PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorstellungsgespräch oder Türkischer Bazar… Wie handelt man am besten?



freshman
19.07.2010, 14:55
Hallo alle zusammen.
Ich bin noch ganz frisch sowohl im Forum als auch auf meinem Weg zum Assistenzarzt, genau gesagt bin in der Lernphase fürs Examen.
Ich habe mal an einem Bewerbungstraining teilgenommen, wo es uns gesagt wurde, dass man beim Vorstellungsgespräch versuchen sollte bessere Konditionen auszuhandeln. Laut Versicherungsvertreter (von dehnen dieser Bewerbungstraining organisiert wurde)kann man 10-20 % mehr Lohn rausschlagen als es im Tarif steht. Was hält ihr davon? Konnte jemand von euch ein Paar Euro mehr von eurem Chefarzt rauschlagen, oder sind das Märchen, die nur im Versicherungsvertreterwelt existieren.
Nicht dass ich Ärzteverdienst für zu gering halte, ist jedoch gut von Anfang an zu wissen was man bekommen kann. Im Moment habe ich ein Jobangebot in einem Haus bekommen, das Assistenzärzte dringend braucht. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen wie ich dem Chef sage „Was gibst du mir, dass ich bleibe?“ Es ist ja kein türkischer Bazar… Oder doch?..
Meldet euch wenn ihr irgendwelche Erfahrungen damit gemacht habt.
Danke, im Voraus.

ChillenMitBazillen
19.07.2010, 18:03
Man kann ja nicht nur ums Gehalt verhandeln, leichter lassen sich vielleicht bezahlte Fortbildungen, Rotationen nach Wunsch etc. rausschlagen. Und am Meisten Bares sind glaube ich bezahlte Überstunden wert, was bringen dir 200€ mehr im Monat, wenn dafür 40 unbezahlte Überstunden von dir erwartet werden.

dreamchaser
19.07.2010, 18:07
Ich würde auch die Fortbildungen rausschlagen (komplett bezahlt macht das eine Menge), nach einer Poolbeteiligung fragen und eben nach der Registrierung und Ausgleich der Überstunden. Das macht sehr viel aus - wenn du die Freizeit bekommst, die du mehr arbeitest, dann ist das m.E. viel mehr Wert als etwas mehr Geld, das zudem noch versteuert wird.

Medimatze
19.07.2010, 19:21
Und am Meisten Bares sind glaube ich bezahlte Überstunden wert, was bringen dir 200€ mehr im Monat, wenn dafür 40 unbezahlte Überstunden von dir erwartet werden.

Nein. Bezahlte Überstunden sind nicht interessant, weil die Abzüge zu hoch sind.

Medimatze
19.07.2010, 19:29
Ich würde auch die Fortbildungen rausschlagen (komplett bezahlt macht das eine Menge), nach einer Poolbeteiligung fragen und eben nach der Registrierung und Ausgleich der Überstunden. Das macht sehr viel aus - wenn du die Freizeit bekommst, die du mehr arbeitest, dann ist das m.E. viel mehr Wert als etwas mehr Geld, das zudem noch versteuert wird.

Fortbildungen zahlt meistens die Abteilung selbst, daher ist das in der Tat am interessantesten. Allerdings bekommt man an den meisten Häusern nicht mehr als 3 Tage pro Jahr. Also muss man sich Urlaub nehmen. Zudem binden die Häuser einen mit der Rückzahlung der Fortbildungsbeiträge wenn man das Haus verlässt.

Poolbeteiligung ist als Assi uninteressat. 10-30Euro/Monat.

Freizeitausgleich ist auch nur bedingt interessant, da, wenn viele Überstunden anfallen und diese genommen werden du dir Fortbildungszeit nimmst. Ich habe aktuell 140 Überstunden aus diesem Jahr. Wenn ich jetzt 3 Wochen zu Hause bleibe, habe ich 3 Wochen keine OPs. Wenn man vereinzelt Tage frei nimmt, weiss der Chef nie wann man da ist und wann nicht. Steht man auf dem OP-Plan und ist in ÜF... blöd. Das passiert 2, 3 mal, dann wird der Chef sich über deine Einsätze keine Gedanken mehr machen. Ist halt bei uns so. Und übrigens kommts beim Bewerbungsgespräch immer schlecht, wenn man über Freizeitausgleich spricht -meine Erfahrung. Mir wäre es prinzipiell aber auch lieber. Wir haben immer unsere ÜS am Jahresende ausgezahlt bekommen. Das ist dann zwar ein doppeltes Gehalt, aber rein rechnerisch eine Katastrophe!

