
- Einarbeitung
- Arbeitszeiterfassung und Schichtsystem bzw. Dienstsystem
- falls es möglich ist: Arbeitsklima

Das sind die für mich wichtigen Aspekte.

stennadolny
04.06.2010, 08:53
WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG !!!!

Erst dann kann man weitersehen.....

pieks
04.06.2010, 09:36
Meinst Du "volle" Weiterbildung?

Dann würde ich Dir widersprechen:

die ersten 1-2 Jahre in einer Stelle zu arbeiten, in der keine volle WB existiert, in der man aber was lernt, ist "zum Einstieg" gar nicht so schlecht.

Dann kann man sich mit Vorerfahrung an einer neuen Stelle bewerben


WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG !!!!

Erst dann kann man weitersehen.....

John Silver
05.06.2010, 14:08
Eine Weiterbildungsermächtigung sollte sicher vorhanden und nicht erst beantragt sein. Ob sie voll oder nur teilweise gilt, ist je nach individueller Planung von Bedeutung.

Wichtig ist auch das therapeutische Spektrum der Klinik. Wenn man beispielsweise Viszeralchirurg in einer Klinik werden will, die praktisch keine Eingriffe am Ösophagus oder Leber durchführt, wird man definitiv Probleme mit dem Katalog bekommen. Man sollte sich nicht bloss auf die vorhandene WB-Ermächtigung verlassen, sondern genau nachfragen, wie häufig bestimmte Dinge durchgeführt werden, und ob man als Assi das auch durchführen darf.

Man sollte vor allem auf Details beim Vorstellungsgespräch achten. Wichtig ist, wie genau der Chef auf bestimmte Fragen reagiert. Und man sollte sich genau darüber im Klaren sein, was man will. Will man ein operatives Fach machen, sollte man fragen, wieviel die Assistenten operieren - und das sollte man nicht nur den Chef, sondern auch die Assistenten selbst fragen. Gleiches gilt für Funktionsbereiche in konservativen Fächern.

Die Stadt, in der die Klinik liegt, ist natürlich wichtig. Wenn man kein Lifestyle-Victim ist und nicht unbedingt nach München oder Berlin will, hat man Glück, denn es gibt viele Städte, in denen es sich wirklich angenehm leben lässt. Wenn die Klinik eher auf dem Lande oder in einer Kleinstadt ist, sollte man sich schon wünschen, auf dem Lande zu wohnen, denn das ist sicher nicht für jeden.

Wichtig ist auch, wie die Aufgabenverteilung zwischen einzelnen Berufsgruppen im Haus ist. In einer Klinik, in der man als Assi bspw. Blut abnehmen muss, würde ich mich gar nicht erst bewerben. Man glaubt gar nicht, wieviel Zeit einem primitive Aufgaben wie diese rauben können - und diese Zeit fehlt dann für Dinge, die man eigentlich tun will und soll.

Wichtig ist auch das Arbeitsklima. Man kann in einem oder einigen wenigen Hospitationstagen keinen wirklich umfassenden Eindruck davon bekommen, aber auch das Wenige, was man zu sehen bekommt, kann einem aufmerksamen Beobachter viel verraten. Und Du kannst mir ruhig glauben, dass ein gutes Arbeitsklima viele Dinge kompensieren kann - aber ein bescheidenes Klima kann von kaum etwas kompensiert werden.

Man sollte sich vorher umfassend über Dokumentation der Arbeitszeit, Vergütung, Dienstbelastung und ähnliche Dinge informieren; und unter "informieren" verstehe ich nicht nur die Auskunft des Chefarztes oder der Personalabteilung. Man sollte die Assistenten fragen, wie es wirklich ist. Sonst ergeht es Dir wie vielen, die sich hier regelmäßig darüber ausweinen, dass die Realität ganz anders sei, als ihnen im Vorstellungsgespräch versprochen wurde.

Melon_Man
05.06.2010, 14:28
@John Silver

Deine Vorschläge sind ja in der Theorie ja alle schon und gut. Leider ist das so praktisch kaum umzusetzen. Natürlich sollte mann einem Chef die Fragen die du formulierst stellen, aber selten wird man drauf konkrete Antworten begonnen. Auch wenn der Arbeitsmarkt günstig ist, ist es immer noch ein Vorstellungsgespräch in dem der Kandidat sich verkaufen muss. Und die Assistenten befragen ist sicher auch eine gute Idee, ich habe aber schon selber erlebt dass da um endlich die freien Stellen zu besetzen oft auch von den Assistenten in der Hospitation massiv Werbung für ihre Klinik gemacht wird. Eine objektive Antwort wird mann da also auch nicht unbedingt erwarten können. Die Assistenten in einer Klinik mit freien Stellen (und das sind heute viele) sind doch auch massivst daran interessiert dass die freien Stellen besetzt sind! Und eine Hospitation hilft da auch nicht unbedingt weiter, da dort eben auch Werbung für die Klinik gemacht wird und ein oder einige wenige Tage auch nur einen sehr begrenzten Einblick in eine Klinik geben. Besonders gilt dies natürlich für Berufsanfänger, die auch noch schlecht einschätzen können weil sie noch keinen Vergleich haben (als arbeitender Assi)

Für mich sind deine Vorschläge leider graue Theorie. Wirklich an eine für einen persönlich passende Stelle kommt mann imho durch Mundpropaganda, und zwar über persönliche Kontakte und nicht eine Hospitation oder Assistentenbefragung

John Silver
05.06.2010, 17:51
Großer, hast Du schon Arbeitserfahrung? Wieviele Vorstellungsgespräche und Kliniken hast Du schon hinter Dir? Für Dich ist es Theorie, weil Du keine Erfahrung hast - ich schon.

Klar muss man sich als Bewerber verkaufen. Aber das bedeutet nicht, dass man bloss Männchen machen und mit dem Schwanz wedeln soll. Man kann und muss auch Fragen stellen, die wehtun können - denn einem guten Chef einer guten Abteilung tun sie nicht weh, und die anderen kann man in der Pfeife rauchen. Wenn man sehr gezielte Fragen über Weiterbildung, Arbeitszeitdokumentation, Überstunden etc. stellt, bekommt man entweder überzeugende Antworten - oder der Chef fängt an, sich zu winden, und gibt nichtssagendes bla-bla von sich. Dann weiß man schon, woran man ist.

Natürlich sagt der Chef einem nicht die Wahrheit. Ich sagte, dass man nicht darauf achten soll, was er sagt, sondern wie er es formuliert. Es ist eben ein Riesenunterschied zwischen der Aussage "Ja-ja, Weiterbildung ist bei uns ganz wichtig" und "Unsere Weiterbildung sieht so aus: regelmäßige interne Fortbildungen, Assistenten werden bei als Ausbildungseingriffen definierten OPs grundsätzlich als Operateure eingeplant, alle Rotationen sind garantiert, etc.".

Ebenso ist eine Binsenweisheit, dass die Assistenten an der Stellenbesetzung interessiert sind und einem auch glatt was vorlügen können. Wenn man nicht dämlich ist, versteht man das. Aber die Leute sind keine professionellen Schauspieler, und können einem keine Riesenlüge auftischen, ohne sich zu verraten - man muss eben nur auf die gewissen Zeichen achten.

Wenn man auf diese Details achtet, zieht man sowohl aus dem Vorstellungsgespräch als auch der Hospitation eine ganze Menge an Infos. Und mit jedem Gespräch und jeder Hospitation wird man darin routinierter.