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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zusammenwirken Onkogene Tumor-Suppressorgene



el suenio
08.11.2010, 16:11
Hallo zusammen!
Ich brauch unbedingt mal eure Hilfe. Ich schreibe eine Facharbeit in Biologie zum Thema Lungenkrebs. Jetzt steh ich aber leider grad ziemlich auf dem Schlauch, da mir das Zusammenwirken von Onkogenen und Tumor-Suppressorgenen nicht ganz klar ist. Wie ich jetzt aus mehreren Quellen erfahren habe, kontrollieren letztere den Ablauf des Zellzykluses. Onkogene leiten diesen ein. Jetzt frag ich mich aber, wo die Onkogene denn herkommen:-??? Sind die in jeder Zelle vorhanden oder sind sie erst vorhanden, wenn man erkrankt ist?-Versteh ich nicht ganz. Ich hab parallel dazu nämlich auch gelesen, dass die Onkogene in jeder Zelle als Protoonkogene vorkommen und erst durch irgendwelche äußeren Einflüsse, wie Strahlung, chemische Substanzen etc. aktiviert werde. In anderen Quellen war aber zu finden, dass Onkogene und Tumor-Suppressorgene zusammenarbeiten. Das erschließt sich mir aber nicht ganz, da die Onkogene ja laut der anderen Quelle erst durch negative Einflüsse hervorgerufen werden.
Ich bin grad ratlos, bitte helft mir.
Liebe Grüße
el suenio

Nasenbaer2
08.11.2010, 16:26
dass die Onkogene in jeder Zelle als Protoonkogene vorkommen und erst durch irgendwelche äußeren Einflüsse, wie Strahlung, chemische Substanzen etc. aktiviert werde.

yep


In anderen Quellen war aber zu finden, dass Onkogene und Tumor-Suppressorgene zusammenarbeiten.


Muss halt beides zusammenkommen, damit "Krebs" entsteht. Protoonkogen wird zum Onkogen und Tumorsuppressorgen verliert seine Fähigkeiten.

also 1. Gaspedal durchgedrückt, 2. Bremse defekt -> auto wird immer schneller


so jetztmal aus der erinnerung rekapituliert... kein gewähr;-)

Lizard
08.11.2010, 16:28
Vereinfacht ausgedrückt:
Jede Zelle hat Protoonkogene (=physiologische Form) welche auf verschiedene Weise den Zellzyklus und das Zellwachstum beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise Transkriptionsfaktoren,Wachstumsfaktoren sowie deren Rezeptoren etc. Kommt es nun zu einer Mutation, können diese Protoonkogene ihre Funktion verlieren oder (je nach Typ) ihre Funktion ohne vorheriges Signal ausüben.
Die Folge ist beispielsweise eine ungebremste Zellteilung. In dieser pathologischen Form werden die Protoonkogene Onkogene genannt.

Tumorsuppressorgene "überwachen" den Zellzyklus und die DNA und treiben die Zelle bei einer Fehlfunktion/stark geschädigter DNA in den programmierten Zelltod (Apoptose) oder stoppen den Zellzyklus.
Kommt es zu einer Mutation, können die Tumorsuppressorgene ihre überwachende Funktion nicht mehr wahrnehmen und die Zelle kann sich evtl. ungehemmt teilen.

In Krebszellen gibt es viele Mutationen die synergistisch wirken (können).
Alles in allem ein kompliziertes Thema, aber Wiki sollte für deine Zwecke ausreichende Infos ausspucken. :-)

Viel Erfolg!

el suenio
08.11.2010, 16:51
Vielen Dank für eure Antworten *Rose reich*

In anderen Quellen war aber zu finden, dass Onkogene und Tumor-Suppressorgene zusammenarbeiten.

Muss halt beides zusammenkommen, damit "Krebs" entsteht. Protoonkogen wird zum Onkogen und Tumorsuppressorgen verliert seine Fähigkeiten.
Ja, ich hab ja nur nicht verstanden, wie die Onkogene mit den Suppressorgenen zusammenarbeiten sollen, wenn Erstgenannte noch gar nicht da sind *pfeif*, sondern erst krankhaft entstehen.

In dieser pathologischen Form werden die Protoonkogene Onkogene genannt.
OK, alles klar, danke.
Also müssen beide -sowohl die Protoonkogene, als auch die Suppressorgene- defekt sein, dass eine Zelle sich unkontrolliert vermehrt? Wenn nur die Protoonkogene zur krankhaften Form, den Onkogenen umgewandelt werden, dann könnten immer noch die Suppressorgene "einspringen" und den Schaden beheben. Hab ich das jetzt richtig zusammengefasst?

Alles in allem ein kompliziertes Thema, aber Wiki sollte für deine Zwecke ausreichende Infos ausspucken.
Das Problem besteht vor allem darin, dass man überall was anderes findet und mit relativen Nichtwissen, ist es da schwer, das Richtige herauszufiltern. Wikipedia als Quelle ist nicht erwünscht, das nutz ich nur, um Begriffe zu klären. Ich hab mich durch die ganzen Veröffentlichungen der Unikliniken gequält. Da wird aber nur alles stichpunktartig genannt, Erklärungen sind da kaum zu finden.

