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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufsstart ortho. Rehaklinik 3100€: machen oder nicht?



hello--
23.09.2010, 10:14
Hallo ich habe auch mal ein paar Fragen:
Ich habe wegen aktuellem Stellenmangel im Raum Berlin in der Radiologie (besonders für Berufsanfänger) meine Berufsauswahl auf Sportmediziner erweitert und dachte Facharzt für Physikalische und Rehamedizin wäre ein gutes Fach dafür.
Jetzt habe ich schon hier im Forum gesucht. Aber anscheinend gibt es nicht allzuviele von euch, die dieses Fach für sich gewählt haben.
Darüber hinaus war in den wenigen Beiträgen, wo Reha das Thema war, immer nur zu hören, dass man das bloß nicht als Berufsstart wählen sollte.
Wieso ist das denn so? Ist die Arbeit in einer Rehaklinik so schlecht? Die Bezahlung?
Jedenfalls könnte ich im Dezember an einer Klinik anfangen und wollte mal Eure Meinung dazu hören:
orthopädische Reha- Klinik im Raum Berlin; Einstiegsgehalt 3100 € brutto ohne Dienste, volle Weiterbildungsermächtigung für Rehamedizin; 5 Dienste; 30 Patienten pro Person, Überstunden werden nicht bezahlt.
Klar, die Bedingungen könnten besser sein, aber sind die Chancen mit diesem Facharzt auch in sehr gut bezahlenden Kliniken wie Helios unterzukommen nicht gut? Vielleicht weil es ein Nischenfach ist? Oder stehe ich dann Eurer Meinung nach unter z.B. den FÄ für Orthopädie und FÄ für Kariologie, die auf die Reha-schiene umsatteln wollen?
Die Chancen auf eine Niederlassung im weiteren Verlauf schätze ich auch nicht so schlecht ein. Was meint Ihr?
Vielen Dank für Eure Kommentare!
hello--

Cremasterreflex
23.09.2010, 11:50
wäre für mich ein klares nogo:
viel zu wenig geld
überstunden nicht bezahlt...na dann würde ich exakt am Feierabend alles liegen lassen und im kopf jedem dem Stinkefinger zeigen. Ist das eine schöne Arbeitsatmosphäre? Würde mich so was glücklich machen? nein

ich werde btw. etwas ähnliches machen: also hin auf Sportmedizin und da mache ich erstmal Facharzt für Ortho und nach dem Facharzt die Spezialisierung auf Sportmedizin. Du hast es schon erkannt, das dumme an solchen winzigen Fächern ist das geringe Angebot und dadurch kannst du scheiss Stationen schlechter umgehen. Bei Chirurgie/Innere/Ortho/Gyn/Päd. sieht es schon viel anders aus.

btw. Berlin stinkt ;)

Ex-PJ
23.09.2010, 13:09
"Klar, die Bedingungen könnten besser sein, aber sind die Chancen mit diesem Facharzt auch in sehr gut bezahlenden Kliniken wie Helios unterzukommen nicht gut? Vielleicht weil es ein Nischenfach ist? Oder stehe ich dann Eurer Meinung nach unter z.B. den FÄ für Orthopädie und FÄ für Kariologie, die auf die Reha-schiene umsatteln wollen?
Die Chancen auf eine Niederlassung im weiteren Verlauf schätze ich auch nicht so schlecht ein. Was meint Ihr?"

--> Der Markt ist sehr klein (und hat annähernd die Größe einer CD)
Es gibt nur wenige klinische Stellen außerhalb von Rehakliniken; als Krankenhäuser / Abteilungen fallen mir nur Sportklinik Hellersen (Lüdenscheid) und Kempen (Niederrhein) ein.
In ambulanten Rehazentren / MVZs ist der Markt größer. Z.B. gibt es in Kamen ein ambulantes Rehazentrum, auch haben viele große Sportvereine (wie Schalke oder Werder Bremen) derartige ambulante Zentren.
Niederlassung geht nur schwer (ich kenne nur einen einzigen niedergelassenen FA Rehabilitative/Physikalische Medizin), denn bedenke, was hast Du in diesem Fall im Angebot was ein Facharzt für Orthopädie (und ggf. Sportmedizin) nicht hat?

pottmed
23.09.2010, 13:22
"Klar, die Bedingungen könnten besser sein, aber sind die Chancen mit diesem Facharzt auch in sehr gut bezahlenden Kliniken wie Helios unterzukommen nicht gut? Vielleicht weil es ein Nischenfach ist? Oder stehe ich dann Eurer Meinung nach unter z.B. den FÄ für Orthopädie und FÄ für Kariologie, die auf die Reha-schiene umsatteln wollen?
Die Chancen auf eine Niederlassung im weiteren Verlauf schätze ich auch nicht so schlecht ein. Was meint Ihr?"

