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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Inflation der "Kuschelnoten"



maja
27.02.2003, 11:03
...so lautet der Titel eines Artikels in der SZ vom 27.2.2003.

Danach werden an deutschen Universitäten zu gute Noten vergeben. An oberster Spitze liegen Psychologie, Biologie, Physik mit einem Durchschnitt im Diplom von 1.5.

Mediziner, WiWis und Juristen seien hier schon ein besseres Vorbild, da sie die Notenskala weitgehend ausschöpfen (2.4-3.3).

Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Karl Max Einhäupl, fordert die Fakultäten auf, sich auf gemeinsame Qualitätsmaßstäbe zu einigen, um die Inflation der Spitzenzensuren zu stoppen.


Was sagt man dazu!? Auf der einen Seite ist unsere Uni immer bestrebt, eine Elite auszubilden udn auf der anderen Seite ist diese Elite wieder zu gut oder was?

Die Aufforderung des Herrn Einhäupl sieht mir schon fast danach aus, als befürworte er eine willkürliche Prüfungsbewertung in dem Sinne, dass eine bestimmte Zahl an Prüflingen durchfallen MÜSSEN, damit die Fakultät ja nicht zu gut abschneidet.

Den ganzen Artikel findet Ihr hier (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=453771)

Heinz Wäscher
27.02.2003, 11:55
Es gibt gerade FÜR die Medziner auch eine Gegenrichtung
Ich hab da mal gelesen,daß irgendein Kommitee (oder so),auch ein besseres Bewertungsverfahren fordert,vor allem das Physikum

Da es zu wenig Erfolgsergebnisse,wie ne "1 oder ne 2" gäbe

Wenn ich da nen Artikel finde,dann setz ich den hier rein

Muriel
27.02.2003, 12:00
Also, die Notenvergabe bei Hochschulabschlüssen ist schon teilweise etwas eigenartig, das dürfte wohl klar sein. Wenn man z.B. bei den Juristen der absolute Held ist, wenn man mit einem "voll befriedigend" abschließt, bei den Biologen aber mit dieser Note eine Null ist, ist das schon komisch. Es kann ja nicht sein, dass alle Biologen super gut und alle Juristen furchtbar schlecht sind. Aber wenn diese Notenvergabe innerhalb Deutschlands an allen Unis in etwa gleich ist, dann kann man damit leben, finde ich. So weiß ja schließlich der Arbeitgeber in spe, wie er einen Abschluss zu beurteilen hat. Wenn allerdings, wie auch in dem Artikel erwähnt, von Uni zu Uni die Noten im gleichen Fach so massiv variieren, so wird das nur zu wahrscheinlich zu Ungerechtigkeiten führen. Aber ob nun die einen zu gut oder die anderen zu schlecht bewertet wurden, dürfte auch nicht so einfach herauszufinden sein, bzw. wird man sich nicht so schnell auf einheitlichere Konzepte einigen können. Auf jeden Fall glaube ich aber, dass es bei uns Medizinern noch ganz in Ordnung ist. Glück oder Pech mit Prüfern kann man immer haben, aber absolut der Willkür sind wir doch meines Erachtens noch nicht ausgesetzt.
In diesem Sinne: Allen viel Glück & Erfolg bei den Examen!

Muriel

Heinz Wäscher
27.02.2003, 12:12
Also,ich bin schon für eine Annäherung der Notenqualität

Aber wie soll die praktische Durchführbarkeit aussehen,ohne die Autonomität der Hochschulen zu verletzen?

Ich denke da vor allem an Studienschwerpunkte im Hauptstudium,die nur an einigen Unis möglich sind (zB Luft-und Raumfahrttechnik)
oder seltenere Studiengänge;da ist die Vergleichbarkeit mit anderen Unis ja nicht so gegeben

hamtaro
27.02.2003, 14:00
Also ich bin auch für mehr Gerechtigkeit! Aber in dieser Welt??? Nein, wohl eher nicht. Es ist einfach unmöglich.
Naja, zur Trost. Die zukünftigen Arbeitergeber werden's wohl selber merken, ob der eine gut ist oder nicht.

;-)

TomB
27.02.2003, 14:40
Dasselbe Thema im Dezember im Spiegel: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,225562,00.html

maja
27.02.2003, 15:05
"Gute Noten nützen nicht mehr, schlechte schaden immer noch. "
-> Zitat aus dem Spiegel Artikel.


