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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Keinen Job weil ich Moslem bin?



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None24
02.07.2010, 00:48
Hallo,

ich studiere zwar noch, habe aber ernsthafte Bedenken nach dem Studium eine Stelle zu finden, einfach weil ich Moslem bin. Viele Leute haben leider Angst vor dem Islam. Ich spüre das schon, wenn ich mich jemandem vorstelle. Ich werde dann irgendwie grundsätzlich als "böse" angesehen. Die täglichen Negativmeldungen in den Medien prägen das Bild der Leute. Das ist zumindest meine Alltagserfahrung und es macht keinen Spaß :(
Ich fühle diskriminiert, wenn ich ganz ehrlich bin.

Ich frage mich jetzt, ob ich später überhaupt Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe? Das geht bei mir schon soweit, dass ich über den Sinn meines Studiums nachdenke! Habt ihr Arbeitsollegen, die Moslems sind? Welcher Chef stellt einen Moslem ein? Ich fürchte mich davor abgelehnt zu werden, keine Vorstellungsgespräche zu bekommen und am Ende arbeitslos zu sein. Ich frage mich wie es tatsächlich aussieht, wie gehen Chefs damit um, wird gleichbehandelt?
Welche Erfahrungen habt ihr? Kennt ihr solche Fälle?

Hoppla-Daisy
02.07.2010, 07:03
Zunächst einmal Herzlich Willkommen in unsrem Forum! :-winky.

Ich bin zwar selbst noch Studentin, habe aber in meinen Famulaturen und auch in Uni-Praktika zig Moslems gesehen, die klinisch tätig waren.

Mach dir da mal nicht so einen Kopp, du wirst schon eine Stelle bekommen. Ein bißchen mehr Selbstbewusstsein könnte nicht schaden ;-). Du definierst dich ja als Person nicht NUR über deine Religionszugehörigkeit. Und das tun auch andere in der Regel auch nicht.

Inwiefern fühlst du dich denn diskriminiert? Erläutere das doch mal ein bißchen :-).

Ehemaliger User 05022011
02.07.2010, 07:42
Inwiefern fühlst du dich denn diskriminiert? Erläutere das doch mal ein bißchen :-).

ja und wie das machst, wenn du dich vorstellst

Ich spüre das schon, wenn ich mich jemandem vorstelle.
sagst du: Guten Tag, ich heiße .. und bin Moslem ", kann mir das gar nicht so richtig vorstellen, man erwähnt doch seine Religionszugehörigkeit nicht gleich, wenn man sich jemanden vorstellt - ich glaube ich würde auch erst mal stutzen und du würdest es dann ev. als Ablehnung gegen über Moslems verstehen, die ich gar nicht empfinde

Nemesisthe2nd
02.07.2010, 07:53
frauen sieht man in der regel an dass sie muslima sind....

weiß jetzt nicht ob du männlich oder weiblich bist....

zum arbeiten: ich kenne schon ein paar moslems die als arzt arbeiten... auch eine frau, bei ihr muss man allerdings dazu sagen, dass sie in dem krankenhaus auch schon zu studiumszeiten als hilfskraft gearbeitet hat (schreibkraft im tumorboard)

vielleicht wäre es klug in deinem wunschkrankenhaus schonmal einen studentenjob anzunehmen, zB Notaufnahme, Pflege, Schreibkraft, etc... dann kannst du schonmal einen guten eindruck machen...

achja... ein armutszeugnis für unsere gesellschaft... geradeaus gefragt würde natürlich keiner zugeben moslems zu diskriminieren, aber tatsächlich siehts dann doch meist anders aus...

Relaxometrie
02.07.2010, 08:13
Mit dem islamischen Glauben hast Du einen Glauben, also bekommst Du selbst in einem christlich-kirchlichen Haus eine Stelle.
Ich bin aus der evangelischen Kirche ausgetreten und bin bei meiner letzten Bewerbung deswegen von der Verwaltung abgelehnt worden, nachdem ich von den beiden Chefärzten, die sich die Abteilung teilen, und die beide um meine Religionslosigkeit wussten, eine mündliche Stellezusage hatte.
Als Religionsloser wird man also diskriminiert, als Moslem dürfte es keine Probleme geben, wenn Du in Deiner Religionsausübung flexibel genug bist.

DrSkywalker
02.07.2010, 08:22
Ich erlebe dei Studienkollegen aus dem nahen Osten schon, dass es ihnen leider manchmal etwas schwieriger gemacht wird als nötig.