--> Der Markt ist sehr klein (und hat annähernd die Größe einer CD)
Es gibt nur wenige klinische Stellen außerhalb von Rehakliniken; als Krankenhäuser / Abteilungen fallen mir nur Sportklinik Hellersen (Lüdenscheid) und Kempen (Niederrhein) ein.
In ambulanten Rehazentren / MVZs ist der Markt größer. Z.B. gibt es in Kamen ein ambulantes Rehazentrum, auch haben viele große Sportvereine (wie Schalke oder Werder Bremen) derartige ambulante Zentren.
Niederlassung geht nur schwer (ich kenne nur einen einzigen niedergelassenen FA Rehabilitative/Physikalische Medizin), denn bedenke, was hast Du in diesem Fall im Angebot was ein Facharzt für Orthopädie (und ggf. Sportmedizin) nicht hat?


Ich kenne alleine zwei niedergelassene FA für Phsysikalische Medizin, die allerdings in der Rheumatologie tätig sind.

Ex-PJ
23.09.2010, 13:42
Ich kenne alleine zwei niedergelassene FA für Phsysikalische Medizin, die allerdings in der Rheumatologie tätig sind.

Um als Rheumatologe niedergelassen zu sein muß man entweder internistischer oder orthopädischer Rheumatolge sein, d.h. vorher den Facharzt für Innere oder Orthopädie gemacht haben! Oft machen derartige Fachärzte unter Anrechnung früherer Weiterbildungszeiten /-abschnitte dann zusätzlich den FA für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Niedergelassene Fachärzte für (nur) Physikalische und Rehabilitative Medizin kannst Du mit der Lupe suchen.

pottmed
23.09.2010, 13:47
Um als Rheumatologe niedergelassen zu sein muß man entweder internistischer oder orthopädischer Rheumatolge sein, d.h. vorher den Facharzt für Innere oder Orthopädie gemacht haben! Oft machen derartige Fachärzte unter Anrechnung früherer Weiterbildungszeiten /-abschnitte dann zusätzlich den FA für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Niedergelassene Fachärzte für (nur) Physikalische und Rehabilitative Medizin kannst Du mit der Lupe suchen.

In Berufsausübungsgemeinschaft mit Rheumatologen und Überweisung an Rheuma/PMR sieht das anders aus.

Aber danke für die berufspolitische Aufklärung :-top

icespeedskatingfan
23.09.2010, 15:38
Mir scheint ein wenig durcheinander geraten zu sein.
"Sportmedizin" ist eine Zusatzweiterbildung, die eine abgeschlossen Facharztausbildung voraussetzt.
Sportmediziner kannst du nicht nur als Orthopäde oder Unfallchirurg, sondern auch als Allgemeinmediziner, Internist u.a. werden.
Siehe Suchfunktion der Ärztekammern

Als Facharzt für rehabilitative Medizin( in Nordrhein Innere und Rehabilitative Medizin) musst Du zumindest einen Block Innere Medizin absolviert werden - es wird meist für den Anfang empfohlen. Ob eine orthopädische Rehaklinik für einen Weiterbildungsabschnitt Innere Medizin befugt ist, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Bezahlung: sollte nicht das alles entscheidende Kriterium sein, Arbeitsbedingungen etc. finde ich sehr viel wichtiger.
Unbezahlte Überstunden: NEIN, lass Dich auf so was niemals ein - das ist für die Verwaltung die Lizenz zum Ausbeuten!

hello--
23.09.2010, 17:38
Hey vielen Dank für Eure Antworten und Karrieretipps :-)
Ich habe morgen einen Termin zur Hospitation. Da werde ich dann hoffentlich hören, wie es sich so leben lässt als Assi zum Rehaarzt. Das mit der Sportmedizin weiß ich. Das war jetzt nur als ungefähres Berufsziel.
Den Tip mit der Inneren Medizin zu beginnen würde ich ja gerne berücksichtigen, wenn die nicht die volle Weiterbildungsermächtigung haben würden. So denke ich, dass ich erst einmal die 2 Pflichtjahre stationäre Reha dort machen würde, dann ein Jahr Chirurgie , dann ein Jahr Innere eventuell in anderen Kliniken, um die Medizin wieder aufzufrischen. Zum Abschluss dann ein Jahr ambulante Reha mit viel Zeit um alles für die Prüfung zu lernen.
Ansonsten könnte ich auch alles da durchziehen und 5 Jahre ein und dasselbe machen ...
@Ex-PJ: Naja, ich denke in der FA Weiterbildung Orthopädie lernt man ja nicht, welche Rehamaßnahme angemessen ist, oder? Da ist man vielleicht als spezialist passender. Habe auch gesehen , dass Helios per Anzeige explizit Rehamediziner gesucht hat.
VG und schönen Abend noch

Ex-PJ
23.09.2010, 18:05
Also: Das mit der Bezeichnung 'Sportmedizin' ist mir durchaus bekannt; die ist aber trotzdem insbesondere bei Orthopäden beliebt (und auch sinnvoll), Allgemeinmediziner und Internisten mit 'Sportmedizin' sind seltener (obwohl ich auch welche kenne).

