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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist das Medizinstudium das Wert?- Buchempfehlung Entlassungsbriefe schreiben-



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rotstar
01.10.2010, 10:22
Liebe Kollegen,

bin seit 2 Monaten als Assistenzärztin in einer Klinik tätig. Meine Arbeitszeit ist von 6.45 Uhr bis 19.00 und noch diese blöden Entlassungsbriefe zu schreiben. Meine Kollegen/in unterstützen einem kaum, ganz im gegenteil, sie machen einem das Leben auch noch schwer. Ich hatte absolut eine andere Vorstellung von meinem Beruf als Ärztin und habe mit kollegialer Hilfe als Anfänger gerechnet. Ich frage mich oft, ob diese 7 Jahre Studium das wert ist. Wir müssen unseren Patienten helfen, werden selber dabei krank. Ich habe seit monaten weder gefrühstückt noch zu Mittag was gegessen, habe 8 kg abgenommen und werde nachts wach und überlege warum OB Kampf diese dumme Bemerkung gemacht hat oder Warum die Kollegin Ina, die 6 Monate vor mir angefangen hat sich wie Chef fühlt und einem vor Frau Müller bloß stellen will, abwohl die Ina selber nichs drauf hat.
Könnt Ihr mir helfen, wo ich ein Buch, Unterlagen bekommen kann, wie man einen Entlassungsbrief ect. schreibt?

Lieben Dank

Rotstar

DrSkywalker
01.10.2010, 10:33
Stelle wechseln, woanders ist es besser! Am Anfang ist es zwar immer schwer, aber das hört sich maligne an!

dreamchaser
01.10.2010, 10:35
Zunächst mal scheint deine Situtation am Arbeitsplatz alles andere als gut zu sein - daher evtl. die Kündigung erwägen.
Wurde dir denn mitgeteilt, in welcher Form die Briefe geschrieben sein sollen? Hast du dir denn mal alte Briefe von Patienten ausgedruckt und gelesen? Alte Briefe kann man auch ganz gut als Vorlage nehmen: du hast die Form, die in dem Haus gewünscht ist (ist überall anders, teilweise auch Unterschiede zwischen den Abteilungen) und kannst evtl. den Text weitgehend übernehmen. Es gibt ja immer mal wieder die gleichen Krankheitsbilder (ich weiss ja nicht, in welcher Fachrichtung du arbeitest), da muss man nicht immer das Rad neu erfinden.
Übrigens schreibt (oder diktiert) man die Briefe INNERHALB seiner Arbeitszeit und nicht danach. Wenn deine Arbeitszeit so lange ist (wo ist denn das?? - ist ja eine 60h-Woche!!), dann solltest du um 19 Uhr auch rasch nach Hause gehen. Strukturiere deinen Tag (z.B. Vorbereitung Visite bis 8 Uhr und Entlassungen, Visite bis 11 Uhr, Anmeldung/Durchführung von Untersuchungen/Neuaufnahmen bis 12 Uhr, 12-13 Uhr Mittagspause, danach Blutwerte anschauen und weitere Neuaufnahmen, dann Vorbereitung der Briefe für den nächsten/übernächsten Tag, zwischen 14-16 Uhr dazwischen Angehörigengespräche, zwischendrin OA-Visite/Kurvenvisite mit OA/CA).

Kackbratze
01.10.2010, 11:31
Und was hat das dumme Verhalten der Kollegen mit Arztbriefen zu tun?
Glaubst Du das wird besser, wenn die Arztbriefe "besser" werden?

rotstar
01.10.2010, 11:45
danke für eure Infos und Hilfe.

Ich dachte immer, dass die Mediziner/in sich wie eine familie fühlen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass diese einen als Konkurenz sehen. Wenn ich sage, ich muss um 18.30 Uhr weg, weil ich mir um 19 Uhr eine Wohnung anschauen muss, die antwort von der Ina lautet, ja dann muss du aber danach wieder kommen. Wo bleibt die Fürsorgepflicht der Ärzte und der Vorgesetzten? Wie viele Stunden muss mann denn arbeiten. Mir ist der Spaß an den Beruf "Arzt" vergangen und möchte wirklich alles abbrechen und einen neuen Beruf erlernen.

Viele Grüße

rotstar
01.10.2010, 14:16
Und was hat das dumme Verhalten der Kollegen mit Arztbriefen zu tun?
Glaubst Du das wird besser, wenn die Arztbriefe "besser" werden?

ich denke, diese Arztbriefe nehmen mir viel Zeit in Anspruch. Die Kollegen/in sind nicht alle so unfreundlich oder überheblich. Ich bin in der Thorax-Chirurgie.

