PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Werden die Examina immer schwieriger?



Relaxometrie
30.08.2010, 15:48
Ich habe gerade mal kurz in den diesjährigen, obligatorischen Physikums-Noten-Thread hineingelesen und möchte inhaltlich dazu gar nichts sagen :-))
Aber als der gerne bediente Sachverhalt, daß die Examina im Laufe der Jahre immer schwerer werden, wieder vorgetragen wurde, fiel mir zunächst nur der Spruch ein, daß das eigene Examen immer das schwerste ist.
Da MediLearn ja nun seit vielen Jahren die IMPP-Fragen auswertet, frage ich das Team mal: kann man objektiv betrachtet vielleicht wirklich sagen, daß die IMPP-Prüfungen schwerer werden?
Bereits approbierte Ärzte, bei denen das IMPP-Detailwissen ja nach und nach dem Vergessen anheim fällt :-oopss, können das wahrscheinlich schlecht beurteilen (wenn sie nicht aktiv in die Lehre involviert sind), da sie ja den aktuellen Lehrkatalog und den Wandel der gelehrten Studieninhalte nicht beurteilen können.

papiertiger
30.08.2010, 16:22
Wo steht das denn, dass das Examen schwerer gewesen sein soll?


Ich kann das selbst nicht beurteilen, da ich es geschrieben habe und es sich unter Prüfungsbedingungen wohl immer heftiger anfühlt als wenn man es als Altexamen entspannt zuhause am Schreibtisch kreuzt -

aber deutet die nach ML Prognose ziemlich hoch angesetzte Bestehensgrenze nicht eher darauf hin, dass es vergleichsweise einfach gewesen sein muss?

Relaxometrie
30.08.2010, 16:31
Wo steht das denn, dass das Examen schwerer gewesen sein soll?
hier (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=939309&postcount=58) (vorvorletzte und vorletzte Zeile)
Aber das wird ja jedes Jahr behauptet, deswegen bin ich einerseits Anhänger der These, die aussagt, daß das eigene Examen immer das schwerste ist, weil man ja auch unter Druck steht, wie Du auch geschrieben hast.
Wenn man aber Mediziner fragt, die seit Jahrzehnten praktizieren, kommt denen unser Stoff außerirdisch vor. Ich habe vor meinem Physikum von einem Mediziner in der Familie einen Anschiß bekommen, mit was für abgedrehter Lernerei ich meine Zeit vertrödeln würde. Dabei waren es nur Altfragen oder Uniskripte. Derjenige kannte halt einfach die aktuellen Lehrinhalte nicht. Deswegen vermute ich, daß sich die Examina über die Jahre hinweg und mit dem sich ändernden Fachwissen so stark ändern, daß sie einem als lange im Beruf tätiger Arzt einfach sehr abgespaced erscheinen. Für denjenigen, der aktuell studiert, ist es aber das frisch gelehrt Wissen.

Michael72
30.08.2010, 17:48
aber deutet die nach ML Prognose ziemlich hoch angesetzte Bestehensgrenze nicht eher darauf hin, dass es vergleichsweise einfach gewesen sein muss?

Dachte ich zunächst auch, es könnte aber auch bedeuten, dass die Referenzgruppe eher kleiner wird (mehr aussieben vor dem Physikum) oder aber, was eher meine Meinung ist, dass die Referenzgruppe immer besser vorbereitet ist und dadurch den Schnitt hochtreibt.

Hellequin
30.08.2010, 21:03
Dachte ich zunächst auch, es könnte aber auch bedeuten, dass die Referenzgruppe eher kleiner wird (mehr aussieben vor dem Physikum) oder aber, was eher meine Meinung ist, dass die Referenzgruppe immer besser vorbereitet ist und dadurch den Schnitt hochtreibt.
Die These lässt sich ja einfach überprüfen, indem man sich die Werte von der Referenzgruppe, den Gesamtdurchschnitt und die Durchfallquoten anschaut. Bin ich jetzt aber zu faul für.:-))
Ich denke schon das sich der Stoff bzw. auch einzelne Schwerpunkte einfach über die Jahre ändern.

