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Captain Cosmotic
17.02.2003, 17:43
Hab ich mich doch heute tatsächlich auf eine dumme Diskussion mit einer Krankenschwester eingelassen?

Nachdem ich nach 11 Stunden Innere inkl. stumpfem Arztbriefeschreiben, Blutabnehmen und Anamnesen-in-den Rechner-tippen locker zur Schwester meinte: "Eigentlich sollte ich schon gar nicht mehr hier sein" entgegnete sie eher patzig, ich solle mich gefälligst nicht so anstellen! Immerhin würden wir ja später ordentlich Geld verdienen und wir sollten froh sein, überhaupt etwas zu lernen.
(Komisch - derartige Argumente kannte ich sonst nur von Oberärzten...) Leider war das Mädel auch gar nicht von meiner Position zu überzeugen; offenbar hatte sie vergessen, dass ihre Ausbildung zumindest etwas Gehalt einbrachte... Stattdessen der süffisante Kommentar: "Mit Mitleid wäre ich bei ihr an der falschen Adresse..."

Natürlich war mir klar, dass das PJ eine Phase der Ausbeutung ist - zumindest, wenn das Verhältnis der Lehre zu ungunsten der administrativen Stationsarbeit kippt - trotzdem finde ich es eine Frechheit, nach 11 Stunden nicht mal nörgeln zu dürfen. Die reizenden Schwestern rauschen ganz regulär in Früh- Spät- oder Nachtdiensten über die Station und sobald mal ein paar Überminuten anfallen, ist die Kacke am dampfen.
Ich verstehe es echt nicht; ist das Sozialneid? Unkenntnis? Ignoranz?

:-???
Gruss, der Captain

17.02.2003, 19:55
Ich verstehe es echt nicht; ist das Sozialneid? Unkenntnis? Ignoranz?

Wahrscheinlich ein ungesunder Mix von allem!
Naja, sie weiss halt, dass sie bald bei dir "an der falschen Adresse" sein wird.

chata

p.s. bei uns im Klinkum gibts auf jeder Station ein "Nörgelbuch", wo der Chef dann ab und an mal reinguckt!
Es sind vielleicht 3 Einträge von PJlern in den letzten 3 Jahren drin, dafür aber bestimmt 1000 Seiten von KS ala "keine Mittagspause gehabt..."! Mh, ich hatte noch nie ne Mittagspause auf Station!

hamtaro
17.02.2003, 20:10
Eine Runde Mitleid für Captain Cosmotic.
:-music immer logger bleiben.

ClooneyGeorge
17.02.2003, 20:22
Ich seh das ein bisschen anders...du hast bei weitem nichts falsches gesagt und vollkommen recht mit dem was du sagst.
Doch von einem gewissen Standpunkt aus hat auch sie Recht, wahrscheinlich war auch sie ein wenig gestresst (Familie etc.) und schlecht drauf, da kommt dann jemand jammernd an, gepaart mit merkwürdigen Vorstellungen vom späteren Gehalt (welches zumindest rein theoretisch nach oben hin offen ist), der Tatsache das du später auch jemand bist der ihr "was sagen kann" und überhaupt geniessen die Ärzte mehr anerkennung als die Schwestern......naja, da kann einem schonmal der Kragen platzen, da magst du noch so sehr im Recht sein. ;-)


Allerdings ist es ein vollkommen blödes Thema, über welches man echt nicht diskutieren kann/sollte...ich habe nie in einem Krankenhaus gearbeitet, jedoch sehen die Schwestern vielleicht schon in dem ein oder anderen Studenten einen künftig meckernden Chef, jemand der weniger kann/macht aber mehr verdient....
Wenn dem ein oder anderen Studenten dann auch mal so langsam der Idealismus flöten geht ist er sicher zu ähnlichen Kommentaren von Zeit zu Zeit aufgelegt.

:-meinung

hobbes
18.02.2003, 00:46
Original geschrieben von ClooneyGeorge
merkwürdigen Vorstellungen vom späteren Gehalt (welches zumindest rein theoretisch nach oben hin offen ist), der Tatsache das du später auch jemand bist der ihr "was sagen kann" und überhaupt geniessen die Ärzte mehr anerkennung als die Schwestern

das mit Gehalt nach oben offen: das meinst du aber hoffentlich nicht im Ernst? Nieder mit der Mär von den hohen Ärztesalären! Das Gegenteil ist der Fall.

