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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum bin ich nicht diensttauglich?



Calcy79
18.07.2010, 00:16
Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich möchte euch an dieser Stelle mein sehr delikates Problem schildern.
Ich bin nun Anfang des 3. WBJ und komme im Allgemeinen im Stationsalltag ganz gut zurecht... wären da nicht diese verflixten DIENSTE!
Ihr werdet jetzt sagen - "logisch, die mag halt keiner"
aber bei mir nimmt das Ganze richtig üble Ausmaße an.
Ich bin einfach jedes mal vor den Diensten total fertig mit den Nerven. Das geht soweit, dass ich früher (in meiner alten Klinik) zwischen den Nachtdienstblöcken (ca 4-5 Nächte am Stück) regelrechte Heulattacken bekommen habe. Das ganze war dann gepaart mit Schlaf- und Appetitlosigkeit und gelegentlichen Erbrechen. Hinzu kommen dann noch meine "Stressorgane", der verdammte Rücken.... ich habe überproportional häufig in dieser Phase richtig fiese Rückenschmerzen, die durch nichts zu durchbrechen sind und weshalb ich mich sogar schon krankmelden mußte, sowie chronische Urtikaria, aber die bekomme ich mit einem Antihistaminikum ganz gut in den Griff.
Seit ein paar Monaten arbeite ich nun in einer anderen Klinik. Hier mache ich 24h-Dienste. Ich dachte zunächst, dass das vielleicht besser klappen würde, weil ich dann eben nur eine Nacht vor mir hätte. Aber auch hier ist die Situation die Gleiche :-heul
Ich bin nun echt verzweifelt und weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe schon einiges ausprobiert: Entspannungsübungen, Rückensport, Beruhigungsmittel (harmlose)... aber nichts scheint zu helfen. Ich komm mir echt blöd vor, denn sonst steck ich schon einiges weg, stell mich den beruflichen Herausforderungen und lass mich kaum krank schreiben. Ich bin auch niemand, der sich wegen jeder Überstunde beschwert.
Ich habe mit meinen Kollegen nie darüber geredet, weil es mir sehr unangenehm war. Nach den Diensten entspannt sich die Situation meist auch schnell wieder. Ich muss dazu sagen, dass ich nie irgendwelche traumatischen Dinge in meinen bisherigen Diensten erlebt habe *auf Holz klopf*, dennoch komm ich einfach nicht klar: ich bin dann durchgehend auf Anspannung. An Schlaf ist überhaupt nicht zu denken. Und wenn ich schon morgens die Klinik betrete und weiß: okay, du bist jetzt hier für 24h eingesperrt, krieg ich ne Reflextachykardie. Ich empfinde das wie eine Art Bestrafung.
Ich weiß einfach nicht, wie lange ich das noch so durchhalte, zumal ich auch das Gefühl habe, dass sich das immer mehr zuspitzt. Habt ihr noch irgendwelche Tipps für mich? Ich werde im November erneut die Klinik wechseln, zwecks Weiterbildung. Ich frage mich nun, ob ich gleich bei Einstellung von meinem Problem berichten und darum bitten sollte, mich aus dem Dienstsystem rauszuhalten. Ich weiß natürlich, dass das sehr unkollegial und wohl auch kaum möglich wäre, weil die Dienste ja nunmal besetzt werden müssen. Vermutlich würde mich der Chef dann eh nicht einstellen. Ich möchte betonen, dass mir der Beruf sehr viel Spaß macht und auch liegt, und ich mich keineswegs aus der Verantwortung stehlen möchte. Ich strebe eine spätere Niederlassung an, muss aber die Pflichtjahre in der Klinik noch machen.
Wie soll ich mich am besten verhalten? Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Hat vielleicht jemand ähnliche Probleme?
Danke fürs zuhören
L.G. Calcy

Fino
18.07.2010, 02:49
Hi Calcy!

