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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : prämedikations-schema



mainzer
27.06.2010, 14:02
hallo zusammen,

hab grad meine 1. stelle in der anästhesie angetreten; knapp 4 wochen dabei...und immer noch viele fragen ;-)

wollte mal wissen, welches schema ihr so für prämedikationen nutzt?!
in der inneren aufnahme arbeitet man sich ja meistens auch nach einem festen schema von kopf bis fuß durch (hat mir zumindest im pj unheimlich geholfen), um nix zu vergessen...
gibts sowas für die anästhesie-prämedikation auch? wie handhabt ihr das? und welche medis gebt ihr zur prämedikation? auf welche besonderheiten gilt es zu achten...?

bin für alles dankbar, da mein buch dazu leider nicht soo viel hergibt; klar, der fragebogen für patienten ist auch noch ranzuziehen aber so umfangreich ist der ja nun auch nicht...

grüße

ChillenMitBazillen
27.06.2010, 23:17
Unser Narkoseprotokoll besteht aus den Rubriken Herz/Gefäße, Lunge, Stoffwechsel, Neurologie, Allergien, Medikamente und sonstiges. Ich übertrage zunächst die Angaben aus dem Fragebogen (Warum sind eigentlich nur 30% der Patienten in der Lage, einen einfachen Fragebogen korrekt und vollständig auszufüllen? :-nix ), dann frage ich nochmal die o.g. Rubriken durch, beginnend mit den Medikamenten. Danach mache ich die Untersuchung (Herz, Lunge, Mallampati, Kinn-Kehlkopf, Mundöffnung, ggf. Allen-Test, ggf. Punktionsstellen für SpA/PDK oder Regionale anschauen).

Ich sage den Patienten von vorne herein, dass erstmal ich ne Menge Fragen stelle, danach ihnen erzähle, was wir machen und sie danach alle ihre Fragen loswerden können. Das entspannt die meisten Patienten, die unbedingt ihre eine Frage loswerden wollen (Wie soll ich denn meine Herztabletten morgen früh ohne Wasser runterbekommen? ;-) ) ungemein. Das, was die Patienten bei der Einleitung mitbekommen (Monitoring, Zugang, Präoxygenierung) erkläre ich recht genau, den Rest eher beschleunigt, dann die Risiken.

Nüchternheitsgebot erkläre ich immer sehr deutlich, bei Bartträgern weise ich darauf hin, dass der Bart besser ab sollte.

Prämedikation sind bei uns immer Benzos. Kinder Midazolam, Erwachsene Lorazepam, alte Leute Oxazepam.

Hypnos
28.06.2010, 07:34
Nüchternheitsgebot erkläre ich immer sehr deutlich, bei Bartträgern weise ich darauf hin, dass der Bart besser ab sollte.


Echt? Niedlich:-))

ChillenMitBazillen
28.06.2010, 17:02
Niedlich? Ist bei uns ne Dienstanweisung und schriftlich festzuhalten...und solche Dienstanweisungen kommen ja in der Regel nicht von ungefähr...

Hypnos
28.06.2010, 18:21
Niedlich? Ist bei uns ne Dienstanweisung und schriftlich festzuhalten...und solche Dienstanweisungen kommen ja in der Regel nicht von ungefähr...

Och - je nach Kompetenz des mittleren bis oberen Managements kann man durchaus mal die ein oder andere Dienstanweisung in Frage stellen... :-meinung

Wie Ihr das in Eurem Haus handhabt, ist ja letztlich Eure sache, erwähnen schadet nix, aber ich persönlich würde das als (überspitzt formuliert) Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte empfinden.

Und - aus meiner Erfahrung heraus - sind auch Bartträger durchaus von einem geschulten Anästhesisten per Maske zu beatmen - wenngleich auch häufiger unter Zuhilfenahme von Güdel-Tuben...

Miss
28.06.2010, 18:24
Echt? Niedlich:-))
Manch einem würd ich in Narkose auch gern mal den Bart abrasieren :-( mußte neulich einen ZVK in einen dermaßen Rauschebart kloppen, also ein bißchen rasieren mußte wirklich sein, dann noch ganz viel abgeklebt...aber das war echt grenzwertig. Ich würde den Patienten das eigentlich auch gern sagen :-D merk ich gerade (ab damit)

Ansonsten: Schema Prämedikation
Patienten- und Eingriffsspezifisch
Orientierung an Akte, Fragebogen (nein, viele Patienten merken nicht, daß er nicht nur eine, sondern vier Seiten hat :-oopss), Medikamentenliste
VorOPs, Narkoseverträglichkeiten, Allergien, Medikamente
Belastbarkeit, kardiopulmonale Symptome
Zahnstatus, dabei Blick auf evtl. Intubationshinderlichkeiten

Das ist das Schema. Die Patienten können zwischendurch oder am Schluß fragen, mich stört es nicht, und manche brauchen es halt lieber gleich geklärt.