VG

MissGarfield83
01.10.2010, 15:19
Klingt schon nach einer malignen Stelle - aber letztendlich kommt es immer darauf an was für Gründe man hat das über sich ergehen zu lassen. Ist es die Top Superduper Choriphäenstelle mit unglaublich gutem Teaching oder wirst du ganz dirselbst überlassen?

Lakemond
01.10.2010, 15:39
klingt nach Uni Klinik.

kriegst du diese Stunden mindestens bezahlt?

und... ne Sekretärin gibt es dort nicht?

Feuerblick
01.10.2010, 16:46
danke für eure Infos und Hilfe.

Ich dachte immer, dass die Mediziner/in sich wie eine familie fühlen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass diese einen als Konkurenz sehen. Wenn ich sage, ich muss um 18.30 Uhr weg, weil ich mir um 19 Uhr eine Wohnung anschauen muss, die antwort von der Ina lautet, ja dann muss du aber danach wieder kommen. Wo bleibt die Fürsorgepflicht der Ärzte und der Vorgesetzten? Wie viele Stunden muss mann denn arbeiten. Mir ist der Spaß an den Beruf "Arzt" vergangen und möchte wirklich alles abbrechen und einen neuen Beruf erlernen.

Viele GrüßeDeine Wochenarbeitszeit steht in deinem Vertrag und deine tägliche Arbeitszeit kannst du bei der Verwaltung deines Arbeitgebers oder dem zuständigen Personaloberarzt erfragen. Immerhin musst du die Zeiten ja wissen, damit du deine Überstunden dokumentieren kannst. 6:45 Uhr bis 19 Uhr ist mal ganz sicher nicht die normale Arbeitszeit. Dienstschluss dürfte normalerweise so gegen *rechne* 16 Uhr sein... 12 Stunden Arbeitszeit sind ganz sicher nicht normal!!!
Wann du nach Hause gehst, bestimmst ganz alleine du! Mach deine Arbeit, bleib bis zum Dienstschluss und wenn dann noch dringende (!) Arbeiten anstehen, machst du Überstunden. Nicht mehr und nicht weniger.Organisatorische Mängel, wegen derer du deine Arbeit nicht ohne Überstunden schaffst, sind nicht dein Problem. Unwichtiges bleibt halt liegen, wenn keine Zeit ist, es zu erledigen!!:-meinung
Nein, Ärzte passen nicht immer gegenseitig auf sich auf. Also solltest du dringend lernen, auf deinen eigenen Füßen zu stehen. Und wenn deine Regelarbeitszeit tatsächlich 60 Wochenstunden betragen würde, dann passt das nicht wirklich zum Arbeitszeitgesetz und du solltest dir eine bessere Stelle suchen.

WackenDoc
01.10.2010, 17:13
Buch über Arztbriefeschreiben lohnt sich nicht, weil das jede Klinik und jede Abteilung anders macht.
Ich hab bisher Glück gehabt- auf der ersten Stelle hatten wir nen Vordruck, der immer wieder verwendet wurde- wobei unsere Sekretärin insuffizient war und das Tippen recht viel war, weil jeder Mist rein musste.

Auf meiner aktuellen Stelle haben wir vorgefertigte Briefe, die Teilweise sogar Befunde übernehmen. Ansonsten ist Copy-Paste angesagt. Einer unserer Vorgänger hat ziemlich viele Textbausteine erstellt. Wenn einer einen neuen bastelt, wird er allen zur Verfügung gestellt.

Ansonsten geht es bei uns sehr kollegial zu. Wenn einer früher fertig ist, fragt er die anderen, ob er noch was helfen kann. Wenn einer neu ist, kann er so lange fragen, bis er es selber kann und bekommt alles erklärt.

Ich seh zu, dass ich nicht mehr als eine halbe Stunde nach dem offiziellen Dienstschluss arbeite- klappt auch meistens- auch wenn ich hin und wieder nen Freitag hatte, an dem es länger wurde, weil noch was auf zu arbeiten gab. Mittagspause mach ich regelmäßig. Den Mist mit 12-Stunden-Tagen hab ich hinter mir und kann ich definitiv nicht empfehlen.
Wenn einer von uns morgens mal ne halbe Stunde später kommt oder mal früher weg muss, ist das kein Problem, weil jeder schon mal was in der Dienstzeit zu erledigen hat.(Z.b. Auto von und zur Werkstatt, Behördengang etc.)
Mein Tip: Wechsel die Stelle- so wie das bei dir läuft geht ja mal gar nicht.

lara162
01.10.2010, 19:05
Ich würde dir auch dringend zu einem Stellenwechsel raten, ggf. sogar zu einem Fachrichtungswechsel, da dir ja scheinbar schon die ganze Freude an deinen Beruf abhanden gekommen ist und du über eine völlig andere Berufswahl nachdenkst...oder muss es unbedingt THG/Chirurgie sein?

rotstar
01.10.2010, 22:03
hallo,

nein, es ist keine Uni-Klinik. Meine Arbeitzeit geht manchmal bis 20.00 Uhr und ich verlasse weinend die Klinik. Mir wurde nicht nur die Freude an dem Beruf " Arzt" sondern auch die Lebenfreude geraubt. Nach dem Staatsexamen dachte ich man kann jetzt auch noch leben.

