PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Metformin - spezielle Anwendung



EKT
13.06.2010, 09:43
Hat jemand Erfahrungen in der Anwendung von Metformin zur Behandlung bzw. Prophylaxe von neuroleptikabedingter Gewichtszunahme (unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes mellitus)?

alex1
13.06.2010, 10:38
Nein, allerdings scheint Metformin eine Menge Off-Label-Use-Potential zu besitzen. Eine antitumoröse Wirkung ist auch nachgewiesen worden.

stennadolny
13.06.2010, 14:44
Behandlung einer NL-induzierten Gewichtszunahme: Gut dokumentierte Aufklärung des Pat., Ab- oder Umsetzen des NL, weiteres Gewichtsmonitoring, ansonsten Kunstfehler !

Metformin hat da überhaupt nichts zu suchen, schon garnicht in der "Prophylaxe": Weiterer Kunstfehler, zudem Off-label und pathophysiologischer Quatsch. Wissenschaftlich NULL Evidenz !

Metformin wird m.W. nach dafür von Psychiatern auch nicht verwendet, s.o..

THawk
13.06.2010, 15:28
Dass es keine Evidenz hat, kann man so nicht stehen lassen. Kurze Pubmed-Recherche offenbart mehrere aktuelle Meta-Analysen zu dem Thema:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20441727
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20336059
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20155995

Wie es klinisch ausschaut kann ich als Nicht-Psychiater nicht beurteilen.

EKT
13.06.2010, 16:03
@THawK:
Vielen Dank für die Studien.

@stennalolny:
Hast Du klinisch-psychiatrische Erfahrung? Deine Argumentation geht ziemlich stark an der Wirklichkeit vorbei. Bevor ich schwerst psychisch erkrankte Patienten bei dringend notwendiger Neurolepsie in einer massiven Adipositas mit allen bekannten Konsequenzen belasse und keine anderen Maßnahmen fruchten, begehe ich sehr gerne einen "Kunstfehler"!!!!

stennadolny
13.06.2010, 19:16
@THawK:
Vielen Dank für die Studien.

Naja, von "Evidenz" würde ich hier nicht sprechen, da benötigt man schon noch etwas mehr als retrospektiv-metaanalytische Datenauswertungen in, nun sagen wir, Sub-Top-Journals. Könnte auch pharmanahe sein........

Eine Doppelblindstudie, randomisiert, placebokontrolliert ist der Goldstandard- und davon ist weit und breit nichts zu sehen. Nicht mal von einer Pharmafirma....



@stennalolny:
Hast Du klinisch-psychiatrische Erfahrung? Deine Argumentation geht ziemlich stark an der Wirklichkeit vorbei. Bevor ich schwerst psychisch erkrankte Patienten bei dringend notwendiger Neurolepsie in einer massiven Adipositas mit allen bekannten Konsequenzen belasse und keine anderen Maßnahmen fruchten, begehe ich sehr gerne einen "Kunstfehler"!!!!

Ja, und ich habe bereits einen schweren Suizidversuch bei einer jungen Mutter gesehen, die auf Olanzapin (bei bipolar-affektiver Störung) massivst an Gewicht zugenommen hatte. Familie und Kassenpsychiater hatten es der Frau "verboten", das Medikament wieder abzusetzen, keine Alternativen geboten.
2 kleine Kinder hätten beinahe die Mutter wegen eines solchen Schwachsinns verloren, das muß nicht sein.

Vorgangsweise (z.B.): Indikation der Neurolepsie überprüfen -- Indikation/Dosierung eines bestimmten NL überprüfen/ Alternativen (neurolept. und nicht-neurolept.) erwägen. Ich habe noch NIE einen Fall gesehen, in dem es keine passablen Alternativen zu einem best. Präparat gegeben hätte, sehr wohl aber reihenweise Therapieabbrüche wg. der Gewichtszunahme (, die den Pat. auch noch oft in der "Aufklärung" verschwiegen wurde !).

Man muß sich das vorstellen: Man induziert mit best. NL, die ohnehin meist als Dauermedikation viel zu hoch und viel zu liberal eingesetzt werden, einen Diabetes II und dafür sollen die armen Pat. auch noch mit Insulinmedis büßen ?

Die Fa. Lilly (Olanzapin/Zyprexa) hat früher sogar mal Ernährungsberatungsgruppen angeboten, darüber mag man denken, wie man will, aber VOR Metformin, wenn man sonst keine Alternativen sieht ist das allemal besser.

Noch einmal: Es gibt IMMER Alternativen, und sei es das gute Alte Haloperidol (niedrig dosiert).

FirebirdUSA
14.06.2010, 08:22
Naja, von "Evidenz" würde ich hier nicht sprechen, da benötigt man schon noch etwas mehr als retrospektiv-metaanalytische Datenauswertungen in, nun sagen wir, Sub-Top-Journals. Könnte auch pharmanahe sein........

Eine Doppelblindstudie, randomisiert, placebokontrolliert ist der Goldstandard- und davon ist weit und breit nichts zu sehen. Nicht mal von einer Pharmafirma....

Ich zitiere mal aus dem ersten Review: "All trials were double-blind, placebo-controlled, parallel trials,...". Damit wären ja deine Kriterien erfüllt.

Ich bin zwar völlig deiner Meinung, dass man erstmal die Patienten mit den richtigen Medikamenten einstellen sollte. Grundsätzlich zu behaupten, dass ist alles Quatsch und ein Kunstfehler kann ich bei der Datenlage so noch nicht nachvollziehen.

DanielOliver
23.06.2010, 07:29
@stennadolny:
Naja, Journals die sich vom impact her locker in den Top-Ten eines großen Fachgebietes wie der Psychiatrie bewegen
http://in-cites.com/research/2006/july_31_2006-2.html
sollten als Quelle erst mal genügen.
Das es sich um reviews von RCTs handelt wurde ja schon bemerkt, dazu müsste man vor dem posten halt kurz die Abstracts lesen.

Off-Label-Anwendung ist in vielen Fachgebieten eine völlige alltägliche Problematik, nur weil der Herstller meint eine gewisse Zulassung nicht anstreben zu müssen heisst das noch lange nicht, dass das Quatsch wäre.

Mit dem Begriff Kunstfehler sollte man vieleicht mal ein bisschen vorsichtiger Umgehen, wir sind hier ja nicht bei der Bild-Zeitung.