Ich würde dir empfehlen, dich, falls du da flexibel bist, eher in einer Großstadt zu bewerben. In Frankfurt, Berlin oder Hamburg wirst du auf weit weniger Ressentiments stoßen als (leider) in ländlichernen Gegenden. Aber selbst dort wirst du im Endeffekt einen Job finden, Kopf hoch, das wird!

None24
02.07.2010, 17:45
sagst du: Guten Tag, ich heiße .. und bin Moslem ", kann mir das gar nicht so richtig vorstellen, man erwähnt doch seine Religionszugehörigkeit nicht gleich, wenn man sich jemanden vorstellt - ich glaube ich würde auch erst mal stutzen und du würdest es dann ev. als Ablehnung gegen über Moslems verstehen, die ich gar nicht empfinde
Hab ich auch nie gesagt. Ich nenne nur meinen Namen und das löst bei vielen Leuten schon Distanz und Skepsis aus. Und wer das nicht glaubt, der sollte vielleicht mal seine eigene Position zum Islam durchleuchten. Natürlich sind nicht alle so, aber sehr sehr viele.


Inwiefern fühlst du dich denn diskriminiert? Erläutere das doch mal ein bißchen
Ganz besonders durch die Medien. Terror da, Bombe da, blablabla. Ist doch immer dasgleiche. Das färbt auf die Leute ab.

Solara
02.07.2010, 17:48
Wie lautet denn dein Name?

Bei "Osama" ist wohl leider bei den meisten eine negative Assoziation da.

Aber sonst: zumindest in der Großstadt keinerlei Probleme (wobei die Beispiele, die ich kenne, meist weiblich sind ;-)).

None24
02.07.2010, 18:11
Mohammed. Fällt also direkt auf.

McBeal
02.07.2010, 18:16
Ich arbeite an einem kirchlichen Krankenhaus in der Pädiatrie und habe zwei muslimische Kolleginnen in meiner und mindestens zwei muslimische Kollegen in der gynäkologischen Abteilung. Bei uns ist das überhaupt kein Thema, nur werden, da wir auch alle auf ITS eingesetzt werden, keine Muslimas eingestellt, die Kopftuch tragen (aus hygienischen Gründen). Sonst gibt es keine Probleme.

LG
Ally

snowfairy
02.07.2010, 18:17
Meiner Meinung nach sollte das in einer Goßstadt doch klappen. Letzlich machst du ja noch PJ - vielleicht bekommst du dort auch gleich eine Stelle angeboten? Und selbst wenn dort keine Stelle frei werden sollte - über Famulaturen, Studentenjobs, Doktorarbeit sollten doch ein paar Kontakte entstehen und wenn du auch eine gute Note im Examen, und auch positive Zeugnisse von Famulaturen und PJ vorlegen kannst, sollte das wohl kein Problem darstellen. Außerdem ist der Fremdsprachenfaktor doch ein Pluspunkt. Wenn man hier aufgewachsen ist, dann ist das ja meist zweisprachig. Und so hast du einen ganz entscheidenden Vorteil: du kannst schon von klein auf fließend eine Sprache, die hier nicht in der Schule gelehrt wird und sich somit die Ärzte, die "einsprachig" aufwachsen sehr selten auf Muttersprachen-Niveau sprechen können. Und da es in Deutschland auch mittlerweile (in Großstädten meistens) Mitbürger gibt, die deutsch nicht sehr gut sprechen, ist es natürlich ein Pluspunkt. :-))
Es gäbe wohl nur dann ein Problem, wenn man streng-religiös/traditionell ist (als Frau), so dass man eine Burka trägt (hat aber meines Wissens nach mit der Religion nicht unbedingt was zu tun). Kopftuch könnte auch nicht unbedingt positiv auf die Chefs wirken. Ansonsten ist deine Religion deine Sache und hat mM mit dem Arbeitsplatz nichts zu tun.

Solara
02.07.2010, 18:32
Der Name ist doch ganz normal, was hast du denn da für Schwierigkeiten?

Wie gesagt, ist das in der Großstadt kein Problem, gerade, wenn die gute Zeugnisse hast oder sonstige Kontakte!

