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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Meine Erfahrungen im Dominikuskrankenhaus Berlin Hermsdorf



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konstantin
05.08.2010, 15:03
Man sollte sich nicht alles gefallen lassen, da hast du Recht. Aber was du da beschreibst, sind ja keine Schickanen deiner Kollegen dir gegenueber, sondern lediglich ein etwas rauer Umgangston, mit dem man sich aber nicht nur im Krankenhaus abfinden muss. Du bist nicht mehr in der Schule, wo die Schueler nett zueinander sein muessen, damit es vom Lehrer nicht einen auf den Deckel gibt.

Es ist voellig normal, dass du wild herum gescheucht wirst und dass du unter Umstaenden auch mal den Frust der ein oder anderen Krankenschwester abbekommst - aber da sollte man sich viel eher ein dickes Fell zulegen, anstatt mit der "Leck-mich-am-Allerwertesten-ich-lasse-mir-hier-nicht-alles-gefallen-und-poste-das-gleich-bitterboese-in-ein-Internetforum"-Einstellung allen um dich herum Arbeitenden zu signalisieren, dass du ja ohnehin nicht all zu lange dort bist.

Es geht auch nicht darum, dass dein scharfer, durch Abitur gestaehlter, hochkomplexer und analytischer Verstand dir sagt, dass du nicht zum Essenswagen gehen brauchst, weil sich dort die Kollegen bereits stapeln, sondern auf die Wirkung, die genau das auf deine Kollegen hat. Glaub mir, es ist besser, wenn andere das Gefuehl haben, dass du im Weg rumstehst, wenn du ihnen gleichzeitig dabei vermittelst, dass du dir schrecklich viel Muehe gibst, als dass sie nur sehen, wie du auf eigene Faust Dinge erledigst, fuer die du nicht zustaendig bist.

:-keks

DocMartin
05.08.2010, 15:09
Joah, ich hab dein Tipp ja auch dankbar aufgenommen :-winky

Nur war es eben nicht so dramatisch, wie du es anscheinend aufgenommen hast ;-)

Ich find du übertreibst auch ein bischen, ich find nicht, dass ich "bitterböse" gepostet habe und ich hab auch nichts gegen nen rauen Umgangston, aber es gibt immer noch ein Unterschied zwischen einer Anweisung ohne bitte und danke, weil es schnell gehen muss, und einer Anschuldigung ohne die zur Ausführung notwendig gewesenen Informationen artikuliert zu haben, auch wenns nicht böse gemeint ist.:-meinung

konstantin
05.08.2010, 15:17
Klar gibt es da einen Unterschied. Ich habe ueber ein Jahr in einer Zentralen Notaufnahme geschuftet. Die Fluktuation an Krankenpflegeschuelern, Rettungssanitaeter-, -assistenten und Krankenpflegepraktikanten war derart enorm, dass du dir in der Regel nicht einmal die Namen wirklich merken konntest. Dann kommt noch dazu, dass viele von den - pardon - "Hobbyschwestern", die ihre 40 Stunden im Monat arbeiten, so selten da sind, dass sie ueberhaupt nicht wissen, ob ein Praktikant schon richtig angeleitet ist - sie wissen ja auch meistens nicht, wie lange er bereits da ist.

Nicht grantig werden - die meisten Aufgaben lassen sich auch ohne vernuenftige Anleitung mit gesundem Menschenverstand bewaeltigen. Mir hat man ausser 12-Kanal-EKG ableiten auch nichts "anleitend" beigebracht, trotzdem habe ich am Ende den Laden praktisch geschmissen. :-top

lvf90
05.08.2010, 15:37
Wahre Worte, konstantin, aber wir sollten auch nicht jede Einzelheit von DocMartin auf die Goldwaage legen. Ich habe mir auch schon ein paar Mal gedacht, dass einige Sachen etwas "unglücklich" formuliert wurden, alles in allem finde ich es aber interessant, mal einen Bericht über das Pflegepraktikum zu lesen.

@DocMartin und alle anderen die ihr Pflegepraktikum machen (werden): Glaubt nicht, während eures Praktikums einen umfassenden Eindruck in die Arbeit eines Krankenpflegers zu erhalten. Ihr bekommt bewusst sehr simple und oft langweilige Aufgaben, die jedermann - egal welcher Abschluss - erfüllen kann. Der Sinn des Pflegepraktikums ist meiner Meinung nach eben nicht euch zu zeigen, wie die Schwestern und Pfleger arbeiten, dafür wäre der Aufwand viel zu groß und unfruchtbar. Versucht einfach den Schwestern so gut es geht zu helfen und nicht zu viel wie ein Abiturient zu denken, dann ist das Praktikum sicherlich sinnvoll.

