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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ab wann allergische Reaktion zu erwarten?



annekii
08.09.2010, 22:46
Hallo,

wann nach Erstkontakt kann eine allergische Reaktion auftreten? Gibt es da ein Zeitfenster? Konkret: Kind (2 J.) ist das erste Mal von einer Wespe gestochen worden. In der Familie gibt es gehäuft Wespengiftallergien. Ab wann kann ich das Kind testen?

LG
Annekii

Kyutrexx
09.09.2010, 20:16
Wenn es sensibilisiert ist, kann es bereits innerhalb weniger Minuten zu einer allergischen (Schwellung, Rötung, ...) oder anaphylaktischen (z.B. Atemnot) Reaktion kommen.

Dann weißt du definitiv, dass eine Unverträglichkeit vorliegt.

Auf was möchtest du das Kind denn dann noch testen?

Flemingulus
09.09.2010, 20:28
Wenn es sensibilisiert ist, kann es bereits innerhalb weniger Minuten zu einer allergischen (Schwellung, Rötung, ...) oder anaphylaktischen (z.B. Atemnot) Reaktion kommen.

:-D Ich glaube als ÄiW (Ärztin i. Weiterbildung) dürfte annekii das klinische Bild einer anaphylaktischen Reaktion bekannt sein... ;-)

Die Frage zielt eher darauf ab, wie schnell sich ein immunologisches "Gedächtnis" auf den Erstkontakt (Sensibilisierung) ausgebildet hat, so dass 1) bei einem Zweitkontakt mit einer allergischen Antwort zu rechnen wäre und 2) eine Testung (bevor sich qua Zweikontakt die Frage erübrigt hat) auf eine Allergie sinnvoll wäre.

Danke an mich selbst, dass ich die Fage nochmal so schön wiederholt hab, womit sich leider meine Kompetenzkompetenz in diesem Bereich bereits erschöpft.

annekii
09.09.2010, 20:36
Hallo,

ja, genau, Flemingulus hat es richtig ausgeführt. Es ist eben nicht bekannt, ob das Kind sensibilisiert ist und es soll ja nicht unnötig zu früh getestet werden.

LG
Annekii

Kyutrexx
09.09.2010, 20:59
Ups, das ÄiW hab ich überlesen ^^. Die Frage hatte ich anders interpretiert.

Vielleicht ein Wink zur Lösung: es gibt ja verschiedene Wespenarten. Im Regelfalle kann man nicht ohne weiteres erkennen, welche Art einen gestochen hat.
An Hand der konkreten Art ließe sich klären, welche Inhaltsstoffe das Gift enthält.

Dann könnte man klären, wie lange das Immunsystem braucht, um den allergieauslösenden Stoff zu prozessieren und Gedächtniszellen zu bilden.

netfinder
09.09.2010, 21:40
Gibt es da Zahlen dazu? Also z.B. wüsstest du um die Potenz des Allergens bei anderen Allergenen?

test
10.09.2010, 18:47
Soweit ich weiß braucht eine Anitkörper vermittelte Sensibilisierung mind. 7-10 Tage. Aber, ob das für unterschiedliche Allergene genaue Angaben und unterschiedliche Schnelligkeiten gibt, wage ich eher zu bezweifeln.
Wenn man sehr große Furcht vor einer möglichen Sensibilisierung hat, würde ich frühestens 2-3 Monate nach dem Stich pricken oder alternativ spezifische IgEs testen. Halte ich aber tendenziell beides erstmal eigentlich nicht für notwendig.

annekii
10.09.2010, 20:25
Hallo,

danke für die Antwort. Eine solche Zeitspanne von Tagen war mir auch im Kopf, weil ich meine, dass wir schon allergische Reaktionen auf Rocephin innerhalb der Therapie hatten, ca. 8. Tag, glaube ich. Aber ob das für Wespengift dann auch so wäre?
Mein Gedanke war auch, eher erst nach Wochen, wenn nicht Monate später zu testen.

LG
Annekii

Flemingulus
10.09.2010, 20:34
Wenn man sehr große Furcht vor einer möglichen Sensibilisierung hat, würde ich frühestens 2-3 Monate nach dem Stich pricken oder alternativ spezifische IgEs testen. Halte ich aber tendenziell beides erstmal eigentlich nicht für notwendig.

Wieviel mal größer ist denn das Risiko für eine systemische (anaphylaktische) Reaktion von Leuten mit nachgewiesener Sensibilisierung (pos. Prick o. ä.) gegenüber Leuten mit negativer Testung? Und wie gut ist der protektive Effekt einer Immuntherapie bei asymptomatischen Sensibilisierten (pos. Tests aber bisher noch keine systemische Reaktion)? Gibts da Daten zu?

Finde das Thema eigentlich ganz interessant; leider hat mich eine (allerdings etwas oberflächliche) Recherche nicht wirklich schlau gemacht.

test
12.09.2010, 19:07
Um nach Leitlinie die Indikation zu einer Hyposensibilisierung, welche ja dann auch unbegrenzt fortgeführt werden sollte, zu stellen, muß eine systemische anaphylaktische Reaktion stattgefunden haben sowie die in vitro Testung eine Sensibilsierung nachweisen. Ohne systemische Reaktion keine Indikation.