Rico
30.08.2010, 22:15
kann man objektiv betrachtet vielleicht wirklich sagen, daß die IMPP-Prüfungen schwerer werden? Nein, die Studenten werden dümmer. :-nix

Weiß man doch schon seit Aristoteles und Socrates. :-D
Dachte ich zunächst auch, es könnte aber auch bedeuten, dass die Referenzgruppe eher kleiner wird (mehr aussieben vor dem Physikum) oder aber, was eher meine Meinung ist, dass die Referenzgruppe immer besser vorbereitet ist und dadurch den Schnitt hochtreibt.Ich wär mal vorsichtig mit der Interpretation der neuen ML-Bestehensgrenzen, schließlich ist dort dieses Jahr erstmals ein neuer Algorithmus zur Berechnung eingesetzt worden, der bisherige hat die Referenzgruppe immer unterschätzt.
Vielleicht überschätzt der neue die ja jetzt weil versehentlich überkompensiert wurde - da würd ich einfach mal auf die offiziellen Ergebnisse warten.

Diese These dass sich viele als 4. Semester ausgegeben haben, obwohl sie es nicht waren überzeugt mich auch nicht so ganz. Schließlich wird doch jeder Student, der es geschafft hat alle Scheine für die Vorklinik zusammenzubekommen in der Lage sein, sein Fachsemster benennen zu können. Und da es ja auch keinen irgendwie gearteten Vorteil bringt hier zu flunkern sehe ich keinen Grund warum da einer vorsätzlich was falsches eintragen sollte.

Kackbratze
30.08.2010, 22:44
Es gibt 2 subjektive Faktoren, die die jeweiligen Prüfungen beeinflussen:

1. das eigene Wissen
2. der eigene Schwerpunkt


Meiner persönlichen Meinung nach werden die Examina zwar marginal schwerer (Betonung liegt auf marginal), aber das Hauptproblem stellt der jeweils neue Schwerpunkt dar.
Als ich (damals, vor dem Krieg, ihr wisst schon) mein Physikum geschrieben habe, hatte ich das gottgleiche Glück, dass selbst die Physiologie-Fragen eher in Richtung Biochemie gingen und ich in Biochemie absolut fit war.

Die vorherigen Examen, die ich zur Probe gekreuzt hatte (die 2 vorher), waren jeweils mit 10 Punkten über Bestehensgrenze gekreuzt worden.
Das eigene Examen war eine sichere 3 ohne Probleme.
Wobei ich, um ehrlich zu sein, nach dem alten Motto "prevail by daring to fail" angetreten bin.

Erschwerend ist vermutlich, dass Altfragen veröffentlicht werden und auf CDs verwurstet werden. Sowas reizt natürlich Beamte des IMPP, aber im Endeffekt bin ich bei allen Examen (Phy, 1.SteX und Hammer) ohne größere Probleme durchgekommen.
Der menschliche Körper kann selbst in Mainz nicht anders sein als woanders. Mehr als die "üblichen Fragen" kann man nicht stellen.


Vermutlich sind die aktuellen Studenten einfach nur dumm und faul.
Oder nur die Dummen und Faulen haben einen Internetanschluss und heulen über die unfaire Welt.

:-));-)

Solara
01.09.2010, 19:16
Aber als der gerne bediente Sachverhalt, daß die Examina im Laufe der Jahre immer schwerer werden, wieder vorgetragen wurde, fiel mir zunächst nur der Spruch ein, daß das eigene Examen immer das schwerste ist.


