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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinnvoll Wartesemester sammeln, aber wie?



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Marci
18.02.2003, 16:06
Hey,
habe im letzten Jahr mein Abitur gemacht und leider meinen zuvor prognostizierten NC nicht geschaff! Das Ergebnis war eine Durchschnittsnote von 3,0. Sicherlich nicht gerade motivierend für ein Medizinstudium, aber ich habe mich so explizit und vielseitig informiert, dass meine Entscheidung Medizin zu studieren feststeht. Momentan absolviere ich gerade meinen Zivildienst, also bin ich schon mal dabei WS zu sammeln. Doch die Frage die ich mir stelle ist, was ich danach machen soll. Zum einen könnte ich im Krankenhaus ein Praktikum machen, somit Berufserfahrung sammeln und einen detaillierten Einblick in das Gesudheitswesen bekommen. Oder eine Ausbildung, aber dann bin ich für längere Zeit eingespannt und kann, wenn ich doch früher einen Studienplatz bekommen sollte, diesen nicht annehmen, weil man besser eine abgeschlossene Ausbildung haben sollte. Die letzte sinnvolle Möglichkeit, die mir bekannt ist, wäre ein Studium im Bereich Medizin-Management, wobei man das mit einer sehr guten Note abschliessen muss um im Anschluss (Zweitstudiengang) einen Platz für Medizin zu erhalten.
Wie ihr seht habe ich mich mit dem Thema auseinander gesetzt, aber bin noch zu keiner Lösung gekommen!!!!!
Mich würden eure Meinung interessieren und vielleicht ergänzend noch produktive Vorschläge. Vielleicht sogar eigene Erfahrungsberichte.

In diesem Sinne... Marcel :-???

HCW
18.02.2003, 16:33
Wenn du nichts anderes nach deinem Zivi zu tun hast und auch noch Geld verdienen möchtest solltest du auf jeden Fall versuchen nen Job zu finden der dich etwas interessiert (im med Bereich) dauernd den Eltern auf der Tasche liegen is ja auch schei...,oder? Andererseits kannst du auch schon mal ein Pflegepraktikum in einem KH absolvieren, weil das musst du eh machen und hast so in der Vorklinik nicht so viel Stress.
Das mit dem Nebenstudiengang würde ich mir glaub ich ganz stark überlegen, ich weiss nicht wie das mit den WS ist ich glaub die sind dann für den Ar... .
Ich weiss zwar nicht wo du deinen Zivi machst, aber sofern du ihn bei nem Rettungsdienst machst versuch doch da nen Job als aushilfe zu bekommen. Hast dann ja zumindest schon ne RS Ausbildung und erfährszt ne Menge vom med Alltag in der präklinischen Versorgung.
Musst aber ne Menge Geduld mitbringen weil mit 3,0 kriegt man so schnell keinen Platz. Auf mind 6 WS musst du dich schon einstellen.

Gruss HCW :-winky

Marci
18.02.2003, 16:46
danke erstmal für deine antwort! mache meinen zivildienst nicht im krankenhaus, aber danach möchte ich auf jeden fall ins Krankenhaus! den vorschlag, da eine ausbildung als rettungssaniäter zu machen, habe ich schon mehrfach gehört! kannst du mir dazu noch konkretere informationen geben?

HCW
18.02.2003, 16:57
Erstmal kann man den RS nicht in nem Krankenhaus machen, dieser ist nur an einer Rettungsdienstschule zu machen.
Zweitens diese Schulen wollen Geld dafür das du bei ihnen lernst.

drittens musst du vor dem RS eine Ausbildung zum Rettungshelfer machen

diese beinhaltet 5 Wochen Theorie
80 Stunden Klinikpraktikum
80 Stunden Rettungswachenpraktikum
und prüfung zum RH
dann noch 1Woche Abschlusslehrgang und staatliche Prüfung
Kostenpunkt ca 1000 €

Bleibt dir erspart wenn du den Zivi beim Rettungsdienst machst weil da kriegst du den RS vom Staat gespendet.

Gruß holger

Peter Artz
18.02.2003, 20:56
Punkt Pflegepraktikum:
Hab gerad bei uns in der Klinik den Fall eines Med.-Stud. der kurz vor dem Physikum steht und jetzt sich neben lernerei und paukerei noch die Wochenenden und Tage in der Klinik um die Ohrenschlagen darf.
Also auf jeden Fall vorher absolvieren - erspart viel Stress u.U.

