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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Notarzt spielen XII - jetzt passt die Umfrage



DocSchmitti
14.07.2010, 15:11
Einführung: In diesem Notarzt-Spiel kannst Du in die Rolle eines Notarztes schlüpfen und einen Patienten behandeln. Es wird ein kurzer Fall geschildert und anschließend kannst Du zwischen verschiedenen Optionen abstimmen. Die Option mit den meisten Stimmen wird am Ende der Abstimmung (i.d.R. alle 1-2 Tage) durchgeführt. Dann erfährst Du, was weiter passiert.
Bemerkung: Du kannst immer nur eine Option wahrnehmen. Auch wenn man in der Praxis sicherlich oft mehrere Sachen gleichzeitig macht, wird hier sequenziell gearbeitet. Weiterhin ist eine Diskussion der ausstehenden Optionen zwar hilfreich, aber wenn Du Dir sicher bist, welche Möglichkeit die richtige ist, wäre es trotzdem aus Rücksicht auf andere Leser angebracht, dies nicht hier zu posten. Viel Spass!

Du hast gerade Deinen ersten Notarztdienst übernommen und sitzt noch ein wenig unentschlossen in der Fahrzeughalle herum, als plötzlich Dein Piepser Deine Gedanken mit einem lauten PIIIIEP-PIIIIIEP-PIEEEEP unterbricht. Du wirfst einen erschrockenen Blick auf den kleinen Display "Notarzteinsatz45887/Hautpstrasse. 44/Müller/Bewußtlose Person" steht da und wirkt nicht gerade beruhigend auf Dich.
Schnell läufst Du zum Auto, wo Tom, Dein Fahrer bereits den Motor gestartet hat. "Na, geht ja direkt gut los, was?!", meint er mit einem breiten Grinsen. Er scheint nicht ganz so aufgeregt zu sein - aber er hat ja auch schon einiges auf dem Kerbholz, was Notfallmedizin angeht.Er navigiert Euch problemlos durch den dichten Stadtverkehr und schiebt mit Sirene und Blaulicht alles auf die Seite.
Einige Minuten später bringt Tom das NEF vor einem Appartementhaus zum stehen. In dem 5stöckigen Gebäude dürften um die 20 Parteien untergebracht sein, schätzt Du. Da der RW bereits vor Ort ist eilst Du direkt zur Haustüre und wirfst unterwegs noch einen kurzen Blick auf den Piepser, um auch die richtige Klingel zu drücken – der Nachnahme des Patienten war Dir vor lauter Aufregung schon wieder entfallen.
Da die Tür nur angelehnt ist, wartest Du keine Antwort ab und nimmst 2 Stufen auf einmal – der Klingel nach zu urteilen liegt die Wohnung irgendwo im 3. oder 4. OG. Tatsächlich steht eine Wohnungstüre im 4. OG nur angelehnt und Du betrittst die Wohnung, in deren Flur Dich bereits eine besorgte junge Frau erwartet und Dir den Weg in eines der Zimmer weist. Dort (imWohnzimmer) sind die beiden RA bereits vor Ort, sie sind aber wohl auch gerade erst angekommen, denn sie stellen schnaufend Medikamentenkoffer, Absaugung und Sauerstoff auf den Boden und wenden sich dem Patienten zu:
neben einem großen Fernsehtisch liegt ein etwa 50jähriger Mann mit dunkelgrauem, vollem Haar, hellem Hemd und brauner Cordhose reglos und lang ausgestreckt auf dem Boden. Sonst gibt es auf den ersten Blick keine Hinweise, was hier das Problem ist.
Du drängelst sich zwischen den beiden Kollegen zum Patienten durch, gehst neben ihm auf die Knie und schüttelst ihn heftig an der Schulter: “Hallooo! Machen Sie mal die Augen auf!!” Der Patient reagiert nicht, sondern hat die Augen weiter geschlossen und wackelt passiv mit dem Kopf ganz leicht hin und her. Dies ändert sich auch nicht, als Du ihn mit den Fingerknöcheln der geschlossenen Faust kräftig auf dem Brustbrein ärgerst.