"Naja, ich denke in der FA Weiterbildung Orthopädie lernt man ja nicht, welche Rehamaßnahme angemessen ist, oder?"
--> Das lernt man in der Orthopädie für orthopädische Pat. schon adäquat. TEP (Hüfte und Knie) werden in orthopädischen / unfallchirurgischen Abteilungen routinemäßig implantiert.

hello--
25.09.2010, 18:32
Na dann weiß ich auch nicht, was Reha noch gegenüber Orthopäden herausragendes z bieten haben..Kann man vielleicht als Niedergelassener Reha arzt Dinge abrechnen, die ein orthopäde nicht abrechnen kann. Oder wie erklärt sich,dass doch einige mvzs und größere orthopädie praxen Reha Fachärzte suchen??
Ich war ja am Freitag hospitieren. Meine ERFAHRUNGEN folgen, wenn ich zuhaue bin. Bin grad noch unterwegs.
Hello

medimal
30.09.2010, 23:37
Ich war ja am Freitag hospitieren. Meine ERFAHRUNGEN folgen, wenn ich zuhaue bin. Bin grad noch unterwegs.
Hello

Hallo,
hab die Diskussion hier verfolgt und warte nun auf deinen Erfahrungsbericht der Hospitation: Wurdest du dort "ausgefragt" oder hattest Gelegenheit, "praktische Fähigkeiten" unter Beweis zu stellen.
Bei mir stellt sich ähnliche Frage: Habe wegen präuniversitärer Physiotherapieausbildung Ambitionen zum FA für phys.Med. und Reha.
Hab meine Approbation und könnte sofort beginnen. Bin hin und hergerissen zwischen Ortho/Unfallchir. und FA für Reha. Das ist schon wichtig, wie man das plant, denn laut Weiterbildungsordnung musst du für den FA Ortho/Unfall mit dem sog. common trunk, der 2jähr. Basisausbild. Chiru, beginnen. Das stelle ich mir doch um einiges stressiger vor als in einer Rehaklinik, in der es meiner Erfahrung (möchte gern eines Besseren belehrt werden) nach bedeutend "ruhiger" zugeht. Muß dazu sagen, dass ich bereits Familie habe und da macht man sich doch einige Gedanken zu Dienstzeiten, Bereitschaftsdiensten etc.
Andererseits ist da glaub ich auch was dran, dass man dort in so eine Art Abstellgleis "fährt": Wie vorherige User schrieben, ist es relativ schwierig, danach an einer "Nichtrehaklinik" Fuß zu fassen. Außerdem weiß ich nicht, wie es sich verhält, wenn man nach z.B. 2 Jahren Rehaklinik merkt, dass es nicht das Richtige für einen ist, und dann doch Ortho/Unfall machen zu wollen. Werden die Zeiten der Rehaklinik, nehmen wir mal an, auch Ortho, hierfür angerechnet.....wer weiß das? Oder muß man wieder mit dem common trunk beginnen?, was ich mir kaum vorstellen kann?
Gibt es hier im Forum fertige FÄrzte für phys. Medizin und Rehabil., die vielleicht mal den einen oder anderen Tipp bezüglich der Weiterbild.-Möglichkeiten, Arbeitsbelastung u.a. geben könnten. Wäre sehr hilfreich...Vielen Dank!

Gersig
01.10.2010, 06:40
Wie sieht es denn stellentechnisch im Berliner Umland aus?

Ex-PJ
01.10.2010, 15:55
Bezüglich "Werden die Zeiten der Rehaklinik, nehmen wir mal an, auch Ortho, hierfür angerechnet.....wer weiß das?"
--> Das hängt natürlich insbesondere von der vorhandenen Weiterbildungsermächtigung der Rehaklinik für Orthopädie/UC ab. In der Regel haben diese Rehakliniken 1/2- 1 Jahr Weiterbildungsermächtigung für Orthopädie.
Außerdem mußt Du bedenken, daß für FA Ortho/UC ein umfangreicher OP-Katalog gefordert wird, den man natürlich nicht in Rehakliniken erwerben kann (dort kann man natürlich Gelenksono, ggf. Punktion erlernen).

