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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieviel lasst ihr euch von Pat. gefallen?



Leelaacoo
26.07.2010, 22:15
Hallo ihr!

Ich bin heut echt ins Grübeln gekommen...
Folgendes: Wir haben häufig Patienten von unteren Ende der Gesellschaft, viel Alkohol/Polytox/Verwahrlosung etc. Auch auf ITS, wo auch mal fixiert werden muss, wenn Suizidalität oder schwere Intox vorliegt...das ist an sich schon unschön genug, aber man wird auch am laufenden Band beleidigt. Allein in der letzten Woche musste ich mir Sprüche deutlich unter der Gürtellinie, Dinge a la "Ich schlag dich tot, Schl***" etc. gefallen lassen. Perlt eigentlich an mir ab. Aber heute erzählte ein Pfleger, er sei in einer U-Bahn-Unterführung von einem ehemaligen Patienten (Polytox) erkannt und mit 3 Leuten angegangen worden, er hatte nur Glück, dass relativ viele Menschen da waren und auch die Polizei schnell kam...
Mich hatte auch mal ein Polizist gefragt, ob ich Anzeige erstatten möchte, als ein Patient mich wüst beschimpfte, als sie ihn abholten (musste in Begleitung mit, weil fremdgefährdend). Und ich sagte damals lapidar "Ach was, bring doch eh nichts..."

Ist das normal für Ärzte, sich derartig angehen zu lassen, nur weil wir davon ausgehen, dass der Pat. "krank" ist und immer freundlich bleiben müssen, auch wenn es schwer fällt...(die Psych-Kollegen kennen das ja sicher zu Genüge)
Oder kann man auch von erwachsenen Patienten (die in dem Falle ja nicht mehr intoxikiert/bewußtseinsgetrübt/dement sind) erwarten, dass man auch zivilisiert miteinander umgeht...und ansonsten eben auch mal auf eine Klage ankommen lassen? Fühlt man sich so überlegen, dass man dies nicht macht oder einfach so wertlos?

(Ich rede hier explizit NICHT von psychischen Erkrankungen mit Wahn etc...auch wenn Sucht auch eine Erkrankung ist...ist ein normaler Umgang mit uns nicht zu verlangen?).
Die Polizei ist da schneller dabei, jemanden wegen Beleidigung anzuzeigen...habt ihr das schon mal gemacht? Manchmal habe ich auch Angst, nach dem Spätdienst auf dem Bahnhof Leuten in die Arme zu laufen, die mich vorher noch auf Station bedroht haben. ist doch auch nicht normal?

Andererseits...was bringt eine Anzeige tatsächlich? Ein Kollege wurde vor 1/2 Jahr von einem alkoholisierten Patienten verprügelt...die Anzeige änderte rein garnichts, da Pat. (für richterliche belange) zu stark alkoholisiert war...

Ging mir nur so alles durch den Kopf...

LG Lee

Kackbratze
26.07.2010, 22:48
In einer so extremen SItuation war ich bisher nochnicht.

Wenn bei uns Patienten in irgendeiner Form frech werden, haben wir die volle Rückendeckung vom Chef den Patienten des Krankenhauses zu verweisen, soll heissen, die Beleidigungen/Angriffe müssen dokumentiert werden, am Besten mit Zeugen, und dann wird der Patient nach kurzer Rückmeldung zum Chef entlassen.
Wir hatten schon Patienten nach schweren Tumor-OPs, die am 4. postoperativen Tag zu Hause befanden und nurnoch ambulant an das KH angebunden waren wegen sexueller oder verbaler Belästigung.
Körperliche Angriffe gab es bisher nur in Durchgangssyndromen oder psychotischen Erkrankungen, so dass man das im Rahmen der Gesamtsituation entschuldigen konnte.

Als ich in einer anderen Klinik tätig war, hatte der Chef in der Klinik das Motto: "egal was der Patient macht oder sagt, er hat recht", so dass ich mich im Beisein des Chefs übelst beschimpfen und verbal angehen lassen musste und selbst vom Chef keine Intervention gegenüber dem Patienten gemacht wurde. Originalzitat Chef: "Was haben Sie gerade gesagt? Sagen sie das nochmal, das war witzig!" (Nachdem schon vorher mehrfach verbale Angriffe, die man nicht fehldeuten konnte, erfolgt waren)

Überraschenderweise bin ich da nicht geblieben...