Was möchtest Du weiter tun?
--> Die Abstimmung hat ergeben --> "In den Mund schauen"
Deine erste Idee ist es, die junge Frau zu befragen, was hier eigentlich los ist - allerdings besinnst Du Dich dann doch eines besseren und kümmerst Dich erstmal um Deinen mutmaßlich bewußtlosen Patienten, anstatt ein Kaffekränzchen zu veranstalten, während der arme Mann möglicherweise Deine hoffentlich kompetente Hilfe braucht.
Auch "nebenbei" ein paar Fragen an die junge Frau zu richten, hältst Du im Moment für keine gute Idee, dafür ist Dir Sicherung des Atemwegs einfach zu wichtig und sollte Deine volle Konzentration geniessen. Du überstreckst den Kopf des Patienten vorsichtig und schiebst den Unterkiefer des Patienten leicht nach vorne, um einen Blick in den Mundraum werfen zu können. Du bist froh, dass Du gestern Abend in weiser Voraussicht noch einen Blick in die Leitlinien des European Resuscitation Counsil geworfen hast.
Die Überprüfung, ob der Atemweg frei ist, steht demnach ganz oben auf Deiner To-Do-Liste, denn schließlich gibt es immernoch wenige Patienten, die ihren Energiebedarf mittels Photosynthese decken können. Der Otto-Normalpatient ist leider immernoch auf eine gute Sauerstoffzufuhr und Oxygenierung angewiesen.
Im Mund des Patienten erkennst Du keine Hindernisse oder Verlegungen des Atemwegs, soweit Du den Mund-Rachen-Raum einsehen kannst. Die Scheimhäute und die Zunge sind einigermaßen rosig gefärbt, eine sehr locker sitzende Zahnprothese am Unterkiefer hast Du mit einem schnelle Griff entfernt. Der Atemweg scheint frei zu sein.
Du wirfst einen schnellen Blick auf den Thorax und kannst ein langsames Heben und Senken wahrnehmen, während Du beidseits orientierend die Lunge auskultierst und ein vesikuläres Atemgeräusch hören kannst. Ein paar Hemdknöpfe hast Du mit wenigen Handgriffen geöffnet. Als Du Dich dabei etwas über den Patienten beugst, fällt Dir an der linken Schläfe in den Haaren etwas Blut auf.Wie geht es weiter?
Die Abstimmung hat ergeben ---> Ein EKG anschließen
Einer der beiden RA hat den LifePak20, der über EKG, Pulsoxymetrie und Defibrillator verfügt, neben Dir abgestellt und Du zerrst die EKG-Kabel aus einer der beiden Seitentaschen, um ein EKG abzuleiten - schließlich willst Du jetzt erstmal wissen, was der Patient für einen EKG-Rythmus hat.
"He, check doch erstmal die Blutdruck! Das gehört ja erstmal zum Vitalparameter-Check!", meint Tom, Dein Fahrer und Rettungsassistent. "Um das EKG kümmere ich mich dann schon," fügt er hinzu und drückt Dir die Blutdruckmanschette aus dem Material-Koffer des RTW in die Hand. Du bist leicht peinlich berührt aber gleichzeitig auch dankbar, dass Tom Dir beisteht. Natürlich solltest Du erstmal die Vitalfunktionen Atemweg (A - Airway), ATmung (B - Breathing) und Zirkulation (C - Circulation) mit einfachen Mitteln checken, bevor Du hier in Apparatemedizin ausbrichst. Kurz hattest Du auch erwogen, einen Body-Check durchzuführen, aber auch das gehört in die Kategorie der Dinge, die Du tun kannst, wenn Du sicher bist, dass Dein Patient über adäquate Atmung und Kreislauff-Funktion verfügt. Wäre ziemlich peinlich, wenn Du alle 24 Knochenbrüche Deines Patienten gefunden aber keine Ahnung vom Blutdruck hast, oder?
