PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entlassungsbriefe, vorläufige und endgültige



jcw
17.06.2010, 21:34
Hallo zusammen!

In unserer Abteilung herrscht ein ziemliches Durcheinander in Bezug auf das Schreiben der Entlassungsbriefe.

Bis dato wurde von unseren Oberen gefordert, einen Kurzbrief zum Entlassungstag zu erstellen, der dem Patienten mitgegeben wird und später einen endgültigen Brief auszufertigen, der zusätzliche Infos wie Anamnese, Untersuchungsbefunde, später eintreffende Histo-Befunde etc. enthält.

Aus dem PJ in der Uniklinik kenne ich es selbst so, dass vorläufiger und endgültiger Brief die gleiche Form und den gleichen Inhalt haben können, und sich lediglich durch eine Kennzeichnung als "vorläufig" sowie die vollständige Unterschriftenleiste unterscheiden. Ich habe selbst solche Briefe aus verschiedenen anderen Kliniken empfangen.

Mein Chef behauptet nun, dass dieses Vorgehen juristisch anfechtbar sei, leider ohne Begründung. Sowieso sind die Briefe ein Politikum, sodass ich diese Argumentation eher für ein Ablenkmanöver halte.

Ich wüsste gerne, ob jemand Arbeiten, Richtlinien oder gar Leitlinien zur Arztbriefschreibung kennt und ob jemand weiß, wie Briefe juristisch bewertet werden, wenn sie mit Hilfe von standardisierten Textbausteinen erstellt werden? Sachliche Korrektheit vorausgesetzt, kann das doch kein prinzipieller Nachteil sein, oder?

Langweilige Frage, das. Trotzdem würde ich mich über Antworten freuen.

Jan

dreamchaser
25.06.2010, 14:50
Bei uns ist der vorläufige Brief meistens mit dem endgültigen Brief identisch, wenn Histobefunde noch ausstehen, dann stehen sie im endgültigen Brief (darauf wird dann in der Epikrise hingewiesen).
Ich weiss nicht, warum ein kurzen handschriftlicher Brief nicht anfechtbar sein soll, aber ein etwas ausführlicherer sehr wohl. Wenn man bedenkt, dass die Arztbriefe dann noch für eine Weile in einem Arztzimmer verschwinden, bis sie geschrieben werden, da vergeht eine Menge Zeit - und in dieser hat der weiterbehandelnde Arzt die relevanten Informationen eben nicht. Ich finde einen möglichst ausführlichen vorläufigen Brief (mit der entsprechenden Kennzeichnung vorläufiger Brief) besser für alle Beteiligten. Ich selbst fände es bedenklicher, wenn die Fortführung der Behandlung nicht adäquat laufen würde, da der handschriftliche Brief nicht gut lesbar ist oder relevante Empfehlungen fehlen (z.B. wie lange Plavix nach Stentimplantation gegeben werden soll).

WackenDoc
25.06.2010, 15:12
Ich versteh das Problem auch nicht.
Auf meiner alten internistischen Station sahen beide Briefe gleich aus.
Beim endgültigen waren dann halt noch die ausstehenden Befunde und deren Konsequenzen drin und die Unterschrift vom Chefarzt drunter.
Aber Anamnese, die bis dahin vorliegenden Befunde und Empfehlungen plus Unterschrift vom OA waren alles drin. Den vorläufigen hat der Patient natürlich mit bekommen.
Für den endgültigen Brief haben wird dann nur noch den vorläufigen geändert.

Ich find es übrigens als Empfänger solcher Briefe ziemlich doof, wenn ich nur so´n handgeschriebenes, oft fast nicht entzifferbares Etwas mit nur Diagnosen und Medi-Empfehlungen bekommen und der Brief dann Monate braucht. Vor allem wenn ich nicht wirklich weiss, worum es ging. Und ich hätte dann gerne bei Z.n. OP ne Empfehlung wann die Fäden raus sollen oder wann der PAtient wie belasten darf, wann die Physio beginnen soll etc. dass ich NSAR gegen das Aua geben sollte ist mir schon selber klar- ist gerne aber mal das einzige was drin steht.:-nix

Andererseits versteh ich nicht, dass wir aus unserem örtlichen Krankenhaus aus der chirurgischen Ambulanz einen handschriftlichen Kurzbrief und dann noch mal ein paar Wochen später das Getippte bekomme, wo nix neues drin steht. Häufigster ÜBerweisungsgrund übrigens: OSG-Distorsion. Da reicht es mir WIRKLICH, wenn drin steht, dass keine knöcherne Beteiligung gefunden wurde und ob die Bänder ab sind (ist nämlich eins der Dinge, die ich kaum erkennen kann). Bei nem unkomplizierten Verlauf ist die Behandlung gerne schon mal abgeschlossen, wenn der Brief kommt.:-wow

Hellequin
25.06.2010, 16:54
Ist bei uns jetzt auch nicht anders. Wir diktieren im Endeffekt bereits den fertigen Brief, nur das halt oben ein Stempel "Vorläufiger Entlassbrief" draufkommt. Und wenn die Unterlagen dann die Verwaltungsrunde gemacht haben, werden halt evtl. noch fehlende Befunde und sich daraus ergebende Konsequenzen eingegeben (wobei wir dann meistens zwischendrin anrufen, weil es halt einfach 4-6 Wochen dauert) und Chef unterschreibt.

alex1
25.06.2010, 21:13
Ich kenne es auch so.
Stempel "Vorläufig" darauf, Patient wird entlassen und nimmt diesen Brief für den HA mit. Endgültiger Brief geht dann mit der Post raus und zwar an alle Beteiligten (HA, Spezialisten, etc).

Eine Besonderheit:
Bei Patienten, die innerhalb einer einzigen Therapie mehrere stationäre Aufenthalte hatten, gibt es nur einen definitiven Arztbrief, der dann zum Schluss rausgeht und alle diese Aufenthalte umfasst.
Es gibt für jeden Aufenthalt einen eigenen "vorläufigen" Brief, aber der offizielle Arztbrief geht erst zum Schluss der Therapie raus.
Ich finde diese Regelung ziemlich nützlich z.B. bei Chemotherapiezyklen.
Wenn man alle 3 Wochen einen offiziellen Brief an alle beteiligten verschickt, wird das Schreibbüro unnötig aufgehalten.

Übrigens unterschreibt bei euch der Chef?
Bei uns muss nur ein Oberarzt unterschreiben, Fachärzte/Oberärzte schicken ihre Briefe ohne weitere Unterschrift selber weg.