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26.07.2010, 23:47
Hmm. Schwierig.

Erstmal drüberstehen find ich prinzipiell gut.
Hin und wieder mal ne Anzeige bei "ausgewählten Fällen" könnte für die Psycho-Hygiene gut sein (bspw. gegen das von dir angesprochene "wertlos Gefühl" Lee)...
Bei körperlicher Gewalt in nem entsprechenden Bedrohungsszenario würde ich mich nach Vorwarnung ggf. auch wehren. Irgendwo hört die Rücksichtnahme "arme Wurst" "Patient und so" auch auf...
Dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Krav_Maga
http://www.youtube.com/watch?v=91xrY5XAEew
http://www.youtube.com/watch?v=w_sLM4nbB58&feature=related

Macht Spaß!

dreamchaser
27.07.2010, 00:07
Bei körperlicher Gewalt in der Klinik gilt zunächst der Eigenschutz, dann wird der Sicherheitsdienst gerufen, den wir nachts zum Glück haben. Und dann gibts entsprechende Massnahmen (Fixierung bei Fremdgefährdung, Sedierung), die die Zeit bis zum Morgen überbrücken - dann wird weiter über den Verbleib entschieden. Meistens kennt man ja im Dienst die Patienten nicht und kann nicht entscheiden, ob eine Entlassung möglich ist. Darum kann sich ja der Kollege am Folgetag kümmern dank einem vermerk in der Akte - evtl. gehts ja auch in die (Geronto-)Psychiatrie zur weiteren Behandlung.
Bezüglich Beleidigungen hatte ich bisher Glück. Bis auf die Betrunkenen in der Notaufnahme war da nicht wirklich was - und die vernachlässige ich bei entsprechendem Promillewert sofort. Und ich wurde zum Glück auch nicht angegriffen ausserhalb der Klinik.

WackenDoc
27.07.2010, 02:14
Bei mir kommt´s immer auf den Patienten an und auf die Art der Aggressivität an:

Besoffen und eh nicht richtig bei Sinnen: Solange es beim üblichen Dummgelaber bleibt, kann ich mit leben.
Bei dementen Patienten auch.

Bei Patienten in Ausnahmsituationen lege ich nicht unbedingt jedes Wort auf die Goldwaage, nur da ist bei perönlichen Beleidigungen Schluss. Die werden dann mehr oder weniger drauf hingewiesen, dass so was nicht sein muss. Wenn sie sich dann entschuldigen ist gut.

"Normale Patienten": Oft kommt ein Kollege mit solchen Exemplaren besser zurecht (gilt allerdings auch umgekehrt). Beleidigungen und unverschämtes Verhalten lass ich da nicht durchgehen.

(Hab z.B. nen Patienten, der über meine Figur ne abfällige Bemerkung gemacht hat mal kurz eingenordet und dann nur noch das abolut notwendige mit ihm an Text ausgetauscht und war entsprechend kurz angebunden. Ich werde nicht dafür bezahlt nett zu sein.)

Körperliche An- und Übergriffe gehen gar nicht. Da halte ich mich lieber vom PAtienten fern. Meist kümmert sich dann nen kräftiger Pfleger drum, bis das Ordnungsamt oder Polizei kommen.
Auf nem Besoffenen bin ich auch schon mal drauf gelegen- war letztendlich zu seinem Schutz- war die einzige im Raum als er aufgewacht war und er mir mal locker um 30kg unterlegen.
Beim besoffenen 120kg schweren unmuggeligen Russen haben wir einfach die Tür von außen zu gemacht und auf´s Ordnungsamt gewartet. So was nehm ich dann aber auch nicht persönlich.

Wobei ich bisher noch keine extremen Erfahrungen gemacht hab- in den meisten Fällen ließen sich die Patienten dann doch ganz gut führen und haben zumindest ein Mindestmaß an Anstand gezeigt.

Jeannychen
27.07.2010, 17:21
Als ich noch Innere war, habe ich eigentlich genause gehandelt wie ihr.

