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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgemeine Fragen zum Einstieg ins Berufsleben



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Epson
05.09.2010, 11:36
Ich befasse mich derzeit mit den Fragen, die einen zum Berufsstart bezüglich Lohn, Versicherung und so weiter beschäftigen.
Es wurde zwar in verschiedenen Beiträgen schon über alles Mögliche diskutiert, vieles war mir aber trotzdem noch unklar. :-nix
Mir ist auch aufgefallen, dass es nirgends eine zentrale Informationsbroschüre gibt, die über alles Grundlegende aufklärt und innerhalb des Studiums bekommt man dazu auch praktisch keine Hilfestellung. Ich persönlich habe mich bis jetzt leider auch nie richtig darum gekümmert. Ich denke aber, dass es vielen so geht.:-meinung

Dieser Thread soll deshalb allen Berufsanfängern dazu dienen, sich gegenseitig Informationen und Ratschläge zu geben und sich über unten stehende Fragen auszutauschen.
Schön wäre auch, wenn Kollegen die das alles schon hinter sich haben, ihr Wissen weitergeben könnten.

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Wie ist das genau mit der Pflichtversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse?
Was ist der Unterschied zwischen Pflichtversicherungsgrenze und Beitragsbemessungsgrenze?
Der Beitragssatz belief sich ja zuletzt 14,9% vom Bruttolohn. Aber welchen Anteil zahlt der Arbeitgeber? Und wird dieser Anteil vom Bruttogehalt abgezogen?
Wieviel Prozent zahlt man effektiv also tatsächlich selber?

Welche Möglichkeiten der Privaten Zusatzversicherung gibt es bzw welche sind sinnvoll?

Welche Erfahrungen gibt es mit Anwardschaften für Private Krankenversicherungen? Was kosten sie (Beispiele)?

Wie ist das mit der gesetzlichen Pflegeversicherung? Wieviel Prozent? Zahlt der Arbeitgeber da auch einen Teil davon? Was zahlt man selber also unterm Strich?

Wie beläuft sich das mit den Steuerklassen? Ist jeder ledige Berufsanfänger automatisch Steuerklasse I?

Altersvorsorge:
BU: Welche habt ihr? Ist es richtig, dass man als Arzt nicht eine Riesterrente abschließen kann?
jeder Arzt ist ja verpflichtet beim ärztlichen Versorgungswerk Mitglied zu werden und wird dann glaube ich von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit. Muss man sich darum selber kümmern oder läuft das automatisch über den ersten Arbeitgeber?

Braucht man eine Private Unfallversicherung? Was kostet die?

Thema Haftplicht: Wieviel zahlt ihr jährlich für eure Berufs- und Priovathaftpflicht? Kann man grob sagen welcher Betrag günstig ist und ab wann es zu teuer ist?

Wann, wo und wie bekommt man seinen Ärzteausweis? Muss man sich selber darum kümmern?
Muss man sich irgendwo anmelden, wenn man die Approbation hat?
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Die Liste an Fragen ist natürlich nich abgeschlossen. Gerne kann sie ergänzt werden.

Ich hoffe auf eine rege Beteiligung! :-)

lara162
05.09.2010, 15:33
Zur Beitragsbemessungsgrenze/Versicherungspflichtgrenze:

Die Beitragsbemessungsgrenze ist die Deckelungsgrenze, über welcher die Beiträge zu bestimmten Sozialversicherungen (gesetzliche RV, gesetzliche KV..) nicht mehr steigen.
Die Versicherungspflichtgrenze ist die Grenze, bis zu welcher man sich (abgesehen von Ausnahmen) in der gesetzlichen KV versichern muss.
Die Beitragsbemessungsgrenze und Versicherungspflichtgrenze waren viele Jahre identisch, weshalb auch heute noch oft verwechselt werden. Die Grenzen sind dynamisch und werden jedes Jahr angepasst.


Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung betragen zur Zeit, wie du sagtest, 14,9%, wovon der Arbeitgeber 7,9% trägt. Der Eigenanteil wird direkt vom Bruttolohn abgezogen. Ab 01/11 wird allerdings die Erhöhung auf 15,5% kommen. Außerdem erheben die meisten Kassen (und die restlichen werden wohl bald folgen) inzwischen Zusatzbeiträge, die der Versicherte zahlen muss.

Die Pflegeversicherung liegt momentan bei 1,95%, in der Regel (Ausnahme Sachsen) zahlen Arbeitnehmer und -geber jeweils die Hälfte.

lara162
05.09.2010, 17:00
Noch was zur Anwartschaft/privaten KV:
Seit der rot-grünen Regierung muss jeder, der in die private KV will, nachweisen, dass er drei Jahre über der Versicherungspflichtgrenze gelegen hat. Auch wenn die Person als Student oder zeitlebens bereits privat versichert war.