DocMartin
05.08.2010, 15:42
Jop, das kann gut sein, allerdings ist es schwierig, nicht zu versuchen als Abiturient zu denken, wenn einem 13 Jahre lang beigbracht wurde, wie man als Abiturient denken sollte :-))

jenny-z
05.08.2010, 18:33
ich warte noch auf den bericht von heute :D

DocMartin
06.08.2010, 14:15
update gestern und heute :-winky

Frisko
08.08.2010, 21:25
Muss ich jetzt auch mal was zu schreiben.

1. Praktikanten bekommen auf Station durchaus interessante Aufgaben. Genau dann, wenn wir bemerken, dass wirkliches Interesse an dem Berufsfeld besteht. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Soziopathen ich schon kennengelernt habe in den letzten fünf Jahren, die "nur mal schnell das Pflegepraktikum machen wollten". Und die dann noch vor mir anfangen durften zu studieren. Naja. Persönliches Pech. (Dinger wie : "Ich wollte nur mal eine Leiche sehen." ; "Hab mein Abi mit 1,1 gemacht und dann war mir irgendwie langweilig.")
Zweites Problem mit der Kompetenzdelegation: Wie lange seid ihr als Praktikanten auf Station? 3 Monate? Das ist, gelinde gesagt, gar nichts. So lange dauert der erste Praxiseinsatz eine Gesundheits- und Krankenpflegeschülers im ersten Ausbildungsjahr. Und was wird in diesem Einsatz gelehrt, bzw. gelernt? Pflege, Pflege und nochmals Pflege. Und zwar Grundpflege. Sprich: Waschungen, Rasur, Nagelpflege, Inkontinenzversorgungen. Und diese Inhalte werden dann nochmal in der praktischen Zwischenprüfung "abgeprüft". Naja... weiter im Text.

2. Nicht denken wie ein Abiturient.

Was zur Hölle soll das denn heißen? Ich nehm jetzt einfach mal an, dass der Autor sicherlich nicht die Intelligenz oder Bildung des Krankenpflegepersonals in Frage stellen wollte.
Wollte er dem Threadersteller jetzt ein Kompliment machen? Oder dem Bildungssystem?
Meine Meinung: Durch Arbeiten im Krankenhaus verändert sich das Denken jedes Einzelnen gravierend. Und zwar auf eine Art und Weise, wie es keinerlei Schulbildung jemals tun könnte. Ich würde lvf90 nur insofern zustimmen:
Vergiss alles, was du bisher gelernt hast. Pflege ist ungleich Abitur ist ungleich Medizinstudium. Alles einzelne Erfahrungen, jede mehr oder weniger sinnvoll.

Und fürs Rollstuhlrennen hättest mal schön die Spülküche saubermachen können bei mir. Wir sind doch nicht bei Scrubs. :-)

lvf90
08.08.2010, 23:23
2. Nicht denken wie ein Abiturient.

Was zur Hölle soll das denn heißen? Ich nehm jetzt einfach mal an, dass der Autor sicherlich nicht die Intelligenz oder Bildung des Krankenpflegepersonals in Frage stellen wollte.
Wollte er dem Threadersteller jetzt ein Kompliment machen? Oder dem Bildungssystem?


Also, zur Erläuterung sollte ich erst einmal sagen, dass ich selber GuK Schüler im 1. Jahr bin, und alles was ich schreibe nur meine bisherigen Erfahrungen widerspiegelt.

Bei uns ist es meistens so, dass ein "echter" Praktikant (z.B. Realschüler, 10. Klasse) einem "Medizin" Praktikanten (Abiturient, Studienplatz sicher) in fast allen Bereichen überlegen ist. Ich kenne mittlerweile etwa fünf "Medizin" Praktikanten denen ich manchmal wegen ihrer Überheblichkeit und Respektlosigkeit am liebsten die Anerkennung des KPP verwehren würde. Im Gegensatz dazu bin ich mit den "echten" Praktikanten immer gut zurecht gekommen.

Und bitte nicht falsch verstehen, ich würde nie die Bildung des Krankenpflege Personals in Frage stellen (vor allem, wenn man bedenkt, wie hoch die Abiturientenquote mittlereile in den Krankenpflege Schulen ist... teilweise über 70%...), aber ein Praktikant steht fachlich gesehen noch weit unter einem GuK Helfer.

dreamchaser
08.08.2010, 23:29
(Dinger wie : "Ich wollte nur mal eine Leiche sehen." ; "Hab mein Abi mit 1,1 gemacht und dann war mir irgendwie langweilig.")