Aber trotzdem: längere Tätigkeit in der Rehaklinik führt oft auf's berufliche Abstellgleis

hello--
01.10.2010, 21:08
Hallo und vielen Dank für die Erinnerung :p
AAAaaaalso: Ich wurde eingeladen um mir ab 9 "das mal anzusehen". Kam allerdings wegen der unvorhersehbaren Anfahrtszeit (viele Baustellen) schon eine halbe Stunde früher dort an und dachte, dass es ja kein Problem sein sollte, denn wenn die Ärztin dort schon seit 8 Uhr arbeitet, ist es ihr ja egal, ob ich eine halbe Stunde früher anfange zuzusehen. Lange Rede kurzer Sinn: Ich wurde erst um 10 vor 9 vorgelassen und fand meine Ärztin beim Frühstück mit den Schwestern vor.
Die Ärztin war sehr nett und beantwortete alle meine Fragen m.E. nach ehrlich. Sie sagte, dass man sich mit Familie (ich habe eine Tochter) das mit der Karriere überlegen muss. Dass man zwar auch in der Reha gut zu tun habe, aber es etwas ruhiger zuginge.
Bohrende Fragen oder praktische Tests gab es von Ihrer Seite aus nicht zu befürchten. Ich durfte nicht mal entklammern...versicherungs...
Naja die Arbeit sieht so aus, dass man am Tag Aufnahmen und Abschlussuntersuchungen hat. Zeit für eine Visite ist nicht bei 30 Patienten verständlich.
Sie sagte, dass Sie persönlich das immer sehr gewissenhaft mache und das fand ich auch. Gute körperliche Untersuchung und Anamnese. Immer parallel am Brief schreiben, da es dort kein Schreibbüro gibt. Dann wurde der Therapieplan erstellt, Essen evtl Narbenkontrolle oder Klammern ziehen. An den Medikamenten der überweisenden Klinik hat sie sich einmal "herausgenommen" etwas zu ändern. Aber ich denke das war zu demozwecken und normalerweise bleibt das so wie es ankommt. Aufnahmen sind 3-4 am Tag und rauben schon etwas Zeit, wenn man es genau nimmt. Es kam aber auch der Hinweis, dass einige Kollegen durchaus sparsamer untersuchen und dokumentieren. Labor nur bei Verdachtsfällen angeordnet. Blut nehmen Schwestern ab.
Das selbe bei der Abschlussuntersuchung. Zwischendurch kamen ein paar Narben zum Verbandswechsel. Alles von Ihrem Zimmer aus, wie in der Psychiatrie :-P Der Nachteil dabei, dass fast kein Austausch stattfindet. Man ist allein auf Station; 30 Patienten und du. Also zum lernen eher schlecht. Internetanschluss gibt es seit kurzem. Also wenigstens wikipedia :))
Essen waren wir alle gemeinsam und es war nett, aber man merkte sehr deutlich, dass die alle Familien haben (nagut ich ja auch), und nicht gerade eine Unikarriere anstreben.
Wenn nicht der Drucker kaputgegangen wäre und ich nicht ständig so umfassende Fragen zu allem gestellt hätte wäre man da locker früher rausgekommen. So waren es 40 Überminuten für meine Ärztin.
Fazit: Eigentlich ein sehr nettes Haus. Ein paarmal klang an, dass wohl das Geld nicht so vorhanden ist. Denn 3100 € sind doch schon arg wenig. Und die Schweine haben den Vorgarten umgegraben, wie auch schon mehrere Male zuvor, und die Klinikleitung hätte keine Kohle für einen Zaun ....hahah ohne Scheiß :-)
Ich persönlich weiß nur nicht, ob es schon so etwas sein soll für mich als Berufsanfänger. Wenn man als Facharzt irgendwann sagt...ich leb in der Freizeit und für meine Familie...super, gute Entscheidung! Aber ich möchte eigentlich lieber viel viel lernen von guten guten Ärzten und dafür bin ich mir für Überstunden nicht zu schade. Aber in der Reha haben die nunmal alle schon Diagnosen und Therapie. Das ist ja nunmal so.
Ich hab mich jetzt weiterbeworben und was anderes gefunden: Honorrararzt in der klinischen Arzneimittelprüfung...Das macht sich ganz gut, bis ich vielleicht doch noch die erträumte Stelle in der Radiologie finde, oder bis ich Rehamedizin in einer Uniklinik lernen kann, da sieht die Sache hoffe ich von der Teaching-Seite auch nochmal ganz anders aus, hoffe ich.
Dir viel Erfolg! Und alles gute für die Familie.
hello