Die Blutdruckmanschette hast Du inzwischen am rechten Arm des Patienten angebracht und bearbeitest den Gummiball der Pumpe, während Du mit der anderen Hand schonmal den Radialis-Puls tastest. "Kommt ziemlich kräftig", denkst Du erleichtert und stellst orientierent eine Systole von 170 mmHg fest - der Puls dürfte irgendwo zwischen 80 und 100 liegen und scheint einigermassen regelmäßig zu sein.
Einer der beiden RA hat dem Patienten inzwischen vorsichtig eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und den Clip des Pulsoxymeters an einen Finger gesteckt... "98%" verkündet das blasse Display stolz und piepst Dir zu.
"Atemweg frei, Atmung funktioniert, Blutdruck vorhanden....", denkst Du, um ein bißchen Ordnung in Deine Gedanken zu bekommen - nur mit der Birne scheint irgendwas nicht zu stimmen.
Tom klebt gerade die letzten Elektroden. Die junge Frau beobachtet Dich inzwischen mit wachsendem Interesse und meint ganz aufgeregt: "Ich war nur kurz im Keller und als ich wiederkam, lag er so am Boden und ich dachte, er ist tot! Oh Gott!" Sie dreht sich aufgeregt um und läuft ganz aufgelöst aus dem Zimmer. Was nun?
Die Abstimmung hat ergeben --> In die Pupillen leuchten.
Du zückst richigerweise (die orientierend neurologische Untersuchung steht nach Prüfung von Atmung und Kreislauf auf dem Programm) Deine Stiftlampe aus der Brusttasche der Notarztjacke und versuchst, dem Patienten in die Pupillen zu leuchten. Mit der Linken öffnest Du die Augen des Patienten, was gar nicht so leicht ist, zumindest wenn Du einen vernünftigen Einblick haben willst. Nachdem Du die direkte und konsensuelle Lichtreaktion bei beidseits mittel bis engen Pupillen nachgewiesen hat, fällt Dir auf, dass der Patienten mit beiden Augen starr nach links oben schaut. Die Bindehäute des Patienten kommen Dir irgendwie gerötet vor.
Du rufst nochmal hoffnungsvoll "Halloooo! Mal die Augen aufmachen, der Notarzt ist hier!", aber für die nächste Schach-WM reicht die Vigilanz des Patienten immernoch nicht aus. Er grunzt diesmal missmutig und stößt mit der linken Hand Deinen Arm weg, mit dem Du mal wieder auf seinem Sternum herumgedrückt hast. Die Augen macht er dabei leider nicht auf. Während Du über den Glasgow-Coma-Scale des Patientn grübelst, bekommst Du mit halbem Ohr mit, wie Tom die junge Frau befragt. Offensichtlich handelt es sich bei dem Patienten um ihren Vater. Sie war kurz in den Keller gegangen, um Wäsche zu machen, und als sie wiederkam, fand sie ihren Vater hier auf dem Boden liegend. Nachdem er bewußtlos war, hat sie direkt den Rettungsdienst angerufen. Das EKG des LifePak ist inzwischen angeschlossen und zeigt einen schnelle Sinusrythmus, zumindest soweit Du das mit der dort angezeigten Ableitung II beurteilen kannst. Einer der beiden RA sammelt bereits alle Utensilien für einen i.v.Zugang zusammen. Bitte gib den GCS an (Abstimmung bis morgen).
Die Abstimmung hat ergeben ---> GCS 8.
Du hast 8 Punkte auf der GCS-Skala ausgerechnet, einen Punkt, da der Patient die Augen nicht öffnet, zwei Punkte für die unverständliche verbale Reaktion und fünf Punkte für die geziele Schmerzabwehr. Noch nicht berauschend, aber immerhin eine ganze Menge mehr als noch vor wenigen Minuten. So langsam entspannst Du Dich ein wenig. Mit der Assistenz des RA beginnst Du, am rechten Handrücken einen i.v.-Zugang zu legen. Tom hat inzwischen von der Tochter des Patienten eine Medikamentenliste bekommen und hält sie Dir unter die Nase. Hm ... Du wirfst einen prüfenden Blick auf das verknitterte Zettelchen. Bei welchem Präparat hackst Du nach und möchtest wissen, warum der Patient es einnnimmt?
