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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hornhauttransplantation



Karoline.Walter
05.11.2010, 20:30
hi, hab da mal 'ne frage (vielleicht ist die doof): kann jeder eine hornhaut spenden? was sind denn da die ausschlusskriterien - jetzt mal abgesehen von starker trübung oder infektion? (starke krümmung? starke kurzsichtigkeit?)

Espressa
05.11.2010, 20:39
Die Hornhaut sollte gesund sein, der Spender selbst gesund und im Normalfall auch tot sein.

Karoline.Walter
05.11.2010, 20:56
wäre ein astigmatismus demnach ein ausschlusskriterium?
kann man als (sehr) kurzsichtiger seine hornhaut spenden?

Feuerblick
05.11.2010, 20:58
Kontraindikationen sind, sehr grob gesagt, infektiöse Erkrankungen (Hepatitis und Co), Erkrankungen/Tod in Verbindung mit multiresistenten Keimen, maligne hämatologische Erkrankungen, frische Impfungen und Aufenthalt in BSE-gefährdeten Ländern zur damaligen Zeit. Weiterhin sind Hornhäute nach refraktiver Laserchirurgie und natürlich alle "kranken" Hornhäute (Narben, Herpes, Keratokonus) nicht geeignet. Die Kontraindikationen ändern sich aber immer mal wieder. Manche fallen raus, neue kommen hinzu.
Alter ist KEINE Kontraindikation und die Entnahme ist bis zu 72 Stunden nach Eintritt des Todes möglich.

EDIT: Ein "normaler" Astigmatismus (kein Keratokonus) oder eine hohe Kurzsichtigkeit sind keine Kontraindikationen.

Karoline.Walter
05.11.2010, 21:02
sehr schön, danke für die tolle antwort!
warum hornhäute nach refraktiver laserchirurgie nicht?

Feuerblick
05.11.2010, 21:09
Weil diese Hornhäute bereits "Schwachstellen" (der "Flap" bzw. die veränderte Dicke und Struktur) haben und daher meist nicht mehr gut verarbeitet werden können. Wobei ich mal vermuten würde, dass man solche Hornhäute inzwischen eventuell trotzdem entnehmen und für Transplantationen des Endothels verwenden wird. Ich weiss aber nicht, ob das momentan schon regelhaft so gemacht wird. :-nix

Karoline.Walter
05.11.2010, 21:13
danke schön! :)

zum schluss noch eine etwas makabere frage. eine ärztin hat uns neulich erzählt, dass die assistenten immer die augen entnehmen "dürfen". wenn man nun das auge freipräpariert hat und das auge nur noch über den nervus opticus befestigt ist - wie weit kann man das auge dann herausziehen?

Feuerblick
05.11.2010, 21:21
Nicht sonderlich weit (vielleicht ein paar mm, weiter meist nicht), aber mit einer extra dafür gedachten gebogenen Schere kommt man gut dahinter (etwas fummelig, zugegeben) und kann den Opticus abtrennen.

Karoline.Walter
05.11.2010, 21:23
super, jetzt bin ich wunschlos glücklich!
schönes wochenende!!! danke

Feuerblick
05.11.2010, 21:24
Gern geschehen und dir auch!

Thomas24
05.11.2010, 23:50
Die postmortem Entnahme ist derzeit nicht mehr bis zu 72 h möglich, sondern bis zu 24h (zumindest wird das so in den beiden größten HH Banken Freiburg und Düsseldorf, und meines Wissens nach auch in Köln so gehandhabt).

Die Bulbi müssen nicht zwingen in toto entnommen werden (was in den meisten HH Banken so praktiziert wird), alternativ kann auch an der Leiche ein corneosklerales Scheibchen entnommen werden, und der Rest des Auges verbleibt beim Spender (es wird eine KL eingesetzt und die Augen von aussen geschlossen- im Idealfall ist von der HH- Entnahme von aussen also nichts mehr zu sehen), was die Akzeptanz und Zustimmungsrate der Angehörigen erheblich
steigert.


LG

Feuerblick
06.11.2010, 14:33
Mainz und Homburg akzeptieren noch die 72 Stunden. In Münster Anfang des Jahres wurden die 72 Stunden auch noch vor Fachpublikum propagiert... Gibts einen Grund für die Veränderung?

Thomas24
07.11.2010, 19:38
Ich denke, dass hängt mit der rechtlichen Änderung der HH Spende zusammen (Stichwort: HH Bank als "Erzeuger" einer Hornhaut im Sinne des Arzneimittelgesetzes). Wenn ich wieder da bin, kann ich ja mal den aktuellen HH Banker mal fragen- ich bin aus der Materie seit knapp fünf Jahren raus :-)

Feuerblick
07.11.2010, 19:43
Würde mich sehr interessieren!! Ich werde auch meinen Kollegen, der momentan mit der Bulbusentnahme betraut ist, mal interviewen. Bin seit drei Jahren raus aus der Materie, daher geht sowas schon mal an mir vorbei...

Grüße übers Wasser! Hatte schon überlegt, ob du doch runtergeplumpst bist...

Feuerblick
04.01.2011, 21:12
So, nachdem ab hier alle Postings absolut Off-Topic waren, habe ich diese entfernt, damit endlich wieder eine sinnvolle Diskussion zum Thema möglich ist.

Grüße
Feuerblick
MediLearn-Moderatorin

Feuerblick
03.02.2011, 15:22
Die postmortem Entnahme ist derzeit nicht mehr bis zu 72 h möglich, sondern bis zu 24h (zumindest wird das so in den beiden größten HH Banken Freiburg und Düsseldorf, und meines Wissens nach auch in Köln so gehandhabt).
Ich habe mich jetzt mal schlau gemacht: Die Entnahme ist weiterhin bis 72 Stunden nach Todeseintritt möglich, aber eine Blutentnahme (essentiell, weil z.B. eine HIV- oder Hepatitisinfektion als Kontraindikation ausgeschlossen werden muss) ist nach EU-Gesetzgebung nur noch bis 24 Stunden post mortem gestattet. Das scheint der Grund dafür zu sein, warum eine grundsätzliche Grenze von 24 Stunden für die Entnahme von manchen Hornhautbanken gesetzt wurde.

Thomas24
03.02.2011, 18:15
Stimmt, hatte vergessen was zu posten... jaja das Alter:-blush

Soweit ich weiss, hat aber die HH Bank in Freiburg wieder eine Entnahmedeadline von 48 h eingeführt.

Feuerblick
03.02.2011, 18:17
Was heisst hier das Alter, du Jüngling? Ich Omma hab doch auch dran gedacht!!! :-oopss
Soweit mein Kollege berichtet hat, gibt es demnächst eine entsprechende Petition, die EU-Richtlinie zu verändern, da in den Ländern, die die Richtlinie schon länger umsetzen, die Zahl der entnommenen Hornhäute drastisch abgenommen hat...