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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Distale Radiusfraktur - Osteosynthese



fragezeichen
31.10.2010, 20:12
Hallo,

kann mir vielleicht jemand ein paar Infos zu o.g. Thema geben?

1) Es gibt für die distale Radiusfraktur ja neuerdings diese winkelstabilen Platten. Kann mir jemand sagen, was an diesen Platten so toll und neu ist gegenüber "normalen" Platten? Bekommt der Patient mit so einer Platte auch noch einen Gips und wenn ja, wie lange ungefähr?
2) Man kann eine Radiusfraktur ja auch mit K-Drähten spicken. Was sind Vor- und Nachteile dieses Verfahrens?
Vorteil: kann man ggf. auch geschlossen, also durch die Haut durchführen?
Nachteil: Ist nicht übungsstabil? Patient braucht für 4 Wochen nen Gips?
3) Einen Fixateur externe nimmt man bei Trümmerfrakturen oder offenen Frakturen, nicht? Kann mir jemand erklären, wie so ein Fixateuer externe funktioniert? Wie stabilisiert der die Fraktur bzw. was macht er genau?

Mein Hex-Prüfer fährt leider total auf Osteosynthesen der häufigsten Frakturen ab und ich hab im Studium leider nie gelernt, wie die einzelnen Verfahren funktionieren, sondern nur, dass es sie gibt..

Würd mich über Antworten sehr freuen.

Vielen DAnk!

F.

Lava
01.11.2010, 08:42
Winkelstabile Platten gibt es inzwischen für fast alles, nicht nur für Radiusfrakturen. Befasse dich mal ein bisschen mit dem Thema winkelstabil, darauf fahren die meisten Prüfer ziemlich ab, glaub ich.
Grob erklärt: bei einer normalen Platte hast du einfach Löcher drin, durch die du Schrauben einbringen kannst. In welche Richtung die Schrauben gehen, kannst du selbst bestimmen. Einerseits ist das nett, weil du die Schraube halt genau dahin bohren kannst, wo du willst. Der Nachteil ist aber, dass man die Platte genau an den Knochen anmodellieren und mit den Schrauben andrücken muss, damit sie stabil ist und nicht um die Schrauben herumschlackert. Bei winkelstabilen Platten haben die Schraubenlöcher ein Gewinde und die Schraubenköpfe auch. Somit ist die Platte fest mit den Schrauben verbunden. Diese gehen auch in eine vorher definierte Richtung und zwar nur in diese. Hat den Nachteil, dass die Richtung der Schrauben vorgegeben ist, aber den Vorteil, dass die Platte auf jeden Fall stabil ist und nicht direkt auf dem Knochen aufliegen muss.

Einen Fixateur externe macht man bei ausgeprägtem Weichteilschaden. Eine offene Fraktur muss nicht per se mit einem Fixateur versorgt werden. Wenn die Weichteile aber arg gefährdet sind und die Gefahr besteht, dass das nicht heilt, wenn man darin herumschneidet, macht man lieber den schonenderen Eingriff. Dabei wird die Fraktur möglichst geschlossen reponiert und dann fixiert, in dem man proximal und distal der Fraktur Pins in den Knochen einbringt, die dann mit Carbonstangen fest verbunden werden. So zum Beispiel. (http://www.thieme.de/viamedici/medizinstudium/pj_berichte/muenchen_handchirurgie_bild3.jpg) Dann gibt es die Möglichkeit, die Fraktur so auszubehandeln und den Fixateur 6 Wochen dran zu lassen (muss täglich gründlich gereinigt werden! Infektionsgefahr!) Oder man macht einen Verfahrenswechsel auf eine Platte, sobald die Weichteile das zulassen.

K-Drähte werden heutztage bei Radiusfrakturen nur noch selten gemacht. Man kann sie, wie du schon sagtest, perkutan einbringen, hat also auch sehr geringe Weichteilschäden. Der Nachteil ist jedoch, dass die Versorgung nicht übungstabil ist und der Patient somit trotzdem für 6 Wochen einen Gips braucht. Außerdem kann man geschlossen nicht immer so 100%ig reponieren. Heutzutage würde man also eher eine Plattenosteosynthese versuchen. Dann ist das exakt reponiert und der Patient kann frühfunktionell nachbehandelt werden. Bei alten Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand kann man sich allerdings überlegen, ob die nicht mit K-Drähten besser dran sind. Wir machen das fast gar nicht mehr.

