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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An ÄrztINNEN: Patientenakzeptanz



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Schnuffi332
04.08.2010, 17:58
Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage an Assistenzärztinnen in Kliniken: Wie werdet ihr von Patienten als Ärztinnen akzeptiert? Meine Frage zielt daraufhin ab, ob es evt. möglich wäre, dass männliche Ärzte bei (v.a. männlichen) Patienten in PUnkto Wissen, Kompetenz, usw. vielleicht ernster genommen werden als Ärztinnen?

Bitte nur ernstzunehmende Anworten. Vielen Dank.

dreamchaser
04.08.2010, 18:22
Natürlich gibt es immer noch die vorwiegend älteren Leute, die einen als Schwester sehen (egal wie oft man sich vorstellt) und evtl. behaupten, dass nie ein Arzt da war, ist aber relativ selten finde ich. Ich sehe das weniger als fehlende Akzeptanz, als eben das alte Bild, in dem der Mann der Akademiker ist und die Frau die Hausfrau. Vor allem Nachts gibt es eben keine Wahl - entweder sie sind mit mir zufrieden, oder sie müssen in eine andere Klinik gehen.

Tijaiw
04.08.2010, 19:59
Ich habe auch schon gelegentlich die Erfahrung gemacht, dass die Famulanten/Praktikanten eher als ärztliches Personal angesehen wurden, als ich. Aber meist waren die Patienten nach der kleinen Aufklärung freundlich und zufrieden.
Bei mir ist eher das Alter der Punkt, wo das Vertrauen der Patienten zunächst nicht so da ist. Selbst mein Betriebsarzt hat mich auf 16 Jahre geschätzt, da kann man schon verstehen, dass die Augenbrauen der Patienten skeptisch in die Höhe schnellen, wenn ich mich als betreuende Ärztin vorstelle....ginge mir aber sicher auch nicht anders :-keks
Ich habe aber insgesamt eher nicht so das Gefühl, dass man sich mehr "beweisen" müsste. Das gelegentliche "Schwester, könnten Sie mir mal eben mein Brot klein schneiden" wird wohl nie ganz aufhören:-nix

Kackbratze
04.08.2010, 20:30
Auch wenn ich männlich bin und damit nicht direkt in diesem Thread angesprochen werde, möchte ich meinen Senf hier auchnoch dazugeben.

Bisher bin ich auch von vielen Patienten nicht "ernst" oder "wahrgenommen" worden, selbst wenn ich mich als Stationsarzt oder als Notdienst vorgestellt habe.
Allerdings ist das, zumindest meiner Erfahrung nach, eher weniger durch das Alter oder das Geschlecht der Patienten als durch den IQ bedingt.
Ab einem gewissen geistigen Niveau wird ein bestimmtes Bild von einem Arzt vorausgesetzt, welches man als behandelnder Arzt entsprechend zu bedienen hat. Da muss der männliche Arzt mindestens Brille, Kittel und vielleicht sogar noch einen Bart tragen und die weibliche Kollegin ähnlich gestaltet sein, nur dass der Bart durch einen Rock ersetzt sein sollte. (wichtig!)
Und ausserdem muss man das Stethoskop um den Hals tragen!

glücksdrache
04.08.2010, 21:32
Hi,

daß man Schwester genannt wird ist des öfteren so. Was mich aber aufregt ist die Tatsache, daß, sobald man mit einem männlichen Kollegen das Zimmer betritt, dieser angesprochen wird. Dabei ist es auch egal, daß man die Leute seit einer Woche betreut und der Kollege nur mal mitgekommen ist.

Genauso ist es mit dem Respekt einiger Patienten, besonders Privatpatienten. Die nehmen sich dann auch mal raus einen " Mädchen " oder sowas zu nennen.

Meine männlichen Kollegen haben da nicht das Problem.

Da hilft nur nochmal zu betonen, daß man der behandelnde Arzt ist und auch kein anderer mehr kommt.

Bis dann,
Drache

Ophtalmoplegie
05.08.2010, 16:32
Ich (männlich, offensichtlich zu jung aussehend) hab im Arztzimmer mal ner Mutter die Tür geöffnet und wurde gefragt, ob sie mal nen Arzt sprechen könne.
Hab gesagt "einen Moment", die Tür kurz geschlossen, wieder aufgemacht und gefragt, was ihr Anliegen sei.

Mussten dann beide lachen, weil sies mittlerweile auch geschnallt hatte... :-wow

Schnuffi332
06.08.2010, 09:05
Danke für eure Antworten.
Habt ihr in eurem Umfeld auch Erfahrungen gemacht oder ist euch aufgefallen, wie es mit älteren bzw. älter aussehenden Ärztinnen ist, die zwischen 40 - 60 Jahre sind? Kann man da sagen, dass die in Patientenaugen den männlichen Ärzten ebenbürtig eingeschätzt werden?

Kackbratze
06.08.2010, 12:44
Nope. Patienten glauben demjenigen, der insgesamt so redet, dass sie das verstehen oder denken, dass sie es verstanden hätten. Das ist nicht Geschlechts-gebunden.

