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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein gemütlicher Strandtag mit Kindern (von Uta)



Jens
09.02.2003, 12:39
Eine Kurzgeschichte von Uta, betitelt mit:

Ein gemütlicher Strandtag mit Kindern

Zuerst eine Lebensweisheit von einer Mutti mit 2 Kindern, die Sie sich unbedingt merken sollten: „Wenn man mit Kindern ins Schwimmbad geht, kann man nicht schwimmen!“

Mein Mann fragte mich neulich, wie denn mein Tag so verlief. Ich bin Mutti von zwei Kindern und zur Zeit im Erziehungsurlaub. Also, nach Meinung meines Mannes den ganzen Tag zu Hause und nicht so übermäßig stark beschäftigt, das ich nicht Zeit zum Genießen finden könnte.

Ich erwiderte ihm, daß ich mit den Kindern im Schwimmbad war. Er: „Oh, da hattet ihr sicher einen schönen Tag und viel Spaß miteinander!“ Groll stieg in mir auf, wie ein nahendes Gewitter, als ich vor meinem inneren Auge den Tag für mich Revue passieren lies. Ich machte mich und meine Kinder, er sechs Jahre, sie noch keine zwei Jahre auf dieser Welt, also strandfertig. Ich darf nichts vergessen, sonst ist das Geschrei am Strand umso größer. Also packte ich ein: Wechselsachen für jedes der beiden, Getränke für ihn „ Mami, ich mag aber kein Wasser ohne Sprudel…“ und für sie ( zum Glück noch zu klein, um eine Meinung über Getränke laut und deutlich zu äußern, juchhu!), außerdem musste ich an den kleinen Hunger zwischendurch denken, also Obst ins Körbchen. Nun nur noch Windeln für die Kleine, nicht zu vergessen die wasserdichte Badewindel, sonst gibt’s sicher Ärger von den anderen Badegästen, bei eventuellen Schwebstoffen organischer Natur im klaren Nass.

Vor der Wohnungstür fiel mir zum Glück noch ein, das ich die Sonnenmilch vergessen hatte, also noch mal kehrt, Kinder wieder ausgezogen, Sonnenmilch auf Kinderhaut verteilt, erneut angezogen und los. Vor der Haustür meint mein Großer: „Mami, darf ich mein Fahrrad mitnehmen?“, „ Nein, wir gehen baden, da braucht man das Fahrrad nicht, das geht nur unter, dann rostet es, möchtest du denn Rostflecken auf dem Rad?“ Zum Glück hasst mein Sohn Rostflecken…! Gerade liefen wir in trauter Dreisamkeit die ersten Schritte, als sich mein Großer erneut meldete: „ Mami, die Sonne blendet, kannst du meine Sonnenbrille holen.“ Klar konnte ich, mich blendete die Sonne auch. Also noch mal hoch und Brillen gesucht, gefunden und auf die passenden Nasen platziert. Zum Glück streifte mich in diesem Moment ein erneuter Geistesblitz, denn mir fehlte auch noch das Sandspielzeug, um meinen Kindern im Freibad kreative Möglichkeiten anzubieten.

Endlich am Strand angekommen, suchten wir uns einen Platz, den auch die Rettungsfahrzeuge im Falle einer Katastrophe gut erreichen können. Das ist sehr wichtig, wenn man Kinder hat. Man weiß ja nie! Nun sollte eigentlich der gemütliche Teil eines Strandaufenthaltes folgen, aber in der Beziehung enttäuschten mich meine Kinder nicht, denn sie waren schneller in den Fluten als ich. Vergessen sie es einfach, daß man sich langsam ans kalte Wasser gewöhnen soll, um einem Herzinfarkt vorzubeugen. Wenn sie ihre Kinder das erste Mal wieder auftauchen sehen, in dem Wissen, daß beide Nichtschwimmer sind, springen sie ins Wasser, als würden sie einen Herzinfarkt kriegen, wenn sie es nicht tun. Als die Kinder wieder an Land und so gut wie wiederbelebt waren, wollte ich die Sache etwas ruhiger angehen. Also Backförmchen raus und mit der Kleinen Sandkuchen gebacken.

Leider vergaß ich für eine Millisekunde, daß ich auch noch einen Sohn habe, der sich just in diesem Moment wieder dazu entschloß unterzugehen. Ich also, gerade wieder etwas von der Sonne gewärmt hinterher und meine Kleine am Ufer zurückgelassen. Während der erneuten Kindsrettung hörte ich plötzlich einen Schrei, der nicht von meinen Kindern stammte. Er kam aus der Kehle eines ca. 13/4-jährigen, der sich gerade gegen die Bisse meiner Tochter zu wären versuchte. Leider bisher ohne Erfolg. Ich also hin, mit dem nassen Sohn unterm Arm und meine Kleine von der Wange des Jungen gerissen, sie krallte sich aber an seinem blonden Haar fest und riß ihn mit sich. Ein paar blonde Haare habe ich noch aufgehoben, nur so als Erinnerung…! Nun kam auch ganz aufgeregt die Kindsmutter des Opfers der Beißattacke und strafte mich mit einem vernichtenden Blick, einen von der Sorte > wenn ich dich noch einmal in der Nähe meines Kindes sehe bist du tot< Blick. Schluck!!! Also, Entschuldigung gemurmelt und geschäftig getan, damit sie mich nicht noch mehr erniedrigt.

Irgendwie muß ich aber für einen Moment meine Kleine losgelassen haben, denn sie war weg. Also so richtig weg, meine ich. Ich sah keine beinahe Ertrunkene, hörte keine erneuten Schreie. Mein Blick irrte ruhelos umher, ich konnte sie nicht sehen. Es war schrecklich, aber plötzlich hörte ich ein: „Mama!“, sie stand einarmig auf einer Rutsche und wollte wohl zeigen, wie schön sie klettern und rutschen konnte. Mir blieb für eine Sekunde das Herz stehen. Jetzt nur keine Panik, dachte ich, wenn ich jetzt loslaufe, macht sie vielleicht eine unüberlegte Bewegung und kracht runter. Also, lächeln, lächeln ist immer gut. Ich lächelte also und versuchte ihr mit so wenig scharfer Stimme, wie nur möglich zuzurufen, sie solle schön rutschen, das ist ganz fein, Mama kuckt. Mit einem Wutsch, war sie glücklich unten gelandet. Nun rannte ich, so schnell ich konnte zu ihr, unter meinem Arm den Großen, denn noch mehr Scherze konnte ich nicht gebrauchen.

Als ich alle Kinder glücklich eingesammelt hatte, gab es erstmal etwas zu essen und zu trinken. Wir wickelten uns in ein großes Handtuch und plötzlich waren die Quälgeister ganz lieb und wir kuschelten uns aneinander. Was macht es da schon, wenn sie mir mit ihren sandigen, klebrigen Fingern im Gesicht und im ohnehin schon zerwühltem Haar herumfummelten, wenn sie mir ihre angegessene, eben heruntergefallene Banane in den Mund stopften und mir mit einem lächelnden Sabbergesicht Küsschen geben wollten.

Ich liebe meine Kinder und ich möchte keine Stunde mit ihnen missen, aber fragen sie mich nie, ob ich einen schönen Strandtag gehabt hätte!!!

(c) Uta Thielbein