Auch nach einer Plattenosteosynthese kann es übrigens sein, dass der Patient vorerst einen Gips haben muss. Der Operateur entscheidet, für wie stabil er seine Osteosynthese hält. Nicht selten wird erst nach der Wundheilung mit der Krankengymnastik begonnen und der Patient muss 2, vielleicht sogar 4 oder 6 Wochen einen Gips tragen.

Lava
01.11.2010, 08:52
Was die vorgegebene Richtung der Schrauben angeht, lag ich wohl etwas daneben. Guckst du hier. (http://de.wikipedia.org/wiki/Winkelstabilit%C3%A4t)

fragezeichen
01.11.2010, 14:16
Super, danke! Werd das nachher mal ausdrucken und mich bei Fragen ggf. noch mal melden.. :)

WalterSobchak
01.11.2010, 16:28
@lava
ich glaub bei Kindern nimmt man schon noch ganz gern K-Drähte, oder? :-nix
bei uns im Haus kriegen sie sogar Drähte bei suprakondylären Humerus-Frakturen...

Bille11
01.11.2010, 17:02
genau. bei kindern werden gerne k-drähte genommen.. und weiterhin sollte man sich den typ der fraktur anschauen und entsprechend dessen die therapie wählen. für die AO-23B1 fraktur ist die versorgung mittels k-drähten z.b. goldstandard. nur sind die AO-23B2 und AO-23C1/-3 wesentlich häufiger und entsprechend die offen chirurgische versorgung mittels plattenosteosynthese häufigere prozeduren.

Lava
01.11.2010, 20:10
@lava
ich glaub bei Kindern nimmt man schon noch ganz gern K-Drähte, oder? :-nix
bei uns im Haus kriegen sie sogar Drähte bei suprakondylären Humerus-Frakturen...

Ja, klar. Aber Kinder sind wegen der Wachstumsfugen sowieso ein Sonderfall, an die habe ich jetzt im Zusammenhang mit der Frage gar nicht gedacht.

fragezeichen
03.11.2010, 09:00
Hallo,

kann mir vielleicht noch mal jemand ein paar Fragen beantworten?

1) Wie wirkt der externe Fixateuer bei ner Radiusfraktur bzw. allgemein? Zieht er die Frakturfragmente auseinander?!? Und warum setzt man einen Teil des Fixateurs im Bereich des 2. MHK an und nicht an einem anderen Ort?!?

2) Ich hab mich in verschiedenen Büchern und im Internet über Kortikalis- und Spongiosaschrauben informiert und immer wieder bin ich auf die Begriffe Gleit- und Gewindeloch gestoßen. Ich verstehe irgendwie nicht so ganz, was damit gemeint ist. Bohrt man wirklich zwei gegenüberliegende Löcher und warum brauche ich bei einer Schraube beide Löcher udn bei der anderen nur eines?!?

Schon mal vielen Dank!

F.

Lava
04.11.2010, 16:16
1.) Ein Fixtauer stabilsiert ganz einfach :-nix Die Fraktur wird reponiert und damit sie auch hält schraubt man den Fixateur dran.

2.) Damit eine Zugschraube wirklich ziehen kann, geht man folgendermaßen vor: man bohrt zunächst ein etwas breiteres Loch, in dem die Schraube locker gleiten kann, bis zum Frakturspalt. Danach bohrt man ein schmaleres Loch vom Frakturspalt aus bis zur anderen Kortikalis. Wenn man die Schraube einbringt, fasst das Gewinde halt idealerweise nur in dem hinteren Fragment, während es vorne durch das Bohrloch hindurchgleitet. Beim Festziehen wird so das hintere Fragment herangezogen und presst das Fragment fest.

fragezeichen
04.11.2010, 17:07
Super, vielen Dank! Kannst du mir vielleicht noch sagen, warum man den Fix. ex. bei der Radiusfraktur am 2. MHK anbaut? Ist das Teil dann am stabilsten?

Lava
04.11.2010, 18:16
Ich muss raten, aber ich vermute, da passt es von der Achse am besten.

Bille11
04.11.2010, 18:20
a) es passt von der achse in der leichten radialextension am besten
b) es passt von der stabilität - baue einen pfeiler nahe der fraktur, einen ferne der fraktur auf jeder seite - am besten

fragezeichen
04.11.2010, 20:41
Dickes Dankeschön!