Mein HEX war nicht das schwerste :-)) - allerdings gab's auch schon einfachere.
Also halt so mittel, aber lang nicht sooo einfach, als das wir die 192 (= 60%) als Bestehensgrenze verdient gehabt hätten :-meinung

Aber beim Kreuzen in der Vorbereitung beschlich mich schon das Gefühl, dass "früher" die Fragen einfacher waren bzw. immer wieder wiederholt wurden - aber das hätte ich ja auch haben können, hätte nur das Abi besser sein müssen :-D.

Der Pete
03.09.2010, 15:49
wenn man sich bei uns hier bei den Lehrenden umhört, wird einem dazu gesagt, dass die Examina insgesamt (sowohl schriftlich als auch mündlich) "einfacher" werden. Die Aussagen gingen in die Richtung: "weniger sehr gute, aber mehr Besteher". Keine Ahnung ob diese Aussage statistischen Überprüfungen stand halten würde. Jedenfalls gibt es einige Dozierende, die klar sagen: von politischer Seite wird schon ein wenig darauf gedrängt, mehr Leute durchzukriegen. (Stichwort Ärztemangel, etc. pp.) - mal ganz davon abgesehen, ob diese Maßnahmen zum Ziel führen.

Zwar ne Hypothese, aber mal ne Aussage von Leuten, die Lehre machen (und nicht gerad kleine HiWis sind ;)

Pete

morgoth
03.09.2010, 16:09
Dafür gibts ja im Prinzip schon die 22%-Klausel. Und persönlich (bin kein Lehrender) glaube ich nicht, dass derzeit das HEx das größte Hinderhis darstellt, wieso ein Erstsemester 2010 nicht 2017 als approbierter Arzt in Deutschland arbeitet.
Natürlich wäre es aber sehr kontraproduktiv, am Ende des Studiums eine Prüfung zu veranstalten, die nach 12monatiger Vorbereitungszeit nur 30% schaffen.

hennessy
03.09.2010, 16:11
da ich nach wie vor einen guten Draht zu meiner alma mater besitze hab ich diese Frage auch schon mal gestellt. Die Antwort deckt sich in etwa mit der von Pete.
Der Lernstoff wird zwar etwas umfangreicher, aber generell geht der Trend zu mehr Bestehern. Gerade im Mündlichen werden da Leute durchgeschubst, die es eigentlich nur mit Drücken aller Hühneraugen geschafft haben. Ebenso in den (zahnmedizinischen) praktischen Fächern. Schon die Art und der Umfang der Arbeiten ist leichter machbar als früher. Dies ist bereits in den Kursen während des Semesters so. Wer damals bei uns noch mit Bomben und Granaten durchgefallen wäre (und das waren schon etliche), dem wird heute mehr oder weniger unter die Arme gegriffen. Die absolute Anzahl der Einser-Absolventen wird ebenfalls weniger.

Spark
07.09.2010, 09:55
Rein Subjektiv:

Es geht immer mehr weg vom Kernstoff mit dem man früher bestehen konnte, und in Richtung Spezialkram.

Ob das auch schwerere Examina bedeutet ist lerntypabhängig.

Mir wäre lieber, es ginge um eine solide Basis statt um die Fähigkeit, sich Orchideenwissen in den Schädel zu zimmern. Das Thema wird aber nicht diskutiert werden, solange das IMPP die heilige Kuh geben darf.

Hellequin
07.09.2010, 11:07
Gerade im Mündlichen werden da Leute durchgeschubst, die es eigentlich nur mit Drücken aller Hühneraugen geschafft haben.
Zumindestens in der Medizin hat das aber mit der neuen AO aber wenig Auswirkungen, da das schriftliche und mündliche unabhängig voneinander bestanden werden muss.

