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Mobitz
14.08.2010, 16:09
Hallo!
Ich arbeite seit ca. 4 Monaten als Assistenzarzt in einem größeren Klinikum. Es ist meine erste Stelle und eigentlich bin ich ganz zufrieden. Die anderen Assistenzärzte sind sehr nett und auch mit der Arbeit komme ich ganz gut zurecht. Seit einigen Wochen stelle ich nun fest, dass der Umgangston z.T. doch sehr rauh ist. Kritik wird häufig völlig unsachlich und beleidigend formuliert ("Ihre Visite war *******!" "Am liebsten würde ich Ihnen die Unterlagen aus der Hand nehmen und aus dem Fenster schmeißen"), was für mich gerade zu Berufsbeginn eine große Belastung darstellt. Ich weiß, dass ich fachlich gut bin und die Kritik meist völlig überzogen ist, doch ich fühle mich zusehends verunsichert. Ich habe versucht, dass Problem sachlich anzusprechen, woraufhin mein Oberarzt explodiert ist und mir unmissverständlich verdeutlicht hat, dass ich ihn in seiner Position nicht zu kritisieren habe.
Ich habe schon über Kündigung nachgedacht, was nach wenigen Monaten natürlich auch einen schlechten Eindruck macht.
Hat jemand von Euch vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht oder Tips wie man mit der Situation umgehen könnte?

Die Niere
14.08.2010, 16:15
Das ist wirklich ein heftiges Beispiel schlechter Mitarbeiterführung, die es in dieser Form bei der Schwierigkeit Stellen zu besetzten nicht mehr geben sollte. Ich würde erneut das Gespräch mit dem OA suchen, nochmal die anderen AA fragen, wie sie das Problem sehen bzw. ob sie gleiche Erfahrungen gemacht haben, um dann vielleicht den Chef um ein Gespräch zu bitten. Wenn es sich nicht ändert, würde ich den Job in der Form nicht mehr weitermachen und kündigen. Die Zeiten sind vorbei in denen man sich so ein Verhalten aussetzen musste.

gruesse, die niere

Ophtalmoplegie
14.08.2010, 17:25
Weiß ja nicht, wie lange du schon dabei bist, aber ein Satz wie dieser


Ich weiß, dass ich fachlich gut bin und die Kritik meist völlig überzogen ist [...]

ist als Ausbildungsassistent (meiner Meinung nach...) unangebracht.

Die Art und Weise der Kritik mal völlig dahingestellt, sollte der erste Blick bei Kritik doch auf sich selbst gehen und nicht woanders hin... :-meinung

Relaxometrie
14.08.2010, 17:32
Weiß ja nicht, wie lange du schon dabei bist
Das steht doch direkt im ersten Satz des Eingangspostings.


Die Art und Weise der Kritik mal völlig dahingestellt, sollte der erste Blick bei Kritik doch auf sich selbst gehen und nicht woanders hin... :-meinung
Die Art und Weise der Kritik ist eben NICHT unwichtig. Oder bist Du schon so systemgläubig/-geschädigt, daß Du Dir jeden Krampf gefallen lässt?

Ansonsten schließe ich mich Nieres Meinung an.

motoneuron
14.08.2010, 17:46
hä????? man kann doch auch fachlich gut sein zu beginn der weiterbildung !!!!!! seinem ausbildungsstand entsprechend nämlich. dieser sollte von dem OA berücksichtigt werden, wenn er kritik anbringt. und: kritik sollte zur weiterbildung dienen und nicht zum runterputzen. sonst heisst das nämlich nicht kritik, sondern beschimpfung. bei ner konstruktiven kritik gibts immer n lerneffekt. bei ner kritik ala: visite war sch.....! lernt man nix, ausser vielleicht schlechte umgangsformen. und wo man nix lernt, sollte man nicht bleiben. also: 6 mon. voll machen, damit es angerechnet wird und dann nix wie weg. mannomann, dass es doch immernoch so viele är.... unter den ärzten gibt. manche haben einfach keine kinderstube.

