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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium: Ja oder Nein??



Marco1986
26.07.2010, 14:59
Hallo an alle,

ich würde gern die Gelegenheit in diesem Forum nutzen und Euch meine Situation schildern.

Seit einigen Monaten denke ich ernsthaft darüber nach ob ich noch ein Medizinstudium starten soll. Während des Abiturs war der Beruf des Humanmediziners unter meinen TOP 3 (IT, BWL, Arzt). Nach den letzten Prüfungen habe ich mich aber für eine Ausbildung in der IT entschieden. Zum einen hatte ich die Chance bei einem erstklassigen Arbeitgeber zu lernen, zum anderen war die finanzielle Selbstständigkeit einfach zu verlockend.

Ich habe mich in den letzten Jahren ziemlich intensiv mit der IT und auch der BWL auseinandergesetzt. Derzeit absolviere ich ein Berufsbegleitendes Diplomstudium zum Kaufmann. Auch meine bisherige Karriere läuft sehr gut. Momentan habe ich eine Expat im Ausland und leite dort die operative IT. Ich stehe also mit 24 mitten im Berufsleben…

Dennoch gab es vor ziemlich genau einem Jahr eine einschneidende Erfahrung:
Seit Ewigkeiten bin ich schon Blutspender und typisiert für den Fall einer Stammzellen- oder Knochenmarkspende.

Und genau dieser Fall ist letztes Jahr eingetreten: Ein Kind brauchte meine Stammzellen um den Krebs zu besiegen. Dieser ganze Prozess hat mich sehr nachdenklich gestimmt und auch den „alten“ Berufswunsch neu entflammt.

Wäre ich heute 18, würde ich mich direkt für die Humanmedizin entscheiden.

Leider kann man aber die Uhr nicht zurückdrehen und somit stehe ich jetzt vor der Entscheidung. Es gibt aber so viele Faktoren die mich permanent hin und her schwanken lassen…

Warte ich zu lange, verliere ich durch den Diplomabschluss meine Wartesemester und bin dann Zweitstudent. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch das BWL-Diplom nicht ohne weiteres aufgeben, da es viel Zeit und auch Geld gekostet hat.

Dann auch die Themen Alter und Finanzen:

Wenn ich heute anfangen würde zu studieren (mit 24), habe ich im Idealfall mit 30 meinen Abschluss als Arzt und mit 36 meinen Facharzt. D.h. ich hätte erst in 10-12 Jahren wieder den Lebensstandard den ich heute habe. Zudem müsste ich die ersten 6 Jahre meinen Standard deutlich zurückschrauben. Ein Alternative dazu wäre, bis 28 oder 29 zu arbeiten und genügend Geld zurückzulegen. Aber dann wäre ich bereits 40(!!) bis ich den Facharzt habe…

Das makabere an dieser Diskussion ist wirklich die Tatsache, dass ich mir mit 24 schon Gedanken machen muss, ob ich für einen Berufswunsch bereits zu alt bin…eigentlich unglaublich…


Was würdet ihr denn machen?


Liebe Grüße, Marco

Atropin
26.07.2010, 15:29
Hey Marco,
also ich kann nur sagen, wenn es dein größter Wunsch ist mach es !!! Denn jetzt bist du "erst" 24, wenn du mit 40 immer noch mit diesem Gedanken rumschlägst ist es wirklich ziemlich spät. Und mit 24 bist du nicht zu alt! Ich (28) bin gerade mitten im Examen, habe mit 22 angefangen, da ich vorher noch eine Berufsausbildung gemacht habe. Und ich bin beileibe nicht die Älteste in meinem Semester, ich würde sagen es ist wirklich gemischt von Mitte 20 (das sind dann aber doch die meisten) bis Mitte 30 incl. ein paar "Ausrutscher" nach oben oder unten. Wenn es dein Traum ist, mach es, aber häng dich nicht an deinem Geburtsjahr auf...zudem sind die Einstiegschancen im Moment sowas von perfekt, Jobs gibts sowieso genug :) Ach ja: und bis zum Facharzt ist es eh nochmal ne andere Sache, manche bleiben auch 25 Jahre Assistenzarzt :)
Liebe Grüße,
Atropin

Nessiemoo
26.07.2010, 16:45
Wie ist dein Abi? Kannst du gleich ein Platz bekommen oder musst du warten?