Ob sich eine private Anwartschaft lohnt, muss jeder individuell für sich entscheiden. Sinnvoll dürfte sie sein, wenn man auf jeden Fall in die private KV (zurück) möchte, ggf. langjährig Altersrückstellungen "angespart" hat u.ä.

Es gibt "große" und "kleine" Anwartschaften, die sich darin unterscheiden, ob nur der Gesundheitsstatus eingefroren wird, oder auch das Eintrittsalter. Altersrückstellung kann man nur bei der großen Anwartschaft konservieren, bzw. diese während der Versicherungspause weiter aufbauen. Die beiden Anwartschaften unterscheiden sich preislich daher natürlich erheblich.
Wenn man schon in der privaten KV versichert war, kann man die Versicherung als Anwartschaft in der Regel auch einfach ruhen lassen. Damit spart man sich die erneute Gesundheitsprüfung bei Eintritt in die Anwartschaft und behält seine Altersrückstellungen.

Die Tarife wie auch die Leistungen der einzelnen KV unterscheiden sich selbstverständlich. Nur als grobe Orientierung: ich zahle für meine Anwartschaft (ruhende Versicherung: stationär 1 Bett/Wahlarzt, ambulant, zahnärztlich, Krankentagegeld, Pflegeversicherung) ca. 30 Euro/Monat. Nach Auswahl der Versicherung und Leistungen wird es hier aber große Unterschiede geben.
Die Gesundheitsprüfung wurde bei mir für die Bereiche Zahn und Krankentagegeld erhoben, da diese zuvor nicht Bestandteil meiner Krankenversicherung waren. So können auf einen auch für Einzelbereiche Prüfungen zukommen und somit für einzelne Bereiche verschiedene Gesundheitsstaten gelten.

Das ganze Thema ist etwas kompliziert. Am besten man informiert sich vorher so gut es geht und bespricht dann alles mit seinem Versicherungsberater.

Ob man wert auf eine private Zusatzversicherung legt, muss ebenfalls jeder selbst entscheiden. Ich kenne einige, die sagen, dass man als Arzt und Kollege ggf. ohnehin eine schnellere oder bessere Behandlung erfährt und sich die Zusatzversicherung demnach sparen kann.
Private Zusatzversicherungen für den ambulanten Bereich sind sehr teuer, so dass sich meistens nur die für den stationären Bereich lohnt. Ich zahle für meine stationäre Zusatzversicherung mit 1 Bett+Wahlarzt nochmal 30 Euro/Monat, komme inkl. Anwartschaft also auf gut 60Euro - ein Betrag den man sich sicher schon überlegt, da er im allgemeinen über mehrere Jahre geleistet werden muss.

Rico
05.09.2010, 23:39
Der Beitragssatz belief sich ja zuletzt 14,9% vom Bruttolohn. Aber welchen Anteil zahlt der Arbeitgeber? Und wird dieser Anteil vom Bruttogehalt abgezogen?
Wieviel Prozent zahlt man effektiv also tatsächlich selber?Naja... 7,45%. Und genausoviel legt der Arbeitgeber nochmal aus eigener Tasche drauf - der Arbeitgeberanteil ist also nicht im Bruttolohn enthalten.

Wie beläuft sich das mit den Steuerklassen? Ist jeder ledige Berufsanfänger automatisch Steuerklasse I?Steuerklassen hängen nur am Familienstand und nicht am Status "Anfänger" (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Lohnsteuerklasse)

Penner10
05.09.2010, 23:57
Naja... 14,9%. Und genausoviel legt der Arbeitgeber nochmal aus eigener Tasche drauf - der Arbeitgeberanteil ist also nicht im Bruttolohn enthalten.

Also das ist glaube ich nicht richtig.
Soweit ich weiß zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils genau die Hälfte der 14,9%, oder nicht?
Das würde ja sonst bedueten, dass der Arbeitnehmer bei einem Einstiegsgehalt von knapp 4000 Euro brutto fast 600 Euro aus der eigenen Tasche in die Krankenkasse zahlen müsste. Das kann doch nicht sein. Das wäre ja fast schon soviel wie die Lohnsteuer!
Gibt es da nicht eindeutige seriöse Quellen für?