Ophtalmoplegie
14.08.2010, 17:46
@Relaxo


Ich arbeite seit ca. 4 Monaten als Assistenzarzt in einem größeren Klinikum.
kann genauso heißen, vorher schon 3 Jahre woanders.

das nur am Rande...

Es ging im meinem Post auch nicht darum, die Kritik zu bewerten.
Ich wollte nur sagen, dass man als Assistent (und sollte er/sie wirklich erst 4 Monate dabei sein, schon gar nicht) nicht derart von sich eingenommen sein sollte, dass man jegliche Kritik für überzogen hält.

stennadolny
14.08.2010, 17:51
Kündigen (hoffentlich noch in der Probezeit).

Es ist nicht selten, daß sich die "wahren" Gesichter erst im Laufe der Zeit enthüllen. Solche Verhaltensweisen, und sei es "nur" ein OA, sind meist Zeichen einer eher unangenehmen Persönlichkeits(störung). Wenn die Führung solche Verhaltensweisen allerdings toleriert, dann ist erst recht Feuer am Dach.

Das eigene "Gefühl" dabei ist ganz wichtig, wichtig auch: Protokollieren ! An den Personalrat oder den Marburger Bund wenden !

"Neue" sind oftmals gerade nicht betriebslind und routineverblödet, sondern besonders sensibel für "Pathologisches".

Ich persönlich habe mich mal gegen eine wirklich menschlich und fachlich indiskutabel grausliche OÄ in der Psychiatrie zunächst nicht gewehrt (, weil alle hinter vorgehaltenen Hand die Frau als "verloren" bezeichneten....). Der damalige Chef hatte sie wider besseres Wissens jahrelang gedeckt. Nun ist sie unter einem neuen Chef der absolute Depp vom Dienst und besitzt nicht den Anstand (als auch vom Äußeren her massiv abstoßende Landpomeranze aus Bayern), selber zu gehen, sondern wird ständig in den Besprechungen gedemütigt und erniedrigt.

Man sollte sich aus solch traurigen Kreisen als Junger trollen und das Weite suchen.

motoneuron
14.08.2010, 17:51
@ophtalmo: hat er/ sie doch gar nicht. hat doch nur geschrieben, dass ihn/sie der umgangston belastet - verständlicherweise.

ich kann über meine aktuelle oä nur jubeln, die übt viel und oft kritik und immer fair und konstruktiv - ich bin richtig süchtig danach. sowas gibts auch (sogar inna psyche...).

mainzer
14.08.2010, 17:52
hallo,

kann mich der meinung von der niere auch nur anschließen;
die arbeitsmarktsituation für ärzte ist z.zt. (gott sei dank so), dass man sich solche zustände wie sie dir in deinem haus widerfahren sind nicht hinnehmen muss. für mich hört sich das schwer nach innere an und da gibt es im moment stellen wie sand am meer; warum ein oa, der eigentlich führungsqualitäten besitzen sollte mit (hoffenltich) höflich formulierter kritik/nachfragen derart umgeht ist mir leider völlig schleierhaft..und ebenfalls nicht hinnehmbar.
würde auch nochmal das gespräch suchen - evtl. in einer entspannteren situation (also ohne dass grad vorher die rüge ausgesprochen wurde); reagiert er gleich, würde ich auch um ein gespräch mit dem chef bitten, könnte mir aber denken, dass es im endeffekt unfruchtbar sein wird (entweder der chef steht hinter seinem oa oder aber euer arbeitsverhältnis ist dadurch, dass dein oa sich übergangen fühlen könne (was er faktisch nicht ist, wenn du 2x das gespräch mit ihm suchst und dir derartiges gefallen lassen musst), nachhaltig gestört (was es ja jetzt eigentlich schon ist...