Bis auf eine Ausnahme: dann habe ich mich sogar geweigert, den (stationären) Patienten weiter zu betreuen. Der hat mich übelst persönlich beleidigt - und da war seine deutlich erniedrigte IQ, Alki-Anamnese usw. auch keine Ausrede mehr. Ich habe mit meinem OA die Sache besprochen und er stand wirklich hinter mir: er hat PERSÖNLICH die Betreuung des Patienten übernommen (sogar BE!).

Jetzt habe ich (fast) gar keine Patientenkontakt mehr, dadurch ist die Sache fast gegessen.
Was mir aber aufgefallen ist, dass die Patienten im CT, die irgendwie auffällig werden, werden nicht von uns (Radiologen) irgendwie "zurechtgewiesen" o.Ä., sondern werden die zuständige behandelnde Ärzte dringend dazugerufen oder einfach die Patienten ohne Untersuchung zurückgekarrt.
Ich denke, ich muss mich noch daran gewöhnen, dass ich mich um solchen Patienten gar nicht mehr selbst kümmern soll. Komisches Gefühl.:-wow

glücksdrache
27.07.2010, 17:35
Hi,

ich finde,daß man sich nichts in der Art gefallen lassen muss.

Allein auf dieses ständige " Wissen Sie Fräulein, ich bin privat " sag ich nur noch " Kann jedem mal passieren. Ist nicht schlimm!"
Mit Sarkasmus kommt ich oft weiter. Ansonsten hilft bei Betrunkenen am besten die Polizei und Junkies können meiner Meinung nach gehen, wenn sie halbwegs klar sind. Wer keine Behandlung will, der muß auch nicht.

Man muß sich nicht alles gefallen lassen. Im Edeka käme auch keiner auf die Idee einen wild schreiendem Kerl zu erklären, wo genau jetzt das Bier steht.

Bis dann,
Drache

Gersig
27.07.2010, 18:06
Hmmm, in der Psychiatrie auch ein häufiges Problem, zumal man sich meist immer zweimal sieht. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es wenig bringt, sich über akut Intoxikierte oder Psychotiker aufzuregen. Wenn sie fremd- oder eigenaggressiv werden, werden sie untergebracht und ggf. fixiert. Dass Pat. in der "freien Wildbahn" mir aggressiv begegnen, ist mir persönlich noch nicht passiert, obwohl man sich eigentlich ständig in der Innenstadt über den Weg läuft. Meist grüßen sie mich, einige schauen auch explizit weg, beides ist okay. Wenn es zu einem Übergriff käme, würde ich wahrscheinlich auch ne Anzeige machen oder sie bei uns unterbringen ;-) Bedrohungen von außen gibt es aber auch bei uns (meist telefonisch, auch gegen Ärzte). Diese werden zur Anzeige gebracht und sistieren meist von selbst. Es gab aber auch schon gefährliche Übergriffe im Haus auf Personal, jedoch liegt das auch in der Natur der Dinge. Wer ein ruhiges Leben will, sollte nicht in der Akutpsychiatrie arbeiten.

Leelaacoo
27.07.2010, 18:36
Man muß sich nicht alles gefallen lassen. Im Edeka käme auch keiner auf die Idee einen wild schreiendem Kerl zu erklären, wo genau jetzt das Bier steht.

Bis dann,
Drache

Ja, genau das meine ich ja...wenn jemand schwer alkoholisiert ist oder psychisch krank, dann macht es mir auch nichts aus...ein nettes Gespräch gibts dann halt nicht, behandelt werden ja alle. Mich regen eher die auf, die NICHT (mehr) intoxikiert sind und so rumfluchen oder "normale" Patienten auf der Station, die meinen, Ärzte und Pflege haben keine menschenwürdige Behandlung verdient und dann angegangen werden...sicherlich spielt da ein gewisser Erzihungs- und kognitiver Mangel mit rein, aber ich hab trotzdem das Gefühl, dass es immer mehr wird, dass man so respektlos behandelt wird. Unsere Psychiater haben jetzt so schicke Dect-Telefone, die Alarm geben, wenn sie von einer an der Kleidung konnektierten Schnur gelöst werden oder länger waagerecht liegen, ohne dass eine bestimmte Taste gedrückt wird...anscheinend wird das immer mehr notwendig, sich zu schützen...

Dass ein OA sich bei uns dazu herablassen würde, einen Patienten, mit dem man nicht kann, zu betreuen...ich glaub, da würde aber die Welt stehenbleiben, eigentlich schade.