Das hat bei uns mal eine Praktikantin gebracht: sie war 16 (Schulpraktikum) und hat sofort gefragt, ob sie mal in die Pathologie könnte, sie wollte mal eine Leiche sehen. Das ging gar nicht - da sie unter 18 ist, kann sie eh nicht in die Patho (zumindest bei uns), und wir haben ihr fortan auch immer verschwiegen, wenn ein Pat. auf Station gestorben ist. Nur aus Sensationslust eine Leiche sehen zu wollen ist mal gar nicht ok. So, das war etwas OT...

loewin
08.08.2010, 23:42
Wie lange seid ihr als Praktikanten auf Station? 3 Monate? Das ist, gelinde gesagt, gar nichts. So lange dauert der erste Praxiseinsatz eine Gesundheits- und Krankenpflegeschülers im ersten Ausbildungsjahr.

eigentlich nicht mein fred hier. wollt aber trotzdem mal kurz was dazu sagen.
man darf vielleicht bei der ganzen sache nicht vergessen, dass man die drei monate ohne bezahlung arbeiten muss. was ich persönlich ein unding finde, weil man einfach volle schichten schiebt. der krankenpflegeschüler bekommt für azubi-verhältnisse nicht gerade wenig geld und braucht erwähnte praxiserfahrung selbstverständlich für den späteren beruf. dass da die motivation eine andere ist, ist schon irgendwo logisch.
deshalb finde ich den vergleich etwas unfair. dazu kommt dann noch, dass man im gegensatz zum pflegeschüler als praktikant so gut wie nix darf (ja, ich weiss, ausnahmen usw, aber geht jetzt ums prinzip). und das was man darf, das kennt man nach zwei wochen in und auswendig. irgendwann ist das ende der fahnenstange in der hinsicht mal erreicht, bei dem einen früher, bei dem andern später. mir hat das praktikum persönlich sehr viel spaß gemacht, was aber eher am team lag, als an den aufgaben selbst. dennoch wars dann auch mal irgendwann gut!

Frisko
09.08.2010, 07:09
Da der Praktikant nicht bezahlt wird, darf man auch keine Motivation voraussetzen? Bidde? Praktikas sind nun einmal grundsätzlich unbezahlt, gerade im medizinischen Bereich würden mir dann noch die MTAs einfallen, die auch ihre komplette Ausbildung in Eigenfinanzierung übernehmen.

Ein Zivildienstleistender bekommt 282 Euro Sold im Monat. D.h. 9,50 Euro am Tag. Und die Jungs sind (meist) definitiv motiviert.

Mein springender Punkt wäre: Es gibt Praktikanten, die sich auf die Erfahrung einlassen und sich Mühe geben. Und es gibt diejenigen, die sich für etwas Besseres halten und ab Tag eins die Stunden zählen.

Laubfrosch
09.08.2010, 09:44
eigentlich nicht mein fred hier. wollt aber trotzdem mal kurz was dazu sagen.
man darf vielleicht bei der ganzen sache nicht vergessen, dass man die drei monate ohne bezahlung arbeiten muss. was ich persönlich ein unding finde, weil man einfach volle schichten schiebt. der krankenpflegeschüler bekommt für azubi-verhältnisse nicht gerade wenig geld und braucht erwähnte praxiserfahrung selbstverständlich für den späteren beruf. dass da die motivation eine andere ist, ist schon irgendwo logisch.

Ich finde, dass du recht mit deiner Meinung über das unbezahlte Praktikum hast. Aber die Sache mit dem Azubi und Geld wurmt mich. Je nach Bundesland/Stadt und Klinik ist das nämlich sehr unterschiedlich. Ein großes Klinikum in meiner Nähe (bundesweit vertreten) hat seinen Azubis im 1. Jahr 270€ bezahlt und dafür wurden sie oft verborgt, haben mehrere Wochen immer 10Tage Früh und dann 2 Frei oder ähnliches gehabt : )
In meiner Klinik habe ich im ersten Jahr auch "nur" 315€ verdient.
Sollte ich mich davon allein finanzieren wollen? Ich kanns nicht. :)

Das Ende vom Lied ist, dass ich mir das ja ausgesucht habe und Geld dafür bekomme.
Alsop drücke ich allen Praktikanten die Daumen, dass das Team gut ist (ich finde, dass entscheidet über entspannte oder unentspannte Arbeit) und natürlich, dass ihr alle den gewünschten Studienplatz bekommt! :)

loewin
09.08.2010, 10:01
Da der Praktikant nicht bezahlt wird, darf man auch keine Motivation voraussetzen? Bidde? Praktikas sind nun einmal grundsätzlich unbezahlt

