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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : IGRA-Test- wie interpretieren



WackenDoc
20.07.2010, 19:38
Hab mal wieder ne Frage an euch: Wie interpretiert man den IGRA-Test?
Hab das bisher nur einmal gesehen- da waren irgendwie mehrere Werte drauf und so ganz raff ich das nicht. Hab auch schon im Netz gesucht, aber da wird immer nur der Test an sich beschrieben.

Ich soll Donnerstag nen Fortbildung über Tbc halten. Und Diagnostik soll einer der Schwerpunkte sein.
(Ich find´s immer wieder Klasse, dass der , wo am wenigsten Ahnung von der MAterie hat, die Fortbildung halten soll- zum Glück sind´s nur 10-15 min und außer den OÄ und Chefs werden alle froh sein, wenn es so shcnell wie möglich geht- weil die genau wissen, was noch an Arbeit auf sie wartet)

Evil
20.07.2010, 20:34
Prinzipiell sagt der Interferon-Gamma-Test dasselbe aus wie der Tuberkulin-Test, nämlich einen vorhergehenden Kontakt mit Mycobakterium tuberculosis (wenn er denn positiv ist).
Im Unterschied zum Tuberkulin-Test ist er aber deutlich spezifischer und z.B. bei atypischen Mykobakterien eben nicht positiv.

WackenDoc
20.07.2010, 20:40
So weit war ich schon gekomme. Aber ab welchen Werten ist der positiv.
Also den Zettel, den ich hatte, da waren 4 (oder so) Werte drauf. Einer war dann im positiven Bereich (stand dahinter, dass er dann in dem Bereich pos. ist), andere negativ. Damit er positiv ist, muss das wohl so sein (also es dürfen nicht alle postitiv sein). Habs noch nichtmal kapiert, als der OA mir das kurz erklärt hatte.

Beim MMT war´s ja relativ einfach: Gnubbel über 6 (bzw. 15) mm- dann ist er erstmal positiv.

:-nix

Evil
20.07.2010, 20:43
Wo bei den einzelnen Test-Kits die Grenzwerte liegen, weiß ich nicht. Aber wahrscheinlich ist da sowohl eine Positiv- als auch eine Negativ-Kontrolle mit dabei, das müsste aber in der Kit-Gebrauchsanweisung stehen, die man sich in diesem Fall mal durchlesen könnte ;-)

LieberInvasiv
21.07.2010, 15:10
Vllt mal im Labor anrufen (vorbei gehen) und fragen ob die das auf die schnelle erklären können...?

FataMorgana
21.07.2010, 17:37
Zur Zeit sind in Deutschland zwei TIGRAs gängig, und zwar der T.SPOT-TB und der Quantiferon TB Gold In-Tube.

Die Tests haben einige Gemeinsamkeiten und einige Unterschiede.

Bei beiden werden Lymphozyten des Patienten mit TB-Antigenen und einem (unspezifischen) Mitogen stimuliert und eine unstimulierte Negativkontrolle mitgeführt. Bei beiden wird die Interferon-Gamma-Produktion als Endprodukt der T-Lymphozyten detektiert.

Unterschiedlich ist die Vorbehandlung: Beim T.SPOT werden die Lymphozyten zunächst über einen diskontinuierlichen Dichtegradienten isoliert und anschließend in 4 Näpfe zur Stimulation geteilt: Negativkontrolle, ESAT-6 (TB-Antigen), CFP-10 (TB-Antigen) und Mitogenkontrolle (Positivkontrolle). Beim Quantiferon wird das Blut gleich bei der Abnahme auf drei verschiedene Vakuumröhrchen verteilt: eins ohne Antigen (Negativkontrolle), eins mit drei verschiedenen TB-Antigenen (ESAT-6, CFP-10 und TB7.7) und eins mit Mitogen. Die Zellen werden dann direkt in den Vakuumröhrchen zur Stimulation bebrütet.

Auch die Detektion ist unterschiedlich: Beim T.SPOT wird die Interferon-Gamma-Produktion einzelner T-Lymphozyten färberisch dargestellt, sie bilden dann jeweils einen Punkt (Spot) im Napf. Beim Quantiferon wird das gesamte produzierte Interferon-Gamma im Überstand (Plasma) mittels ELISA gemessen.

Vor der Auswertung muss man überprüfen, ob der Test valide ist. Dazu muss beim jeweiligen Patienten die Negativkontrolle negativ und die Mitogenkontrolle positiv sein. Beim T.SPOT bedeutet dies, dass im Napf der Negativkontrolle höchstens 10 Spots und im Napf der Mitogenkontrolle mindestens 20 Spots gezählt werden. Beim Quantiferon muss die Interferon-Gamma-Konzentration im Plasma der Negativkontrolle kleiner gleich 8 IU/ml und die Differenz zwischen den Interferon-Gamma-Konzentrationen im Plasma der Mitogen- und der Negativkontrolle größer gleich 0,5 IU/ml liegen.