Die Abstimmung hat ergeben ---> Orifiril
Hmmm, Neurocolan? Nie gehört - bestimmt irgendwas homöopathisches oder sowas, denkst Du. Aber bei Orfiril wirst Du hellhörig! Orfiril ist Valproinsäure und wird als Antiepileptikum verwendet - es könnte doch sein, dass der Patient einen epileptischen Anfall hatte!
"Ist bei Ihrem Vater ein Krampfleiden bekannt?", willst Du von der Tochter wissen. "Ja, seit der Kindheit. Aber der letzte Anfall ist schon ein paar Jahre her", gibt sie zurück und will weiter wissen: "Könnte das jetzt auch ein Krampfanfall sein?"
Du wiegst den Kopf hin und her: "Ja, das ist nicht unwahrscheinlich, aber mit Sicherheit kann ich das jetzt noch nicht sagen". Die Tochter scheint jetzt ein wenig beruhigt zu sein, schließlich hatten frühere Anfälle ihres Vaters auch keine schlimmen Folgen. Du musst Dich jetzt wieder auf die Versorgung des Patienten konzentrieren. Den I.v.-Zugang hast Du inzwischen gelegt - der Patient hat auf den Piekser nur wenig reagiert und ist weiterhin mit einem GCS von 8 unterwegs. Über eine Intubation hast Du schon nachgedacht, ebenso über eine Halskrause. Ein Blick auf die Wanduhr sagt Dir, dass Du jetzt etwa 3-4 Minuten vor Ort bist. Wie soll es weitergehen?
Die Abstimmung hat ergeben--> Erst Halskrause, dann Bodycheck
Entsprechend den üblichen Empfehlungen hast Du inzwischen herausbekommen, dass der Patient einen freien Atemweg hat (A - Airway), außerdem scheint die Ventilation ausreicht zu sein (B - Breathing), der Kreislauf funktioniert (C - Circulation) und neurologisch (D - Deterioration) ist er noch eingeschränkt. Du grübelst kurz nach, ob Du den Patienten intubieren sollst. Immerhin gibt es eine eindeutige Empfehlung, einen Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma bei einem GCS von 8 oder weniger zu intubieren. Und ein Schädel-Hirn-Trauma scheint ja hier vorzuliegen. Hm. Andererseits scheint hier doch das Schädel-Hirn-Trauma nicht die führende Ursache zu sein und der Patient erholt sich ja im Augenblick vigilanzmäßig ganz gut. Du entscheidest Dich erstmal gegen eine Intubation. Aber eine Halskrause musst Du natürlich unbedingt anlegen - das hättest Du theoretisch sogar schon früher machen müssen, nämlich nachdem Du Dir sicher warst, dass der Airway frei ist. Schließlich musst Du bei jedem TraumaPatienten unbedingt an den Schutz der Hals-Wirbel-Säule denken!!
Tom wedelt schon hoffnungsvoll mit einem dieser Schaumstoff-Plastik-Teile herum und gemeinsam könnt Ihr das Teil anlegen - der Patienten grunzt wie gehabt und öffnet inzwischen aber auch mal die Augen, ohne Euch jedoch zu fixieren. Aus dem Hintergrund meldet einer der beiden RA inwzsichen: "BZ ist 287!" Ok. Also kein Unterzucker - gut zu wissen.
Als letzten Schritt der Versorgung machst Du nun einen Bodycheck (E) und drückst auf Extremitäten, Becken, Abdomen, Thorax und Schädel herum sowie bewegst die Gelenke. Eingeschränkt ist hier nichts und es ergibt sich kein Hinweis auf weitere Verletzungen. Ein näherer Blick auf die Kopfplatzwunde ergibt eine leicht blutende, 5-Euro-Stück (haha) grosse Prellung. Währenddessen berichtet die junge Frau, dass es ihrem Vater ansonsten eigentlich total gut gegangen sei. Der letzte Krankenhausaufenthalt wegen eines Herzinfarktes liegt schon 5 Jahre zurück und ansonsten habe es in letzter Zeit keine Auffälligkeiten gegeben. Er habe sich gestern nur ziemlich aufgeregt wegen diesen Fussballspiels. Naja, aber die Engländer waren ja auch wirklich schlechter - nicht gegebenes Tor hin oder her! Was möchtest Du nun weiter tun?