Miss
06.08.2010, 13:37
Ich werd auch öfter mal amüsiert angeguckt, *ach, sie sind die Ärztin*
Wat soll's? Ich bin dann professionell und dann am Ende des Gespräches ist es glaub ich auch egal...wie gesagt, wenn die Leute etwas schlauer sind, wissen die auch, daß man mit Mitte/ Ende 20 fertig ist, wenn die nicht so helle sind, dann helfen auch keine großen Erklärungen :-nix

Irgendwie hilft ein sicheres Auftreten (vornehmen, antrainieren, vorspielen :-D), dann wird das auch alles gar nicht so groß hinterfragt. Graue Schläfen hab ich halt einfach nicht :-D

Ich soll natürlich auch, wie wahrscheinlich die meisten Mädels hier, dies mal eben erledigen, das mal noch eben tun, bevor ich aus dem Zimmer gehe...Kleinigkeiten sind überhaupt kein Problem, für alles andere empfehle ich, nach der Schwester zu klingeln.

Und das Stethoskop hilft nix, überhaupt nix!!!

McBeal
06.08.2010, 13:55
Irgendwie hilft ein sicheres Auftreten (vornehmen, antrainieren, vorspielen :-D), dann wird das auch alles gar nicht so groß hinterfragt. Graue Schläfen hab ich halt einfach nicht :-D

Ich soll natürlich auch, wie wahrscheinlich die meisten Mädels hier, dies mal eben erledigen, das mal noch eben tun, bevor ich aus dem Zimmer gehe...Kleinigkeiten sind überhaupt kein Problem, für alles andere empfehle ich, nach der Schwester zu klingeln.

Das kann ich so unterschreiben. Bei kompetentem Auftreten und Reden sind die Eltern sofort mir mir als Ärztin "einverstanden", wenn man mich darum bittet, Kinder vom Monitor abzumachen oder anzuschließen, tue ich dieses auch gern, für das Warmmachen der Muttermilch empfehle ich immer, sich an die Schwestern zu wenden.
Wobei ich zugeben muss, dass wir allein von der Kleidung her auf Neo/ITS ja gar nicht von den Schwestern zu unterscheiden sind. :-)

LG
Ally

Muriel
07.08.2010, 19:25
In der Klinik damals gab es sicherlich die ein oder andere Situation, in der ich die "Schwestaaaaaaaaa" war oder wo eben nach "dem Arzt" gefragt wurde. Aber ersteres waren meist LAD in GAZ, denen man so was nicht übel nimmt, zweiteres war den meisten dann auch hochnotpeinlich und von meiner Seite aus nicht wirklich ernst zu nehmen. Die eine hochpathologische P-Gklaukom-Patientin, bei der nur und ausschließlich der Herr Dr. Sch. den Augendruck messen konnte ("die anderen können es einfach nicht") kann ich nicht ernst nehmen, die find ich nur lächerlich witzig und bin froh, dass ich sie los bin ;-)

Jetzt in der Praxis mache ich ganz unterschiedliche Erfahrungen. Bei den allermeisten Patienten bin ich gut akzeptiert. Es gibt jedoch einige, die nicht von mir behandelt werden wollten. Bei niedergelassenen Ärzten, die seit ewigen Jahren ihren Patientenstamm haben, kann ich es aber verstehen, wenn da Wechsel nicht gern gesehen sind bei Dauerpatienten. Das ist einfach eine komplett andere Bindung als in der Klinik. Dieses Schicksal teilt dort aber auch der männliche Kollege, der ebenfalls noch relativ frisch in dieser Praxis, wenn auch als langjähriger FA und Teilhaber, ist. Es gibt aber auch sehr, sehr viele vornehmlich weibliche Patienten ab mitte 60, die sich schier nicht mehr einkriegen, weil sie sich so freuen, dass weibliche Verstärkung dazugekommen ist. Das ist dann natürlich nett :-)

eva_luna
08.08.2010, 12:27
Mir geht's ständig so, dass ich für die "Schwestaaaaaaa" gehalten werde, obwohl ich mich immer eindeutig mit "Stationsärztin" oder "Dienstärztin" oder was auch immer vorstelle. Üblich ist auch, dass die Patienten - obwohl ich sie seit Wochen betreue - dann bei der Visite dann plötzlich nur mehr mit meinem (männlichen) Famulanten sprechen wollen. Einerseits schau ich recht jung aus, dann habe ich momentan den Kittel an den Nagel gehängt und renne (wegen Sommerwetter) in undefiniertem blau rum, und zusätzlich auch noch kein Dr.-Titel. Andererseits wurde ich aber auch schon im Kittel und mit Stethoskop um den Hals gebeten, doch bitte den Hintern auszuwischen. Und eine Oberärztin aus der benachbarten Abteilung wurde trotz groß sichtbarem Dr.-Titel neulich gefragt, ob sie denn aus der Küche sei. :-D Naja, ich entschuldige das mit der nicht sonderlich reflektierten Landbevölkerung, lache drüber und sage meistens "Ich bin die Doktorin, nicht die Schwester, aber macht nix!" .