Punkt Ausbildung:
Kann ich nur empfehlen.
Krankenpflege-Ausbildung:
Vorteil: von Anfang an Geldverdienen (1. AJ ca. 550 bis 600 EURO raus, je nach Leistungen des KH, und pers. Abzügen)
Vorteil: eng medizinisch verwandt, gute Einblick in die Praxis - Krankheitsbilder der verschiedensten Fachbereiche werden vermittelt und kennengelernt.
Vorteil: mögl. später als exam. Nachtwache zu arbeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten im Falle des scheiterns eines Studiums
Nachteil: Dauer 3 Jahre (kann für die WS aber natürlich gut sein - ein Platz der erteilt aber nicht angenommen wurde bleibt aber dann solange frei, bis man ihn annimmt - soweit ich weiß)
Vorteil: Pflegepraktikum entfällt, weil Ausbildung anerkannt

RettSan:
Vorteil: sehr viel praktische Medizin, Grundlagen der Notfallmedizin, enges Spektrum, wenig Diagnostik, man bekommt nur präklinische Versorgung mit (bis auf wenige Ausnahmen) --> man ist in der Notfallversorgung schnell recht fit.
Nachteil: Kosten ca. 1000 € - je nach Verband/Verein
Nachteil: setzt RH voraus
Vorteil: ist im Rahmen des Zivi-Dienstes abzuleisten, wenn entsprechend unterstützende Stelle gefunden wird

RettAss:
ähnlich wie RettSan nur wesentlich mehr kompetenzen
Nachteil: Dauer (noch 2 Jahre; bald aber vermutlich 3 Jahre)
Kosten: ich hab was von 1800 - 2200 € gehört (nicht sicher)
bei http://www.resq.de/ mehr dazu!

hab hier mal die 2 prominentesten "Jobs" vorgestellt (RettSan / RettAss zusammengenommen)

Marci
18.02.2003, 22:10
ich bedanke mich für die schnelle antwort! also, von dem was ich bis jetzt gehört habe, muss ich sagen das eine Ausbildung zum RS oder Rettungsassistent sehr interessant erscheint und ich mich wohl in diese Richtung informieren und orientieren werde.
Kannst du mir evtl. noch mehr zur Krankenpflege-Ausbildung erzählen, evtl. würde das auch in Betracht kommen.

Sebastian1
18.02.2003, 22:18
Original geschrieben von Peter Artz
Punkt Ausbildung:
(...)
Nachteil: Dauer 3 Jahre (kann für die WS aber natürlich gut sein - ein Platz der erteilt aber nicht angenommen wurde bleibt aber dann solange frei, bis man ihn annimmt - soweit ich weiß)
Nein!
Der nicht angenommene Platz ist dein persönliches Problem; du könntest ja auch die Ausbildung dafür abbrechen.
Einen Anspruch gibt es nur bei Zuteilung eines Studienplatzes während eines Dienstes. Das heißt also PFLICHTdienst, wie zum Beispiel Zivildienst oder Wehrdienst. Wie es mit dem FSJ aussieht, müsstest du mal bei der ZVS erfragen, das weiß ich grade nicht.

Ansonsten hat Peter schonmal eine schöne Auflistung gemacht.
Ich selbst tue mich recht schwer damit, dir zu sagen "mach dies" oder "mach jenes"....aber ich kann sagen, daß ich vor dem Studium eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht habe (bei mir kam der Wunsch nach dem Med.-Studium erst währenddessen, allerdings schon ziemlich früh, und mein Abi hätte niemals für den NC gereicht...). Und was soll ich sagen: Ich bin heute froh, es gemacht zu haben. Man kann sehr viel in dieser Ausbildung lernen und ich würde es wieder tun. Und ich hatte auch schon währen der Ausbildung einen Platz bekommen (nach 1,5 Jahren hatte ich mich erstmalig beworben und direkt eine Zusage bekommen), habe den platz aber nicht angenommen.
Mittlerweile bin ich mit dem 3. Semester grade fertig, verdiene mir mein Geld in derPflege, wo es überhaupt keine Schwierigkeit ist, mit Examen einen Job zu bekommen, und weil ich glaube, in der ausbildung recht gut gelernt zu haben und in Hinblick auf meinen Studienwunsch auch imemr recht interessiert an medizinischem Know-How war, fällt es mir stellenweise auch deutlich leichter, mir zum Beispiel die klinische Relevanz vorklinischen Stoffes zu veranschaulichen oder aber auch die Stuidieninhalte teilweise (!) leichter zu lernen. Ich kann es nur empfehlen.

