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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lokalanästhetikum - Muttermilch



Arcus86
16.10.2010, 19:49
Hallo!

Ich hätte mal eine Frage an die Anästhesisten, Dermatologen oder an die unter euch, die sich mit Lokalanästhetika auskennen. Es geht dabei um eine Frau, die ein Muttermal auf das Brust hat, das entfernt werden muss. Dabei wird ein Lokalanästhetikum eingesetzt (Meaverin 0,5%). Die Frau hat gerade ein Säugling, der gestillt wird. Die Frage ist nun, wie lange nach dem Eingriff die Milch abgepumpt und verworfen werden muss. Die Dermatologin hat dazu wohl widersprüchliche Angaben gemacht. Daher wurde ich damit beauftragt, da weitere Meinungen einzuholen.

Es wäre nett, wenn jemand, der dazu eine Meinung hat, diese posten würde - danke!

WackenDoc
16.10.2010, 19:58
Der Gyn könnte es sogar noch eher als der Derma oder Anästhesist wissen.

Rico
16.10.2010, 20:12
Alle Fragen zu Medis und Schwangerschaft und Stillzeit beantwortet www.embryotox.de, so auch die zu Mepivacain (http://www.embryotox.de/mepivacain.html).
Die kann man zur Not auch anrufen und man erhält - ähnlich wie z.B. beim Giftnotruf - auch belastbare Aussagen. :-top

Relaxometrie
16.10.2010, 20:18
Ich rätsele ja gerne bei echten Fällen, die hier geschildert werden, mit. Aber den hier vorliegenden Fall finde ich etwas heikel. Welche Mutter lässt solche Fragen denn von einer anderen Person in Erfahrung bringen, und dann auch noch in einem Internetforum? Wenn die Frage rein medizinisch auch leicht zu beantworten ist, kann es doch nicht sein, daß die Mutter eines Säuglings nicht weiß, wen sie vor Ort fragen sollte :-((
Gynäkologe oder Kinderarzt vor Ort sind da die richtigen Ansprechpartner.

Arcus86
16.10.2010, 20:50
@ Relaxometrie:

Du kannst dir sicher sein, dass ich mir den Fall nicht ausgedacht habe.
Wie das eben so als Medizinstudent ist, man wird zu allen möglichen Themen etwas gefragt, auch wenn es sehr speziell ist. Natürlich könnte man wie von der Dermatologin empfohlen die Milch 24 lang abpumpen und verwerfen. Dies führt allerdings zu Problemen, die für Leute (inklusive mir) ohne Kinder schwer nachvollziehbar sind. Und da es wohl auch andere Meinungen gibt, u.a. von der Hebamme (ist zwar nicht akademisch ausgebildet, ihr Wissen sollte man aber wohl trotzdem nicht unterschätzen) stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht vielleicht auch reicht, die Milch über einen kürzeren Zeitraum abzupumpen.
Ob ein Internetforum ein geeigneter Ort ist, kann man natürlich kritisch hinterfragen. Allerdings stellt dies die Existenz des gesamten Fachsimpelei-Forums in Frage. Es kann ja durchaus sein, dass sich hier jemand auskennt und einen fundierten Rat gibt, unabhängig davon, ob man ihn befolgt oder nicht.
Und da die Frage doch eher speziell ist, glaube ich nicht, dass der Kinderarzt oder der Gynäkologe da wirklich bescheid wissen...

Relaxometrie
16.10.2010, 21:05
Du kannst dir sicher sein, dass ich mir den Fall nicht ausgedacht habe.
Das habe ich doch auch gar nicht behauptet.


Allerdings stellt dies die Existenz des gesamten Fachsimpelei-Forums in Frage.
Nö.
Im Fachsimpelei-Forum lese ich gerne mit, weil ich nach längerer Forenzugehörigkeit einschätzen kann, für wie fundiert ich welchen Teilnehmer halte.
Ich verstehe auch, daß man "das Internet" als Ratgeber konsultiert. Aber ich finde es bedenklich, daß eine Mutter über das Wohlergehen ihres Kindes nicht anders zu entscheiden weiß, als über ein Internetforum.