Ich wuerde zunaechst folgendes wissen wollen:
wenn Du Dienst hast und Patienten betreust, kommst Du damit fachlich klar? WAs genua macht Dir Angst? Hast Du Angst, dass Du etwas nicht wissen koenntest oder dass Du zum Beispiel bei einer Reanimation "versagst"?

Wenn es das ist, wuerde ich Dir empfehlen, einmal in Ruhe aufzuschreiben, wo Du Deine Schwaechen siehst und wie Du sie angehen koenntest. Wenn Du z.B. vor Reanimationssituationen Angst hast, wuerde Dir ein Kurs wohl helfen (ich weiss nicht, wie die in Deutschland genau heissen, aber hier in UK waere es z.B. ALS).

Auch ein Mentor koennte helfen. Vielleicht gibts es Mentoren in Deiner Region, ansonsten frag mal bei der Aerztekammer oder MB etc. nach.

Wenn es eher diffuse Aengste sind, solltest Du mit einem Psychologen reden. Sei Dir nur darueber im klaren, dass Du vielleicht die erste Sitzung privat nimmst, damit das nicht gleich in Deine Krankenakte kommt, denn wenn Du Dich spaeter mal Versicherungen abschliessen willst, kann das schwierig werden.

Ich rate Dir davon ab, diese Aengste Deinem (potentiallen) Chef zu erwaehnen: der stellt Dich einfach nicht ein.
Deinem jetzigen gegenueber waere ich auch still. Sei vorsichtig mit Kollegen. So manch einer, der nett und vernuenftig workt, ist es nicht, wenn es drauf ankommt.
Das soll nicht heissen, dass Du mit niemandem darueber reden sollst - ganz im Gegenteil. Aber sei halt nicht naiv und such Hilfe ausserhalb Deines KHs.

Alzheimer
18.07.2010, 07:19
In welchem Bereich arbeitest du? Hast du schonmal darüber nachgedacht in eine Praxis zu gehen um den Nachtdiensten zu entkommen. Ich kenne einige Kollegen die diesen Weg gegeangen und damit sehr zufrieden sind.
Soweit ich weiß kann man sich nur schwer aus den Diensten rausnehmen lassen, zumal in der Weiterbildung explizit drinnsteht, dass man an Diensten teilnehmen muss.

Leelaacoo
18.07.2010, 08:35
Hallo Calcy.
Ich finde es gut, dass du dein Problem mal jemandem mitteilst, auch wenn es nur in einem (recht) anonymem Forum ist. Ich glaube nämlich, dass viele das Problem haben, vielleicht nicht immer in diesem Ausmaß, aber nichts sagen und sich "irgendwie" durchwursteln. Man kann keine Ferndiagnosen stellen in einem Forum und dafür ists ja auch nich da. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es mehrere Möglichkeiten gibt:
1. Du bist einfach ausgebrannt, dein Körper wehrt sich offensichtlich (bist du immer so angespannt, dass deine Rückenschmerzen daher kommen könnten? Oder bist du in der Chirurgie und stehst viel am Tisch?). Das muss man ernst nehmen und solche Dinge wie "geh zum Psychologen und bezahl privat, damit ja keiner erfährt, dass man als Arzt auch mal fertig sein kann" finde ich eigentlich nicht zeitgemäß. Warum sollte man als Arzt nicht auch Hilfe annehmen können, zu denen man jedem anderen in einer solchen Situation raten würde? das ist wieder die Perversion des Arztberufes...Malochen bis zum Umfallen, alles ignorieren und Daumen drücken, dass es wieder von alleine weggeht...:-kotz
2. Hast du auch in anderen Bereichen Ängste, die dich lähmen/ dich fertigmachen? Auch eine Angststörung ist etwas nicht seltenes und ließe sich gut behandeln...
3. Du bist unglücklich mit deiner Berufswahl/ deinem Fach und willst das noch nicht wahrhaben. Ich hatte dieses "Eingesperrtheitsgefühl" auch, als ich in einer Abteilung war, die mir überhaupt nicht lag, wo es keine Weiterbildung gab und mich das Fach einfach so garnicht interessiert hat (und ich trotzdem zwecks Weiterbildung bleiben musste)...man fühlt sich dann auch viel schneller überfordert...es muss garnicht an der Dienstbelastung liegen...die war nämlich viel geringer als dann auf ITS, wo ich mich auf jedem Dienst gefreut habe und nie wieder diese Zusammenbrüche hatte...rationalerweise hätte man genau das erwartet, aber es lag mir einfach besser und dann machen einem Dienste/ höhere Arbeitsbelastung etc. viel weniger aus...
Einfach alles "durchzuhalten", weil ja auch "alle anderen durchmussten" ist eine militärische Einstellung, der ich mich nicht mehr beuge....wenn man etwas findet, das einem Spaß macht und die üblen Arbeitszeiten ertragen läßt..warum dann den Kopf senken und Maul halten? Vielleicht ist das Fach einfach nicht deins?

