Lachgas

[ehemalige Userin 24092013]

Ja hier wird es zum Teil noch oder wieder genutzt.
Vor allem im Kinderspital zum schnelleren Anfluten vom Sevo bei inhalativen Einleitungen oder auch mal bei den Erwachsenen - wenn auch sehr viel seltener - in Kombi mit einem volat. Gas.

Wie ist es jetzt in der Geburtshilfe / Schwangerschaft?
Notsectio: Lachgas zum schnellen Anfluten ja oder nein?
Generell eine Schwangere in ITN -für eine OP am Unterschenkel (Fraktur) z.B., mit strikter Ablehnung einer Regionalanästhesie - darf sie Lachgas haben? Oder läuft da irgendwas im Uterus oder im / am Kind schief?

[Bille11]

ich kenne lachgas bisher praktisch nur aus der geburtshilfe (in einem bündner spital).. :-)

[kra-]

Mich würden mal die genauen Vorteile von Lachgas interessieren. Kenne jetzt 4 Anästhesieabteilungen, nur eine von denen hat mit Stickoxydul gearbeitet. Und selbst dort war die Benutzung eher Geschmackssache. Mit Lachgas sei die Narkose "eleganter" etc...
Also: wer benutzt es noch? Wann? Warum?

Cya,
kra-

[Hypnos]

Also - da muß doch auch Hypnos mal wieder die Lehrbücher befleissigen...denn was man seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr nutzt - vergisst man auch schnell...

Prinzipiell spricht nix gegen die Verwendung von Lachgas zur Sectio, ABER

1) Lachgas passiert rasch die Plazenta, innerhalb von 3 min wird ein fetales / maternales Konzentrationsgleichgewicht erreicht.

2) Konzentrationen von 50% gelten als sicher, jedoch nur bei kurzfristiger Anwendung.

3) Bei Anwendungen von mehr als 15 min Dauer wurden neonatale Depressionen beschrieben - daher gilt es, dies zu vermeiden (Anm. d. Autors: falls ein Gynäkologe nach Schnitt 15 min bis zur Entwicklung des Kindes benötigt, würde ich diesem dringend empfehlen, ab sofort nur noch Aufklärungsgespräche zu führen)

4) Bei erheblich beeinträchtigten Feten sollte auf Lachgaszufuhr verzichtet werden.

5) Cave: Diffusionshypoxie beim Ausleiten

6) ferner wurde (eher wissenschaftlichen Charakters) nachgewiesen, daß Lachgas, insbesondere bei längerfristiger Anwendung, zur Mitosehemmung führt, und somit auch im ersten Trimenon nur mit Vorsicht zu geniessen ist.

7) Somit sind teratogene und abortfördernde Eigenschaften beschrieben worden, die sich zwar durch Folsäuresubstitution verhindern liessen, aber im Zweifelsfall würde ich eher die Finger davon lassen.

(Mein) Fazit:

1) Lachgas NIE zur Notsectio

2) Lachgas NIE bei Schwangeren und geplant längeren OP's (über 30 min Dauer)

3) Lachgas möglich bei unkomplizierten, kurzen Eingriffen in einer unauffälligen Schwangerschaft

4) Lachgas NIE bei PONV

vermutlich könnte man die Liste noch erweitern, aber mehr fällt mir aktuell mit meinem etwas sinusitisiertem Schädel nicht ein...

Gruß,
Hypnos

edit: @kra-: die genauen Vorteile von Lachgas findest Du in wirklich jedem Lehrbuch zur Anästhesie - und auch bei google. Als zukünftiger Gasmann in spe würde ich erwarten, Dich erst dort zu belesen, und dann die Frage erneut zu posten...

[ehemalige Userin 24092013]

Oh ich mag Lachgas so langsam:

1. schnelles Anfluten von volat. Gasen
2. super Analgetikum (v.a. bei Patienten mit Opiatsucht in der Anamese), wenn man auf intraoperativ hohe Opiatdosen verzichten möchte und zusätzliche Regionalanästhesien net möglich sind
3. im Gegensatz zu volat. Gasen ist N2O ehr pos. Inotrop....könnte also Sinn machen bei Patienten wo eine starke Myocarddepression net so gewünscht ist (auch wieder als Kombi mit volat. Gasen, die dadurch reduziert werden)
4. das Ganze ist billig!!!
5. super steuerbar: Blut/Gas K. 0,47, Blut/Fett K. 2,3...und keine hepatische Metabolisation.



