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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Drehtüreffekt in der Psychiatrie



Relaxometrie
31.08.2010, 10:31
Gerade habe ich diesen (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/616864/raus-psychiatrie-rein-psychiatrie.html) kurzen Bericht gelesen und muß sagen, daß ich echt erbost bin.
Da behauptet der Krankenkassenmensch, daß die Gründe für den Drehtüreffekt nicht bekannt seien. Da könnte ich echt im Schwall kotzen.
Jeder, der ein Krankenhaus mal von innen gesehen, weiß doch, daß nur noch hektisch an Einzelbaustellen des Patienten therapiert wird, und man ihn dann aufgrund des Drucks von Verwaltung/DRG/MDK oft früher als sinnvoll und dann noch in ein schlechtes ambulantes Setting entlässt.
Das bezieht sich selbstverständlich nicht nur auf die Psychiatrie. Von dort kann ich es aber voll bestätigen. Ich habe mir ja oft schon "einen abgebrochen", wenn ich einen Patienten vor der Entlassung nur zwecks regelmäßiger Depotgabe eines Neuroleptikums an einen niedergelassenen Psychiater anbinden wollte. Kein Wunder, daß ein Teil der Patienten als Drehtür-Fall endet.
Aber darüber, daß der TK-Mensch behauptet, daß man die Gründe nicht kenne, komme ich nicht hinweg. Aber ist ja egal, denn die neue Vergütungsregelung wird es bestimmt richten :-???:-((:-kotz:-kotz:-kotz

Antracis
31.08.2010, 22:01
Ja, und die stationäre psychiatrische Behandlung wird sich weiter dadurch verbessern, dass wir jetzt in Vorbereitung auf das neue Abrechnungssystem noch mehr Zeit mit Dokumentation verbringen.

Ansonsten liegen die Gründe doch klar auf der Hand:

- Unfähige Ärzte (wer wollte da wiedersprechen...)

- Die Patienten werden einfach zu lang in der Klinik behalten, weil die Ärzte damit die Landesvorsitzenden der Krankenkassen ärgern wollen

- Minutiöse Dokumentationen und Kostenübernahmeersuchungen wie auch MDK-Anfragen werden nicht ausführlich und zeitnah genug bearbeitet

- Patienten werden einfach zu schnell aufgenommen, speziell wenn sie in Handschellen mit der Polizei kommen. (Beantworte immer wieder MDK-Anfragen, weshalb die Patientin nur einen Tag bei uns war. Denke mir manchmal, die Kombi aus 3 Promille + Handschellen könnten die mittlerweile der Krankenkassennummer zuordnen...

- Die Patienten werden ambulant einfach zu gut versorgt. Sie bekommen bei Ihrem ambulanten Psychiater jederzeit einen Termin, der sich dann endlos für sie und Ihre Probleme Zeit nimmt. Sämtliche komplementäre Hilfesysteme betreuen die Pats rund um die Uhr auf höchstem Niveau. Da muß man doch Irre werden und wieder in die Klinik flüchten.

lg
Anti