LG lee

Hellequin
27.07.2010, 20:51
Normalerweise hab ich ja ein gutes Händchen für schwierige Patienten, manchmal reicht es ja schon die Woge des schlechten Benehmens äußerlich ungerührt an sich abprallen zu lassen und dann ruhig zu erklären was Sache. Gelegentlich muss man dann halt nochmal ruhig klarstellen, das man nicht der emotionale Mülleimer für das Gegenüber ist und in selten Fällen muss man sich halt innerlich klarmachen, das der andere was von einem will und dann muss man den Patienten halt einfach mal stehen lassen.

tine74
27.07.2010, 21:20
So schlimme Geschichten habe ich gottseidank noch nicht erlebt.

Das schlimmste war mal in der Ambulanz nachts im Dienst son kleiner fieser sau- frecher Kerl, der auch mit beleidigungen ankam und mich zusätzlich noch betatschen wollte. Da war der breitschultrige Pfleger an meiner Seite schon ganz gut. Und ich habe sehr wortkarg einfach meinen Job gemacht.
Ach ne, und neulich hatte ich eine Patientin, keine Ahnung, ob die psychische Probleme hatte und / oder alkoholisiert war, die ziemlich rumpöbelte und der ich ganz klar sagte, dass ich ihren Ton nicht für angemessen halten würde und wenn sie den nicht ändere, würde ich die Behandlung verweigern. Darauf meinte sie, dann würde sie eben in das Nachbarkrankenhaus gehen. Als ich ihr anbot, ein Taxi zu bestellen, war sie dann ganz handzahm...
Ich weiß aber, im Fall der Fälle hätte ich Rückendeckung von meinen Oberen. So wie meine Chefin und mein Oberarzt mal die Behandlung einer Patientin komplett übernommen haben, weil ich mit der Enkelin der Patientin persönliche Probleme (bis hin zum Anwalt) hatte...

Christoph_A
27.07.2010, 21:48
Naja, denke, das hängt immer vom Patienten und seinem Geisteszustand ab. Mit stark Betrunkenen, Durchgängigen oder Drogis kannste, wenn die durchknallen, eh nicht mehr vernünftig reden, so jemand ist bei mir schneller mal fixiert oder weggeschossen, als er bis drei zählen kann :-blush
Für besonders renitente oder dumme Exemplare gibts ja auch noch ein paar semilegale "Disziplinierungsmaßnahmen", jeder intensiverfahrene Kollege hier weiß, was ich meine und ich wills auch nicht öffentlich anführen.
Anders is die Sache bei Leuten, die völlig klar im Kopf sind, aber entweder distanzlos, unverschämt, dämlich oder alles drei zusammen. Da muß man, wie schon gesagt, abwägen, aber auch mit aller Konsequenz vorgehen, ich laß mich nicht zum Hanswursten des Patienten machen-hab auch schon welche der Aufnahme verwiesen, oder, gottseidank sehr selten, Handgreiflichkeiten austauschen müssen. Gottseidank haben ja viele Kliniken gute Sicherheitsdienste.
Man darf jedenfalls nie zulassen, daß Patienten den Respekt vor einem verlieren.

teletubs
27.07.2010, 23:20
Bis dato wurde ich einmal verbal bedroht mit den Worten "Ich schiesse sie hier alle ab. Ich habe`ne Knarre daheim!" :-( Dazu noch osteuropäischer Mitbürger und einfach muahaha...OÄ und mein Chef haben ihn hochkantig rausgeschmissen. Ansonsten waren bis jetzt alle brav...nur eine Privatpatientin resp. ihr Mann haben mich mal auf die Palme getrieben, weil sie von einem richtigen Arzt behandelt werden wollten, der schliesslich auch sein Dr.med. hat :-kotz Naja bei manchen sind cerebrale Phimosen nun mal doch angeboren!!! :-oopss

dreamchaser
27.07.2010, 23:26
Bis dato wurde ich einmal verbal bedroht mit den Worten "Ich schiesse sie hier alle ab. Ich habe`ne Knarre daheim!" :-( Dazu noch osteuropäischer Mitbürger und einfach muahaha...OÄ und mein Chef haben ihn hochkantig rausgeschmissen. Ansonsten waren bis jetzt alle brav...nur eine Privatpatientin resp. ihr Mann haben mich mal auf die Palme getrieben, weil sie von einem richtigen Arzt behandelt werden wollten, der schliesslich auch sein Dr.med. hat :-kotz Naja bei manchen sind cerebrale Phimosen nun mal doch angeboren!!! :-oopss