Die Abstimmung ergab --> den Transport einleiten.
"Okay, wir bringen Sie jetzt erstmal in die Klinik!", klärst Du den Patienten über das weitere Verfahren auf. Er ist inzwischen mit seinem GCS irgendwo bei 12 Punkten angekommen und stimmt dem Plan mit einem dank Halskrause etwas gequetschten "Ja." zu.
Kurz hattest Du überlegt, ob ein 12-Kanal-EKG notwendig ist, schließlich könnte auch eine kardiale Ursache hinter dem ganzen stecken. Dann verzichtest Du jedoch darauf, denn letztendlich wäre höchstens eine Rythmusstörung relevant - und die kannst Du ja auch schon mit dem Extremitäten-EKG ausschliessen. Ein 12-Kanal würde Dir höchstens relevante Informationen über Blockbilder, Ischämie-Zeichen oder ähnliches geben, was in der gegebenen Situation nicht relevant erscheint. Und schließlich solltest Du in der Notfallsituation jede Maßnahme kritisch nach ihrem Nutzen hin beurteilen und nicht einfach alles mögliche durchführen und so sinnlos Zeit vertrödeln.
Den BZ senken - das können die Jungs und Mädels im KH dann machen, denkst Du. 287 ist ja auch noch nicht so wirklich gravierend.
Während Du die Infusion so einstellst, dass sie langsam tropft (es gibt keinen Grund, den Patienten jetzt mit Flüssigkeit zu ersäufen und ins Lungenödem zu treiben), machst Du Dir Gedanken über das mögliche Transportziel. NeoVitae kommt nicht in Frage, schliesslich gibts da kein CT - und das wäre wirklich diagnostisch wichtig. Im St.Josephs gibts ein CT und auch einen Neurologen, aber der ist nur in Rufbereitschaft und um diese Zeit sicherlich nicht mehr im Haus. Letztendlich entscheidest Du Dich für das Rhein-Klinikum, denn da gibts ein CT, nen Neurologen und sogar eine Stroke-Unit mit Lyse-Möglilchkeit (auch wenn Du nicht glaubst, dass das für Deinen Patienten eine Rolle spielt). Tom greift zum Telefon und gibt eine entsprechende Meldung mit "z.n. Krampfanfall" an die Leitstelle durch.
Wenig später habt Ihr den Patienten im TRagetuch sicher eingepackt und in den RTW transportiert. Er wirkt noch minimal verlangsamt, sonst aber einigiiermaßen adäquat und Kreislaufstabil. RR 170/90 mmHg, Puls 90/min, SaO2 96%, Pupillen sind weiterhin beidseits seitengleich mit guter Lichtreaktion.
Entspannt lässt Du Dich in den ausgeklappten Sitz im RTW neben den Patienten fallen und wendest Dich Deinem Papierkram zu. Seit Beginn des Einsatzes sind jetzt etwa 20 Minuten vergangen. Einer der beiden RA hat auf dem Fahrersitz Platz genommen, während der andere die Kabel ordnet, die Infusion aufhängt und alles für den Transport bereit macht. "Können wir los?", will er von Dir wissen.
"Klar, ich bin bereit!", gibst Du zurück und der RA deutet seinem Kollegen durch das Fenster zur Fahrerkabine, dass es los gehen kann. Wenig später setzt sich Euure kleine Karavane aus RTW und nachfolgendem NEF rumpelnd in Bewegung, während Du das Einsatzgeschehen krakelig auf dem Protokoll vermerkst. Ein Blick auf den Patienten bestätigt Dir, dass derzeit alles stabil ist. Der Patient blickt leicht abwesend aus den rückseitigen Fenstern.