Hab ich was vergessen?

[ehemalige Userin 24092013]

Danke Hypnos :-) - genau so eine Erklärung hab ich gesucht!


Mein Fazit: ausser in der Gyn (wie man sieht) ist das Zeugs hin und wieder doch brauchbar.

[kra-]

@Hypnos: hab das Lehrbuch hier neben mir liegen. ;) Trotzdem kam mir die Nutzung in dem Haus, in dem es verwendet wurde, eher willkürlich vor. Da war kein wirkliches Schema zu erkennen, deshalb hatte ich gefragt.

[Rumpelstilzchen]

In meinem PJ-Haus war das Lachgas abgeklemmt, das gab's da gar nicht, dafür mußten alle Isofluran nehmen.

In meinem jetzigen Haus gibt es Lachgas noch, der Chef nimmt es immer und viel. Meine zunächst ablehnende Haltung habe ich etwas gelockert, bei manchen Patienten benutze ich auch Lachgas:

- Reposition einer Hüfte oder Schulter, in Kombination mit Propofol und einem Hauch Fentanyl in Maskenbeatmung (man muß nur die Maske schön dicht halten)
- bei klapprigen Alten, die auf alles gleich mit einer Kreislaufdepression reagieren, wirkt ein bißchen Lachgas als Analgetikum Wunder

[Hypnos]

In meinem PJ-Haus war das Lachgas abgeklemmt, das gab's da gar nicht, dafür mußten alle Isofluran nehmen.



Den Satz verstehe ich nicht. Lachgas ersetzt doch kein vol. Anästhetikum...???

...und nochmals @kra-: Für Lachgas gibt es keine klaren Indikationen, es gibt jedoch klare Kontraindikationen. Und die stehen in Deinem Lehrbuch.
Vereinfacht gesagt:
Summe aller Indikationen - Kontraindikationen = Indikationen für Lachgas.
Es ist allerdings unbestritten, daß es sicherlich Kollegen gibt, die es mehr oder weniger gern einsetzen. Da macht es dann auch kaum Sinn, nach einem "Schema" zu suchen.
Ich persönlich habe gern damit gearbeitet, es ist sicherlich auch eines der best-untersuchtesten Medikamente, die wir überhaupt einsetzen...allerdings muß ich nach 5 Jahren "oben ohne" auch konstatieren: es geht auch ohne.

Gruß,
Hypnos

[kra-]

Da macht es dann auch kaum Sinn, nach einem "Schema" zu suchen.

Das hatte ich schon befürchtet. Schemata machen ja gerade am Anfang einiges einfacher, deshalb hab ich bin ich beim Lachgas wohl einfach nicht so richtig durchgestiegen. Ganz ohne war es irgendwie einfacher. :-D

[Markus-HEX]

4. das Ganze ist billig!!!
Jein, Lachgas ansich ist günstig, die nötige Infrastruktur aber teuer.

Daher war in meinem Haus auch ein Umbau des OP-Bereiches ein Grund mit, auf Lachgas zu verzichten.

Einen weiteren Grund, warum Lachgas früher so gut wie obligat vorhanden war, erzählte mir eine ältere Kollegin:
In Zeiten von Halothan, Neuroleptanästhesien, Fentanyl und Pancuronium hatte man kaum gut steuerbare Narkosemedikamente - eben bis auf Lachgas. Daher war früher Lachgas wichtig, um ein Medikament zu haben, dass man bis zum Ende hoch dosieren konnte. Heute gibt es zahlreiche Medikamente mit kurzer kontextsensitiver HWZ.

[Hypnos]

Daher war früher Lachgas wichtig, um ein Medikament zu haben, dass man bis zum Ende hoch dosieren konnte.