Denjenigen, die nach einem "richtigen Doktor" (= männlich, gutaussehend, mit Titel und Ehren etc.) verlangen, denen weise ich die Türe und erkläre, dass sie heute Nacht leider keine Wahl hätten und meine Dienste im Anspruch nehmen müssten. Ansonsten liesse sich das Problem sicher auch ambulant lösen, wenn das das einzige Problem sei.

Thomas24
27.07.2010, 23:55
Ach du meine Güte...:-??? Sowas geht bei euch ab??
Wie so oft, bin ich beim lesen dieser Zeilen richtig froh, kein Arzt geworden zu sein:-D

Glücklicherweise kommen C2´ler, Drogis, Distanzgeminderte und/oder zerebral bedürftige bei uns sehr, sehr selten vor. Das höchste der Gefühle war mal vor Jahren, dass ein Kollege mit der Schwester einen randalierenden Bessufki in der Nachtambulanz einschliessen mussten und schnell aus dem Fenster getürmt sind- der betrunkene hat dann die Tür eingetreten, die Polizei hat aber für das weitere gesorgt. Quarzsandhanschuhe sind schon was feines :-oopss Und ein Kollege hat einen Dieb beim Versuch erwischt, seinen Rucksack aus dem AvD Zimmer zu entwenden und ihn festgenagelt- das wars aber auch schon an action der letzten Jahre.

Mich persönlich störte unangenehme oder aufmüpfige Laufkundschaft eher weniger, aber ich kann schon verstehen, dass die ein oder andere zierlichere Kollegin abends Bedenken hat, zumal nicht immer eine Pflegekraft mit auf der gleichen Etage dabei ist (und die sind auch nicht gerade "konflikttauglich" *ähem*).

Im normalen Tagesgeschäft gilt: wer sich gegenüber meinen Assistenzärzten, Orthoptistinnen etc. und sonstigen Mitarbeitern nicht zu benehmen weiß, wird zurechtgewiesen. Wenn es immer noch nicht mit einem sozial adäquaten Benehmen klappt, darf er/ sie sich eine andere Klinik suchen und kommt auf eine rote Liste. Frechheiten muß sich bei uns kein Mitarbeiter bieten lassen.

LG

WackenDoc
28.07.2010, 10:20
Hi,

Allein auf dieses ständige " Wissen Sie Fräulein, ich bin privat " sag ich nur noch " Kann jedem mal passieren. Ist nicht schlimm!"


Hihi- so handhabe ich das auch.

Freche oder unangemessend fordende Patienten landen (sofern sie kein dringliches Problem haben) schon mal am unteren Ende meiner Arbeitsliste.

Patienten, die nicht bei uns bleiben wollen (typischerweise alkoholisiert und aggresiv) werden vom ärztlichen Personal grundsätzlich nicht daran gehindert unser Etablissement zu verlassen- geht die Polizei/Ordnungsamt die halt suchen.

PAtienten die einen anderen Arzt wollen (sei es männlich oder OA)- soll mir recht sein, wird ja keiner gezwungen von mir behandelt zu werden. Weniger Arbeit für mich.

Leelaacoo
28.07.2010, 10:31
Hihi- so handhabe ich das auch.

Freche oder unangemessend fordende Patienten landen (sofern sie kein dringliches Problem haben) schon mal am unteren Ende meiner Arbeitsliste.


Hi hi, das passiert mir auch schon mal, das problem hat man aber, wenn der Chef in der Nähe ist.."Ja, aber sicher Frau Privat, Frau Lee wird alles in die Wege leiten, damit sie schon gestern Gastro/Kolo/Echo bekommen und schon vor 5 Minuten gehen können, auch wenn sie grad gekommen sind und die Frau Lee Ambulanzdienst hat und weitere 20 Patienten...süscher süscher..."
... da kommt man nicht gegen an....eine Pat. hat sich mal über mich bei meinem Chef beschwert, weil ich eine halbe Stunde zu spät zu ihrem Belastungs-EKG gekommen bin...aus gutem Grund (Rea:-wow)...hab ich auch so gesagt (und hallo, wenn man stationär ist, WAS will man in einer halben Stunde weltbewegendes tun?)..und Chef meinte: Das wird sicher nicht mehr vorkommen, nicht wahr, Frau Lee (argg**:-((:-???:-wand:-???:-dagegen).