In jedem Falle würde ich mich psychologisch beraten lassen (ein Vorgespräch kann man recht schnell bekommen), und ja, auf Kassenkosten, warum auch nicht, wo sind wir denn? Und mir vielleicht einfach aus Spaß an der Freude überlegen, was mir liegt und wie ich das umsetzen könnte...zum Beispiel mal in einer anderen Klinik/ einem anderen Fach hospitieren...ich glaube, deine Dienstängste sind nicht unbedingt rational (wenn noch nichts schlimmes passiert ist, wie du schreibst), sondern Ausdruck von tiefergehender Unzufriedenheit mit der Situation...was spräche dagegen, einfach mal etwas anderes auszuprobieren? Ein Jahr länger bis zum FA...sch***** drauf:-))Viel Erfolg!

LG Lee

EKT
18.07.2010, 08:42
"logisch, die mag halt keiner"



Wer sagt denn sowas? Ich zum Beispiel liebe Dienste außerordentlich!:-)

In Deinem Fall würde ich ernsthaft an Möglichkeit einer Psychotherapie denken, um die Ursachen zu erforschen und eine Chronifizierung und Ausbreitung auf andere Lebensbereiche zu verhindern.
Für die Zwischenzeit empfehle ich eine Freistellung von den Diensten mit Hilfe eines ärztlichen Attestes.

Gruß,
EKT

WackenDoc
18.07.2010, 08:43
In welcher Fachrichtung bist du denn?
Und bist du dann im Haus ganz alleine verantwortlich oder kannst du noch irgendwo Hilfe her bekommen, wenn es eng wird?

Ich hatte in der Inneren auch ordentlich Schiss vor den ersten Diensten- vorher wurde jede Entscheidung auf Station vom OA abgesegnet und im Dienst ist man erstmal auf sich alleine gestellt. Zum Glück war es aber so, dass die internistische Intensiv nochmal zusätzlich mit mindestens nem Altassi besetzt war, so dass ich bei kleineren Fragen erstmal da nachfragen konnte.

Calcy79
18.07.2010, 10:16
Erstmal vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe ein Jahr in der Inneren, ein Jahr in der Neuro gearbeitet und bin nun in der Psychiatrie tätig. Da ich aus der somatischen Medizin komme, und diese mir eindeutig mehr liegt ;-), hat man mich ziemlich schnell ins Dienstsystem integriert. Die Dienste hier sind nicht unbedingt ruhiger, nur eben anders: viele Unterbringungen, schwer zu handhabende Psychotiker und Maniker und ein paar Entzügige sind auch dabei. Im Dienst kommen häufig völlig verwirrte und "durchgeknallte" von der Straße, mit denen ich außer Fixierung und Sedierung nicht viel anstellen kann. Gut, das ist dann eben so. Ansonsten bin ich allein im Haus und habe einen Oberarzt im Hintergrund.
Am nächsten fühle ich mich der Inneren. Doch auch hier hatte ich, wie schon erwähnt deutliche Schwierigkeiten mit den Diensten - nicht unbedingt fachlich. Klar ein wenig Insuffizienzgefühle waren/sind schon dabei, aber ich würde sagen, dass sich das alles noch in Grenzen hält. Mir sind auch nie schwerwiegende fachliche Fehler unterlaufen - gottseidank.

