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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Guter Arzt werden?



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Encephallus
13.10.2010, 08:31
Da der Thread "Studium trotz leichter Hypochondrie?" bei weiterer Offtopic-Diskussion geschlossen würde, möchte ich hier mal die Frage erörtern, wie man es schaffen kann, ein "guter" Arzt zu werden.
Wie definiert man überhaupt einen guten Arzt? Ist es die rein fachliche Kompetenz, sprich Vorlernen und sehr intensives Lernen im Studium verhelfen einem, das Ziel zu erreichen?Oder kommt es auch sehr auf die Persönlichkeit des Arztes an?Wie sollte der Charakter eines Heilenden sein? Sollte er eher mitfühlend sein oder sollte er vor allem abgestumpft oder gar höhnisch und sarkastisch dem Patienten gegenüber treten?
Eine nicht ganz ernst gemeinte Frage, über die es sich in diesem Forum mit all seinen netten Usern dennoch lohnt, zu diskutieren...

:-party

GeliS.
13.10.2010, 08:54
30 Jahre nach der Approbation, auf verschiedene ärztliche Tätigkeiten zurückblickend, möchte ich spontan sagen, dass neben der Fähigkeit (und Bereitschaft), sich in die Lage des Patienten zu versetzen, am wichtigsten ist, sich die Notwendigkeit einzugestehen, dass nur wenig in der Medizin "biblische Wahrheit" ist...und die eigenen Kenntnisse und Vorgehensweisen immer wieder kritisch hinterfragt werden müssen...Es bleibt spannend!

Geerthe
13.10.2010, 11:26
Moin moin,

ich meine, daß Fachwissen eine Voraussetzung für den Beruf des Arztes ist. Ebenso, wie man vom Augenoptiker erwartet , daß eine Augenglasbestimmung super durchgeführt wird und die danach angepaßte Brille meinem Tätigkeitsbereich entsprechend ist.
Darüber hinaus ist für mich persönlich jedoch wichtig, daß der Arzt beim Pat. anregt, über seine Erkrankung nachzudenken und ggf. Dinge , die er selber dazu tun kann, daß es im besser geht, ergreift.
So viele Menschen glauben , ihre Probleme beim Arztbesuch lösen zu können und sind am Mittwoch Nachmittag ganz hilflos, wenn die Praxis schon geschlossen ist.


Geerthe

Rico
13.10.2010, 11:42
Grob vereinfacht und doch sehr wahr:

"primum non nocere" wie schon der alte Hippi wußte.
Alles andere rundrum sind Modeerscheinungen.

hulahopp
13.10.2010, 11:43
Als jemand unmittelbar vor dem Studium möchte ich sagen, dass für mich das Ziel ein guter Arzt zu werden darin besteht, unermüdliches Interesse an medizinischen und damit eng zusammenhängenden biologischen und biochemischen Fragestellungen zu haben, dabei stes auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben und dieses Wissen den Patienten zugute kommen zu lassen. Im Umgang mit dem Patienten sollte vor allem zugehört werden und beim Gespräch sollten Diagnoseschubladen ständig auf- und wieder zugemacht werden, um aus den Mosaiksteinchen der Beschwerden ein gezieltes Untersuchungsprogramm ableiten zu können. Ich weiß nicht, ob ein guter Arzt immer ein netter Arzt sein muss, wichtiger finde ich, ein kompetenter Arzt zu werden, der seine eigenen Fähigkeiten genauso kennt wie seine Grenzen und der auch immer den Kontakt zu vielleicht in bestimmten Fällen kompetenteren Kollegen hält. Medizin ist für mich auch Teamwork. Das Ziel sollte auch darin bestehen, dass der Patient sich gut betreut weiß, die Behandlungsmethoden und -ziele versteht und an seiner Heilung mitarbeitet.

Encephallus
13.10.2010, 11:57
"primum non nocere" wie schon der alte Hippi wußte.

Ist das nicht ein sehr bescheidenes Ziel?

Rico
13.10.2010, 12:06
Ist das nicht ein sehr bescheidenes Ziel?Ich finde es ist eines der anspruchsvollsten Ziele, denn nicht zu schaden heißt ja keinesfalls, dass man nichts täte.
Es bedeutet z.B., dass Du immer die bestmögliche Bahndlung für Den Patienten suchst, ggf. auch mal gar keine Behandlung - was oft schwer abzuwägen ist.
Es bedeutet, dass Du ihm keinen nutzlosen Firlefanz verkaufst - auch wenn Dich monetäre Reize vielleicht dazu verleiten könnten.
Diese Liste läßt sich lange fortsetzen, aber letztlich ist mit den drei Worten alles gesagt. :-meinung

Encephallus
13.10.2010, 12:14
Ok, wenn man teilweise hört, dass Ärzte bei ner Lungenentzündung Herzkatheteruntersuchungen in die Wege leiten, nur damit sie die Kosten für ihre Gerätschaften wieder einbekommen, haben du und der alte Hippi schon Recht..