WackenDoc
08.08.2010, 14:33
Ja, die Problematik kenn ich auch.

Aber sobald die mal gerafft haben, dass ich nicht Schwestaaa bin, ist das in der Regel auch kein Problem mehr.
Klar gibt es immer Patienten, die da ein Problem mit haben und unbedingt den Herrn Doktaa (gerne auch in Form des Zivis, GWDL, Famus etc.) wollen- aber da steh ich drüber, weil solchen Menschen eh nicht zu helfen ist. Sind eh nur wenige.

Komm ja grad aus Wacken- da werden die Docs übrigens extra gekennzeichnet, damit man uns schneller erkennt. Und da hatte ich mit der Akzeptanz gar keine Probleme- auch nicht mit intoxikierten, aggresiven (letzteres eher selten) Vertretern der Metalheadz.
Scheint wohl eher ein Problem des Alters zu sein.

Annabell Lee
08.08.2010, 14:42
Ich glaube das wichtigste ist es doch, dass einen die Vorgesetzten akzeptieren, oder? Denn die entscheiden letzten Endes auch, wie viel Verantwortung einem übertragen wird. Zumindest an der Klinik hat sich ein Patient nunmal mit den Leuten abzufinden, denen er zugeteilt wird. Solange die Behandlung gewährleistet ist kann er einfach nicht mehr verlangen, schließlich handelt es sich um kein Theater oder irgendeine Zirkusveranstaltung wo Entertainment und Service inbegriffen sind.

Thomas24
08.08.2010, 15:56
Ich glaube das wichtigste ist es doch, dass einen die Vorgesetzten akzeptieren, oder? Denn die entscheiden letzten Endes auch, wie viel Verantwortung einem übertragen wird. Zumindest an der Klinik hat sich ein Patient nunmal mit den Leuten abzufinden, denen er zugeteilt wird. Solange die Behandlung gewährleistet ist kann er einfach nicht mehr verlangen, schließlich handelt es sich um kein Theater oder irgendeine Zirkusveranstaltung wo Entertainment und Service inbegriffen sind.

Angesichts der Tatsache, dass die Medizin zunehmend zu einem Frauenberuf wird, dürfte sich dieses Problem auch von selbst erledigen...:-meinung

Janny
08.08.2010, 17:57
Ich muss ehrlich sagen, ich werde zum Glück weniger als Schwester angeredet, als ich befürchtet hatte. Ich laufe auch zumeist ohne Kittel herum, bin eher zu klein geraten, nicht die älteste und in der Chirurgie, wo Lieschen Müller eigentlich nur Männer erwartet.

So lange ich ALLEINE unterwegs bin, ist es sowieso kein Problem, ich stelle mich einfach umgehend mit "Stationsärztin", "diensthabende Ärztin" oder so vor. Das funktioniert dann auch ganz gut und ich bin fortan (fälschlicherweise :-heul) "Frau Dockter"
Wenn ich mit männlichen, älter (aussehenden) Kollegen Visite mache, muss ich allerdings schon ein wenig aufpassen, dass nicht ich um die Schüssel gebeten werde. Bei Famulanten und ähnlichen Exemplaren stelle ich die einfach umgehend gleich mit vor: "Mein Name ist Janny, ich bin eine der Stationsärzte und das ist der Herr Meier, er ist Medizinstudent."

Und wenn ich beim ersten Betreten des Zimmers mit "Schwestäää" begrüßt werde, dann überhöre ich das dezent, gehe ans Bett, strecke meine Hand hin und stelle mich vor. Meistens kommt dann ein peinliches "Oh, entschuldigung, Frau Dockter"

Ein paar wenige werden es nie begreifen, aber damit müssen wir halt leben.

EKT
08.08.2010, 20:23
[QUOTE=Janny;926656]Mein Name ist Janny, ich bin eine der Stationsärzte QUOTE]

Du läßt Dich von den Patienten mit Vornamen ansprechen?:-((:-))

Janny
08.08.2010, 20:36
@EKT: Nur von jungen, gutaussehenden, ledigen Sportlern ;-) :-angel

Nein,natürlich nicht! :-)

Bandwurm
09.08.2010, 05:34
Ich arbeite als Mann in der Psychiatrie und am liebsten ohne Kittel, lediglich nur mit einem dezenten Namensschild bewaffnet. Da kommt es natürlich öfters vor, dass mich jmd nicht zuordnen kann. Ist aber kein Problem. Und für die, die es kognitiv nicht mehr verstehen, wie z.B. unser dementes Klientel, ziehe ich dann mit Kittel und Stethoskop los, nehme Bezug auf bekannten ("Wir machen jetzt eine Blutentnahme wie bei Hausarzt" oder "sie sind im Krankenhaus da bekommt man natürlich auch Tabletten") und dann klappt es schon meistens.

Kackbratze
09.08.2010, 19:13
Heute kam wieder ein verschämt-zweifelnder Blick aus einem Patientenbett von einer Aufnahme vom Wochenende:

"und was ist ihre Aufgabe hier auf Station? Sind sie etwa schon ein Arzt?"

:-wow
:-party