Was ich nicht machen würde, ist 2 Jahre oder mehr irgendein Hilfsjob. Das bringt dir langfristig nix. Ansonsten, was mir sonst noch so einfällt im med.-nahen Bereich: MTA, MTR, PTA, OTA, Physiotherapie, Ergotherapie, Rettungsdienstwesen etc. (Kostet teilweise Geld).

Entscheiden musst du dich selbst. Aber ich fänds schön, mal hier von dir zu lesen, wenn du eine ENtscheidung getroffen hast :-)

Gruß,
Sebastian

Rugger
19.02.2003, 08:47
Original geschrieben von Peter Artz
enges Spektrum, wenig DiagnostikSorry, Peter, aber da muß ich Dir heftigst widersprechen: gerade in der Notfallnedizin lernst Du immens viel über Diagnostik! Außer EKG und Pulsoxy steht Dir nämlich nicht gerade viel an Apparatemedizin zur Verfügung, Du bist auf Dich allein gestellt und so lernst Du recht schnell (oder zumindestens solltest Du es), eine vernünftige Diagnose zu erstellen. Und das Spektrum der Fälle ist natürlich auch immens: es gibt nichts, was es nicht gibt!

Rugger

Heinz Wäscher
19.02.2003, 11:13
@Peter: Ob NUR Anwesenheit in der präklinischen Phase eines Pat ein Vorteil ist ,das möchte ich stark bezweifeln
ZB Du kriegst ja gar nix von den Folgen mit,zB beim Pat mit V.a. TIA,wie sich sämtliche Symptome zurückbilden
Oder banale Dinge,wie sieht Kaffeesatz-Erbrechen aus

Ich möchte hier keineswegs die Ausbildung der RS und der RA in Frage stellen
Das sind wichtige Jobs und Du mußt dafür auch viel wissen

HCW
19.02.2003, 12:32
@ Heinz

Ich weiss ja nicht was du für Vorstellungen von der Ausbildung eines Rettass hast, aber für mich klingt das so als würdest du so denken wie einige Notärzte! "Der Assi is nur da um das Auto zu fahren und mir beim Anreichen zu helfen, der Rest ist meine Sache, weil der hat ja eh keine Ahnung!"
Diese Ärzte sind übrigens äusserst verhasst, weil man nicht mit ihnen zusammenarbeiten kann!
Ausserdem bekommt man schon während der Ausbildung eine ganze Menge von der Rehabilitation der Pat. mit.

--> Mal den Momentanen Ausbildungsstandart aufzuzeigen (nach dem Rettassgesetz)

200 Std allgemein medizinische Ausbildung
200 Std Notfallmedizin
170 Std spezielle Notfallmedizin
140 Std Organisation und Einsatztaktik
60 Std Berufs-, Gesetzes- und Staatsbürgerkunde
10 Std Einführung in die Ausbildung im KH
1200 Std praktische Tätigkeit im Krankenhaus
1600 Std praktische Tätigkeit im Rettungsdienst

hinzu kommen Ausbildung in Frühdefibrilation

und optional die Fortbildung zum Orgleiter RD

manch Rettass kann mehr leisten als einige PJ´ler (eigene Erfahrungen)

Gruß HCW

Heinz Wäscher
19.02.2003, 13:18
GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Was hab ich in meinem Thread in puncto RA und RS geschrieben???

HCW
19.02.2003, 13:23
@ heinz kommt in deinem oben geschriebenen Dreizeiler ganz anders rüber

Heinz Wäscher
19.02.2003, 13:30
Du brauchst nur den letzten Satz zu lesen!

Und in der Praxis ist es doch so,daß RA/RS meist nur präklin. mit Pat in Kontakt stehen
Nur ne Minderheit arbeitet auf ITS etc
So,diese Jobs sind WICHTIG und erfordern auch ne gute Ausbildung ,Qualitätssicherung etc

Nur,MICH PERSÖNLICH interessiert mehr,was danach mit dem Pat geschieht,wie sich irgendwelche Symptome äußern,wie Therapiepläne aussehen etc

NOCH EINMAL:
Ich habe große Achtung vor RS und RA,vor ihrem Wissen und ihrer Ausbildung

War das jetzt deutlicher?

