PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pharmavertreter in der Klinik (und Praxis)....



Angina
05.10.2010, 21:05
...gibt es Kollegen unter euch, die es komplett ablehnen mit Pharmavertretern zu sprechen? Bei uns kommen immer wieder mal welche vorbei, um ihre Propagandablättchen in meinen Regalen zu hinterlassen. Einerseits ist es mir zuwider, andererseits kooperiert selbst Chef ganz offiziell mit einzelnen z.B. im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen.

Rico
05.10.2010, 23:15
Nö, aus folgenden Gründen:
1. Dass man allein auf Basis dieser Blättchen keine Therapieentscheidungen fällen sollte ist ja klar, von daher kann er mir die ruhig dalassen. Wenn man sich aus objektiver Quelle informiert (z.B. Der Arzneimittelbrief (http://www.der-arzneimittelbrief.de/) - sehr zu empfehlen, nicht sehr teuer und auch noch von der Steuer absetzbar), dann kann man manchmal sogar die Fragen stellen, die in den ja oft nur sehr selektiv dargestellten Studienergebnissen offen gelassen werden.
Selbiges gilt für gesponserte Fortbildungsveranstaltungen.
2. Ist ja nicht alles Mumpe, bloß weil es ein Pharmavertreter anpreist. Es kommen ja auch nicht nur die, die ein neues Präparat etablieren wollen (was IMHO eh weitgehend aussichtslos ist, wenn wir drei Konkurrenzpräparate gelistet haben, dann geb ich mir doch nicht den Mehraufwand einer Sonderanforderung), sondern die, deren Präparate wir täglich und gerne verwenden. Und denen geb ich auch gern mal Rückmeldung.
3. Kann man denen ja auch mal ein Pröbchen aus den Rippen leiern. Gerade in der Ambulanz ist das halt super für die Patientenzufriedenheit, wenn Du ihnen ein neues Medikament ansetzt und denen gleich die erste Packung umsonst mitgeben kannst. Grad bei Medikamenten wo man erstmal abwarten muss ob er sie verträgt oder wo der Erwerb etwas tabuisiert ist, z.B. Sildenafil - da sind die Patienten echt dankbar, dass nachdem (teils nach Jahren) das Thema zu Sprache gekommen ist, sie dannach nicht auch noch mit dem Rezept in die Apotheke tigern müssen.
4. Stauschläuche, Pocket-Büchlein, EGK-Lineale, etc. für die Studenten-Grabbelkiste.

Kackbratze
06.10.2010, 05:54
Gummibärchen und Kugelschreiber!
Technikvertreter die im OP nerven, aber keinen Kuchen, etc mitbringen, haben gleich einen schwereren Stand, selbst wenn deren Technik schon seit Jahren erfolgreich genutzt wird.

tine74
06.10.2010, 06:07
Manche Vertreter wachsen einem ja sogar fast ans Herz, weil sie immer wieder kommen, z.B. die gute Frau von einem Heparinpräparat (welches wir wirklich seit zig Jahren verwenden) oder dem netten Mann von einem großen Pharmaunternehmen in einem Ort mit "L", die trifft man immer wieder, auch auf Kongressen, zweiterer weiß z.B., dass ich zwar als Assistenzärztin keine Entscheidungen treffen kann und darf, welches Präparat wir standardmäßig verwenden, aber er weiß von meinen Kindern und denkt immer an sie :). Dafür beekommt er dann eine Rückmeldung, wie zufrieden wir mit den diversen Präparaten sind - oder eben auch nicht.

Ab und an gehe ich auch mal auf gesponsorte "Fortbildungen" irgendwelcher Firmen, wobei ich mich vorher auch aus anderen Quellen informiere, aber da kann man dann noch Fragen loswerden oder sich gut mit anderen Kollegen austauschen.

Kackbratze
06.10.2010, 08:32
Um es kurz zu machen: bei uns in der Klinik entscheiden die Chefs und die Apotheke, welche Präparate von welchem Hersteller verwendet werden. Sofern ein Vertreter auftaucht, ist das eher nur "um zu schauen", sinnlos Werbung zu machen oder um tatsächlich mal nach der "Performance" des eigenen Medikamentes zu schauen.

Insgesamt bin ich deswegen diesen Leuten gegenüber nicht negativ eingestellt.
Vielleicht ändert sich das, wenn ich in der Entscheidungsebene bin, aber zum aktuellen Zeitpunkt sehe ich diese Leute weder als Ärgernis noch als störende Faktoren an.

Janny
06.10.2010, 09:50
Insgesamt bin ich deswegen diesen Leuten gegenüber nicht negativ eingestellt.
Vielleicht ändert sich das, wenn ich in der Entscheidungsebene bin, aber zum aktuellen Zeitpunkt sehe ich diese Leute weder als Ärgernis noch als störende Faktoren an.

Wenn die nicht immer zum dümmsten Zeitpunkt ever stören würden! Bevorzugter Zeitpunkt des Erscheinens: Montag Morgen oder Freitag Mittag. Eins dämlicher als das andere. Und die hilfsbereite Sekretärin schickt sie auch immer ohne Vorwarnung zu uns, egal, was wir gerade tun. Nur im Saal sind wir sicher ;-).
Vielleicht liegt es an meiner daraus resultierenden überbordenden Freundlichkeit denen gegenüber, dass ich so wenig Werbegeschenke erhalte?