Jemine
13.10.2010, 12:17
Über die Frage, was einen guten Arzt ausmacht, könnt ihr dann noch ausführlich im Sozio-Seminar bei Kaffee und Keksen diskutieren :-D

Encephallus
13.10.2010, 12:45
Über die Frage, was einen guten Arzt ausmacht, könnt ihr dann noch ausführlich im Sozio-Seminar bei Kaffee und Keksen diskutieren

Stimmt...oder eben schon hier...:-))

airmaria
13.10.2010, 13:29
Ich weiß nicht, ob ein guter Arzt immer ein netter Arzt sein muss...
ey hömma, das kannste doch so jetzt nicht bringen!!!
du stösst doch allen guten ärzten in spe vorn kopf, die vor ihren schlechten studien- und prüfungsleisten (nur wegen mc, is kla) auf einer ausgeprägten empathiewelle davon surfen…
das werden die guten ärzte! man muss nicht viel wissen, aber fühlen meedchen, fühlen!
ein arzt muss quasi jedes krankheitsbild selbst erfahren haben, man muss patient sein, nur so wird man guter arzt.
was kümmert da die ein oder andere UAW, weil man zufällig irgendwelche blöden interaktionen nicht kannte, oder eine clearanceberechnung nicht kapiert hat? denn die richtig guten können doch nachher so wunderbar mitfühlen und so tolle patientengespräche führen, dass die ursache arzt doch völlig unerheblich bleibt…
airmaria

edit: zitat verkürzt um den unterschiedlichen schwerpunkt meiner aussage von lavas nachfolgender zu verdeutlichen ;-)

Lava
13.10.2010, 13:49
Naja, Mary, das würde ich jetzt nicht aus dem Post herauslesen. Seine eigenen Grenzen zu erkennen ist schon wichtig. Statt ewig am Patienten herumzudoktorn und Sachen zu probieren, mit denen man sich nicht auskennt oder anders einfach immer wieder das anzuwenden, was man kann, ohne das es Erfolg hat, ist gefährlich. Ich muss wissen, an welcher Stelle jemand anders dem Patienten mehr helfen kann.

bremer
13.10.2010, 13:53
Ja, das war schon ein sehr merkwuerdige Deutung von Airmaria. Wobei der Beitrag von hulahopp von jmd mit Null Berufserfahrung geschrieben worden sein muss, so idealistisch, wie der klingt.

Kackbratze
13.10.2010, 14:55
Einen guten Arzt erkennt man daran, das er weiß, wo was steht und wo manche Theorien bereits diskutiert wurden. Z.b. per Boardsuche. ;-)

Encephallus
13.10.2010, 15:16
Erzähl das deinem Frisör ;-)

Kackbratze
13.10.2010, 15:42
Dir gefällt die Antwort nicht? Dann stell nicht so eine Frage.

Später wirst Du mit vielen Situationen konfrontiert werden, die dir nicht gefallen werden.
Aggressive Patienten oder Angehörige, Tod, Siechtum und der Erkenntnis, dass egal was Du tust, Du kannst die Natur nicht aufhalten.
Die Frage dabei ist nicht bloss, wie Du als guter Arzt das den Patienten verkaufst, sondern wie Du selber damit umgehst.

Dieser Job ist der Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Technik und Menschlichkeit. Zwischen Allmacht und Demut.
Finde deinen eigenen Weg, orientiere Dich immer, wenn möglich, an deinem inneren Kompass, dann findest Du selber raus, was einen guten Arzt ausmacht.

Zack
13.10.2010, 15:47
Sachlichkeit ist eins der unzähligen Kriterien die für sehr viele Berufe gilt, u.a auch für den des Arztes und die hier ziemlich oft fehlt...

Coxy-Baby
13.10.2010, 16:08
Ich persönlich glaube ja man kann nur ein guter Arzt werden wenn man in einer Familie aufwächst in der es seit 3 Generationen nur Ärzte gibt, die ein "von" im Familiennamen haben und bei der man spätestens intrauterin mit dem Lernen beginnt, bevor man dann
in den 3-sprachigen Kindergarten geht und dann später im Eliteinternat 2 Klassen überspringt um dann anschließend eine Eliteuni (also nix in Deutschland) zu besuchen.....

Skyreaver
13.10.2010, 16:11
@Threadersteller: Lies dir mal House of God durch. ;)

Zack
13.10.2010, 16:29
@Threadersteller: Lies dir mal House of God durch. ;)

Aha, und da bekommt er dann die Antwort auf seine Frage? sehr interessant...:-keks