Du bereitest Dich innerlich schon auf die Übergabe mit den Kollegen im KH vor, als der RA plötzlich in Hektik ausbricht: "Ich glaub', der krampft!!" Blitzschnell konzentrierst Du Dich wieder auf den Patienten - tatsächlich: Er liegt mit krampfartig nach links weggedrehtem Gesicht auf der Trage und reagiert nicht, als Du ihn (mal wieder) laut ansprichst und ärgerst. Ganz im Gegenteil: Innerhalb von Sekunden beginnen Arme, Beine und letztendlich der ganze Kerl mit krampfartigem Zucken - ein (erneuter?) Krampfanfall!
Was tust Du als erstes? Die Abstimmung hat ergeben --> Benzodiazepin geben.
Du warstest kurz ab, ob der Krampfanfall möglicherweise nicht von selbst sistiert, aber leider erfüllt sich Deine Hoffnung auf eine schnelles Ende nicht: Der Patienten zuckt mal mehr mal weniger, hört jedoch erstmal nicht damit auf. Der Fahrer hat die Situation erkannt und fährt mit jetzt mit Signal der Klinik entgegen - aber das dauer noch eine Weile!
Hm,... Du überlegst, was jetzt in Frage kommt. Du musst auf jeden Fall den Krampfanfall durchbrechen! Thiopental? Nein, das kommt derzeit nicht in Frage, denn es stellt bei einem Krampfanfall nicht die Therapie der ersten Wahl dar und taugt eher zur Narkose-Induktion - und intubieren willst Du den Patienten ja nicht gleich! Und einen Hirndruck (der als Kolibri hier eine Rolle spielen könnte), kannst Du damit erst in Dosierungen senken, mit denen Du Deinen Patienten ins Koma schiessen würdest - da kämen vorher andere Maßnahmen in Betracht.
Es läuft also auf ein Benzodiazepin raus. Wenn Du Dich richtig erinnerst, kommen primär Midazolam oder Lorazepam in Betracht, und der RA hat Deine Gedanken offensichtlich durchschaut (oder schneller geschaltet als Du) und drückt Dir eine Spritze in die Hand: "Hier, 15 mg Dormicum in 3 ml!"
Du schnappst Dir die Hand des Patienten und applizierst zügig 5 mg, während der RA den O2-Fluss auf das maximale erhöht. Ängstlich-gespannt beäugt Ihr den Patienten während der nächsten Minute, der weiterhin lustig vor sich hin krampft, die Augen verdreht und stark speichelt und schwitzt. Zwar wird der Krampf in der Folge etwas schwächer, aber gerade als Du Dich freuen willst, geht es wieder richtig von neuem los und auch eine erneute vorsichtige Dormicum-Gabe bringt wenig. Das geht bestimmt schon mindestens 5 Minuten...
An das Erheben von Vitalparametern ist bei dem unruhigen Patienten nicht zu denken, aber so richtig gut tun wird ihm das alles nicht. EIn Status epilepticus liegt gottseidank aber noch nicht vor, denkst Du etwas beruhigt. Oder?
Die Abstimmung hat ergeben --- > Ja, es liegt ein Status vor.
Hm, Du bist Dir doch nicht so sicher... wie war das nochmal? Es liegt hier tatsächlich ein Staus epilepticus vor, wegen...
Die Abstimmung hat ergeben --> Wegen der zeitlichen Häufung zweier Anfälle.
Hm, sicher bist Du Dir nicht, glaubst aber, dass ein Status definitonsgemäß deswegen vorliegt, weil die beiden Anfälle zeitlich eng zusammen liegen. Sicherheitshalber wirfst Du einen Blick in Dein Schlaues Notarztbuch und erfährst dort, dass allein eine Häufung von Anfällen noch KEINEN Status epilepticus bedingt. Ein Status liegt dann vor, wenn ein einzelner generalisiert tonisch-klonischer Anfalle länger als 5 Minuten anhält, ODER ein Patient bei einer Anfallserie zwischen den einzelnen Anfällen nicht wieder einen normalen Bewußtseinszustand erlangt hat. Du lagst also leider falsch! Aber dennoch liegt ein Status vor, denn der zweite Anfall des Patienten dauert nun schon länger als 5 Minuten und er hatte zwischen den beiden Anfällen auch nicht sicher eine normale Bewußtseinslage erreicht. Du musst Dir jetzt was anderes einfallen lassen, während Dein Patient nun seit 6-7 Minuten krampft ... soweit ableitbar zeigt das EKG eine Herzfrequenz von 110/min, die Sauerstoffsättigung liegt bei 91%.