Kackbratze
06.10.2010, 10:46
Das ist schlechte Koordination! Bei uns ist die Sekretärin fit genug, die zu den "besseren Zeiten", z.B. Mittagszeit, einzubestellen.

hennessy
06.10.2010, 13:55
sehe ich auch so. Mit Termin bin ich gerne bereit, mir kurze Vorträge über neue Mittelchen o.ä. anzuhören. Ohne Termin einfach auftauchen und die ganze Praxis aufhalten: No way, da helfen auch kleine Geschenke nichts.

WackenDoc
06.10.2010, 19:43
Ich turf die ganz gerne an unsere Fachärzte weiter.

Janny
06.10.2010, 20:58
Das mit dem Turfen muss ich mir merken (aber ob da meine Oberärzte/Facharztkollegen so begeistert von sind?).

Und manchmal hat es doch tatsächlich auch Vorteile, dass ein weibliches, kleines, eher junges Wesen auf der Chirurgie grundsätzlich erstmal für eine Schwester gehalten wird. So kann ich mich manchmal "unerkannt" aus dem Staub machen..........

Sehe es wie henn: Sollen die sich doch einen Termin geben lassen. Sonst hör ich mir das nicht an.

Es grüßt

"Schwester" Janny ;-)

Relaxometrie
06.10.2010, 21:09
Am Anfang meiner Assi-Zeit in der Psychiatrie habe ich mir die Pharmavertreter manchmal angehört. Da mein Wissen über Zusammenhänge in der Statstik aber nicht so gut ist, daß ich den Vertretern direkt Widerworte geben kann, wenn sie mir ihre Hochglanzprospekte mit gefälschten tollen Kurven zeigen, hatte ich ziemlich bald keine Lust mehr auf die Märchenstunde und habe mich nicht mehr mit den Vertretern unterhalten.
Kulis/Blöcke/sonstige Billigware kann ich mir selbst kaufen, oder greife sie inkonsequenterweise auf Fortbildungsveranstaltungen ab.

Mal einen Blick wert:
http://www.mezis.de/startseite/

Kackbratze
06.10.2010, 22:13
Nicht alle Kurven sind gefälscht.
Und im OP ist es meist schon entscheidend, wie gut sich ein Gerät anfässt, wie gut das Handling ist und wie oft es nicht funktioniert.
Das merkt man bei der Arbeit, da können noch so viele Prospekte oder Kurven kommen.

Zumindest in der Chirurgie ist es etwas einfacher die Spreu vom Weizen zu trennen, auch wenn das nicht immer möglich ist.

WackenDoc
07.10.2010, 19:22
Gerade heute erst wieder: In der Ambulanz steppte der Bär- ich wollte dass der Oberarzt noch mal bei nem Sono nachschaut (also ich bin eigentlich woanders, unterstütze aber die Ambulanzkollegen, wenn ich Zeit hab.) Erstmal auf den OA gewartet, weil der mit seinem eigenen Patienten zugange war. Pharmavertreterin kreiste um die Tür. Arzhelferin fragt den OA, ob sie die denn weg schicken solle- nein, natürlich ist der so nett, dass er sie anhört- also ich am kreisen und in der Zwischenzeit hat der OA meinen Patienten natürlich - vergessen- deswegen müssen wir bei dem immer in der Nähe bleiben, wenn wir ihn brauchen.
Nach mir war noch mein Kollege am Warten und meine zwei anderen Fragen musste ich erstmal verschieben.
Warum können die Pharmaleute nicht nen Termin vereinbaren oder nachmittags so gegen 3 kommen? Morgens um 11 ist echt kein guter Zeitpunkt.

Muriel
08.10.2010, 19:15
In der Praxis sind die Leutchen wirklich ganz gerne gesehen. Mich interessieren ihre ganzen Prospekte zwar absolut nicht, und nachdem ich mir von der gleichen Vertreterin zum dritten Mal in nicht mal zwei Monate von der tollen neuen Errungenschaft der HP-Guar-Kette an der Ultra-Version eines eprobten Tröfchens eines erzählen lassen musste, nerven diese Besuch zwar, aber: Unser Pröbchenschrank mit TEM ist derzeit gespenstisch leer, wir brauchen Nachschub ;-) Und gerade für Glaukomtropfen sind Proben echt nett, um neue Therapeutika erst mal antesten zu können, ohne gleich das teure Zeugs verschreiben zu müssen.

Feuerblick
08.10.2010, 19:39
Genau, das TEM-Schränkchen bei uns wird auch langsam leer... Eine unserer Pharmavertreter meiner früheren Arbeitsstelle vermisse ich inzwischen. Die ist total nett, kompetent, labert einen nicht zu und hat irgendwie immer den Bogen raus gehabt. Auf Kongressen gibts immer noch ein kleines Schwätzchen mit ihr. Und im Urlaub sind wir uns auch schon begegnet :-top

Nee, mal im Ernst: Da ich sowieso keinen Einfluss auf das habe, was bei uns gelistet ist, können die Damen und Herren mich momentan auch wenig auf ihre Seite ziehen. Allerdings finde ich es gar nicht übel, wenn man manche Dinge Patienten erst mal ausprobieren lassen kann, ohne dem Patienten gleich das teure Zeug aufschreiben zu müssen oder Gefahr zu laufen, dass die Apotheke das natürlich NICHT vorrätig hat. Insofern lass ich mich gerne auch mal zutexten... nur das richtige Maß sollten die Vertreter schon finden. Wer zuviel quatscht, hat schon verspielt. :-D