airmaria
07.09.2010, 12:21
Aber als der gerne bediente Sachverhalt, daß die Examina im Laufe der Jahre immer schwerer werden, wieder vorgetragen wurde, fiel mir zunächst nur der Spruch ein, daß das eigene Examen immer das schwerste ist.
richtig, das subjektive befinden über die prüfungen bzw. die prüfungsleistungen ist meistens falsch, wie auch diese aussage eher aus dem fabelreich entsprungen sein dürfte:


wenn man sich bei uns hier bei den Lehrenden umhört, wird einem dazu gesagt, dass die Examina insgesamt (sowohl schriftlich als auch mündlich) "einfacher" werden. Die Aussagen gingen in die Richtung: "weniger sehr gute, aber mehr Besteher". Keine Ahnung ob diese Aussage statistischen Überprüfungen stand halten würde. Jedenfalls gibt es einige Dozierende, die klar sagen: von politischer Seite wird schon ein wenig darauf gedrängt, mehr Leute durchzukriegen. (Stichwort Ärztemangel, etc. pp.) - mal ganz davon abgesehen, ob diese Maßnahmen zum Ziel führen.


denn die statistik lehrt uns da ganz klar etwas anderes, wer das näher analysieren möchte: bitteschön (http://www.impp.de/IMPP2010/pdf/ErgMedAlt.pdf)

es ist eine wesentliche leistung des impp's, die durchschnittszahlen im rahmen gewisser statistischer streubreiten immer auf gleichem niveau zu halten, was ihnen auch sehr gut gelingt, das muss man einfach mal so sehen!

der prüfungsstoff muss sich ändern, da zum einen die altfragen veröffentlicht werden und zum anderen auch das fachgebiet an sich immer weitere fortschritte macht... dennoch wird es nicht schwerer, denn es bestehen ja immer noch - im rahmen der üblichen streubreite - gleichviele leute, wie im jahr davor, im jahr davor, im weiteren jahr davor, im noch weiteren jahr davor...
und die leute werden im schnitt wohl auch nicht intelligenter sein, aber auch nicht dümmer! der sarrazin-effkt oder aber auch die landflucht der leistungsträger ob der schlechten arbeitsbedingungen in good old germany dürfte anhand einer einfachen raum-/zeitberechnung noch keinen statistisch nennenswerten niederschlag gefunden haben...

hinsichtlich der medizinischen abschnittsprüfungen bleiben weitere regelmässigkeiten festzuhalten:

"leichtere prüfung": hohe bestehensgrenze, dennoch mehr gute noten...
"schwerere prüfung": niedrige bestehensgrenze, weniger gute noten in der spitze...

alle anderen aussagen sind mumpitz und gehören eher in die kategorie "füher war alles besser", "bei uns war das noch anders", "die schüler/studenten von heute sind dümmer" usw., usw. usw....
wer so redet, weiss eins: er ist verdammt alt geworden, denn dieser generationenkonflikt wird sich auch in den nächsten tausend jahren wohl nicht ändern.
airmaria

Kajsa
08.09.2010, 14:33
Rein Subjektiv: Es geht immer mehr weg vom Kernstoff mit dem man früher bestehen konnte, und in Richtung Spezialkram.

So sagen es auch diverse Dozenten. Problem: Weniger Fragen sind durch logisches Denken auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Kenntnisse beantwortbar, mehr Fragen erfordern das Auswendiglernen von Details.

Was schwieriger ist, kann sich jeder selbst aussuchen.

Kackbratze
08.09.2010, 16:25
Im Physikum sind die Grundlagen noch wichtiger, vorallem die, die man sich potentiell auch herleiten könnte.

In der Klinik und auch später in der ärztlichen Tätigkeit sind Grundlagen wichtig, aber das meiste sind und bleiben Fakten, die man kennen muss. Dementsprechend sollte sich das Examen dem auch anpassen.
Ob der Schwierigkeitsgrad dabei gerechtfertigt ist, lasse ich mal dahingestellt, aber mit "herleiten aus der Physik oder Chemie" kommt man weder in der Chirurgie noch in der InnerenMedizin besonders weit.
Dafür sind die Krankheitsbilder mit ihren zu Grunde liegenden Pathologien und die Behandlungen/Medikamente zu speziell.