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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unglaublicher Placebo Versuch?



lvf90
22.09.2010, 11:29
http://www.welt.de/die-welt/wissen/article9770796/Kein-Schutz-durch-Anti-Aids-Gel.html

http://www.sueddeutsche.de/x5q38G/3599659/HIV-Schutz-versagt.html

Wie darf ich das verstehen? Man hat einer Gruppe von Frauen ein Placebo zur Verhütung gegeben und damit wohlwollend in Kauf genommen, dass sich jede von ihnen mit AIDS infiziert?

tpa
22.09.2010, 13:07
Kondome hat der Papst doch verboten...

Annabell Lee
22.09.2010, 21:45
Mit "Infektionen" waren sicherlich nicht unbedingt solche mit HIV gemeint, sondern eher relativ harmlosen, gut therapierbaren Keimen.

Es wurde wahrscheinlich insofern als ethisch akzeptabel gesehen, als dass so auch viele anders als mit Kondomen verhüten und damit das Risiko einer HIV Infektion in Kauf nehmen, das auch ohne Kondom bei reinem GV, verglichen zum Beispiel mit Bluttransfusionen, doch sehr niedrig ist.

Oder besser: Ob jemand nur mit Pille oder mit Pille und Antiinfektionspflaster verhütet ist letzten Endes relativ egal...

eXiland
22.09.2010, 22:54
Ich glaube schon das mit Infektion auch das HI-Virus gemeint war. Da vor jeder Studie eine Aufklärung gemacht werden muss und auch in Afrika wohl die meisten Leute über AIDS bescheid wissen, würde ich vermuten, dass die Frauen aus Ethnien kommen wo Kondome von der Bevölkerung nicht angenommen werden, warum auch immer. Demnach hätten Placebo Frauen das "normale" Risiko und die Gel-Frauen den potentiellen Protektiveffekt.

Doc Oli
24.09.2010, 22:57
dieses Problem existiert ja wohl bei jeder testreihe mit kontrollgruppe! Es ist in gewisser Weiße genauso unfair einem Krebskranken mit geringer überlebenschance hoffnung durch eine experimentellle therapie zu machen und ihm dann Placebos zu geben! Aber es ist halt unvermeidbar.

Doc O

Rico
24.09.2010, 23:11
dieses Problem existiert ja wohl bei jeder testreihe mit kontrollgruppe! Es ist in gewisser Weiße genauso unfair einem Krebskranken mit geringer überlebenschance hoffnung durch eine experimentellle therapie zu machen und ihm dann Placebos zu geben! Aber es ist halt unvermeidbar.Wobei wenn es eine etablierte Therapie gibt, die neue Therapie ja gegen die etablierte getestet wird; ein Setting Placebo vs. neue Therapie unter außer Acht Lassung der etablierten Standarttherapie wird heutzutage durch keine Ethikkomission kommen.
Und wenn's keine etablierte Therapie gibt, dann ist ein Studiensetting eben das beste was man anbieten kann.

Oft reicht es auch, formal die Placebo- bzw. Kontrollgruppe zu informieren. z.b. bei UKPDS wurde der Kontrollgruppe ein Infoblatt ausgehändigt, dass Sport und gesunde Ernährung zu Gewichtsabnahme führen (was natürlich keinen jetzt zum Ändern seines Lebenswandels bewegt hat), während die Interventionsgruppe aktiv zu Sport angetrieben wurde (was das Gewicht signifikant reduziert hat).
Ähnlich kann man das ja auch bei der Studie hier gemacht haben: Infozettel mit Warnung vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr, dazu die Aufklärung mit dem Gel bzw. Plazebo.

Doc Oli
25.09.2010, 00:08
Naja aber dann sind die ergebnisse och nicht verwertbar, ich denke es soll die Zahl der mit Gel mit dem HiV erkrankten gegen die Zahl der ohne gestellt werden. Das wäre dann ja nichtmehr aussagekräftig.
Das die Standartherapie fortgeführt wir ist klar, aber was bringt das einem Krebsleidenden im Endstadium, bei dem, wenn man ehrlich ist, die chemo sowieso nichts mehr bringt. Naja anhand der wenigen Innovationen die von den Pharma firmen herausgebracht werden wird das sowieso nicht oft der Fall sein (ob man den Originalwirkstoff oder Derivate nimmt macht ja wohl niemandem Hoffnung). Was mich noch interessieren würde, wie sind die Ergebnisse über das Caprisa004 den jetzt ausgefallen?

Rico
25.09.2010, 00:46
Naja aber dann sind die ergebnisse och nicht verwertbar, ich denke es soll die Zahl der mit Gel mit dem HiV erkrankten gegen die Zahl der ohne gestellt werden. Das wäre dann ja nichtmehr aussagekräftig.Doch, weil Du ja davon ausgehen kannst, dass so ein Infozettelchen keinen signifikanten präventiven Effekt hat. Und wenn dann allenfalls minimal und selbst dann wäre er systematisch, sprich beide Gruppen gleich betreffend - insofern kann man dann etwaige Unterschiede schon dem Verum zuschreiben.

Das die Standartherapie fortgeführt wir ist klar, aber was bringt das einem Krebsleidenden im Endstadium, bei dem, wenn man ehrlich ist, die chemo sowieso nichts mehr bringt.Naja, im "Endstadium" hat eine CTx ja eher selten eine kurative Intention, hier stehen ja eher palliative Gesichtspunkte zur Diskussion - und je nach Art der malignen Erkrankung kann man mit palliativen Therapien oft noch eine Lebenszeitverlängerung bei akzeptabler Lebensqualität erreichen (z.B. Prostata-Ca, B-NHL, etc).
Und für Erkrankungen für die es das noch nicht gibt ist es doch nicht unredlich da in Studien neue Therapiansätze zu klären - es gibt schließlich genug Leute die - wie z.B. Christoph Schlingensief - auch trotz metastasiertem Leiden "noch keinen Bock auf Himmel" haben.

Naja anhand der wenigen Innovationen die von den Pharma firmen herausgebracht werden wird das sowieso nicht oft der Fall sein (ob man den Originalwirkstoff oder Derivate nimmt macht ja wohl niemandem Hoffnung). :-sleppy

Doc Oli
25.09.2010, 13:17
in Bezug auf das gel verstehe ich auf was du hinauswillst.

Aber trotzdem reicht vielen eine Lebenszeit eben nicht und in so nem Fall klammern sich viele eben an solche testreihen. Das ganze ist unfair, aber unvermeidlich. Und ok meine letzte Aussage war n bisschen abgedroschen :-))