Feuerblick
01.10.2010, 22:06
Kann man auch... aber nur, wenn man den Mumm hat, etwas zu ändern! WER zwingt dich zu so langen Arbeitszeiten? Und WER zwingt dich, dort zu bleiben, wo du bist? Also: Schreib Bewerbungen!

rotstar
01.10.2010, 22:06
klingt nach Uni Klinik.

kriegst du diese Stunden mindestens bezahlt?

und... ne Sekretärin gibt es dort nicht?

keine Uni Klinik, keine Überstunden und keine Sekretärin.

Feuerblick
01.10.2010, 22:08
keine Uni Klinik, keine Überstunden und keine Sekretärin.
Wie bitte???? Du machst Überstunden und bekommst sie nicht bezahlt? Ist nicht dein Ernst, dass du an so einem Haus bleibst, oder???

John Silver
02.10.2010, 00:02
Leute kündigen auch aus deutlich geringerem Anlass. In einer solchen Situation würde ich wirklich nach einer neuen Stelle suchen. Es gibt auch thoraxchirurgische Abteilungen, in denen das Arbeitsklima wesentlich besser und entspannter ist. Tägliche Arbeitszeiten von mehr als 12 Stunden ohne Bezahlung der Überstunden und mit solchen Kollegen? "Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich!"

Kackbratze
02.10.2010, 00:24
Keine Überstunden, keine Sekretärin.

Entweder ist dein Examen gefälscht, dein Selbstwertgefühl schon vor Beendigung des Studiums im Keller gewesen oder Du hast nach dem Abi gleich angefangen zu studieren.

Selbst bei KiK gibt es bessere Arbeitsbedingungen im Vergleich.

hennessy
02.10.2010, 10:58
was der nette Kollege sagen will:
Es wird Zeit, eine neue Stelle zu suchen. Wie lange willst Du Dich noch ausbeuten lassen und Deine Gesundheit gefährden?
Anstelle von fremden Entlassungsbriefen solltest Du endlich Deinen eigenen formulieren. Beginne mit: "Hiermit kündige ich...."

Annabell Lee
02.10.2010, 13:46
Fies ist der Umgangston hier aber gar nicht, oder?

Kündigen würde an deiner Stelle aber erst, wenn du schon einen neuen Job hast. Dürfte aber momentan kein Problem sein. Vielleicht hilft es ja schon, etwas in der Richtung zu erwähnen, und wenn sie sich immer noch nicht ändern kannst du wenigstens sagen du hättest versucht, das Problem zu lösen.

Wie ich das verstanden habe, hast du allerdings eher Probleme mit der Kollegin als dem Chef. Gut, du kannst jetzt sagen, "was will mir Ärztin eine Studentin was erzählen", aber ich hab es, falls ich gezwungen war auf einer miesen Station bleiben zu müssen, immer so gemacht, dass ich mich beim Chef gut gestellt habe, dann hat sich das meiste um 180 Grad gedreht.

Du wirkst mir auch generell ein wenig eingeschüchtert und sensibel, was in deinem Fach generell verwundbar macht, mehr als anderswo. Mir hat da das Buch "Schwarze Rhetorik" von Karsten Bredemeier geholfen, überhaupt Bücher über manipulative Psychologie. Man darf sensibel sein, aber man darf es sich nicht anmerken lassen. Kontern ist das A und O.

Das sagt sich jetzt natürlich leicht, du bist höheren Belastungen ausgesetzt als ich, ich weiß. Aber manchmal kann man alles brauchen, was man an Tipps kriegen kann...

tine74
02.10.2010, 15:06
so viele unbezahlte Überstunden und weinend die Klinik verlassen hat wohl nicht nur mit "Probleme mit der Kollegin" zu tun...

Und wieso erst kündigen, wenn man eine neue Stelle hat? Wenn es Chirurgie sein soll, könnte ich spontan zwei Kliniken mit völlig anderen Arbeitsbedingungen und freien Stellen nennen... da muss man zwar auch Überstunden machen (wobei.. 20 Uhr wirds da auch nicht, mal 17, vielleicht mal 18 Uhr wenns ganz schlecht läuft, aber das auch sehr seltem), aber die bekommt man wenigstens bezahlt oder als Freizeitausgleich