Geerthe
26.07.2010, 18:26
Hast du den Wartesemester gesammelt können , trozt des Diplomstudiengangs?
War das ein Fernstudium?
Dann könntest du dich ja für Medizin bewerben und erst danach deinen Abschluß machen.
Ich würde die Sache "Geld anspraren" total verwerfen.

Geerthe

Nico85
26.07.2010, 18:41
Ich kann mich nicht genau an die Förmlichkeiten erinnern, aber irgendwie ist es so, dass wenn du gerade erst dein Erststudium abgeschlossen hast, du dich noch einmal als Erststudent für Medizin bewerben kannst, also mit Wartezeit. Im Studium bist du dann natürlich trotzdem Zweitstudent.
Und wenn die Bewerbung nicht klappt kannst du dich ab dem drauffolgenden Semester dann auf jeden Fall nur noch in der Zweitstudiumsquote bewerben.

Ich mache jetzt auch mit 25 mein Zweitstudium Medizin, wenn ich in Wien einen Platz bekomme. Wird zwar finanziell sehr hart, aber irgendwie kommt man schon über die Runden.

LotF
26.07.2010, 21:36
ich bin jetzt glaube ich wieder die Spaßbremse... egal.

Wenn du mit deiner momentanen Situation zufrieden bist und deinen Job magst und vor allem dir vorstellen könntest dies auch noch weiter zu machen, dann lass das mit dem Studium. Natürlich ist es ärgerlich mit 40 da zu sitzen und zu denken "ach hätte ich doch mal". Genauso ärgerlich ist es aber auch mit Anfang 30 und sich zu denken "ach hätte ich doch mal nicht".

Wie du selbst sagst: solch ein Studium kann auch einschränkend sein und solange du vohrer nicht ein wenig Erfahrung im medizinischen Bereich sammeln konntest oder gesammelt hast, kann es auch gut sein, dass du dir auch falsche Vorstellungen davon machst. Konkret heißt dies, dass deine Schilderung deiner Spende ein wenig so klingt wie klein Otto, der gerne Pilot werden möchte. Selbstverständlich weiß ich, dass das in deinem Alter wohl schon etwas anderes ist, ich würde es mir an deiner Stelle trotzdem gut überlegen.

Apropos Alter: Da stimme ich meinen Vorrednern zu, mit 24 ist man für Medizin nicht zu alt, schon allein weil viele durch die Wartezeit auch in dem Alter sein dürften.

Haru
27.07.2010, 08:48
alles gute

Marco1986
02.08.2010, 11:01
Hallo zusammen,

zunächst einmal vielen Dank für Euer Feedback und Eure Mühe.

Ich habe mir jetzt einige Tage Gedanken gemacht und Pro/Contra abgewägt.

Mein Fazit ist, dass ich wohl kein beginnen werden.
Folgende Punkte waren hierbei ausschlaggebend.

Nachteile eines Medizinstudiums

- Lange Studiumsdauer
- Mittelmäßige/Schlechte Bezahlung
- Hohe körperliche Belastung (Nachtschichten / 24h-Schichten)
- Massive Senkung des Lebensstandards während des Studiums
- Rentenverlust für 6 Jahre + Lohneinbruch für die nächsten 10 - 15 Jahre
- Negativer Einfluss auf die Beziehung / Starker Einfluss auf die künftige Familienplanung
- Starrer Tarifvertrag / Schwierige Karrierechancen -> Facharzt
- Mindestens 6 Jahre keinen Bezug zur BWL


All diese Punkte können leider nicht die positiven Merkmale aufwiegen.
Zumal ich auch mit einer BWL Karriere im Medizinsektor tätig werden und helfen kann.