Viel Erfolg!
Dankeschön!

Lizard
08.11.2010, 17:01
Also müssen beide -sowohl die Protoonkogene, als auch die Suppressorgene- defekt sein, dass eine Zelle sich unkontrolliert vermehrt?

Nicht unbedingt.Jeder Defekt für sich kann bei entsprechender Gewichtung zum Tumor führen.

Wenn nur die Protoonkogene zur krankhaften Form, den Onkogenen umgewandelt werden, dann könnten immer noch die Suppressorgene "einspringen" und den Schaden beheben. Hab ich das jetzt richtig zusammengefasst?


Theoretisch könnten Tumorsuppressorgene den Effekt eines Onkogens auffangen.
Ob das tatsächlich passiert weiss ich nicht.

el suenio
08.11.2010, 17:36
Nicht unbedingt.Jeder Defekt für sich kann bei entsprechender Gewichtung zum Tumor führen.
OK, hab ich verstanden. Wenn so ein Protoonkogen nur "minimal" (wenn man davon sprechen kann) beschädigt ist, dann gleicht das das Tumor-Suppressorgen aus (zumindest wenn es funktionstüchtig ist). Wenn das Protoonkogen aber zu sehr defekt ist, dann kann auch das Tumor-Suppressorgen das nicht mehr ausgleichen. Die Frage ist nun, wie so ein "totaler Defekt" aussieht, was da also passieren muss...Aber damit will ich euch jetzt mal nicht belasten, das find ich noch heraus.
Ach so, wie sieht das ganze Spiel denn andersrum aus? Wenn nur das Suppressorgen defekt ist, kann dann die Zelle trotzdem unkontrolliert wachsen? Denn dieses Gen dient doch nur der Überwachung bzw. Reparatur. Wenn nichts kaputt ist, muss ja auch nichts repariert werden. Wobei mir da wieder einfällt, dass ja ständig irgendwelche falschen Kopien von Zellen im Körper gemacht werden (auch im gesunden), diese aber sofort von den Suppressorgenen eliminiert werden. Spricht man in diesem Fall auch von Onkogenen, die entstehen? Dann gäbe es ja den zweiten Fall gar nicht, dass die Protoonkogene funktionstüchtig sind, die Tumor-Suppressorgene aber nicht.
Sorry, ich will euch nicht nerven, aber mich interessiert das sehr und leider sind die Informationsquellen beschränkt.

MissGarfield83
08.11.2010, 18:13
Löffler - Biochemie oder Duale Reihe Biochemie sind sehr ergiebige Quellen was das betrifft.

Zurück zu deiner Frage :

Tumorsuppressoren wie das Protein p53 nehmen im Zellzyklus ja eine Kontrollfunktion ein - sie überwachen die Integrität der DNA und führen zu Reperatur oder Apotoseprozessen ( was von der schwere der Schädigung abhängt ). Fällt nun P53 aufgrund einer Mutation aus dann fehlt diese Kontrollinstanz ... also ist es viel schlimmer wenn ein Tumorsuppressor ausfällt als wenn ein Onkogen Amok läuft ... denn durch den Ausfall akkumulieren weitere Defekte ...

Man nimmt an dass 4 Mutationen in verschiedenen Genen notwendig sind um Krebs auszulösen und der Wegfall der Tumorsuppressoren der fatale Schritt dabei ist. Es gibt Viren die gezielt die Tumorsupressoren ausschalten damit sie sich in der Zelle schneller replizieren können - rb z.b. wird von HPV weggefangen und inaktiviert ... genauso wie es Viren gibt die virale Onkogene einschleusen können ( z.B. v-ras )

el suenio
08.11.2010, 18:34
Löffler - Biochemie oder Duale Reihe Biochemie sind sehr ergiebige Quellen was das betrifft.
Danke!
Aaaalso, die Tumor-Suppressorgene, wie dieses P-53 (hab ich auch schon gelesen), kontrollieren generell die Zellteilung. Wenn es keine Kontrolle mehr gibt, dann können Protoonkogene zu Onkogenen werden. Aber da sind ja dann im Endeffekt wieder beide kaputt. Ich glaub, ich dreh mich im Kreis. Ich könnte jetzt auch einfach "Ja" sagen und abnicken, so genau will das sicher sowieso keiner von mir wissen, ABER ich will das wissen.

also ist es viel schlimmer wenn ein Tumorsuppressor ausfällt als wenn ein Onkogen Amok läuft
Das versteh ich, zumal beim Defekt des Onkogens ja immer noch der Tumorsuppressor da ist, der dem Ganzen Einhalt gebietet.

Flemingulus
08.11.2010, 18:46
Du solltest Dich einfach nicht zu sehr an diesen Begrifflichkeiten aufhängen. Das sind halt Modellvorstellungen, die dem Verstand eine grobe Sortierhilfe für die genetischen Ursachen von Krebs liefern.