Marci
19.02.2003, 13:46
Ich finde es sehr interessant zu sehen, dass sich jetzt außerhalb meiner Fragestellung in diesem Forum eine weitere eigenständige Diskussion zwischen zwei Teilnehmern entwickelt hat. In der es um die Ausbildung zum RS oder RA geht. Das es einen Dissens zwischen euch gibt, dass ist unübersehbar, aber diese Beiträge geben mir leider keine produktiven Entscheidungshilfen.

mfg Marcel

Heinz Wäscher
19.02.2003, 14:25
Warum eigentlich nicht?
Außerdem isses ja keine Diskussion RS oder RA!

Auch hier kannste verfolgen,was für Dich wichtig sein könnte

Möchtest Du mehr präklinisch und notfallmäßig arbeiten?Dann mach RS oder RA
Möchtest Du im Labor arbeiten? MTLA
Oder in der Pflege,MTRA,PTA,Physio-/Ergo-/Logotherapie?

Suchst Du etwas,wo Du was über Therapien etc kennenlernen magst,dann geh eher in Richtung Pflege

RA und Pflege sind zwei Paar Schuhe und nicht miteinander vergleichbar

Thal
19.02.2003, 15:35
Also ich habe sowohl meinen RS im Zivildienst gemacht also auch anschließend eine Krankenpflegeausbildung.
Bei der RS- "Ausbildung" ( es ist ja eigentlich keine richtige Ausbildung) lernst du schon so einiges über Krankheitsbilder, Anatomie, Physilologie, etc. Das kommt bei weitem aber nicht an eine Krankenpflegeausbildung heran. Nachteil ist außerdem, daß man es meist selbst finanzieren muß ( Ausnahme: Zivildienst, Feuerwehr, evtl. DRK)!! Wenn du dann fertig bist hat man meist auch nicht so viel mit Krankheitsbildern zu tun, den meist fährt man als RS Krankenwagen ( Patint XY von A nach B ). Das sind dann zum Großteil keine Notfälle, sondern geplante Fahrten. Wenn du Glück hast fährst du auf einer Wache, die auch Rettungswagen hat. Dann ist man da schon mehr im medizinischen Bereich. Aber auch nur Notfallmedizin. Meiner Meinung nach fällt der Großteil der Diagnostik und Weiterbehandlung komplett weg. Ohne Frage es hat einen riesen Spaß gemacht KTW+RTW zu fahren und es würde dir auch fürs Studium helfen. Die Krankenpflegeausbildung ist jedoch viel nährer an dem Beruf des Arztes dran als der RS. Man bekommt einen viel größeren Einblick in den evtl. späteren Job. Außerdem verdienst du direkt Geld.
Der Job ist aber jedoch nicht für jeden etwas.
Eine andere Alternative wäre der s.g. Krankenpflegehelfer. Nur 1 Jahr Ausbildung.
Ich bezweifele jedoch, daß du mit Abi 3,0 und nur 4 Wartesemestern einen Platz bekommst.

Meine Meinung ist aufjeden Fall, daß es keinem Arzt schaden kann, eine Pflegeausbildung zuvor gemacht zu haben. Das Pflegepraktikum sollte ( wen´s nach mir ging eh auf 6 Monate velängert werden. Aber das ist jetzt ein anderes Thema


m.f.G

Thal

Marci
19.02.2003, 16:01
Danke für deinen Beitrag, dass war schon recht ausführlich und konkret!
Ich muss sagen, dass mich rein empirisch,meine Mutter ist Altenpflegerin, eher die Ausbildung als RS interessieren würde. Aber deine Argumente für eine Krankenpflegeausbildung sind überzeugend. Was würdest du von einer Kombination aus RS und Krankenpflegehelfer halten? Damit könnte ich einen Einblick in beide Bereiche bekommen und hätte meine WS.

mfg Marcel

Sebastian1
19.02.2003, 17:21
Sicher nicht verkehrt, aber hat 2 Nachteile:

- Geld für die RS-Ausbildung
- mehr Zeit

Wenn du eine KP-Ausbildung machst, dann könntest du doch auch aus Spaß ann der Freude einfach mal ein Praktikum im RD machen (ausserhalb der Ausbildung). Kostet kein Geld, verpflichtet dich zu nix, und du kannst es aus Zeitgründen auch jederzeit wieder sein lassen. Die KP-Ausbildung dauert eh schon 3 Jahre, nach denen du vermutlich einen Studienplatz bekommen dürftest (mal sehen, wie die Regelungen sein werden, sollte der Stattsvertrag mit der ZVS nicht erneuert werden, was wohl im Raum steht. Genauere Informationen dazu scheint es allerdings noch nicht zu geben). Verschwende dann nicht mehr zu viel Zeit, denn ich würde mal behaupten, daß du in der zusätzlichen Ausbildung zum RS zar natürlich nochmal was anderes kennenlernst, inwieweit allerdings der Zeitaufwand dir nochmal was fürs Studium bringt, sei mal dahingestellt.
Also würde ich mich ehr für eines entscheiden und im anderen Bereich ein Praktikum machen.

