PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie werden Daten über einen Schwangerschaftsabbruch gespeichert?



anonymeraucherin
06.06.2010, 11:12
Hallo
Ich bin leider in die unglückliche Situation gekommen und bin ungewollt schwanger geworden. Ich werden die Schwangerschaft abbrechen lassen.

Aus bestimmten persönlichen Gründen und weil es eh niemanden angeht, will ich die ganze Geschichte für mich behalten.
Deshalb meine Frage: Wo überall werden nach einem Schwangerschaftsabbruch die Patientendaten gespeichert, bzw. wer hat alles Zugang darauf?
- Bin ich gezwungen einen Mutterpass ausstellen zu lassen in dem der Eingriff vermerkt ist?
- Sind meine Daten in der Klinik in der der Abbruch durchgeführt wird oder generell in anderen Kliniken gespeichert, wenn ja, wie viele Menschen haben Zugang (wäre ja eine besonders heikle Situation, falls ich in der gleichen Klinik dann mal arbeiten sollte).
- Speichert die Krankenkasse, die die Kostenübernahme des Bundeslandes ausstellt auch meine Daten?

Simone_th
06.06.2010, 12:47
1. Nein, der wird nicht zwangsläufig ausgestellt. Gerade in Fällen in denen bereits bei Feststellung der Schwangerschaft gegen eine Austragung entschieden wird, verzichtet man häufig darauf. Manche Ärzte stellen ihn dennoch aus.
Unbedingt empfohlen ist aber bei einer späteren Schwangerschaft den Abbruch nachträglich einzutragen. Dies ist aus medizinischen Gründen auch sinnvoll.

2. Wie bei jedem Eingriff gibt es Patientenakten. Aus Eingeninteresse, um die Straffreiheit des Abbruchs nachzuweisen, wird besonders behutsam alles aufbewahrt. Ich sehe dein Problem. Gerade wenn selbst in der Medizin tätig bist, könnten ja "Bekannte" davon erfahren. In einer großen Klinik ist die Anzal der Beteiligten, die direkt deinen Abbruch mitbekommen, natürlich größer als in einer Praxis. Wenn dort wirklich arbeitest, dann wird es der eine oder andere natürlich erfahren. Die Frage ist ja nur, ob es überhaupt was ausmacht. Für die Beteiligten ist es ein Routineeingriff, da zerbricht man sich nicht den Kopf, das ist doch die X von der Station Y, hast du das schon gehört? Nur in Spezialfällen, wenn der Erzeuger oder Partner auch dort arbeitet und das nicht erfahren darf, kann dies natürlich heikel sein.

3. Da bin ich überfragt. Die Krankenkasse vermittel ja die Kostenübernahme ja nur weiter, ich kann da echt nicht sagen, ob die Kasse die Daten behält, bzw. das Bundesland überhaupt den Namen der Betroffenen erhält. Vielleicht können Papiertiger aus der Verwaltung mehr dazu sagen.

Schimmelschaf
06.06.2010, 14:09
Oder den Abbruch gar nicht erst in der näheren Umgebung machen lassen (falls das möglich ist)...

Balla
07.06.2010, 16:37
Ein Tipp von meiner Seite: Am besten einen niedergelassenen Arzt nehmen, der darauf spezialisiert ist. Die Kombination des Studiums der Medizin und des Schwangerschaftsabbruchs an der gleichen Klinik ist ungüstig. Wie erklärte man uns am Anfang mal: Was man drinnen sieht, bleibt auch drinnen. Nur blöd, wenn man selbst sich immer drinnen bewegt.

Selbst unter Medizinern gibt es Klatschtanten.

tpa
07.06.2010, 21:38
Also ich find's teilweise schon heftig, was alles gespeichert wird. Beziehungsweise weniger die Speicherung der Daten an sich, sondern die Zugänglichkeit.
Dem Klinikverbund, in dem ich meine Krankenpflegeausbildung absolviert habe, gehören über ein Dutzend Häuser an. Es handelt sich also um einen DER Versorger in der Region. Dort ist es jeder Schwester/jedem Pfleger möglich, per PC einzusehen, wer wann in welchem Haus mit welcher Diagnose behandelt wurde (inkl. Psychiatrien).

Hallo, Datenschutz?! :-nix

Zweitstudium
08.06.2010, 18:43
Auf jeden Fall der Antrag vor der OP stellen und mit Kostenübernahme zum Arzt gehen. Sonst muss du alles selbst bezahlen.

Simone_th
09.06.2010, 13:38
Auf jeden Fall der Antrag vor der OP stellen und mit Kostenübernahme zum Arzt gehen. Sonst muss du alles selbst bezahlen.

Die TE wird darüber hoffentlich in der Beratung informiert worden sein.
Selbst bereitet mir das Thema aber auch Kopfzerbrechen. Beim Antrag wird ja "geprüft", ob die Patientin ein geringes Einkommen hat und deshalb Anspruch auf Vergütung des Schwangerschaftsabbruches durch das Bundesland hat. Wie werden eigentlich die Daten dabei übermittelt? Gibt die Krankenkasse die Daten der Patientin direkt weiter? Denn die Klinik übermittelt ja dann die Rechnung, ich bin mir unsicher ob das anonymisiert geschieht. Im schlimmsten Fall hätte ja die betreffende Stelle beim Bundesland sogar den Überblick, wer eine Kostenübernahme beantragt und wer sie am Ende wirklich gebraucht hat. Das sind ja ziemlich heikle Daten, meine Meinung wach.

Ich habe eine Papiertigerallergie, deshalb habe ich mich da noch nie so gründlich informiert, wie die Abrechnung verläuft. Aber um Betrug zu vermeiden, ist eine Anonymisierung ja nur bis zu einem besimmten Grad möglich, sonst könnte die Vermögende Frau A einen Antrag für ihre arme Freundin B stellen und in Rücksprache mit einem, ähm, ein wenig unkorrekten Arzt (das ist reine Gedankenspielerei, so etwas gibt es sicher nicht) die Kosten an den Staat abgeben. Somit wird wohl der Staat eine Datei haben. Damit hätte aber nicht nur die Klinik, der Klinikverbund oder die Praxis Daten über Patientinnen mit einem Schwangerschaftsabbruch, sondern auch der Staat. Das widerspricht aber dem Grundsatz, möglichst hohe Anonymität zu wahren, das statistische Bundesamt gibt ja immer nur sehr rudimentäre Zahlen über Schwangerschaftsabbrüche raus (Dauer zum Zeit des Abbruchs, Alterskategorie, etc.). Gäbe es tatsächlich, auch über die Kostenübernahme, diese Dateien, könnte man sie ja viel genauer auswerten.

Sorry liebe TE, das sind jetzt leider mehr Fragen als Antworten, aber ich habe diese Problematik im Arbeitsstress immer übersehen und frage mich jetzt auch, wie es geregelt wird.