Gene, deren Aktivierung z. B. zu vermehrter Zellteilung, zur Loslösung aus dem Zellverband (Metastasierung), zur Anregung von Gefäßneubildungen oder zur Hemmung des Zelltodes führt, sind potentielle Onkogene. Gene, deren Aktivierung zu einer Hemmung der Zellteilung, zu einer vermehrten zellulären Differenzierung oder zu vermehrter zellulärer Selbstmordneigung führt sind potentielle Tumorsuppressorgene.

Und ähnlich wie beim Auto ist auch bei einer Zelle die Bremse etwas kräftiger ausgelegt als das Gaspedal, d. h. die Wirkung vieler Onkogene kann durch Tumorsuppressorgene aufgehoben (oder in ihr Gegenteil verkehrt) werden. Auf der anderen Seite, genügt für die Umwandlung eines Proto-Onkogens in ein Onkogen eine einzelne aktivierende Mutation in einem Allel eines Onkogens, während für den völlligen Verlust der Bremswirkung i. d. R. mind. zwei inaktivierende Mutationen in beiden Allelen eines Tumorsuppressorgens notwendig sind. Ein Onkogen kann also leichter "überaktiv" werden als ein Tumorsuppressorgen einen Totalausfall erleiden kann.

el suenio
08.11.2010, 18:58
Vielen Dank auch dir, Flemingulus.

Auf der anderen Seite, genügt für die Umwandlung eines Proto-Onkogens in ein Onkogen eine einzelne aktivierende Mutation in einem Allel eines Onkogens, während für den völlligen Verlust der Bremswirkung i. d. R. mind. zwei inaktivierende Mutationen in beiden Allelen eines Tumorsuppressorgens notwendig sind.
Aha, sehr interessant, danke. Und das ist wohl, nehm ich an, deshalb so ausgelegt, weil der Defekt des Tumor-Suppressorgens schwerwiegender ist, als der eines Onkogens.
So, jetzt lass ich euch in Ruhe...wahrscheinlich:-)
Schönen Abend noch.

Flemingulus
08.11.2010, 19:20
Und das ist wohl, nehm ich an, deshalb so ausgelegt, weil der Defekt des Tumor-Suppressorgens schwerwiegender ist, als der eines Onkogens.

Neinein... das ist nicht "ausgelegt"... das hängt einfach mit der Funktionsweise von Onkogenen vs. Suppressorgenen zusammen: Ein "Proto-Onkogen" wird durch eine aktivierende Mutation scharf geschaltet und ein Suppressorgen durch eine hemmende Mutation kaputt gemacht.

Im Normalfall hat man jedes Proto-Onkogen und jedes Suppressorgen doppelt (je eines auf einem Autosom). Wenn aus einem Proto-Onkogen ein Onkogen wird, nutzt es auch nix, dass das andere Proto-Onkogen noch "normal" ist, wenn aber ein Suppressorgen kaputt geht, ist das andere noch da und kann noch was reißen. Gilt natürlich nur, wenn auch beide Allele des Suppressorgens primär aktiv waren und nicht von vorneherein nur eines aktiv ist (weil das andere z. B. durch Imprinting abgeschaltet ist oder der Betroffene bereits eine angeborene inaktivierende Mutation in einem Allel hatte => bekanntestes Beispiel: Retinoblastom).

el suenio
09.11.2010, 10:32
Ach so, dankeschön. Ich denke, jetzt hab ichs verstanden, zumindest so weit, dass ich es anderen einigermaßen verständlich erklären kann.
Also noch mal vielen Dank an alle!

KoelnerMedizin
12.11.2010, 17:20
Ich kann dir hier den "Böcker" sehr ans Herz legen. Das Kapitel "Allgemeine Tumorpathologie" wird dir da sämtliche Fragen beantworten, wie die Karzinogenese auf molekularbiologischer Ebene zu erklären ist und letzten Endes auch speziell Pathologie des Bronchialkarzinoms. Kannst ja mal in die nächstgelegene Uni-Bücherei schauen oder es dir über Fernleihe beschaffen.

el suenio
13.11.2010, 16:40
Uuuurgs, das Teil ist aber teuer:-((
Nächstgelegene Unibücherei ist leider immer noch eine anderthalbe Stunde Autofahrt enfernt...Na gut, momentan reicht mir das, was ich jetzt habe, vllt. komm ich ja später noch dazu, mir das Buch zu Gemühte zu führen.

JanK
14.11.2010, 14:55
Nächstgelegene Unibücherei ist leider immer noch eine anderthalbe Stunde Autofahrt enfernt
Fernleihe regelt. Kostet zwar i.d.R. ein wenig und dauert ne Weile, aber die Universitätsbibliotheken sind normalerweise auch an das System angeschlossen.

Einfach in die nächstgelegene Stadtbücherei, ISBN, Titel, Autor, Verlag dabei haben, dann läuft die Sache.