in diesem sinne: langfristig neue stelle suchen; klauseln und kündigungsfristen einhalten, schauen, dass die weiterbildungszeit (meist mind. 6 monate) angerechnet werden; auf gutes zeugnis deines ca's pochen und woanders anfangen.
und meiner meinung nach kann man in bewerbungsgesprächen ruhig auch von sich ansprechen, dass der lebenslauf schon nach so kurzer zeit einen stellenwechsel aufweist, sollte dein potenziell neuer chef nicht von selbst darauf kommen...
ist keine schande, denn gefallen lassen muss man sich schließlich nicht alles.
jeder noch so große oa und ca hat mal genau so "klein" angefangen wie du - als assistenzarzt!

und @ophthalmoplegie: man kann in seinem rahmen schon behaupten, dass man fachlich gut ist; gerade innere (sollte der threadstarter ein internist sein) ist ja ein fach, dass man in der uni zur genüge eingebläut bekommt und nach relativ starren behandlungsschemata nach einer gewissen eingewöhnungsphase zumindest in groben zügen beherrscht.
und wenn man sich regelmäßig selbst weiterbildet; sachen nachliest und engagement zeigt und nicht schludert (auch bei der visite nicht), kann man die aussage schon so stehenlassen..

gruß
mainzer

Relaxometrie
14.08.2010, 17:58
kann genauso heißen, vorher schon 3 Jahre woanders.
Da musst Du nur noch einen Satz weiter lesen, da steht nämlich, daß es seine erste Stelle ist.

WackenDoc
14.08.2010, 18:27
Ich finde, so eine Kritik gehört sich unter zivilisierten Menschen nicht.
Manche OÄ müssen wohl so ihre Macht demonstrieren.
Klar, kann einem schon mal im Affekt der Hut hoch gehen, wenn der andere absolut nix geregelt bekommt und/oder beratungsresistent ist- aber dann sollte man das auch zugeben können.

Kritik braucht man als Anfänger ja um sich weiter zu entwickeln, aber dann sollte sie doch sachlich sein.

Mein Tip: Entweder hat du so viel Mut, dem OA unmissverständlich klar zu machen, dass du dir so was nicht gefallen lässt- das ist aber der härtere Weg und kostet sehr viel Kraft oder du machst die 6 Monate voll, suchst dir ne andere Stelle und kündigst.

Hab auf meiner Stelle derzeit auch sehr viel Glück. Wir haben da nen super lieben UraltOA (kurz vor der Rente)- an den kann man sich jederzeit wenden und von dem hab ich noch nie ein böses Wort gehört. Die anderen OÄ sind auch sehr nett und hilfsbereit. Chef hat zwar manchmal merkwürdige Anwandlungen, hab von ihm aber auch noch nie Beleidigungen oder so gehört. Als ich mit den Paddels vor dem Patienten stand und nicht wusste, wie ich die drauf kriegen soll ohne mich selber zu bratzeln hat er nix negatives gesagt. (So mal als Beispiel)

Die Niere
14.08.2010, 19:46
Nur um eines klarzustellen: Kritik ist wichtig und muss sein, denn wie sonst sollte man sich verbessern, wenn einem keiner sagt, was man schlecht macht. Aber der Ton macht die Musik. Ist die Kritik nicht konstruktiv, geht der Effekt in die falsche Richtung.

Ich halte auch nichts von jungen Assistenten, die glauben die geilste Maus von Mexiko zu sein, aber eine Einschätzung, dass man sich fachlich adäquat für seinen Ausbildungsstand hält, ist absolut legitim. Interessant wäre jedoch jetzt nur ein Gespräch mit jemand aussenstehendes, wie dieser dich einschätzt.