Es mag sein, dass sich die Unternehmen bewusst sind, dass es in einigen Studiengängen Bestnoten gibt. Aber Lieschen Müller ist m.E. noch immer schwer beeindruckt von seinem Enekl, der mit "1" abgeschlossen hat. Es ist in der Bevökerung nicht klar, dass es so eklatante Unterschiede gibt. Und da kann man noch sooft erklären, dass die Fächer nciht vergleichbar sind. "Der Enkel von Frau XY hat mit Eins abgeschlossen!" Wie steht man denn dann da, wenn man mit 3 abgeschlossen hat und darauf stolz sein kann, weil man ein Studium absolviert hat, in dem es keine Topnoten gibt!? (Ok, Lieschen Müller wird nicht im Personalbüro darüber entscheiden, ob jemand eingestellt wird oder nicht, aber trotzdem! :-) )

Ich finde, man sollte wenigstens innerhalb der Studiengänge eine Linie im Benotungssystem haben. Ist doch auch irgendwie klar, dass ein Student an eine Uni geht, an der es einfacher ist, bessere Noten zu bekommen oder wenigstens zu bestehen.

Andererseits ist das auch ein recht schwieriges Unterfangen für die Unis, denn es wird ja immer noch zwischen Volluni und TU usw unterschieden. Und eine TU erhebt (leider) immer noch den Anspruch, in naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern strenger zu prüfen und damit das Niveau zu erhöhen und die Bestnoten zu senken.

Für mich sieht das alles nach einer Katze aus, die ihren Schwanz fangen will ...

hobbes
27.02.2003, 16:11
Also ich bin total dagegen hier wieder an allem rumzubasteln. Da Juristen und Mediziner wohl notenmässig selten verglichen werden, ist es ja egal wie da und dort die Durchschnittsnote liegt.

Wenn nun aber eine neue Durchschnittsnote her soll (und zwar ne tiefere), so ist die Vergleichbarkeit von alten zu jungen nicht mehr gegeben. So wird sich mancher Chefarzt sagen: Na nu: zu meiner Zeit waren die Studenten noch besser. Dass er dabei irrt wird ihm kaum verständlich zu machen sein.

Die Noten sind ohnehin unwichtig. Aber manchmal ist doch einfach schlicht nicht zu leugnen, dass Studienabgänger der Medizin theoretisch ein grosses und gutes Wissen haben, dass nur mit einer guten Note honoriert werden kann. Alles andere wäre ungerecht.

Also, alles beim Alten lassen.

maja
27.02.2003, 16:20
Wie gsacht...eine Note für alle einzuführen, halte ich auch für Blödsinn.

Nur ist es zB in der Juristerei eben doch so, dass es regional echt krasse Unterschiede gibt. Fern von einem Staatsexamen i.e.S.

Letztlich fände ich es auch besser, es zu lassen wie es ist, wenn man nicht in der Lage ist, krasse Unterschiede auszugleichen, anstatt die Noten generell zu senken.

eva_luna
27.02.2003, 23:11
hi,

in der zeit von letzter woche war auch ein artikel zu diesem thema, es wurde ein vorschlag genannt, den ich sehr interessant fand und der eine überlegung wert wäre: ein befragter schlug vor, auf dem abschlusszeugnis den notendurchschnitt des jeweiligen jahrganges zu nennen, so hätte man eine gute vergleichsmöglichkeit:

"Bis die Reformen greifen, hat der Karlsruher Biologe Reinhard Paulsen einen anderen, schneller zu realisierenden Vorschlag. Um das jeweilige Zensurenniveau nach außen sichtbar zu machen, sollte die Durchschnittsnote der Fakultät auf dem Abschlusszeugnis jedes Studenten auftauchen: 'Es macht schließlich einen Unterschied, ob alle eine Eins haben oder ich der Einzige bin.' "

den ganzen artikel gibt es hier: http://www.zeit.de/2003/09/B-Kuschelnoten

ich finde, die nennung des jahrgangsdurchschnitts könnte generell eingeführt werden - zum einen hätte man dann in ein paar jahren eine gute möglichkeit, um auch die unterschiede zwischen alten und jungen bewerbern beurteilen zu können (=> hobbes); zum anderen wäre es auch für fachfremde leute einfacher, die "qualität" eines bewerbers zu beurteilen (ein chefarzt weiß natürlich, dass eine 4 im physikum kein knockout-kriterium ist, aber weiß das auch der hr-mensch eines biotech-unternehmens?).

viele grüße
eva_luna