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Habe eben selber eine Quelle dazu gefunden:
http://www.krankenkasse-guide.de/gesetzliche_krankenkasse/beitrag.htm

Rico
06.09.2010, 00:18
Ähm, mein ich doch... nur umnachtet Zahl einfach abgetippt :-wand
Ich hab's mal geändert... :-blush

lara162
06.09.2010, 20:17
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung betragen zur Zeit, wie du sagtest, 14,9%, wovon der Arbeitgeber 7,9% trägt.

Bleiben (momentan) 7% für den Arbeitnehmer.

Kathi.86
20.07.2012, 12:18
Hallo,

bei mir steht auch bald der Berufsstart an und ich frage mich auch welche Krankenversicherung besser ist. Irgendwie raten alle Versicherungsfutzis zu einer privaten Krankenversicherung, aber wenn ich sehe, dass mein Vater mit 2 Kindern 1500€ im Monat zahlt finde ich das ganz schön happig. Lohnt es sich wirklich in eine private Krankenversicherung zu gehen bzw jetzt eine Anwartschaft zu beantragen oder ist es nur in jungen Jahren ohne Kinder günstiger? Momentan denke ich eher, dass ich in der gesetzlichen bleiben werde und Zusatzversicherungen für Zähne und evtl stationäre Behandlung abschließen werde.

Was meint ihr?

Lieben Gruß
Kathi

gnuff
20.07.2012, 12:43
...Irgendwie raten alle Versicherungsfutzis zu einer privaten Krankenversicherung

Warum nur...?


Lohnt es sich wirklich in eine private Krankenversicherung zu gehen

Nein


Momentan denke ich eher, dass ich in der gesetzlichen bleiben werde und Zusatzversicherungen für Zähne und evtl stationäre Behandlung abschließen werde.

Guter Plan

wjsl
22.07.2012, 18:02
Habt ihr Versicherungen und Wechsel in eine andere Krankenkasse vor oder nach Unterschrift des Vertrags abgeschlossen?

milz
22.07.2012, 20:29
Bleiben (momentan) 7% für den Arbeitnehmer.

Das ist sowieso eine Milchmädchenrechnung, denn letztlich zahlt beides der AG, wenn er jemanden beschäftigt.

chil-i
27.07.2012, 23:05
Warum nur...?



Nein



Guter Plan

Kannst du deine Antworten vielleicht begründen? Ich stelle mir seit einiger Zeit die gleichen Fragen wie kathi.86 und finde deine Antwort nicht hilfreich.

wjsl
27.07.2012, 23:28
Zur KV: Privat scheint sowieso nur für sehr gut verdienende Singles, die das auch bleiben wollen, unter Umständen von Vorteilen. Bei den Gesetzlichen wurde mir bisher noch von jedem zur TKK geraten.

BU sollte man denke ich schon machen; allerdings bin ich mir unsicher, ob man diesen Zusatzfonds, den einem die Deutsche Ärzteversicherung andrehen will wirklich braucht, oder was das bringen soll. Werd das aber vermutlich eher nicht nehmen.

RV muss man abmelden, geht angeblich auch gleich mit der Pflichtanmeldung zu einem Versorgungswerk.

Bei der Haftpflicht sollte man scheinbar am besten Berufs-und Privat-HP nehmen; einerseits weil es sich preislich fast auf dasselbe rausläuft, andererseits weil auch Dinge wie Schlüsselverlust und so weiter abgesichert wären. Manche Kliniken versichern das zwar scheinbar mit, allerdings eher selten; aber erkundigen sollte man sich auf jeden Fall nochmal vor Ort.

Anmelden muss man sich entweder in der Ärztekammer des Bundeslandes, aus dem man stammt oder dem, in dem man seine erste Stelle hat. Mich hat es zwar verwirrt, als jemand zu mir meinte, man solle sich informieren, welche die besten Konditionen biete, allerdings kann man das meines Wissens nach ohnehin nicht aussuchen (wenn dann mit Wahl des Ortes der ersten Stelle, sofern man das wählen kann versteht sich). Schreib denen eine Mail und die schicken das Formular.

Wenn man dann auch nicht vergisst, sich zu exmatrikulieren, dürfte eigentlich alles so weit komplett sein.

DrSkywalker
28.07.2012, 09:09
Altersvorsorge:
BU: Welche habt ihr?


Deine Frage impliziert, dass jeder eine hat....seltsam seltsam....

WackenDoc
28.07.2012, 09:16
Es ist übrigens die Ärztekammer zuständig, in deren Bereich man arbeitet.

gnuff
30.07.2012, 14:43
Kannst du deine Antworten vielleicht begründen? Ich stelle mir seit einiger Zeit die gleichen Fragen wie kathi.86 und finde deine Antwort nicht hilfreich.