Das Angstgefühl ist eher unspezifisch: ständige Anspannung, es arbeitet immer in mir: `wird die Nacht ruhig? was kommt rein? hält mein Rücken? Hoffentlich muss ich den Hintergrund nicht anrufen! und wenn ich dann mal im Bett liege: `gleich geht der Pieper, gleich geht der Pieper... bis er dann auch geht. :-?, ich zähle auch stets die Stunden rückwärts und mach mir selber immer Mut: noch xy Stunden, dann hast du es geschafft.
Ich hasse es, nachts durchs dunkle, schlafende Klinikum zu wandern. Das ist mir irgendwie total unheimlich. Mir kommen die Dienststunden auch immer unendlich laaaaannnngggge vor.
Ich habe auch schon mit den Gedanken gespielt möglichst schnell in die Praxis zu wechseln, was weiterbildungstechnisch sogar gehen würde, glaub ich. Allerdings würde ich dann deutlich weniger verdienen und ich denke, dass man in der Klinik einfach viel mehr lernt. :-nix

Miss
18.07.2010, 10:52
Hallo Calcy,

ist doch schon mal gut, daß Du darüber *sprichst* -ich glaub, wenn man das jemandem mitteilen kann, relativiert sich das schon ein klein wenig. Hast Du denn privat mal jemandem davon erzählt? Gibts da jemanden, der sich da anbieten würde? Nicht jedem kann man das erzählen, manch einer versteht gar nicht, was wir da des Nachts so machen, außerdem fällt das ja auch nicht leicht, diese Ängste und Unsicherheiten auszusprechen. Wenige sprechen davon, daher weiß man oft nicht, daß es einem nicht alleine so geht.

Ich würde auch vorschlagen, daß Du mal mit nem Psychologen, -therapeuten darüber sprichst, jemand mit Distanz und Abstand, der mit Dir die Gründe und evtl. Lösungsmöglichkeiten und Strategien findet. Damit das nicht mehr der blanke Horror für Dich ist.

Ich persönlich liebe es ja, die dunklen, leeren Gänge, alles ruhig, alles schläft, ab und zu *piepts* dann...aber meistens ist das auch zu wuppen :-) ich mag Dienste, schon allein, weil mir da nicht immer reingepfuscht wird (den OA kann ich auch am Telefon was fragen :-D)

Viel Glück! :-)

Assistent 3:16
18.07.2010, 11:32
Welchen FA strebst du eigentlich an mit deinen bisherigen Zeiten würde ich dir raten nach dem Psychiatriejahr wieder in die Neuro zu gehen und den FA für Neurologie zu machen. Die Neurodienste sind eigentlich nicht so wild, die Krankheitsbilder die im Nachtdienst kommen sollte man eigentlich relativ schnell beherrschen die feine Neurologie kommt sowieso nicht über die NA oder die Diagnose wird sicher nicht dort gestellt.

Calcy79
18.07.2010, 11:40
Danke für euer Verständnis. Es tut echt mal gut, darüber reden zu können. Das Thema ist ja doch etwas schambehaftet. Ich habe schon mit meinem Partner darüber geredet. Er zeigt sich auch sehr verständnisvoll, aber kann das natürlich nur bedingt nachvollziehen, weil er mit Medizin nichts am Hut hat.
Ich strebe den FA für Allgemeinmedizin an. In der Neuro habe ich auch schon die ein oder andere brenzliche Situation erlebt. Das läßt sich wohl nie ganz vermeiden.