Am Anfang sollte man ein paar Mal bei Kollegen zuhören, damit man eine Idee für das Vorgehen bekommt -und ggf. sich Tipps und Tricks abgucken kann, wie man gut aufklärt, ohne die Patienten (bei der Nennung aller Risiken im Detail :-D) zu ängstigen...ich hab selber am Anfang gemerkt, daß ich die Patienten z.T. in Angst und Schrecken versetzt habe, weil ich das einfach noch zu holprig gemacht habe :-oopss Die wollen schon ehrlich aufgeklärt werden, aber man kann das auch so hinkriegen, daß sie sich der Risiken bewußt sind, aber dennoch Vertrauen in das ganze haben.

Prämedikation: am OP-Tag (eigentlich bei Abruf, leider oft viel zu früh oder viel zu spät) Midazolam (Kinder und Erwachsene), bei KI keine oder Tavor, Atosil
am Vorabend: b.B. Clorazepat (Tranxilium)

ChillenMitBazillen
28.06.2010, 18:29
In der Regel sind sie zu beatmen, das stimmt, aber es macht es oft schwerer...ich fordere ja auch niemanden auf, seinen Bart unbedingt abzunehmen, ich weise nur darauf hin, dass ein Bart das Risiko von Beatmungsschwierigkeiten erhöht (und natürlich mache ich das auch nur bei Rauschebärten, nicht beim kleinen Bärtchen)

lara162
28.06.2010, 20:25
In der Regel hat ja jedes Haus seinen Prämedikationsbogen, an dem man sich zumsammen mit dem Fragebogen langhangeln kann. Als Anfänger fand ich es hilfreich diesen Bogen und den Fragebogen (sofern ich ihn schon hatte) vorzubereiten, so hat man als ungeübter ein klares Schema zu Hand.

Wichtig sind relevante Vorerkranungen samt körperlicher Belastbarkeit, Zahnstatus, Intubationserwartungen (Mundöffnung, Reklination..), Sodbrennen/Reflux, Allergien, Nüchternheitsanordnung, Hausmedikationsweitergabe, Vornarkosen/PONV.

Die Aufklärung und ggf. sonstige Anforderungen (Labor, EKG, Echo, Spiro...) richten sich nach den Vorerkrankungen und der anstehenden OP.

Allen Test wird bei uns nicht vorher gemacht, das macht der Kollege im OP dann selbst.

Bei den eigentlichen Prämedikationsmedikamenten hat in der Regel auch jedes Haus seine Standards. Bei uns wird auf Abruf Midazolam gegeben, am Abend vorher bei Bedarf Nitrazepam (kann man aber auch was anderes geben).

Moorhühnchen
29.06.2010, 19:33
Am Anfang sollte man ein paar Mal bei Kollegen zuhören, damit man eine Idee für das Vorgehen bekommt -und ggf. sich Tipps und Tricks abgucken kann, wie man gut aufklärt, ohne die Patienten (bei der Nennung aller Risiken im Detail :-D) zu ängstigen...ich hab selber am Anfang gemerkt, daß ich die Patienten z.T. in Angst und Schrecken versetzt habe, weil ich das einfach noch zu holprig gemacht habe :-oopss Die wollen schon ehrlich aufgeklärt werden, aber man kann das auch so hinkriegen, daß sie sich der Risiken bewußt sind, aber dennoch Vertrauen in das ganze haben.
Hatte ganze 2 Prämed-Gespräche, die ich mir bei einem Kollegen angucken konnte, danach mußte es aufgrund von Personalmangel alleine weitergehen. Eines meiner ersten Gespräche war dann auch gleich die Aufklärung für ne Hüft-TEP, was an unserem Haus noch eine der aufwendigeren OPs darstellt, da wir ja fast rein "knochenchirurgisch" unterwegs sind...

Habe mich einige Zeit gewundert, warum ich oftmals die Patienten mit meiner Art der Aufklärung in Angst und Schrecken versetzt habe - bis ich gemerkt hab, ich sollte vielleicht erwähnen, daß man als Patient schon schläft, wenn der Tubus in die Luftröhre kommt und das Ganze ebend NICHT mitbekommt. :-peng Man stelle sich ne Wachintubation vor............... :-((

Bei uns kriegen fast alle Patienten Dormicum auf Abruf, außer ambulante Patienten (Anweisung vom Chef...... ziemlich blöde. Ambulante "dürfen" quasi nur 'ne Prämed haben, wenn sie angeben, "sehr nervös" zu sein.). Ältere bekommen auch mal Tavor. Vorabendprämed muß ich immer auf'm Zettel nachgucken, seitdem die Apotheke Tranxilium gestrichen hat. :-sleppy