:-)) immer wieder interessant wie einem das wort im munde rumgedreht wird.
mensch hab das praktikum selbst gemacht und war hochmotiviert. aber man darf halt nicht immer von sich selbst ausgehen.
und die tatsache, dass praktika prinzipiell unbezahlt sind ist und bleibt ein unding..schon traurig, dass das schon als selbstverständlich hingenommen wird. möchte jetzt hier auch keine diskussion über sinn und zweck des pflegepraktikums und überhaupt anfachen, denn die gabs hier schon geschätzte 10.000 mal.
zum vergleich mit der ausbildung: es geht einfach darum, dass man als student gezwungen wird 3 monate umsonst zu arbeiten. der azubi kann das ganz anders angehen und da er in dem aktuellen betrieb auch fest beschäftigt ist, sieht man das automatisch mit anderen augen. kannst du mir erzählen was du willst. natürlich bestätigen ausnahmen die regel und ich wollte auch damit nicht sagen, dass dich die pflegeschüler ne goldene nase verdienen. aber sie kriegen immerhin etwas. das gleiche gilt für alle anderen. FSJler,Zivis usw.
das thema motivation finde ich sehr schwierig, das hängt an der betreffenden person. aber ich kann durchaus nachvollziehen, dass man, wenn man eine be******* station erwischt hat, wo man letztendlich wirklich nur mist machen muss, irgendwann nicht mehr so entsetzlich motiviert ist seinen hintern für lau dahinzubewegen.

loewin
09.08.2010, 10:02
Das Ende vom Lied ist, dass ich mir das ja ausgesucht habe und Geld dafür bekomme.


jaaaaa genau! danke! :-))

Inelein
09.08.2010, 10:08
Vorallem ist es ja auch kein berufsqualifizierendes Praktikum in dem Sinne, wie es manche Geisteswissenschaftler nach dem Studium absolvieren "müssen" oder viele Studiengänge im Studium.

DocMartin
09.08.2010, 14:17
Ein Zivildienstleistender bekommt 282 Euro Sold im Monat. D.h. 9,50 Euro am Tag. Und die Jungs sind (meist) definitiv motiviert.



Also zu dem Thema, da bist du wohl nicht ganz auf dem laufenden... Ich hab zwei Freunde im gleichen Praktikum, die Zivi machen und die kriegen beide mehr als 600€ für die gleiche Arbeit, die ich mache, nur dass ich früher aufstehen und an Wochenenden arbeiten muss:-notify

Außerdem kann denke ich Niemand bestreiten, dass man mit ner anderen (oder überhaupt motiviert) an ne Arbeit rangeht, wenn man weiß, dass man damit seine Brötchen verdient.

Und btw ich bin ne super Schwester und ich hab auch Abitur^^

DocMartin
09.08.2010, 17:54
update

Frisko
09.08.2010, 21:04
Das ist die Grundbesoldung im Zivildienst. Hatte eigentlich die neuesten Zahlen gegoogeld. Darauf kommen natürlich noch Fahrtkosten, Essensgeld und Bekleidungszulage. Klar kann das auch variieren.

@ Loewin : Sollte kein Verdrehen sein.



man darf vielleicht bei der ganzen sache nicht vergessen, dass man die drei monate ohne bezahlung arbeiten muss. was ich persönlich ein unding finde, weil man einfach volle schichten schiebt. der krankenpflegeschüler bekommt für azubi-verhältnisse nicht gerade wenig geld und braucht erwähnte praxiserfahrung selbstverständlich für den späteren beruf. dass da die motivation eine andere ist, ist schon irgendwo logisch.

Heisst für mich: weil Medizinstudenten drei Monate umsonst arbeiten müssen und halt auch später nicht in dem Beruf arbeiten wollen, darf man nicht die gleiche Motivation voraussetzen. Und das finde ich einfach falsch.
AAAAABER, ich hab auch keine Lust mich heute abend auf ein Streitgespräch einzulassen, weiel. Party. :-meinung

DocMartin
09.08.2010, 21:07
Hä? Ist doch klar, dass wenn ich etwas machen soll, was ich später nicht machen möchte, was Pflicht ist und wofür ich kein Geld und viel Zeit investiere, dass ich dann ne andere Motivation habe oder sag ich mal ne höhere Hemmschwelle habe, als Jemand, der genau das machen möchte und zwar freiwillig und dafür Geld bekommt. Also wer das bezweifelt an dem zweifel ich:-peng