Definiere: hoch dosieren...:-wow

[Moorhühnchen]

Lachgas ersetzt doch kein vol. Anästhetikum...???
In meinem Haus schon.... :-))
Bei uns gibt es nix anderes als Lachgas - den Sevotopf kriegt man nur, wenn der Patient ne Allergie auf Propofol hat oder ein Kind ist..... unser Chef steht auf Lachgas, wohl vor allem weil's billig ist. :-nix
Der Hauptgrund, warum ich bisher erst 2 Narkosen mit Sevo gemacht habe in den letzten anderthalb Jahren.

[Hypnos]

In meinem Haus schon.... :-))
Bei uns gibt es nix anderes als Lachgas - den Sevotopf kriegt man nur, wenn der Patient ne Allergie auf Propofol hat oder ein Kind ist..... unser Chef steht auf Lachgas, wohl vor allem weil's billig ist. :-nix
Der Hauptgrund, warum ich bisher erst 2 Narkosen mit Sevo gemacht habe in den letzten anderthalb Jahren.

Ich fasse zusammen:
Ihr nutzt kein vol. Anästhetikum, weil dem Chef das zu teuer ist? ...und verwendet stattdessen Propofol, richtig?
Und das Ganze mit Lachgas?
Na Mahlzeit...
Da hat Dein Chef aber von "Wirtschaftlichkeit" noch nicht das Meiste gehört...
Vor allem soll er sich mal die Unterhaltungskosten für das Lachgas-System (ich vermute, Ihr habe nicht überall graue Flaschen rumstehen) vor Augen führen...

Sachen gibts...:-nix

Mal ganz abgesehen davon, wie bescheiden dann auch die Ausbildung der Anästhesisten ist...*denk*
Ab und an arbeite ich mal als Honorararzt in einem Haus, welches als einziges! Narkoseverfahren Desfluran/Remifentanyl/Dipidolor verwendet...SCHAUDERHAFT.

Aber, wie immer, nur:-meinung
Hypnos

[ehemalige Userin 24092013]

Ich liebe Desfluran :-love


BTW: Frage heute: "nennen sie x nachteile von N2O!"
Dabei hätte ich die (zum Teil net unberechtigten) Vorteile blumenhaft runterbeten können...naja die Nachteile ja auch.

[Moorhühnchen]

Ich fasse zusammen:
Ihr nutzt kein vol. Anästhetikum, weil dem Chef das zu teuer ist? ...und verwendet stattdessen Propofol, richtig?
Und das Ganze mit Lachgas?
Na Mahlzeit...
Da hat Dein Chef aber von "Wirtschaftlichkeit" noch nicht das Meiste gehört...
Vor allem soll er sich mal die Unterhaltungskosten für das Lachgas-System (ich vermute, Ihr habe nicht überall graue Flaschen rumstehen) vor Augen führen...

Sachen gibts...:-nix
So isses: die Standard-Vollnarkose läuft mit Sufenta-Propofol-Tracrium und Lachgas. Keine Ahnung, ob im Neubau, den wir letztes Jahr im Oktober beziehen sollten "alles besser" wird... :-))
Wir haben dafür aber recht viele Regionale.

[ehemalige Userin 24092013]

Hmm....das mit der Regionalen ist auch sone Geschichte. Also technisch sind die sicher spannend für die, dies tun....(mal so ganz generell gesagt)...aber irgendwie hab ich die Leute lieber schlafend....das war schon immer so :-nix.

LAS, Plexus, RM-Anä....wenn sie dann net mal Musik hören wollen, dann wollen sie reden.....und das will ich meistens net soo gern.:-wow

[Doc Oli]

wieso, gibt doch nichts tolleres als parallel zu ner op über die neuesten machenschaften von daniela katzenberger zu plaudern :-O :-).

Wie auch immer weiter mit der Fachsimpelei...

[Nasenbaer2]

ab 2015 gibts sowieso kein Lachgas mehr, ist dann wegen klimaschädlichkeit verboten, von daher...

[Doc Oli]

ernsthaft jetzt? Also als Treibmittel isses ja logisch, aber als narkotikum, das freiwerdende n2o ist ja wirklich ne minimale menge.