Bis zur Klinik sind es noch 10 Minuten, da Ihr im dichten Verkehr trotz Signalfahrt nur sehr schwer vorankommt.
Die Abstimmung hat ergeben: Trapanl spritzen.
"Okay, der kriegt jetzt 'ne Narkose mit Trapanal, den Status kriegen wir so nicht in den Griff!", rufst Du dem RA zu, der sogleich mit den Vorbereitungen beginnt und einen Tubus der Grösse 8 richtet. Er ruft außerdem dem Fahrer zu, dass er kurz anhalten soll, da Ihr einige Medis aus dem NEF benötigt.
Eigentlich sollte bei einem Versagen der Therapie mit Benzodiazepinen im Status epilepticus erstmal die Therapie mit Phenytoin erfolgen, aber das hast Du ohnehin nicht zur Hand - innerklinisch wäre es allerdings ein Fehler, gleich zum Trapanl zu greifen (Phenytoin und Valproat gibts nicht auf NEF oder RTW).
Du brüllst dem Patienten gegen den Lärm der Sirene ins Ohr, dass Du ihn jetzt schlafen legst, aber er bekommt aufgrund seiner Krampfaktivität und dem applizierten Midazolam eh nicht viel mit. Du schappst Dir den AmbuBeutel und zerrst die O2-Maske von seinem Gesicht. Den Sauerstoff bekommt er jetzt von Dir über den Beutel. Welche Aktivitäten willst Du durchführen?

DocSchmitti
14.07.2010, 15:19
P.S.: Etimodat ist natürlich Etomidat!

DocSchmitti
14.07.2010, 18:58
PPS.: Durchgeführt werden alle Maßnahmen, die mindestens 50% Zustimmung finden.

Sebastian1
14.07.2010, 19:16
Beim krampfenden Patienten im Status epilepticus würde ich persönlich auf das Legen einer Magensonde vor Intubation verzichten. Ich möchte gern eine funktionsfähige Absaugung parat haben, ein Zugang zum jetzigen Zeitpunkt reicht mir auch aus (es soll angeblich einfacher sein, einen zweiten zu etablieren, wenn der Patient zu zucken aufhört ;), ansonsten 500 mg Trapanal, 0.1-0.2 mg Fentanyl (wobei man da auch bis post intubationem mit warten kann, Aspirationsgefahr eh gegeben und dann noch Übelkeit durhc Opiate triggern) und dann hätte ich als Relaxans gern Rocuronium (bei uns gibts sowohl Rocuronium als auch - wenn die Atemwegssicherung nicht gelingen sollte - Sugammadex auf dem NEF), Monitoring von EKG, SpO2 und RR setz ich mal voraus, ebenso ein Medikament wie Akrinor oder Ephedrin wäre gut in Reichweite zu wissen. Wenn dann post intubationem auch noch ne Kapnometrie dran kommt und eine Magensonde gelegt wird ist doch schön.

Evil
14.07.2010, 19:23
Warum sollen wir uns denn in den Schritt greifen und einen Moonwalk aufführen? :-))

Sebastian1
14.07.2010, 19:30
Warum sollen wir uns denn in den Schritt greifen und einen Moonwalk aufführen? :-))

Gepaart mit einem gesäuselten "I love you" ins Ohr des Patienten beweist es deine Empathiefähigkeit. Denk doch nicht immer nur so invasiv!

dreamchaser
14.07.2010, 19:33
Vielleicht ist der Jackson-Handgriff auch einfach nur der Griff zur Propofol-Spritze und das großzügige Leeren der gleichen in den Patienten bis er nicht mehr atmet.