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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium schmeißen?



ywc71
06.08.2010, 23:55
Hey zusammen,
also zu meiner Situation: Ich bin jetzt im ersten klinischen Semester und ich fange langsam an starke Zweifel an meinen Fähigkeiten zu entwickeln. Tatsächlich habe ich das Studium bisher recht erfolgreich durch standen. Hatte auch direkt einen Platz bekommen. Das Physikum habe ich zwar erst nach fünf Semestern, dafür aber mit einer guten Note bestanden.
Nichtsdestotrotz zweifle ich daran jemals Menschen professionell und flexibel/individuell behandeln geschweige denn gar operieren zu können. Und mich graust es davor was im Notfall passiert- wenn es drauf ankommt.
Die Noten sind meines Erachtens nicht wirklich aussagekräftig über Fähigkeiten wie Kombinationsgabe/Kreativität/Flexibilität und da mache ich mir meine Sorgen.
Natürlich könnte ich das Alles jetzt einfach durchziehen und würde später vermutlich einen Job mit einem relativ guten Gehalt erzielen, möchte aber den Beruf den ich später ausübe auch gut beherrschen. Ich bin da ehrlich: ein Überflieger war ich nie, eher ein Overachiever, aber die Frage ist, ob man diese Defizite durch Ehrgeiz kompensieren kann.
Andererseits war es ein steiniger Weg bis hier her und wenn ich jetzt aufhören sollte, stehe ich mit Nichts da in den Händen außer neuen Risiken.
Ich bin gerade etwas hin und her gerissen. Brauche einen Rat.
Greetz
ywc

Medi2009
07.08.2010, 08:36
Hey zusammen,
also zu meiner Situation: Ich bin jetzt im ersten klinischen Semester und ich fange langsam an starke Zweifel an meinen Fähigkeiten zu entwickeln. Tatsächlich habe ich das Studium bisher recht erfolgreich durch standen. Hatte auch direkt einen Platz bekommen. Das Physikum habe ich zwar erst nach fünf Semestern, dafür aber mit einer guten Note bestanden.
Nichtsdestotrotz zweifle ich daran jemals Menschen professionell und flexibel/individuell behandeln geschweige denn gar operieren zu können. Und mich graust es davor was im Notfall passiert- wenn es drauf ankommt.
Die Noten sind meines Erachtens nicht wirklich aussagekräftig über Fähigkeiten wie Kombinationsgabe/Kreativität/Flexibilität und da mache ich mir meine Sorgen.
Natürlich könnte ich das Alles jetzt einfach durchziehen und würde später vermutlich einen Job mit einem relativ guten Gehalt erzielen, möchte aber den Beruf den ich später ausübe auch gut beherrschen. Ich bin da ehrlich: ein Überflieger war ich nie, eher ein Overachiever, aber die Frage ist, ob man diese Defizite durch Ehrgeiz kompensieren kann.
Andererseits war es ein steiniger Weg bis hier her und wenn ich jetzt aufhören sollte, stehe ich mit Nichts da in den Händen außer neuen Risiken.
Ich bin gerade etwas hin und her gerissen. Brauche einen Rat.
Greetz
ywc

Ziehs durch, es gibt Fachgebiete ohne OP und Notfälle zB Patho und Radiologie. Außerdem musst du ja nach dem Studium nicht in der Klinik tätig werden, vllt. reizt dich ja dann die Pharmaindustrie, Gesundheitswesen, Forschung ....

Pherenike
07.08.2010, 08:44
Du bist erst im ersten klinischen also hast noch so viel Zeit und Gelegenheit das alles zu lernen. Es dauert noch relativ lange bis du eigenverantwortlich arbeiten darfst/musst.
Du machst dir Gedanken, ob deine Fähigkeiten ausreichend sind und das ist gut, denn nur dann kann man sich verbessern! Zieh es durch und dann wirst du auch einen Bereich finden, wo du dich wohlfühlst.

Mr. Pink online
07.08.2010, 09:19
Ich glaube, dass fast jeder mal eine Phase hat, in der er sich solche Gedanken macht. Das liegt ganz einfach daran, dass Ausbildung und die ärztliche Tätigkeit bis zum Physikum quasi nichts gemeinsam haben. Aber Softskills bekommt man ja auch erst in der Klinik vermittelt und auf Notfallsituationen wird man solange getrimmt bis man ein Programm abspielt.
Also meine Meinung ist auch: Ziehs durch, du wirst das auf jeden Fall hinkriegen.