Muriel
19.07.2010, 19:32
Poolbeteiligung ist als Assi uninteressat. 10-30Euro/Monat.



Hm, ich hatte immer das Zehnfache, wenn man es umrechnet, bekommen (brutto selbstverständlich).

dreamchaser
19.07.2010, 19:37
Ich habe dieses Jahr schon 5 Fortbildungstage, ist alles Verhandlungssache. Und die Fortbildungen wurden problemlos bezahlt, incl. Psychosomatik etc. Ich bekomme sogar Vorschläge für Fortbildungen, die ich doch besuchen könnte, wenn ich möchte.
Poolbeteiligung sind bei mir 75 Euro/Monat und jetzt wohl nochmal 900 Euro für ein Jahr für ambulanten Pool. Und bei uns wird der Freizeitausgleich auch aktiv von den Vorgesetzten unterstützt, man wird sogar darauf angesprochen, ob man nicht mal frei nehmen möchte, sobald die Personalsituation es zulässt (was aktuell auch der Fall ist, da wird voll besetzt sind).
Das sind eben die wichtigen Dinge, die man beim Vorstellungsgespräch durchaus fragen kann und soll und die man "verhandeln" kann. Übrigens wäre es doch in der Chirurgie durchaus möglich, wenn du immer mal einen festen Tag in der Woche (in Abstimmung mit den Kollegen) frei nimmst. Dann ist das gut planbar und wenn es derjenige, der den OP-Plan macht, weiss, dann kann man die Einsätze entsprechend planen. Alles eine Frage des Willens von allen Seiten - und wenn meine Vorgesetzten nicht mitmachen, dann geh ich eben woanders hin (oder darf eben nicht meckern!).

Espressa
19.07.2010, 20:58
Ich sag mal so: Ich würde meinen Job sogar für weniger Geld machen.
So gut passt es mir.
Daher käme ich nicht auf die Idee, mehr Geld zu wollen.
Und deshalb würde ich auch als Anfänger eher eine Stelle suchen, die wirklich gut gefällt, als möglichst viel Knete rauszuschlagen (und Häuser, die händeringend Assistenten suchen, sind wohl kaum besonders beliebt - und das kommt nicht von ungefähr...).

Ich finde eine gute Ausbildung ist "unbezahlbar" bzw. steht für mich im Vordergrund. Daneben auch humane Arbeitsbedingungen und ein nettes Team. Man muss sich morgens freuen in die Arbeit zu gehen, und man soll auch regelmäßig pünktlich Feierabend machen können. Man soll was lernen, was machen dürfen, ohne überfordert zu werden.
Wenn das alles passt, sind mir 300 Euro auf oder ab herzlich egal.

ChillenMitBazillen
19.07.2010, 21:07
Nein. Bezahlte Überstunden sind nicht interessant, weil die Abzüge zu hoch sind.

Die Abzüge sind nicht höher als bei deinem sonstigen Gehalt auch. Und bezahlte Überstunden oder FZA sind allemal besser als Überstunden, die unter den Tisch fallen.

Hoppla-Daisy
19.07.2010, 22:04
Gesetzlich stehen jedem Arbeitnehmer pro Jahr 5 Bildungsurlaubstage zu, die sogar alle zwei Jahre gebündelt (ergo 10 Tage auf einen Streich) genommen werden können. In NRW ist es so. Keine Ahnung, wie es jetzt in anderen Bundesländern aussieht, aber gewiss ähnlich ;-).