Das eigentliche Testergebnis leitet sich dann bei beiden Tests aus der Differenz zwischen TB-Antigenen und Negativkontrolle ab. Beim T.SPOT wird für den ESAT-6 und den CFP-10-Napf einfach jeweils von der Zahl der Spots dort die Zahl der Spots im Napf der Negativkontrolle abgezogen. Der Napf mit der größeren Spotzahl wird für die Auswertung herangezogen. Es gibt dann zwei verschiedene Auswerteschemata:
entweder <5 negativ, 5-7 grenzwertig und >7 positiv
oder bis 5 negativ und >5 positiv
Beim Quantiferon ist die Auswerteschema noch ein bisschen komplizierter. Der Grenzwert (Cut-off) liegt im Prinzip bei einer Differenz von 0,35 IU/ml. Ist die Differenz kleiner, dann lautet das Ergebnis negativ. Ist die Differenz gleich oder größer 0.35 IU/ml, ist der Test in der Regel positiv, kann aber auch grenzwertig sein. Am besten schaust Du Dir das Schema mal selbst in der Packungsbeilage an.

Die Internetseiten der beiden Testhersteller sind aufschlussreich:
http://www.oxfordimmunotec.com (T-SPOT)
http://www.cellestis.com (Quantiferon)

Für beide Tests gibt es die Packungsbeilagen im Internet, dort kannst Du alle Details selbst nachlesen:
http://www.oxfordimmunotec.com/T-SPOT_International
http://www.cellestis.com/IRM/Content/pdf/DE%20Germany%20QFT%20IT%20insert%20ver%20C.pdf

Wenn Du noch Fragen hast, kann ich diese gerne beantworten, da ich selbst mit beiden Testsystemen im Labor arbeite.

FataMorgana
21.07.2010, 17:43
Im Unterschied zum Tuberkulin-Test ist er aber deutlich spezifischer und z.B. bei atypischen Mykobakterien eben nicht positiv.

Das ist nicht ganz korrekt, da TIGRAs bei einigen NTM-Spezies ebenfalls positiv reagieren können, z. B. M. kansasii, M. szulgai, M. marinum und M. gordonae.

Der Grund ist derjenige, dass die Antigene, die zur Stimulation benutzt werden, aus einer bestimmten Region des Genoms stammen (sog. region of difference 1), die bei M. bovis BCG und vielen NTM deletiert ist. Aber eben nicht bei allen NTM.

WackenDoc
21.07.2010, 18:01
@FataMorgana- supi- das ist genau das was ich gesucht hab. JEtzt weiss ich auch ,warum auf dem Zettel mehrere Zahlen waren.

FataMorgana
21.07.2010, 19:26
Welchen Facharzt verstehst Du eigentlich unter "Arzt für leicht erkennbare Krankheiten"? Chirurg?

WackenDoc
21.07.2010, 19:32
Ne, dann hätte ich MEtzger geschrieben :-))

Ich bin jetzt offiziell Altassistent in der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner.

WackenDoc
23.07.2010, 18:01
Wollte mich nochmal für eure Beiträge bedanken. Hab in meinem Vortrag einen SChwerpunkt auf die Diagnostik gelegt.
Und tatsächlich hatten die meisten Kollegen zwar vom IGRA- bzw.Quantiferontest gehört, wussten aber nicht wie er funktioniert und wie man ihn auswertet.
@FataMorgana: Hab deinen Text fast 1:1 übernommen-der ist wirklich gut verständlich.

Chef und Oberarzt waren begeistert. Haben gesagt, dass es schön knapp war, ich hätte genau die wichtigen/praxisrelevanten Punkte erklärt und sie fanden es gut, dass ich bei den anderen Punkten darauf verwiesen habwo man es nachlesen kann.

Außerdem war ich wohl die erste, die Handouts verteilt hat.

(Ich kenn mich ja selber. Wenn man Donnerstags zur Frühbesprechungner Fortbildung lauschen muss, hofft man 1. dass es schnell geht,weil noch viel Arbeit wartet und 2. kann man sich viele Sachen eh nicht merken- in diesem Fall die Berechnungen für den Quantiferontest.- Da ist es schon praktischer, wenn man was mitnehmen und auf Station in nen Ordner packen oder an die Wand pinnen kann und dann nachzuschauen, wenn man´s braucht.)

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23.07.2010, 19:48
Jetzt brauchst du nur noch Fatas Kontonummer ;-)