Viele Grüße, Marco

Lava
02.08.2010, 11:21
Nachteile eines Medizinstudiums

- Lange Studiumsdauer
- Mittelmäßige/Schlechte Bezahlung
- Hohe körperliche Belastung (Nachtschichten / 24h-Schichten)
- Massive Senkung des Lebensstandards während des Studiums
- Rentenverlust für 6 Jahre + Lohneinbruch für die nächsten 10 - 15 Jahre
- Negativer Einfluss auf die Beziehung / Starker Einfluss auf die künftige Familienplanung
- Starrer Tarifvertrag / Schwierige Karrierechancen -> Facharzt
- Mindestens 6 Jahre keinen Bezug zur BWL



Das hast du eigentlich ziemlich gut zusammen gefasst. Also: zu alt bist nicht und das Studium macht sau viel Spaß. Die Freiheit, die man als Student hat, wiegt den Mangel an Geld meiner Meinung nach wieder auf. OK, du hast dich jetzt vielleicht an Vorhandensein von Geld gewöhnt, aber dafür hast du wahrscheinlich auch schon die Nötigsten Dinge (Fernseher, Waschmaschine Auto) und brauchst dir sowas nicht mehr anzuschaffen.

Aber lass dir gesagt sein: einfach ist Arztsein nicht. Das belastet die Beziehung ganz enorm. Ich arbeite diesen Monat 3 Wochenenden am Stück, da hab ich praktisch nichts von meinem Freund. Ich komme nachhause, wir essen was, ich falle todmüde ins Bett, stehe am nächsten Tag früh auf und das Ganze beginnt von vorn. Du arbeitest nachts, an Wochenenden, an Feiertagen, an Weihnachten, Ostern und Silvester. Manchmal ist es bitter, wenn man zusehen muss, wie der Freundeskreis Sachen unternimmt und du nicht kannst, weil du arbeiten musst. Das kann man höchstens minimieren, wenn man ein Fach wählt, in dem man wenig/lockere/keine Dienste machen muss. Aber Chirurgie und Innere sind hart. Kann man nicht anders sagen.

ehemalige Userin 24092013
03.08.2010, 19:26
Mein Fazit ist, dass ich wohl kein beginnen werden.
Folgende Punkte waren hierbei ausschlaggebend.

Nachteile eines Medizinstudiums

- Lange Studiumsdauer
- Mittelmäßige/Schlechte Bezahlung
- Hohe körperliche Belastung (Nachtschichten / 24h-Schichten)
- Massive Senkung des Lebensstandards während des Studiums
- Rentenverlust für 6 Jahre + Lohneinbruch für die nächsten 10 - 15 Jahre
- Negativer Einfluss auf die Beziehung / Starker Einfluss auf die künftige Familienplanung
- Starrer Tarifvertrag / Schwierige Karrierechancen -> Facharzt
- Mindestens 6 Jahre keinen Bezug zur BWL


All diese Punkte können leider nicht die positiven Merkmale aufwiegen.
Zumal ich auch mit einer BWL Karriere im Medizinsektor tätig werden und helfen kann.


Viele Grüße, Marco

Sehr gut überlegt und Recht haste damit vermutlich auch. Wenns bei mir je nochmal Thema werden sollte (*muhahaha*)......wird es net, ich hätte die gleichen Gegenargumente plus noch zwei Weitere vermutlich.

_Natalie_
03.08.2010, 21:18
Sehr gut überlegt und Recht haste damit vermutlich auch. Wenns bei mir je nochmal Thema werden sollte (*muhahaha*)......wird es net, ich hätte die gleichen Gegenargumente plus noch zwei Weitere vermutlich.
Und welche 2 wären das? :)

Marco1986
04.08.2010, 15:12
Ja, würde mich auch interessieren :-)

ehemalige Userin 24092013
04.08.2010, 15:36
1. "chronisch faul".
2. die momentanen Arbeitszeiten- / umstände, die man doch noch so hat.

Ich rappel mich net sechs Jahre lang auf und lerne wie wild, damits inner Birne bleibt und vernachlässige meine Freizeit, nur um die nachher nochmal mehr "Überstunden" zu schieben. Diesen Preis zumindest wollte ich net auch noch zahlen.

Muriel
04.08.2010, 16:18
Du bräuchtest ja keine sechs Jahre mehr :-D

ehemalige Userin 24092013
04.08.2010, 17:44
Ich bräuchte viiiieeeel länger....zumindest um mein finanzielles Niveau zu halten - da könnte ich nur 25% studieren...:-D