Huepftigger
19.07.2010, 22:19
Ich finde eine gute Ausbildung ist "unbezahlbar" bzw. steht für mich im Vordergrund. Daneben auch humane Arbeitsbedingungen und ein nettes Team. Man muss sich morgens freuen in die Arbeit zu gehen, und man soll auch regelmäßig pünktlich Feierabend machen können. Man soll was lernen, was machen dürfen, ohne überfordert zu werden.
Wenn das alles passt, sind mir 300 Euro auf oder ab herzlich egal.

Sehe ich ganz genauso. :-dafür
Wechsel jetzt zum Januar meine Stelle wegen der Weiterbildungszeit. Ehrlich gesagt, ist es dort beschissen bezahlt, wenn man bedenkt, dass es ein 8-Stunden-Schichtsystem gibt und man so das Grundgehalt nicht durch Dienste aufbessern kann. Auch die Notarztdienste sind die am schlechtesten bezahlten in der gesamten Umgebung. Wenn aber mit dem Team und der Ausbildung alles passt, sind mir die negativen Punkte herzlich egal. Das Geld soll zum Leben reichen, und das Leben (und da gehört nunmal die Arbeit zu) soll einem Spass machen.

Und wenn du reich werden möchtest, musst du halt Radiologe oder Zahnarzt werden :-D

freshman
20.07.2010, 14:59
Herzlichen Dank an alle!!!:-top

Ich fasse mal kurz Zusammen:
Wichtig ist Grundgehalt, ob die Überstunden bezahlt oder freigegeben werden, Poolbeteiligung und natürlich die Fortbildungen…

Ich habe bisher an keinem Bewerbungsgespräch teilgenommen, deswegen kann ich mir auch nicht vorstellen wie ich dem Chef sagen kann „Ich will mehr“. Es wird ihm garantiert nicht gefallen. Sollte man das überhaupt machen oder verlässt man sich lieber auf die vorgegebenen Tarifverträge, das heißt sich damit zufrieden geben was man angeboten bekommt. Habt ihr denn gehandelt oder den vorgelegten Vertrag unterschrieben.

Für mich steht Spaß an der Arbeit auch im Vordergrund, und ich, so naiv ich bin, noch hoffe es dabei zu haben (es ist schön übrigens zu hören dass es noch mehr zufriedene Ärzte gibt). Zufällig ist es auch die Stelle meiner Wahl und ich würde sie bekommen wollen unabhängig davon was ich dabei verdienen werde. Leider kann ich als Anfängen nicht wissen was man überhaupt für eigene Leistungen bekommen kann.

Vielen Dank für eure Beiträge.

bafcon
17.08.2010, 21:00
Poolbeteiligung ist als Assi uninteressat. 10-30Euro/Monat.



Kann ich so nicht sagen: habe Anfang des Jahres für 2009 ne Poolbeteiligung von 3800 brutto bekommen. Find ich ganz okay.

Und vom Haus steht bei uns jedem Assi 500Euro p.a. für FoBi zu (muss natürlich auch versteuert werde, aber immerhin...)

Kann mich also nicht beschweren.

Zum Thema Lohnforderung: Denke wenn man ein Kind hat oder irgend nen anderen guten Grund, dann kann man evtl ein bißchen mehr rausschlagen. Ansonsten würd ich als blutiger Anfänger nicht zu sehr auf die Kacke hauen. Da man ja oft eh als Erstvertrag nen befristeten Vertrag kriegt, kann man ja am ENde des Jahres/der zwei Jahre bei der Verlängerung eher mit dem Argument guter geleisteter Arbeit was rausschlagen

nlh96
17.08.2010, 21:35
So Leute jetzt passt mal auf:

ich habe mir alle Kommentare durchgelesen, und muss feststellen, dass einige viel Wert auf's GEhalt legen und andere eben nicht.
Fakt ist, wer gut ist, sollte gutes GEld verdienen. Was ihr machen könnt, ist eine Betriebliche Altersvorsorge über Gehaltsumwandlung, somit spart ihr fast 50% an steuern und das Geld fließt in eine REntenversicherung, mit ein bisschen VErhandlung finanziert euer arbeitgeber sie sogar.:-keks
Fragen gerne über PN