Mit ein bisschen Phantasie...
Warum wohl empfiehlt ein Versicherungsvertreter eine private KV? Weil er an Deinem Wohl interessiert ist? Wohl kaum... er will etwas verkaufen und die Prämie einstreichen. Jemand der auch nur einen Funken Berufsethos hat wird einem Berufseinsteiger nicht so einen Dreck aufschwatzen...
Ich persönlich kenne haufenweise privatversicherte Ärzte, die es im Nachinein schwer bereut haben sich von diesen *hierstandeinWortfürdasichhierrausfliegenkönnte* eine private Krankenversicherung aufschwatzen haben zu lassen. Warte ein paar Jahre, kuck wie sich die Familienplanung etc. so entwickelt und kuck dann nochmal. Die paar Euro die jetzt sparst, bezahlst Du ggf. in ein paar Jahren doppelt und dreifach zurück...
Zusatzversicherungen sind eine schlaue Alternative, die einem alle Optionen offenhalten bis man etwas mehr Durchblick hat...

Solara
30.07.2012, 18:06
Bin ich des Wahnsinns, dass ich mich privat versichere?!?
Allenfalls privat zusatzversichern für bestimmte Bereich, aber niemals nicht in die PKV.

ole_cranon
31.07.2012, 11:32
Also ich habs mit der PKV so verstanden:
PKV lohnt sich eigentlich für niemanden außer den Versicherungsvertreter. Der verdient sich eine goldene Nase. Wenn man jung und gesund ist, zahlt man definitv weniger. Aber je älter und kränker du wirst, umso teurer wird der Satz.

Ich glaube seit der letzten Gesundheitsreform darf man im Alter auch nicht mehr in ein GKV zurückwechseln um den günstigeren Tarif abzugreifen. Das ging vorher nämlich. Aus diesem Grund müssen die Armen, Alten und Kranken jetzt auch bei den PKVen mit ner Art Minimalversicherung bleiben. Das hat nochmal die Beiträge für alle gesteigert.

flopipop
31.07.2012, 11:45
Also ich habs mit der PKV so verstanden:
PKV lohnt sich eigentlich für niemanden außer den Versicherungsvertreter. Der verdient sich eine goldene Nase. Wenn man jung und gesund ist, zahlt man definitv weniger. Aber je älter und kränker du wirst, umso teurer wird der Satz.

Ich glaube seit der letzten Gesundheitsreform darf man im Alter auch nicht mehr in ein GKV zurückwechseln um den günstigeren Tarif abzugreifen. Das ging vorher nämlich. Aus diesem Grund müssen die Armen, Alten und Kranken jetzt auch bei den PKVen mit ner Art Minimalversicherung bleiben. Das hat nochmal die Beiträge für alle gesteigert.


genau! das problem ist auch, dass man für familienangehörige mitbezahlt...bei 3 kindern und einem arbeitslosen ehepartner nicht unbedingt die ökonomischste lösung ))

chil-i
31.07.2012, 18:14
Mit ein bisschen Phantasie...
Warum wohl empfiehlt ein Versicherungsvertreter eine private KV? Weil er an Deinem Wohl interessiert ist? Wohl kaum... er will etwas verkaufen und die Prämie einstreichen. Jemand der auch nur einen Funken Berufsethos hat wird einem Berufseinsteiger nicht so einen Dreck aufschwatzen...
Ich persönlich kenne haufenweise privatversicherte Ärzte, die es im Nachinein schwer bereut haben sich von diesen *hierstandeinWortfürdasichhierrausfliegenkönnte* eine private Krankenversicherung aufschwatzen haben zu lassen. Warte ein paar Jahre, kuck wie sich die Familienplanung etc. so entwickelt und kuck dann nochmal. Die paar Euro die jetzt sparst, bezahlst Du ggf. in ein paar Jahren doppelt und dreifach zurück...
Zusatzversicherungen sind eine schlaue Alternative, die einem alle Optionen offenhalten bis man etwas mehr Durchblick hat...
Danke für die Erläuterungen.
Dass Phantasie ein denkbar ungünstiges Mittel ist, wenn man im Versicherungswesen noch nicht den Durchblick hat, muss ich aber nicht weiter ausführen, oder?

Die grundlegenden Bedingungen (für Kinder und nicht arbeitende Ehepartner mitbezahlen, Steigende Beiträge bei Krankheit und Alter ect...) der PKV sind mir durchaus bekannt. Aber wenn jemand eine Frage dazu stellt, finde ich Antworten wie "Nein" (auf die Frage "lohnt sich die PKV?") oder "Bin ich des Wahnsinns, dass ich mich privat versichere" nicht hilfreich.