Captain Cosmotic
18.02.2003, 06:13
Oh! Hobbes ist kurz vor seinem 600.Posting!! :-D

:-top

Gruss, der Captain.

hamtaro
18.02.2003, 13:57
Also ich glaub, mit einer bestimmten Vorstellung von seinem zukünftigen Gehalt das Studium anzufangen, ist echt ätzend. Stell dir mal vor, du würdest jeden Tag nur noch daran, denken, dass du in so und so vielen Jahren (was durchaus ne halge Ewigkeit dauern könnte)einen Chefarztgehalt verdienen würdest. Bis dahin bis du entweder der dumme Student für alle in KH oder der Teppichkehrer vom Chef. Tolle Aussicht.
Ach ja, ich vergaß, dass man auch umsonst arbeitet und zusätzlich Nachtschichten aufgebrummt bekommt. :-))

Die Niere
18.02.2003, 15:56
Original geschrieben von Captain Cosmotic
Natürlich war mir klar, dass das PJ eine Phase der Ausbeutung ist - zumindest, wenn das Verhältnis der Lehre zu ungunsten der administrativen Stationsarbeit kippt - trotzdem finde ich es eine Frechheit, nach 11 Stunden nicht mal nörgeln zu dürfen. Die reizenden Schwestern rauschen ganz regulär in Früh- Spät- oder Nachtdiensten über die Station und sobald mal ein paar Überminuten anfallen, ist die Kacke am dampfen.
Ich verstehe es echt nicht; ist das Sozialneid? Unkenntnis? Ignoranz?

Unkenntnis mit Sicherheit nicht, die Schwestern wissen sehr wohl bescheid, wie krumm sich einige PJ'ler machen müssen, um dafür ihr Gehalt in Form von Mittagessen zu erhalten :D

Sozialneid ist es imho auch eher selten - die wenigsten Schwestern die ich kenne, beneide Ärzte um ihren Job, sondern sind froh von best. Entscheidungen befreit zu sein...

Ich tippe einfach auf einen beschissenen Tag, den die Dame hatte und da wahrscheinlich keine Praktikantin (ob Schwester oder Famulant) in der Nähe war, ist halt mal der PJ'ler dran. Ich will auf keinen Fall pauschalisieren, aber das Ausleben der Aggressionen (die oft auch aufgrund [unberechtigten] Schuldzuweisungen von Ärzten beruhen) einiger Schwestern wird äußerst gerne an schlechten Tagen denen in der Hirarchieleiter am niedrigsten stehenden entgegengebracht (ob dieser Satz jetzt überhaupt noch irgendeiner grammatikalischen Regeln gehörcht weiss ich nicht).

In diesem Sinne: Kopf hoch...es kann nur besser werden :D

gruesse, niere

ClooneyGeorge
18.02.2003, 15:59
Kann der Niere nur beipflichten....schlechter Tag, man wartet nur darauf explodieren zu können, rudert wie bekloppt mit den Händen und sucht nach den schnellsten Argumenten die greifbar sind.

Nur ******** wenn einem der Hals eh schon bis oben steht und es einfach nur Ungerecht ist.
:-meinung

Insofern, mach dir deswegen keine Magenschwüre... :-top

ClooneyGeorge
18.02.2003, 16:01
:-((

Ist das erste Mal das ich den Filter bemerke...hab euch ja völlig falsch eingeschätzt ihr Rabauken ;-)

airmaria
21.02.2003, 16:24
Original geschrieben von medichater
Mh, ich hatte noch nie ne Mittagspause auf Station!

Kein Wunder, wenn man nicht auf Station arbeitet *fg*

:-)) :-)) :-))

"Mary" airmaria

Heinz Wäscher
21.02.2003, 17:29
bei vielen ist es definitiv UNKENNTNIS,Ignoranz und Sozialneid

Das sture eingefahrene Arbeiten ohne nach links oder rechts zu schauen ist sehr weit verbreitet
Deshalb steht sich die Pflege so oft selbst im Weg

Ich kanns vor allem bei jungen Schwestern (Mitte 20) nicht verstehen,die sind noch jung,und wenn ihnen ihr Job keinen Spaß mehr macht,dann sollen sie gefälligst was anderes machen
Für diese Jammer-Tour hab ich absolut kein Verständnis :-meinung

Froschkönig
22.02.2003, 20:22
Ich hatte da wohl Glück ! Ich hab gerade einen ganzen Batzen Schwestern auf Sation und da meine Stationsärzte sich wahlweise mit OP´s, Kranksein oder Ambulanz herumschlagen, war ich schon ein paar mal der einzige "Arzt" (Oder was in der Richtung :-D) auf Station. Kam aber mit den Schwestern super klar. Bis auf eine. Die scheint aber einfach nur chronisch mürrisch und mit ihrem Beruf unzufrieden zu sein....

