PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufsstart in Reha-Klinik



Vroni173
14.09.2010, 16:58
Hallo,

nach längerer Suche hab ich jetzt in einer großen Stadt eine Stelle in einer NeuroFrühreha, bzw. ich könnte sie haben, wenn ich wollte. Arbeiten in einer Reha- Klinik wird nicht unbedingt hoch geschätzt und ich habe Angst, dass ich mir dadurch Steine in den Weg lege. Ich will das eigentlich nur machen, damit ich dann irgendwann ein Bewerber mit Berufserfahrung bin und in Großstädten wie München und Berlin bessere Chancen habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass, wenn ich mich in zwei Jahren im Bereich der Akutneurologie bewerbe, mein zukünftiger Chef meine bisherige Arbeit sehr gering schätzt und ich in seinen Augen nicht mehr Ahnung von der "wirklichen" Neurologie habe als ein Berufsanfänger, ja sogar noch als faul gelte, weil ich die "Rehaschiene" gewählt habe. Oder meint ihr, dass mir das vielleicht auch positiv angerechnet wird? Schließlich gibt es in der Neurologie ja viel Rehabedarf und vieles sind chronische Erkrankungen. Ich hoffe, das was ich geschrieben habe, kommt so rüber, wie ich es meine. Ich habe bisher auch geglaubt, dass Ärzte in Rehakliniken eher die ruhige Kugel schieben, war dann aber doch erstaunt, wie anspruchsvoll die Therapie von Patienten in Frühreha ist und wie krank die noch sind.

Assistent 3:16
14.09.2010, 21:44
Würde davon dringend abraten damit verbessert du deine Chance nicht wesentlich, Neuro Frühreha ist sehr unspektakulär ist viel Innere und Allgemeinmedizin Infekte behandeln Blutdruck Blutzucker einstellen. Vielleicht sollte ich die Aussage etwas relativieren man kriegt schon einen gewissen Eindruck in Verläufe und manche Patienten machen doch erstaunlich gute Fortschritte aber wenig Diagnostik, die Diagnosen stehen in der Regel schon, kaum Diffentialdiagnostik, ein überschaubares Krankheitsspektrum kein Vergleich zur Akutneurologie, man kommt durch Reha der Weiterbildung kaum näher oder sagen wir deutlich langsamer näher. In manchen Ärtzekammern darf man nur 1 Jahr Neuro Reha sich anrechnen lassen. Also wenn du wirklich örtlich gebunden bist kannst du es für den Einstieg in einem überschaubaren Zeitrahmen machen möglichst nicht mehr als 1 Jahr aber gehe liebe in die Akutneurologie das verbessert deine Ausgangslage deutlich mehr.

stennadolny
14.09.2010, 22:04
Vielleicht besser, mit Psychiatrie zu beginnen, da man dann für einen Neuro-Chef attraktiver ist: Man muß nicht mehr wegrotieren.

Neuroreha nimmt in der Tat zwischenzeitlich jeden, zahlreiche Psychiater (!) machen ihr Neuro-Gegenfach in der Reha (!!) und lernen praktisch Nichts über Neurologie. Auch gut. In Bayern gibt es aber schon Neurorehakliniken, die bekommen nicht einmal mehr Psychiater......

Kenne glaubhafte Geschichten, wo die Sterblichkeit bei "frisch Eingelieferten" in der Neuroreha mangels Ärzten (nicht qualifizierten Ärzten, einfach irgendwelchen Ärzten !) satt ist. Wo der einzige FA nur mehr der Chefarzt ist. Wo man nicht mal einen eigenen Computer als Arzt zur Verfügung hat, aber ein komplett leeres Arztzimmer (mit Sessel und Tisch, Liege fehlt bereits).

Manchmal ist es einfach nur mehr traurig, unter welchen Umständen Ärzte in Deutschland arbeiten (und Pat. behandelt werden.)

John Silver
14.09.2010, 23:01
Tatsache ist, dass so ziemlich jeder Chef einen Berufsafänger, der zunächst in eine Reha-Klinik geht, eher skeptisch beäugen wird. Insbesondere die Kliniken in attraktiven Städten, die noch eine einigermaßen ausreichende Anzahl an Bewerbern kriegen, werden einen Berufsstart in einer Reha-Klinik eher als Nachteil auslegen. Dabei geht es überhaupt nicht darum, Kollegen und Kolleginnen an Reha-Kliniken zu diffamieren. Wenn es unbedingt darum geht, bspw. nach München zu kommen, dann suche Dir im Münchner Umfeld eine Neurologie, in der ein Münchner Chef ist. Wenn Du Dich gut machst, wird der Chef ggf. seine Verbindungen spielen lassen.

Vroni173
15.09.2010, 16:19
Ja, hab mir sowas schon gedacht, wollte nur nochmal andere Meinungen dazu hören. Eine Frage hätte ich noch: kann man sich für Neuro auch Kinder- und Jugendpsychiatrie anrechnen lassen oder geht da nur die Erwachsenenpsychiatrie? Hab schon bei der Landesärztekammer geschaut, aber da steht das nicht eindeutig, finde ich zumindest.

sidney2
15.09.2010, 17:38
Tatsache ist, dass so ziemlich jeder Chef einen Berufsafänger, der zunächst in eine Reha-Klinik geht, eher skeptisch beäugen wird. Insbesondere die Kliniken in attraktiven Städten, die noch eine einigermaßen ausreichende Anzahl an Bewerbern kriegen, werden einen Berufsstart in einer Reha-Klinik eher als Nachteil auslegen. Dabei geht es überhaupt nicht darum, Kollegen und Kolleginnen an Reha-Kliniken zu diffamieren. Wenn es unbedingt darum geht, bspw. nach München zu kommen, dann suche Dir im Münchner Umfeld eine Neurologie, in der ein Münchner Chef ist. Wenn Du Dich gut machst, wird der Chef ggf. seine Verbindungen spielen lassen.

Gilt das auch für Geriatrie? Möchte Innere bzw. Allgemeinmed machen und dachte an Geriatrie als Berufsstart. In der Geriatrie geht es ja auch um internistische Krankheitsbilder, als Start und für einen groben Überblick fand ich das eine gute Idee. Andererseits ist es halt trotzdem nicht Innere und kein Akutfach. Kommt das auch eher nicht so gut an bei den Chefs für künftige Wechsel in die Innere dann? Oder ist Geriatrie nicht mit Reha vergleichbar, was den Ruf für Weiterbildungsstart angeht?

John Silver
16.09.2010, 11:57
Ich denke, dass die Geriatrie insgesamt sicher etwas besser dasteht als reine Reha. Wenn Dein Weiterbildungsziel Innere oder Allgemeinmedizin ist, kann man schon einem Chef gegenüber vernünftig begründen, warum man zunächst Geriatrie gemacht hat. Im Übrigen ist es so, dass internistische Abteilungen in gar nicht wenigen Kliniken mittlerweile einer Geriatrie sehr ähneln. In meinem PJ-Haus habe ich höchstens 1-2 Patienten jünger als 65 pro Monat gesehen.