Manchmal wünsche ich meinen Oberen ein paar elende Vordergrunddienste...nur so zwecks Erinnerung:-nix---

LG Lee (die in 2 Monaten solchen Patienten wieder einfach nur a bisserl mehr Dormicum oder Propofol geben kann...herrrlisch......träum)

WackenDoc
28.07.2010, 11:26
Das ist natürlich doof wenn dein Chef so ist- hast du schon mal an die Möglichkeit gedacht, ihn in einer ruhigen Minute drauf anzusprechen? (Vielleicht geht das ja gar nicht gegen dich, sondern er schleimt nur vor den Patienten rum- wobei ich das nicht gut finde, wenn man dann nicht hinter seinem Assi steht.)

So nen Deppen hat ich auch mal in der Notaufnahme- hab extra erklärt, dass es jetzt ein wenig dauern kann ,weil wir nen Schwerverletzten rein kriegen (fand ich schon nett, dass ichüberhaupt bescheid gesagt hab) -keine 10 min später nölt einer rum ,wann er denn endlichdran kommt- hat 30 min gewartet.

Bei den Frettchen, die meinen mich mit der Drohung sich beim Chef zu beschweren, unter Druck setzen zu können- da sage ich denen, wo sie ihn finden können, aber dass sie bitte meinen Namen richtig schreiben sollen, weil ich das nicht leiden kann, wenn man den falsch schreibt. Ich äußere natürlich auch meine Zweifel, ob ich überhaupt geeignet bin eben diesen PAtienten zubehandeln, wenn ich schon so unfähig bin- Chef/OA hat dann vielleicht, womöglich, eventluell so in 2-3-x Stunden Zeit.

Evil
29.07.2010, 08:49
Ruhig bleiben, professionell arbeiten und sich erstmal überlegen, was der Patient da auf einen übertragen und damit bezwecken möchte.

Bei Intoxikierten oder Deliranten nicht diskutieren, sondern im Zweifel auf biochemische Hilfe zurückgreifen.
Bei malignen Patienten gibt es von mir eine offene und sehr direkte Ansage, was der Blödsinn soll. Bisher habe ich erst einmal eine richtige Auseinandersetzung mit einem Patienten gehabt, das wäre allerdings auch beinahe handgreiflich geendet. Ansonsten fahre ich damit recht gut.

Enni
30.07.2010, 09:01
Gruselig, was alles im Krankenhaus passieren kann... Ich hatte, abgesehen von einem alten und vollkommen dementen Mann, der mit seinem Stock geschlagen hat, nur das Vergnügen mit friedlich pöbelnden Patienten. Ein amerikanischer Admiral (der auf diesen Titel lautstartk bestand) sprach sämtliche Kollegen nur mit stupid bastard an. Das Wort "fuck" war wohl auch eines seiner Lieblingsworte. Ich hätte ihn gerne am ersten Tag entlassen, aber die Versicherung hat uns einen netten Brief geschrieben, in dem die Klage (bei nicht entsprechender Behandlung...) schon vorformuliert war. Ich habe mir noch ein paar Tage die schönsten englischen Beschimpfungen angehört, bevor der gute Mann wieder auf sein Kreuzfahrtschiff steigen konnte.

Neulich Nacht kam eine deutsche Touristin und war mit der schrecklich langen Wartezeit von 45 Minuten nicht einverstanden. In Deutschland müsse sie nie so lange warten und es sei ein Unding, dass sie von einem unerfahrenen Arzt behandelt werden würde, sie würde sofort den Chefarzt sprechen wollen, in Deutschland sei es so üblich ... blablabla...
Ich habe ihr empfohlen, den nächsten Urlaub in Deutschland zu machen, wo die gesundheitliche Versorgung so viel besser ist und man mit einer vor 3 Tagen geprellten Hand am Samstag Abend nie länger als 5 Minuten in der Unfallambulanz warten muss.

Wie gesagt, eher harmlos und im Nachhinein auch recht lustig...