Gruß,
Sebastian

Heinz Wäscher
19.02.2003, 17:38
KPH und RS sind da auch eher so "halbe" Sachen

als KPH machste -sorry- wirklich fast nur die Drecksarbeit,
is jedenfalls meine Erfahrung,und hast nur so ein pflegerisches "Halbwissen"
Ich fänd das zu schade
Ähnlich seh ich das bei den Sanis,die haben auch ganz gut gepaukt,und werden dann oft nur dafür eingesetzt,Pat ausm Krankenhaus ins Heim zu fahren
Dann doch lieber RA

es gibt schon viele Möglichkeiten,aber ich würde 3-Jährige Ausbildungen definitiv vorziehen

Haste schon mal an OTA gedacht?

RettAss
19.02.2003, 17:47
Hallo Ladies und Gents!

Will doch mal nach drei Jahren Wartezeit und zwischenzeitlicher Ausbildung zum RA (wer hätt's gedacht?) meine Erfahrungen schildern.

Wieviel Du in einer Ausbildung mitnehmen kannst hängt ganz allein von Deiner Einstellung zum Thema und Deiner Philosophie der Patientenversorgung ab. Ich habe als RA häufig die Möglichkeit, alleine zu Arbeiten (und Entscheidungen treffen zu müssen). Eine schnelle Unterscheidung der Erkrankungen in dringend zu behandeln (z.B. Kreislaufstillstand) und eher kein Notfall (Pupillendifferenz bei vorausgegangener Glaukom-OP) ist für meine Arbeit wichtig und setzt ein breites Wissen um die handelsüblichen Krankheiten und Verletzungen voraus. Abgesehen davon laufen im Notfall durch die in der Ausbildung trainierten Algorithmen die Aktionen koordinierter und zielgerichteter ab. Und das ist der große Vorteil, den ich in der RD-Ausbildung sehe, auch gegenüber der Pflegeausbildung. Gut, meine Welt ist natürlich sehr auf Notfallrettung fixiert, und das ist sicher nur ein kleiner Bereich der Medizin. Und ich bekomme auch nichts vom weiteren Verlauf und etwaigem Out-Come meiner Maßnahmen mit. Aber Teerstuhl hatte und kaffeesatzartiges Erbrechen hatte ich auch schon auf der Hose, für die Intensivversorgung haben wir ja ein Praktikum in der Ausbildung, die Reklamationen stehen eh in der Zeitung...

Und bei allem Respekt vor der pflegerischen Qualität auf vielen Stationen und dem Wissensdurst während der Ausbildung, aber (bitte aufpassen, ich will hier niemandem ans Bein pissen, das ist eine absolut subjektive Einschätzung, die einer Prüfung und Gegenargumentation nicht standhalten muss!) im Arbeitsleben haben die Pfleger eher Entscheidungen "von oben" auszuführen, als selbst diagnostisch und therapeutisch handeln zu dürfen.

Und die präklinische Diagnostik ist noch Old-School, da gibt's Auskultieren statt Thorax-Röntgen, Reflexe statt CCT, Pulsdiagnostik statt Dopplersono, Anamneseerhebung aus Medikamentenschachteln...

Ich liebe meinen Beruf und ich kann jedem nur empfehlen, bei allen Kosten (durchaus bis 10000 € inkl. Nebenkosten während eines verdienstfreien Jahres) und trotz der vielen Chaoten im RD dem Studium eine Tätigkeit als RA voranzustellen. RS kann ich deshalb nicht empfehlen, weil die tatsächlich auf vielen Wachen nur im Nicht-Notfallbereich arbeiten. Und das ödet hin und wieder schon sehr. Dann ist Pflege sicherlich besser.

RettAss

P.S. Und nicht zu vergessen: Das Blaulicht! Das Gefühl nachts um halb drei bei flackernder Blaubeleuchtung auf der voll gesperrten Autobahn eine WS-Immobilisation gut gemacht zu haben, ist einfach sehr geil...