Thomas24
02.07.2010, 21:02
Meine Kollegin ist bekennende und praktizierende Muslima (mit Kopftuch), ihr Mann ist OA in der Anästhesie, wir haben in unserer Poliklinik eine Arzthelferin mit Kopftuch- alles kein Problem. Ein sehr guter Freund ist Moslem und hat einen offensichtlichen Migrationshintergrund aus dem nahen Osten- er steht kurz vor dem FA in HNO und in seiner Abteilung arbeiten drei andere Moslems, unsere komplette Herz-Thoraxchirurgie scheint aus Moslems zu bestehen... alles kein Problem.

PEACEKEEPER
03.07.2010, 08:11
Mach Dir mal überhaupt keine Sorgen. Ich habe selber arabische Wurzeln ( mein Vater kommt aus Syrien, meine Mutter ist deutsch). Bin selber ohne Religion und habe auch einen schönen arabischen Namen. Ich hatte bis jetzt nie Probleme. Ich habe insgesamt an einem Montag 7 Bwerbungen losgeschickt. Am Dienstag ging dann pausenlos mein Telefon, am Mittwoch und Donnerstag die Vorstellungsgespäche geführt, und am Freitag hätte ich bei allen 7 Stellen anfangen können.
Hab mich dann für ein gutes katholisches Haus entschieden ( der CA war einfach der netteste:-D) mit Nonnen und so.
Selbst ohne Religionszugehörigkeit kein Problem. Einige unserer Oberärzte sind Araber und bekennende Moslems.
Und die sind alle fachlich und menschlich sehr geschätzt.
Probleme machen da eher manche Patienten. Aber wenns denen beschissen genug geht, ist es denen auch wurscht ob ein Moslem, Jude, Buddist oder sonstwer sie behandelt.
Also relax Du wirst Deinen Weg schon machen.

Grüsse

Zünder
03.07.2010, 08:22
Und wer das nicht glaubt, der sollte vielleicht mal seine eigene Position zum Islam durchleuchten.


Wovor auch Ressentiments haben? Vor rückständiger Weltanschauung? Engstirnigkeit und Verbohrtheit? Mangelndem Willen sich anzupassen? Oder Frauen in Burkas? :-))

Evil
03.07.2010, 11:25
Wovor auch Ressentiments haben? Vor rückständiger Weltanschauung? Engstirnigkeit und Verbohrtheit? Mangelndem Willen sich anzupassen?
Du meinst, so ähnlich wie bei fundamentalistischen Christen und intoleranten Atheisten? :-))

Zünder
03.07.2010, 11:54
Du meinst, so ähnlich wie bei fundamentalistischen Christen und intoleranten Atheisten? :-))



Die scheinen aber eher das Maul zu halten, bzw. muss ich über die weitaus seltener was lesen oder hören.;-)

Stephan0815
03.07.2010, 12:12
Ehrlich gesagt würde ich das pragmatisch sehen.
Deine Kollegen werden dich vermutlich nach deiner Arbeit bewerten.
Bei den Patienten kannst es nie vorher wissen, du hast ja Leute mit keinem einheitlichen Bildungsstandard - aber wenn´s denen dreckig geht, dann handeln die auch mit dem Teufel höchstpersönlich, also keine Sorge. ;-)
Wenn du Fussball spielst, treten die Frauen sogar zu deinem Glauben über.
Und naja solange du kein Kopftuch trägst, wirste auch kein Problem bekommen, weil du ja, glaub ich, eh männlich bist. (Kopftuch kann ein Hygiene-Problem sein, von dem Kartoffelsack mal ganz zu schweigen)
Dichte Bärte können auch ein Problem sein - hab ich schon alle Klischees durch? ;-)

Evil
03.07.2010, 12:17
Die scheinen aber eher das Maul zu halten, bzw. muss ich über die weitaus seltener was lesen oder hören.;-)
Dann scheinst Du relativ blind und taub durch die Welt zu laufen, immerhin gab es da bis vor nicht allzu langer Zeit noch ein Paradebeispiel von US-Präsident, außerdem sind da noch Sarah Palin, Bischof Richard Williamson, etc... ;-)

Cherrybaum
03.07.2010, 16:23
Ich kenne eine Zahnärztin aus Nordafrika, die Kopftuch trägt.
Trotz ihrem exzellenten Noten hat sie viele Absagen bei der Stellensuche bekommen.
Sie konnte die Situation nicht so richtig erklären, und hatte das Gefühl, dass Ihr Kopftuch hier eine Rolle spielen könnte.
Letztendlich bekam sie eine Stelle in einer Stadt, wo viele Leute mit türkischer Abstammung leben.