Sensibilisiert sind meines Wissens ein ziemlich hoher Prozentsatz der Bevölkerung. Von daher wäre ich im vorliegenden Fall sowieso zurückhaltend irgendwas zu testen. Eine gesteigerte lokale Reaktion ist sehr häufig und keine Indikation zu einer Hyposensibilisierung.

Geschätzt würde ich denken das maximal 5-10% der sensibilsierten tatsächlich mit einer systemischen anaphylaktischen Reaktion reagieren.

test
12.09.2010, 19:10
Der protektive Effekt einer Hyposensibilsierung ist sicher sehr hoch sowohl bei anaphylaktisch reagierenden als auch bei nicht reagierenden sensibilisierten. Aber man muß ja überlegen, dass diese Behandlung unbegrenzt fortgeführt wird, das sollte man sich nur antun, wenn es auch notwendig ist.

Kyutrexx
12.09.2010, 19:15
Apropos Leitlinie(n).

Was sagt denn die Deutsche Gesellschaft für Allergologie bzw. die internationalen Fachgesellschaften in ihren Richtlinien dazu?

netfinder
12.09.2010, 19:19
Um dem Kind erstmal Sicherheit zu bieten, koennte man doch auch die Eltern ausreichend instruieren und mit einem Notfallset ausstatten. Sollte es dann erneut zu einer Reaktion kommen, kann man diese behandeln und sich dann ueberlegen, wie man dies weiter angeht, oder?

test
12.09.2010, 19:37
Die Leitlinie habe ich ja oben zusammengefasst ;)
Wer sie nachlesen will:

http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Insektengiftallergie2004.pdf

Ein NOtfallset bestehen aus Tavegil und Celestamine kann man natürlich machen. Einen Adrenalinpen finde ich allerdings übertrieben. Wir geben einen Adrenalinpen eigentlich auch nur den Patienten, die mit Schleimhautsymptomen, Atemnot oder Kreislaufkollaps reagiert haben.
Reine Hautsymptome im Sinne einer Urtikaria kriegen von uns nur Tavegil und Celestamine. Eine lokale Stichreaktion auch wenn sie stark ist, führt nicht zur Testung, NOtfallsett oder Hypo.

WackenDoc
12.09.2010, 19:47
Mal ne doofe Frage, die zumindest mit dem Thema zu tun hat:

Ich hatte in meinem letzten Dienst nen Mädchen von 11Jahren mit generalisiertem, juckendem Exanthem und Bauchschmerzen- Ursache unbekannt. Wir haben erstmal ne allergische Reaktion angenommen.
(Zu keiner Zeit Dyspnoe und kreislaufstabil war sie auch, keine Allergien vorbekannt, Insektenstich etc. nicht eruierbar)

Dadurch, dass wir keine eigene Kinderabteilung haben, wir das Kind aber auch schlecht wegschicken konnten hab ich mit der nächsten Kinderklinik telefoniert (eben auch wegen den Dosierungen).

Jedenfalls war ich etwas erstaunt, dass die Kollegin nur Fenisil empfohlen hat- am besten oral (naja- da war der Zugang schon drin, also haben wir´s auch i.v. gegeben), Cortison würde man nur geben, wenn es heftiger wäre und von nem H2-Blocker hatte die noch nie was gehört. Außerdem könne man das Kind auch entlassen, wenn das Exanthem unter Fenistil weg ist.

Ich kenn das von den Erwachsenen halt ein bishen anders: H1-Blocker, H2-Blocker und Cortison einmalig (250mg Solu-Decortin z.B.) und das Ganze i.v., 24 Stunden beobachten und dann erst entlassen.

Gibt es einen Grund, warum das bei Kindern anders gemacht wird?
Wie wird das bei euch gehandhabt?

test
12.09.2010, 20:19
Mit Exanthem meinst du Urtikaria?
Eine akute Urtikaria ohne Schleimhautbeteiligung, ohne Atemnot oder Kreislaufsymptomatik nehmen wir nicht auf. Antihistaminika oral (Telfast, Tavegil zur Nacht) reichen da in aller Regel, wenns sehr ausgeprägt ist kurzer Cortisonstoß über 3 tage.

Bei Schleimhautbeteiligung, Atemnot oder Kreislaufsymptomatik Aufnahme und Überwachung über mind. 24h BEhandlung mit Ranitic i.v., Tavegil i.v., Cortison i.v.

WackenDoc
12.09.2010, 20:41
Ja genau. Und dazu eben Bauchschmerzen- die Pädiaterin hat aber gesagt, dass das nix ungewöhnliches ist.
Nach dem Fenistil ist es dann auch recht schnell weg gewesen.

Ich kenn´s halt von meinem alten Haus, dass wir (erwachsene) Patienten über Nacht aufgenommen haben. Auch nach Insektenstichen bei bekannter Allergie auf das entsprechende Insekt.

annekii
13.09.2010, 11:40
Hallo,


danke für die weiteren Antworten. Vielleicht werden sie ein abgespecktes Notfallset nehmen.

Wenn mir ein Kind mit einer generalisierten Urtikaria in der Ambulanz vorgestellt wird, gebe ich meist erstmal Prednisolon supp und nehme das Kind auch auf. Auf Station bekommt es aber dann auch eher nur Fenistil. Einen Zugang lege ich für alle Fälle. 2 x wurden Kinder auch trotz sofort abgeklungenem Exanthem nachts dyspnoeisch (+ erneutes Exanthem) und ich war froh, dass ich den Zugang und sie aufgenommen hatte.

LG
Annekii