Pünktchen
22.02.2003, 20:53
...in manchen Situationen ist es einfach so, daß Schwestern denken man greift in ihren Bereich ein...da ich gerade in der Kinderklinik famuliere, muss ich immer wieder feststellen, daß besonders die jüngeren Schwestern schon mal mürrisch gucken wenn man sich mit nem Kind länger beschäftigt...da traut man sich nicht mal zu fragen, ob man vielleicht mal das Fläschen geben darf :-D
...achja und die "ganz alten" Schwestern halten mich eh für grün hintern Ohren :-blush

...also immer schön an den Arzt halten und nix anfassen :-D denn schließlich müssen die Schwestern Ihre Station in Ordnung halten und wenn dann da noch nen PJler, Famulant oder auch Arzt rumlungert, passt das manchmal net...:-)

Aber ich denke, die Schwestern wissen schon, daß die Ärzte kein leichtes Los haben...für viele Dinge verantwortlich sein und manchmal keine Zeit fürs normale Stationsprogramm...spätestens wenn die Ärzte erst 19 uhr von Station verschwinden, weil sie noch Briefe von vor 3 Monaten diktieren... :-)

airmaria
22.02.2003, 21:32
Original geschrieben von Pünktchen
...also immer schön an den Arzt halten und nix anfassen

Nanana, wer wird denn auch gleich den Arzt begrapschen wollen???

:-)) :-)) :-))

"Mary" airmaria

Pünktchen
23.02.2003, 09:14
@airmaria
schon klar, daß du es wieder anders verstehen musst :-D

23.02.2003, 11:10
Kein Wunder, wenn man nicht auf Station arbeitet *fg*

Naja, jedenfalls tu ich so....

Chata

Christoph_A
24.02.2003, 17:39
Also,ich bin ja jetzt grad in meiner letzten Famulatur und muß sagen,daß ich in der ganzen Zeit fast keine Probleme mit Schwestern hatte. Einerseits kann ich sie einigermassen gut handeln (Prinzip Zuckerbrot und Peitsche),andererseits geb ich zu,daß ich wohl a) auch Glück dabei hatte und b) als Mann glaub ich weniger angegriffen werde als manche Komilitonin (Thema Stutenbissigkeit). Das beste ist wohl das alte leben und leben lassen Prinzip einzuhalten.

milz
20.04.2003, 17:51
Hallo Freunde der Heilkunst!

Ich habe Krankenpfleger gelernt und studiere jetzt Medizin (nur um meine Perspektive zu erklären).

Zum Thema: Es ist auffällig und geradezu typisch das Captain Cosmic da eine (!) negative Erfahrung mit einer Schwester macht (, die vielleicht ihre Tage hatte) und dann über das ganze Pflegepersonal herzieht.
Zitat:"Die reizenden Schwestern rauschen ganz regulär ..."
Und auch die Krankenschwester schien ja eine vorgefertigte Meinung zu haben, sowie einige der Kommentatoren zu diesem Beitrag.

Für mich kann ich sagen, daß ich während der Pflegeausbildung gute Ärzte, mittelmäßige Ärzte und arrogante Ärsche kennengelernt habe und natürlich prägen die negativen Erfahrungen am meisten das Bild, das man von einer Gruppe entwickelt.

Dann hat man sich ruckzuck seine Alltagspsychologie zurecht-gebastelt und man redet nicht mehr über den Arzt XY, den Patienten XY, die Schwester XY, sondern über die bösen Ärzte, die unfähigen Schwestern, die verwöhnten Patienten usw.
Dann kann man das Wir-Gefühl genießen, seine Vorurteile pflegen und hat ein Ventil für erlittene Frustrationen.

Die Mechanismen (zB.: In-group-Verzerrung), die da wirken sind die gleichen wie zwischen Fußballfanklubs, Israelis und Palästinensern, Frauen und Männern usw.
Da kann ich nur empfehlen, mal im Zimbardo Psychologie nachzuschlagen unter Gruppeninteraktion ... und sich das Problem bewußtzumachen.


mfg

Älgen
21.04.2003, 15:26
Hej !

Kann mich da dem Beitrag vorher nur nur anschließen ! Habe die gleiche "Karriere" hinter mir & während des studiums auch immer brav als kleiner dummer Pfleger gearbeitet, um dann jetzt als PJ "auf der anderen Seite" zustehen. Muß sangen, daß mit den meisten Schwestern & Pfleger recht gut auszukommen & zusammenzuarbeiten ist, von als "böser Arzt" & es halt einfach Blödköppe gibt under denen, die ihre eigene Unzufriedenheit an den PJ-lern & Ärzten auslassen müssen; Genauso gibt es aber auch wirklich wiedrige Ärzte & teilweise war ich über das Verhalten meiner nun ärztlichen Kollegen gegenüber dem Pflegepersonal recht entsetzt.
Eigentlich denke ich, daß man, wenn man denn nun so stolz ist auf seinen "sozialen Status", auf den andere neidisch sein müssen auch soviel Mensch sein sollte, daß man über solchen Anfeindungen stehen kann & sich nicht auf dieses Scheißspiel einlassen (herablassen) braucht, egal, wie lang der weiße Kittel ist, den man nun an hat.

& Versaut's Euch nicht mit den vielen Netten, nur weil's 'n paar Geistige Tiefflieger gibt - das isses nicht wert !

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Kolja