Und da die Frage doch eher speziell ist, glaube ich nicht, dass der Kinderarzt oder der Gynäkologe da wirklich bescheid wissen...
Die Frage ist nicht sonderlich speziell und ein Kinderarzt/Gynäkologe sollte sie vor Ort beantworten können. Er muß die Schwangerschafts-Stillzeit-Kontraindikationen nicht für jeden Wirkstoff auswendig wissen. Aber er wird wissen, wo er es nachschlägt.

Rico
16.10.2010, 21:42
Natürlich könnte man wie von der Dermatologin empfohlen die Milch 24 lang abpumpen und verwerfen. Dies führt allerdings zu Problemen, die für Leute (inklusive mir) ohne Kinder schwer nachvollziehbar sind.Interessant, was sind das denn für unlösbare Probleme?
Man kann doch über Tage und Wochen vor dem Eingriff Milch abpumpen, einfrieren und dann in den 24h wieder auftauen und verfüttern. Man kann mal Pre-Milch geben, evt. kann man den Eingriff schieben bis abgestillt ist oder die Zahl der Muttermilchmahlzeiten geringer wird, etc. :-nix

Und da es wohl auch andere Meinungen gibt, u.a. von der Hebamme (ist zwar nicht akademisch ausgebildet, ihr Wissen sollte man aber wohl trotzdem nicht unterschätzen) stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht vielleicht auch reicht, die Milch über einen kürzeren Zeitraum abzupumpen.Und was sagt die Hebamme?

Und da die Frage doch eher speziell ist, glaube ich nicht, dass der Kinderarzt oder der Gynäkologe da wirklich bescheid wissen...Das ist deren Kernkompetenz.
Ich als Internist kenne von keinem einzigen Medikament die Kinder-/Schwangeren-/Stillzeit-Dosierungen, weil ich die praktisch nie behandele.
gyn und Päd sind IMHO die einzigen, die sich da richtig gut auskennen, bei anderen Fachrichtungen is das allenfalls punktuelles Wissen, z.B. wenn ein Augenarzt hauptsächlich Kinder behandelt, dann wird er sich da auskennen, aber ansonsten ist das für die übrigen Fachrichtungen v.a. Nachschlage- und Rückfragewissen.

THawk
17.10.2010, 08:02
Bei uns in der Klinik sind es die Pädiater, die die Stillfrage am Ende beantworten müssen. Sowohl die Gynnies als auch die Hebammen verweisen da an uns.
Am Ende entscheiden wir auch anhand von "Arzneimitteltherapie in Schwangerschaft und Stillzeit" sowie Embryotox.

Prinzipiell sind Lokalanästhetika kein Stillhindernis. In diesem speziellen Fall ist die Antwort natürlich ungleich schwieriger, da nicht klar ist, ob durch die lokale Infiltration an der einen Brust Lokalanästhetikum in höherer Konzentration in die Muttermilch kommt. Dazu wird es keine Untersuchungen geben; die o.g. Quellen beantworten nur die Frage "Wenn irgendwo am Körper LA gespritzt wird, wie viel kommt dann (via Blut etc.) in der Muttermilch an."
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde auch (mindestens die betroffene Brust!) für 24h abpumpen und die Milch verwerfen lassen.
@Rico: Rein fachlich gibt es da keine Probleme (die von dir genannten Möglichkeiten machen es ganz einfach). Aber für viele Mütter ist das Stillen ein heiliger Gral, da schaltet der Kopf aus und die Gefühle regieren. Gerade in der ersten Zeit nach Geburt. Da kann eine Stillpause (und viel schlimmer ein Abstillen) empfunden werden als Unfähigkeit, dem Kind das nötige zu geben, bzw. die Mutterrolle zu erfüllen.
Wir sehen das Problem öfter, wenn abgepumpte Muttermilch zu viele Keime aufweist und daher verworfen werden muss.

Aber Arcus, bitte nochmal den Hinweis: Was ich hier geschrieben habe ersetzt nicht den Gang zum Arzt, bzw. das Befolgen dessen Ratschläge!