Fino
18.07.2010, 14:05
Das muss man ernst nehmen und solche Dinge wie "geh zum Psychologen und bezahl privat, damit ja keiner erfährt, dass man als Arzt auch mal fertig sein kann" finde ich eigentlich nicht zeitgemäß. Warum sollte man als Arzt nicht auch Hilfe annehmen können, zu denen man jedem anderen in einer solchen Situation raten würde? das ist wieder die Perversion des Arztberufes...Malochen bis zum Umfallen, alles ignorieren und Daumen drücken, dass es wieder von alleine weggeht...:-kotz
noch nicht wahrhaben.

LG Lee

Leelaacoo,

ich stimme mit Dir ueberein, dass Aerzte sich definitiv nicht als "schwach" fuehlen sollen, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht und auch Hilfe suchen und annehmen sollenm ja sogar muessen, um ihre Gesundheit zu schuetzen.
Leider ist aber in weiten Teilen des medizinischen Establishments diese Einisch (noch?) nicht vorgedrungen und das einzige, worauf ich Calcy aufmerksam machen will, ist, dass sie ein weing vorsichtig sein soll. Ich weiss von einigen Kollegen, die zunaechst recht offen mit Leuten (OA oder CA) ueber z.B. ihre Depression gesprochen haben und die dann, trotz gegenteiliger Beteueuerungen, erleben mussten, wie diese Information eben NICHT vertraulich behandelt wurde, was die Betroffenen in Schwierigkeiten brachte.

Wuerdest Du denn wollen, dass die Threadstellerin in so eine Lage kommt?

Noch einmal in aller Deutlichkeit:

Calcy braucht Hilfe, und zwar ziemlich schnell. Sie braucht jemanden, mit dem sie darueber reden kann. Am besten ausserhalb des KHs.
Ach ja, wenn ich in ihrer Lage waere, wuerde ich auch zum Psychologen gehen, wenn noetig auch als Kassenpatient, denn meine Gesundheit haette Vorrang vor anderen Ueberlegungen.

Gersig
18.07.2010, 15:01
Wenn man deinen Bericht liest, hat man das Gefühl, es ist eine selbst erfüllende Prophezeiung: Es scheint, als gehst du zum einen mit einem Schreckensszenario im Hinterkopf rein, und darauf baut sich dann ein durchgehend negatives Gefühl auf. Bei meinem ersten Dienst in der Psychiatrie hatte ich auch gehörig die Hosen voll. Das Gefühl, man sitze auf einer tickenden Bombe, gibts manchmal :-) (Gerade wenn ein Psychotiker richtig Stimmung macht oder sich ein Borderliner versucht zu suizidieren). Was mir persönlich (dies stellt sicherlich kein Patentrezept dar) half:

1. Das Gefühl, dass das Pflegepersonal den Job schon ewig macht und auf nette Fragen bislang immer sehr nett reagierte

2. Die meisten Kunden waren schon mal da, dementsprechend lese ich immer den letzten Arztbrief, bevor ich jemanden aufnehme

3. Für Fragen, die mir zu peinlich sind, sie dem Hintergrund zu stellen und die ich nicht nachlesen kann, rufe ich entweder meinen Oberarzt auf dem Handy an (dafür gibts dann manchmal ne Flasche Wein) oder ich rufe meinen Kumpel an, der in Weiterbildung fortgeschritten ist.

4. Es erwartet niemand, dass alles tutti läuft. Manchmal ist es eben unrund, dafür gibt es den Hintergrund. Der muss ich kritischen Situationen auch valide Entscheidungen treffen, dafür wird er ja auch bezahlt. Mein Chef sagt immer "lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig anrufen". So mache ich das dann auch. Es gibt einfach Dinge, dafür brauch ich den Telefonjoker mit 30 Jahren Psychiatrieerfahrung :-top

5. Das Gefühl, am nächsten Tag Reklamationen zu bekommen, dass die Aufnahmen schlecht mediziert wurden oder meine Entscheidungen falsch seien, hatte ich zunächst auch. Bislang gab es keinen Rückläufer, von daher würde ich diesbezüglich einfach nach vorne schauen.