Annabell Lee
08.08.2010, 14:26
Bleib auf jeden Fall dran, du musst ja nicht Notarzt werden, wenn du das nicht willst. Es gibt so viele Möglichkeiten, auch Klinikferne. Sei es nun bei Krankenkassen, in der Pharmaindustrie, im Journalismus oder wo auch immer. Du kannst Fächer machen, wo es keine Notfalleingriffe gibt, oder nur selten, und die sehr überschaubar sind, wo du aber in deinem Bereich top sein kannst, wenn du nur engagiert genug bist. So wie Augenheilkunde, HNO, Radiologie, Pathologie oder Strahlentherapie. Wo du viel forschen kannst und diagnostisch, also rein vom Wissen und Querdenken her gefordert bist, aber ZEIT hast deine Entscheidungen zu treffen. Wo du aber unersetzlicher sein kannst als anderswo, da es nur wenige ausgezeichnete Diagnostiker gibt.

Denn letzten Endes hatte es einen Grund, warum du diese Entscheidung getroffen hast, weitergemacht hast, selbst als es nicht auf Anhieb mit dem Physikum klappte, dich diszipliniert hast, in Schule und Studium, du eisern an dir gearbeitet hast. Irgendeinen Grund musste es dafür geben, sonst hättest du es nicht getan. Hut ab dafür, viele hätten den Kopf in den Sand gesteckt. Du hast es nicht getan, sondern weitergemacht, weitergekämpft. Und bist jeder Herausforderung gerecht geworden, und in alles hineingewachsen.

nnlglmpp
26.08.2010, 18:30
Solche Phasen habe ich immer wieder. Ist ganz normal:-)

Muriel
26.08.2010, 19:08
Mir ging es ganze 12 Semester genau so. Letztendlich bin ich in einem Fach gelandet, über das zwar einige die Nase rümpfen, das mir aber saumäßig viel Spaß macht und das ich für meinen Ausbildungsstand eigentlich auch ganz gut beherrsche, ohne täglich in Zweifel auszubrechen. Zieh es durch! Man ist nicht automatisch ein schlechterer oder gar kein Arzt, nur weil man keinen unbändigen Willen verspürt, ZVKs in Leute reinzustecken oder sich um OPs prügelt ;-)

Keenacat
26.08.2010, 19:25
:-))
Man wächst mit seinen Aufgaben. Das ist nicht bloß n blöder Spruch, sondern einfach wahr.
Ich denke nicht nur, dass du dein Studium NICHT schmeißen solltest, ich denke außerdem, dass es garnicht unmöglich ist, dass du auf einmal irgendein chirurgisches Fach oder Anästhesie fett genial findest. Man muss sich an Dingen oft auch einfach erstmal ausprobieren, bevor man ein abschließendes Urteil darüber fällt. Ins kalte Wasser hüpfen und so.
Auf die Alternativen, falls deine Sorgen die Klinik tatsächlich überleben sollten, bist du ja schon hingewiesen worden. :-)

Feuerblick
26.08.2010, 19:43
Mir ging es ganze 12 Semester genau so. Letztendlich bin ich in einem Fach gelandet, über das zwar einige die Nase rümpfen, das mir aber saumäßig viel Spaß macht und das ich für meinen Ausbildungsstand eigentlich auch ganz gut beherrsche, ohne täglich in Zweifel auszubrechen. Zieh es durch! Man ist nicht automatisch ein schlechterer oder gar kein Arzt, nur weil man keinen unbändigen Willen verspürt, ZVKs in Leute reinzustecken oder sich um OPs prügelt ;-)Dito. Ich war immer eine der ersten, die anderen bei ZVKs, Punktionen aller Art, OPs etc. den Vortritt gelassen hat.

WackenDoc
27.08.2010, 12:00
Wenn du jetzt im ersten Klinischen bist, kommen jetzt auch noch die Famulaturen. Da wirst du sehen, dass manche Dinge gar nicht so kompliziert sind.
Würd dir z.B. die Allgemeinmedizin empfehlen, da darf man oft ziemlich früh schon leichte eigene Patienten (natürlich unter der Kontrolle des entsprechenden Kollegen) selber behandeln.
Hab ich z.B. mit unserem eigenen Famu gemacht, als ich noch allgemeinmedizinisch gearbeitet hat. Wir haben ihm einfache Fälle rausgesucht. Er durfte die Anamnese machen, untersuchen und Gedanken zur Diagnose und Therapie machen.
Dann hat er den Patienten einem von uns fertigen Ärzten vorgestellt und wir haben dann nochmal nachuntersucht, ob wir zum gleichen Ergebnis kommen und Tips gegeben.

Und ich würde in den Famulaturen mehrere Fächer ausprobieren. Vielleicht findest du ja genau das, was dir liegt.

Wenn ich dran denke, dass Innere und Allgemeinmedizin fachlich gar nicht so weit voneinander weg liegen, könnte ich mir niemals vorstellen als Internist zu arbeiten. Ist einfach nicht meine Welt.
Die Allgemeinmedizin, wie ich sie bisher gemacht hab, macht mir aber Spass und liegt mir glaub ich auch- auch wenn ich niemals ne eigene Praxis aufmachen würde.
Also es gibt später immer noch Möglichkeiten ohne Ende. Ich würd´s erstmal weiter durchziehen. Abbrechen oder nach dem Examen was ganz anderes kann man immer noch machen.