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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : retrospektive vs klinische Doktorbeit



CaliforniaKicky
26.10.2010, 16:36
welche Vorteile hat eine klinische Doktorarbeit im Vergleich mit einer statistischen retrospektiven Studie mit der Ausnahme, dass erstere besser benotet wird.
Einige Komilitonen meinten, sie würden lieber ne klinische Studie bearbeiten weil sie dafür keine Statistik bräuchten. Fakt ist doch, dass bei beiden Doktorarbeitstypen die gesammelten Daten, sei es nun retrospektiv oder aktuell durch Patienenuntersuchung vom Doktoranden, die Ergebnisse statistisch ausgewertet werden müssen.

Was ist es also, das die klinischen Studien meistens doch so viel attraktiver erscheinen lässt wenn der statistische Teil in beiden obligat ist?

morgoth
26.10.2010, 17:16
In vielen klinischen Studien kann man halt einen "persönlicheren"/direkteren Bezug herstellen. Vor allem wenn man die Patienten selbst untersucht/nachuntersucht, ist man auch selbst für die Qualität der erhobenen Daten usw. verantwortlich. Als "Statistiker" muss man auf eingescannte Patientenakten zurückgreifen, von denen 99,9% eh nicht vollständig sind. Dass man als Doktorand keine Behandlungsindikation stellt ist klar, allerdings kann es bei den statistischen Arbeiten passieren, dass man Therapieergebnisse von Patienten auswertet, die irgendwann in den 90er Jahren behandelt worden sind. Das hat dann schon einen gewissen "abstrakten" Charakter, besonders wenn man wie ich Jahrgang 198x ist. :-) Hängt halt immer von der betreffenden Erkrankung ab, aber es ist klar, dass bspw. eine Tumorerkrankung mit Inzidenzen von 2/100.000 es auch mal erforderlich macht, mehr als 5 Jahre zurückzugehen.
Allerdings haben auch die klinischen ihre Nachteile, besonders wenn die Rekrutierung "noch nicht ganz abgeschlossen" ist.

Skalpella
26.10.2010, 23:17
Meine Diss ist klinisch und trotzdem hab ich die gesamte Statistik selbst gemacht. Wie auch meist in Arbeitsgruppen, die keinen Statistiker an Board haben. Man bespricht das mit dem Statistiker und wertet dann(oft) selbst aus. Das Argument mit der fehlenden Statistik bei der klinischen hinkt also, wie Du selbst schon geschrieben hast.

Oft sind aber die n-Zahlen ganz andere. Mein Verlobter macht eine statistische Arbeit mit 2500 Patienten (also 2500 Akten auswerten!), meine klinische hat nur 127 Patienten, aber alle im Laufe von zwei Jahren selbst akquiriert.
Wenn ich mit der Erkenntnis neu wählen müsste, würde ich wieder eine klinische machen. Allerdings nur dann, wenn die Zeit der Proben- bzw. Patientenakquise einigermaßen einzugrenzen ist.
Wenn man zu spät dran ist (also vielleicht erst im 9.Semester beginnt), kann es schon knapp werden mit der Zeit und man verlegt sich eher auf etwas statistisches.

Relaxometrie
26.10.2010, 23:39
Mein Verlobter macht eine statistische Arbeit mit 2500 Patienten (also 2500 Akten auswerten!)
Ohjeeee. Ich bin schon ganz ruhig. Ich dachte, ich wäre mit ca. 750 Akten 'ne arme Socke. Letztendlich sind davon 524 Patienten in der Excel-Tabelle gelandet. Jetzt folgt SPSS..........grusel :-((

on topic:
Wie Skalpella sagte: Je später man mit der Diss beginnt, desto eher wählt man (je nach Zeitdruck) ein statistisches Thema, weil dabei zumindest die Daten tatsächlich vorhanden sind (wenn das Archiv nicht zu chaotisch ist :-oopss) und mit der Auswertung kaum etwas schief gehen kann.
Eine klinische Arbeit ist wahrscheinlich erstmal spannender, da realitätsbezogener und praktischer. Wenn man aber den Patienten immer hinterherläuft/diese nicht erscheinen/man nicht genug Patienten zusammenbekommt, kann es sehr lästig/nervig/zeitaufwendig werden.

Kackbratze
27.10.2010, 08:19
Das Gleiche kann einem aber auch bei einer statistischen Arbeit passieren, wenn man während der Datenerhebung feststellt, das entweder die erforderlichen Daten nicht zu 100% von den Behandlern erhoben wurden oder wenn man feststellt, dass auf Grund von Codierungsfehlern falsche Patienten in die Liste der "möglichen auswertbaren Akten" hineinkommen und sich dann das untersuchte Kollektiv radikal verkleinert.

CaliforniaKicky
27.10.2010, 17:11
erstmal danke euch allen für die vielen Antworten. :-)
es ist halt so, dass ich meine Doktorarbeit gerne in der Augenheilkunde machen würde. Im Moment bin ich im 7. Semester und Augenheilkunde (also Untersuchungsmethoden etc. werden wir erst spät im 9 und 10. Semster haben) so dass ich möglicherweise gar nicht dazu im Stande wäre Patienten selbst untersuchen zu können.
Ich bin ein wenig vermischt. eigentlich geht es mir um das Vorzugsfach Augenheilkunde (weil es mich halt interessiert) und den Wunsch möglichst schnell fertig zu werden. dann würde sich doch wohl etwas retrospektives nehmen, glaube ich.:-((

sdae
27.10.2010, 17:16
Ich sehe nicht das Problem darin, dass du derzeit nicht weisst, wie man ein Auge untersucht. Das kannst du beispielsweise mit dem DocVater klären. Der kann dir bestimmt einen Assistenzarzt nennen, der dir das kompetent beibringt. Oder du famulierst in der Augenheilkunde.

Relaxometrie
29.10.2010, 01:38
An der Tatsache, daß Du den Augen-Untersuchungskurs noch nicht gehabt hast, sollte die Arbeit nicht scheitern. Im Untersuchungskurs lernt man nämlich leider kaum etwas (das ist leider meine Erfahrung aus dem Studium).
Die Untersuchungstechniken, die für Deine Dr.-Arbeit relevant sind, sollte Dir irgendjemand in der Klinik beibringen können. Wie weiter oben auch schon jemand geschrieben hat: Vielleicht machst Du eine Famulatur in der Augenheilkunde? Wenn Du vor der Famulatur schon weißt, welche Untersuchungstechniken/-methoden Du für die Dr.-Arbeit brauchst, kannst Du diese dann üben, falls es nicht zu abgedrehte Methoden sind, die im normalen Stationsalltag kaum vorkommen.