Man darf nie vergessen, dass es auch Menschen gibt, die unfähig zur Selbstreflexion sind, wirklich glauben, dass sie Gott wären und jegliche Kritik für unangebracht halten - die verstehen dann solche Reaktionen garnicht mehr, obwohl sie vielleicht sogar berechtigt sind. Aber jemand der in ein Forum solch einen Beitrag schreibt, entspricht eher nicht dieser Persönlichkeitsstruktur, also gehe ich eher davon aus, dass der OA nicht alle Tassen bei der Mütze hat.

gruesse, die niere

Fino
14.08.2010, 22:48
Nur um eines klarzustellen: Kritik ist wichtig und muss sein, denn wie sonst sollte man sich verbessern, wenn einem keiner sagt, was man schlecht macht. Aber der Ton macht die Musik. Ist die Kritik nicht konstruktiv, geht der Effekt in die falsche Richtung.

Ich halte auch nichts von jungen Assistenten, die glauben die geilste Maus von Mexiko zu sein, aber eine Einschätzung, dass man sich fachlich adäquat für seinen Ausbildungsstand hält, ist absolut legitim. Interessant wäre jedoch jetzt nur ein Gespräch mit jemand aussenstehendes, wie dieser dich einschätzt.

Man darf nie vergessen, dass es auch Menschen gibt, die unfähig zur Selbstreflexion sind, wirklich glauben, dass sie Gott wären und jegliche Kritik für unangebracht halten - die verstehen dann solche Reaktionen garnicht mehr, obwohl sie vielleicht sogar berechtigt sind. Aber jemand der in ein Forum solch einen Beitrag schreibt, entspricht eher nicht dieser Persönlichkeitsstruktur, also gehe ich eher davon aus, dass der OA nicht alle Tassen bei der Mütze hat.

gruesse, die niere

Da hat mir das Retroperitonealorgan aus der Seele gesprochen :-top

Thomas24
14.08.2010, 22:58
Da hat mir das Retroperitonealorgan aus der Seele gesprochen :-top

Aber sowas von...:-top

Die Niere
14.08.2010, 23:04
Jetzt hört sofort auf mir zuzustimmen, sonst behaupte ich gleich das komplette Gegenteil :-D

lg,n

Relaxometrie
14.08.2010, 23:09
Ich wollte eh schon die ganze Zeit sagen, daß regelmäßige, oberärztliche, völlig unsachlich vorgetragene und den aktuellen Weiterbildungsstand des anzumotzenden Assistenten auf keinen Fall berücksichtigenden Schreiattacken zur Ausbildung dazu gehören sollten. Lehrjahre sind schließlich keine Herrenjahre.
























:-))

Die Niere
14.08.2010, 23:10
Lehrjahre sind schließlich keine Herrenjahre. Und wer Puderzucker in den Popo geblasen bekommen möchte, kann sich gefälligst bei seiner Oma vorstellen. :-))

gruesse, die niere

Thomas24
14.08.2010, 23:11
Böse, böse... wenn du mal OÄ wirst, deine armen Schergen:-))

Relaxometrie
14.08.2010, 23:14
Langsam nähern wir uns der Realität. Die sollte sich auch bitte nicht ändern. Wer Patienten behandelt, muß wissen, worauf er sich einlässt. Jammern gilt nicht. Quäl Dich Du Sau. Jetzt haben wir schon keine 4-Tages-Schichten mehr (Freitag morgens gekommen, montags am Abend nach Hause gegangen), und die Weiterbildungsassistenten mosern immer noch. Kann ja nicht wahr sein.












:-D

Thomas24
14.08.2010, 23:20
Langsam nähern wir uns der Realität. Die sollte sich auch bitte nicht ändern. Wer Patienten behandelt, muß wissen, worauf er sich einlässt. Jammern gilt nicht. Quäl Dich Du Sau. Jetzt haben wir schon keine 4-Tages-Schichten mehr (Freitag morgens gekommen, montags am Abend nach Hause gegangen), und die Weiterbildungsassistenten mosern immer noch. Kann ja nicht wahr sein.












:-D

Uiuiuiuihhh...ein Naturtalent! Jetzt noch den entsprechenden Tonfall üben (also versuchen dabei ernst zu bleiben und die Mundwinkel immer schön unten halten), und es gibt Leute, die würden Dir für solche Motivationsvorträge viiiel Geld bezahlen:-))
:-top