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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pulsoxymeter - billig oder günstig?



LieberInvasiv
27.06.2010, 23:26
Hallo zusammen,

bin durch Zufall auf erschreckend günstige Pulsoxymeter bei Ebay gestoßen.
So Preissegment €30-60.
Aus dem Fachhandel kenne ich allerdings nur Preise €100 und deutlich aufwärts.
Gut, bei den Ebayangeboten handelt es sich wohl kaum um Markenware, aber woher kommt der krasse Preisunterschied? Hat jemand Erfahung mit solchen Sonderangeboten gemacht? Reizen tut es mich ja schon iregndwie so ein Schnäppchen für die Notfalltasche zu kaufen, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass man für €30 ein funktionierendes SpO2 Gerät bekommt, was auch im Hypoxiebereich zuverlässig misst...
(Herstellerangabe bei den Ebaygeräten Messbereich SpO2: 35-100%)
Was haltet ihr davon, bzw könnt ihr für Erfahrungen beisteuern?

Gute Nacht :-)

LieberInvasiv

konstantin
27.06.2010, 23:55
Also die Pulsoxymeter, die wir im Krankenhaus verwendet haben, hatten Listenpreise von ~600 Euro. Ob das gerechtfertigte Preise sind oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen, aber ich empfand selbst diese Geraete als schlechten Witz. Ein Pulsoxymeter kann eben nur funktionieren, wenn die Stelle, an der der Sensor misst, vernuenftig durchblutet ist. Diese ganzen Pulsoxys mit Fingersensor waren in meinen Augen eine Zumutung fuer die Notfallmedizin, weil 90% der Patienten mit viel zu kalten Fingern in die Aufnahme kamen.

Uebrigens ein Problem, dass der Rettungsdienst unserer Stadt irgendwie nicht verstanden hat. Da wird das Pulsoxy (an den o. g. viel zu kalten) Finger geklemmt - "Oh.. 92%.. 4L.. hmm... 92%... 12L + Maske + Reservoir" - und die Patienten stehen bei der Ankunft mit einem Bein in der CO2-Narkose, nur, weil diese Geraete eben nicht vernuenftig messen.

Kurzum: Diese ganzen Geraete, die dort bei eBay angeboten werden, moegen ihre Berechtigung haben, waeren fuer den Krankenhausalltag aber vermutlich vollends ungeeignet. Wenn's nach mir geht, sollten solche Geraete per se allesamt mit einem Ohrsensor ausgestattet werden. :-dafür

LieberInvasiv
28.06.2010, 00:06
Das Problem der peripheren SpO2 Messung ist ja nichts neues. Auch die Geräte im RD kosten mehrere hundert Euro (oder noch mehr).
Geht ja jetzt im o.g. Fall auch nicht um Extremsituationen, sondern erst mal darum, funktionieren die Teile so wie sie sollen und darf man ihnen (mit dem selben Misstrauen gegenüber wie allen anderen Diagnostikgeräten) trauen...?

papiertiger
28.06.2010, 00:37
Mir wurde neulich von einem unserer Intensivoberärzte erzählt, dass auch unsere (sicherlich eher im höhereren Preissegment anzusiedelnden) Geräte im Bereich <70 % keine verlässlichen Werte mehr zustande brächten, man also ab da eh nur noch die Aussage ableiten könnte, dass die Sättigung unter 70 ist und nicht mehr und nicht weniger. Unter der Perspektive wäre die Angabe, dass das Gerät zwischen 35 und 100 zuverlässig misst, wohl ziemlicher Unfug.

Aber obige Aussage ist eben auch nur Emminence based, Herstellerangaben behaupten da anderes. ;)

Hypnos
28.06.2010, 01:07
Uebrigens ein Problem, dass der Rettungsdienst unserer Stadt irgendwie nicht verstanden hat. Da wird das Pulsoxy (an den o. g. viel zu kalten) Finger geklemmt - "Oh.. 92%.. 4L.. hmm... 92%... 12L + Maske + Reservoir" - und die Patienten stehen bei der Ankunft mit einem Bein in der CO2-Narkose, nur, weil diese Geraete eben nicht vernuenftig messen.

Kurzum: Diese ganzen Geraete, die dort bei eBay angeboten werden, moegen ihre Berechtigung haben, waeren fuer den Krankenhausalltag aber vermutlich vollends ungeeignet. Wenn's nach mir geht, sollten solche Geraete per se allesamt mit einem Ohrsensor ausgestattet werden. :-dafür

Ad 1) Selbst die ausgefeilteste Technik ersetzt nicht das ärztliche Nachdenken und, viel wichtiger, weil nur noch marginal vorhanden, den klinischen Blick.

Ad 2) Ich würde einen dreistelligen Geldbetrag darauf verwetten, daß die Patienten, die peripher unterkühlt sind, auch am Ohr entsprechende Fehlwerte liefern...:-meinung

Gruß zur Nacht,
Hypnos

Nemesisthe2nd
28.06.2010, 12:15
mal ehrlich, es ist doch egal ob die sättigung bei einem notfall 75, 70 oder doch nur 55% beträgt....

man wird so oder so maßnahmen zur verbesserung der oxygenierung treffen, bzw. versuchen die ursache der hypoxie herauszufinden und die ursache zu beheben...

und wenn nach sauerstoffgabe und anderen maßnahmen keine rasche besserung eintritt wird man den patienten rasch intubieren... oder würde irgendjemand bei 70% sättigung noch zuwarten, aber bei 65% sofort intubieren?

ich denke nicht...

dreamchaser
28.06.2010, 13:25
mal ehrlich, es ist doch egal ob die sättigung bei einem notfall 75, 70 oder doch nur 55% beträgt....

man wird so oder so maßnahmen zur verbesserung der oxygenierung treffen, bzw. versuchen die ursache der hypoxie herauszufinden und die ursache zu beheben...

und wenn nach sauerstoffgabe und anderen maßnahmen keine rasche besserung eintritt wird man den patienten rasch intubieren... oder würde irgendjemand bei 70% sättigung noch zuwarten, aber bei 65% sofort intubieren?

ich denke nicht...

Wenn der Patient auch klinisch eine deutlich erniedrigte Sättigung hat, dann klar Intubation. Aber eben unter dem stetigen Bedenken der Fehlerquellen und nicht ohne den Patienten genau anzuschauen (wer einen SpO2 von 70% hat ist in der Regel zyanotisch - natürlich gibt es Ausnahmen die man auch bedenken sollte).