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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Psychiatrie vs. Neurologie - an alle Psychiatrie-Assistenten im Forum



helissandur
26.08.2010, 15:08
Hallo,

ich habe mein Studium vor 3 Jahren abgeschlossen, habe dann einige Monate als Assistenzärztin in der Neurologie gearbeitet und bin dann aus privaten Gründen ins Ausland gegangen, wo ich zwei Jahre lang in der Forschung gearbeitet habe.
Jetzt bin ich wieder in Deutschland und auf Stellensuche.
Bevor ich mich auf eine bestimmte Facharztweiterbildung festlege (momentan ist Neurologie Nr.1) wollte ich mir noch Psychiatrie anschauen (obwohl bis auf eine Famulatur in der Psychosomatik Freiburg keinerlei Erfahrung darin) - wenn mir das Fach nicht zusagt, kann ich ja nach 12 Monaten gehen und mir die Zeit für Neuro-Weiterbildung anrechnen lassen!

Ich habe in vielen Beiträgen hier im Forum gelesen, dass Neurologie-Fachärzte nach ihrem Psychiatrie-Jahr dort hängengeblieben sind und nun die Psychiatrieweiterbildung machen. Nun meine Fragen an alle, die aktuell in der Psychiatrie arbeiten:
--> Ist der Einstieg in die Psychiatrie ohne jegliche Vorerfahrung schwierig?
--> Was motiviert euch bei der Arbeit?
--> Da ich keinerlei Praxiserfahrung in der Psychiatrie habe: wie kann ich in meiner Bewerbung begründen dass ich Psychiatrie machen will? Auf welche Qualitäten wird Wert gelegt?

Würde mich sehr freuen, ein paar Worte von erfahrenen Kollegen zu hören!
Danke!
helissandur

PsychoFan
26.08.2010, 15:57
--> Ist der Einstieg in die Psychiatrie ohne jegliche Vorerfahrung schwierig?

Wenn beim AG ein gutes Einarbeitungskonzept besteht: überhaupt nicht schwierig. Ansonsten sind Psychiater überdurchschnittlich tolerant. ;)

--> Was motiviert euch bei der Arbeit?

Die Aussicht, daß gleich Feierabend ist? ;)
Verstehe die Frage nicht. :/

--> Da ich keinerlei Praxiserfahrung in der Psychiatrie habe: wie kann ich in meiner Bewerbung begründen dass ich Psychiatrie machen will? Auf welche Qualitäten wird Wert gelegt?

Ich würde es so schreiben, wie Du hier im Forum geschrieben hast.
Qualitäten: Teamfähigkeit, Teamfähigkeit und nochmals Teamfähigkeit. Respektvoller Umgang mit den Patienten. Fähigkeiten Gedanken klar und verständlich zu formullieren (für Epikrisen). Distanz zu sich selber und Fähigkeit, Kritik anzunehmen (Patienten sind manchmal see..eeeehr ehrlich. Flexibilität und der ganze Quatsch, der in jedem Stellenangebot angeführt wird.

helissandur
26.08.2010, 16:06
Danke für deine Antwort, PsychoFan!
Mit der Motivationsfrage meinte ich eigentlich mehr: Was ist das Tolle, das Faszinierende bei deiner Arbeit? Ich habe nicht viel Ahnung von Psychiatrie und mein Psychiatrie-Block im Studium liegt schon eine Weile zurück...

stennadolny
26.08.2010, 19:54
Mei, schreib halt, daß Du Dich für Neuro interessierst und das Gegenfach machen möchtest. Außerdem erweitert es Deinen biologistischen Horizont, irgendein so einen Quatsch. Der Psychiater liest es ohnehin nicht, der ist froh, jemanden mit Neuroerfahrung zu haben. Und sei es nur im Labor.....

Die meisten Psychiatrien sind froh über jeden Hansel, der sich überhaupt bewirbt.


--> Ist der Einstieg in die Psychiatrie ohne jegliche Vorerfahrung schwierig?

Wenn beim AG ein gutes Einarbeitungskonzept besteht: überhaupt nicht schwierig. Ansonsten sind Psychiater überdurchschnittlich tolerant. ;)

Oder auch nicht. Die Toleranz in der Psychiatrie kann bis zur Beliebigkeit und Vernachlässigung von "Neuen" (= Schutzbefohlenen) gehen.......Geht aber vielen Patienten gleich.


--> Was motiviert euch bei der Arbeit?

Die Mittagspause, unfreiwillige Charakterstudien von anderen Psychiatern und angelegentlich originelle, subversive Patienten. Nicht zu vergessen: Fortbildungen mit (heimlichem) Kabarettcharakter über den Bierernst von Psychiater-Gequassel.


--> Da ich keinerlei Praxiserfahrung in der Psychiatrie habe

Das haben - im Kern - viele Psychiater aus Gründen der Abwehr eigener pathologischer Anteile auch nicht.....

helissandur
26.08.2010, 20:43
Danke für eure Antworten!
Gibt es hier eigentlich auch total begeisterte Psychiater, die sich nicht vorstellen können, ein anderes Fach zu machen? Oder auch welche, die aus der Neuro "rübergelaufen" sind und nicht wieder zurück möchten? Und was sind eure Gründe? Abgesehen von den besseren Arbeitszeiten und evtl. weniger stressigen Diensten?

apple
26.08.2010, 21:50
Danke für eure Antworten!
Gibt es hier eigentlich auch total begeisterte Psychiater, die sich nicht vorstellen können, ein anderes Fach zu machen?
Jo :-)
Obwohl ich erst Neuro machen wollte und nur das Psycho-Jahr an den Anfang stellen wollte, bin also quasi auch hier hängengeblieben :-))


Oder auch welche, die aus der Neuro "rübergelaufen" sind und nicht wieder zurück möchten? Und was sind eure Gründe? Abgesehen von den besseren Arbeitszeiten und evtl. weniger stressigen Diensten?
Nur zur Info: die Neurologen, die grad bei uns sind, finden unsere Dienste teilweise viel stressiger als in der Neuro, hätt ich auch nicht gedacht :-nix

so, der NA kommt auf`s Stichwort :-kotz

helissandur
27.08.2010, 10:47
Apple, und WARUM bist du hängen geblieben? Warum bist du nicht schon nach einem Jahr in die Neuro?
Was ist denn das Tolle an der Psychiatrie?

EKT
28.08.2010, 09:31
Psychiatrie ist das genialste aller Fächer, weil es sich mit dem beschäftigt, was nur dem Menschen eigen ist. Sie läßt aber das Körperliche nicht außer acht, denn ein guter Psychiater sollte quasi eine Art "Allgemeinarzt" sein: Patienten sind oft viele Wochen und Monate in der Klinik und es gibt eine Menge Patienten, die haben davor lange keinen Arzt mehr gesehen - bei ungünstiger Lebensweise mit entsprechenden Folgeerkrankungen.

Gruß,
EKT

helissandur
28.08.2010, 15:27
Danke für deine Antwort, EKT!