6. Als Bonus nehme ich mir nach dem Dienst gerne einen Tag überstundenfrei. Dann habe ich auch etwas, worauf ich mich freue, wenn ich durchs Haus wiesel :-)

Kopf hoch, alles wird gut. Psychiatrie ist ein cooles Fach (und man hat immer coole Geschichten) :-top

Skalpella
18.07.2010, 19:25
Das muss man ernst nehmen und solche Dinge wie "geh zum Psychologen und bezahl privat, damit ja keiner erfährt, dass man als Arzt auch mal fertig sein kann" finde ich eigentlich nicht zeitgemäß. Warum sollte man als Arzt nicht auch Hilfe annehmen können, zu denen man jedem anderen in einer solchen Situation raten würde? das ist wieder die Perversion des Arztberufes...Malochen bis zum Umfallen, alles ignorieren und Daumen drücken, dass es wieder von alleine weggeht...:-kotz
Es geht aber gar nicht darum, eine Schwäche zuzugeben.
Der Punkt ist folgender:
Wenn bei der Frederstellerin tatsächlich der Wunsch besteht, sich einmal niederzulassen, dann sollte sie sich professionelle Hilfe tatsächlich nicht auf Krankenkassenkarte holen. Denn dann ist aktenkundig, dass schon ein Mal ein wie auch immer geartetes psychisches Problem bestanden hat. Welches wird nicht hinterfragt. Versicherungen für eine Praxis werden dann aber ganz schnell sehr teuer, oder nicht mehr gewährt. Wurde uns in der Vorklinik von einem Psychiater erzählt, der uns dringend dazu riet, eine nötige Psychotherapie NIE aktenkundig werden zu lassen. Und davor sollte die Frederstellerin gewarnt werden. Ohne Wertung, nur als Tipp, damits dann auch mit der Praxis klappt :-)

Leelaacoo
18.07.2010, 20:51
Es geht aber gar nicht darum, eine Schwäche zuzugeben.
Der Punkt ist folgender:
Wenn bei der Frederstellerin tatsächlich der Wunsch besteht, sich einmal niederzulassen, dann sollte sie sich professionelle Hilfe tatsächlich nicht auf Krankenkassenkarte holen. Denn dann ist aktenkundig, dass schon ein Mal ein wie auch immer geartetes psychisches Problem bestanden hat. Welches wird nicht hinterfragt. Versicherungen für eine Praxis werden dann aber ganz schnell sehr teuer, oder nicht mehr gewährt. Wurde uns in der Vorklinik von einem Psychiater erzählt, der uns dringend dazu riet, eine nötige Psychotherapie NIE aktenkundig werden zu lassen. Und davor sollte die Frederstellerin gewarnt werden. Ohne Wertung, nur als Tipp, damits dann auch mit der Praxis klappt :-)

Ich finde das sehr sehr traurig...ich kenne genug Ärzte, und auch einen aus meiner engsten Familie, die sich suizidierten, weil sie keinen Ausweg mehr sahen und Hilfe aus eben den gennanten Gründen nicht angenommen wurde...weil man als Arzt eben anscheinend vor allen menschlichen Gebrechen gefeit sein muss und stigmatisiert wird, wenn man völlig normale und gängige Symptome und Ängste hat...vielleicht deshalb meine Reaktion. Eben dieses Verhalten zu durchbrechen sollte ein Ziel der Ärzteschaft sein...und nicht das Hinnehmen und Verschweigen---ist aber nur meine Meinung.

Viel Glück an Clancy, der Beruf kann auch sehr schön sein.

LG Lee