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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo sind die Krankenschwestern-und Pfleger?



Susanne020787
11.11.2010, 04:41
Hallo zusammen,

Mich interessiert, ob unter euch auch exam. Gesundheits- und Krankenpfleger/ -innen sind, die nach der Ausbildung bzw. Berufstätigkeit angefangen haben, Medizin zu studieren.

Ich selbst hab nach dem Abi ein FSJ im Krankenhaus gemacht, dann die Ausbildung begonnen und arbeite seit gut einem Jahr auf einer Inneren mit Schwerpunkt Onko / Hämatologie.
Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht gern als Krankenschwester arbeite - im Gegenteil - ich sammle jeden Tag neue Erfahrungen und mein Job fordert mich auch. Trotzdem..bzw. "jetzt erst recht" möcht ich's nochmal anpacken und Medizin studieren..schließlich war das immer mein Wunsch.
Es fällt mir jedoch schwer meinen Job komplett an den Nagel zu hängen und ich würde gerne mein Studium finanzieren, indem ich nebenher in Teilzeit weiter arbeite..

Jetzt seid ihr gefragt:

1. Ist es überhaupt machbar neben dem Studium auf Station zu arbeiten?
2. Was das Reduzieren betrifft - wieviel Prozent wären realistisch?
3. Wieviel Geld lässt sich denn ungefähr verdienen bzw.reicht es zum Leben?
4. Wie gehen die Kollegen auf Station mit euch um ?( sowohl ärztliche als auch pflegerische Seite) Gab es Probleme oder Vorurteile?
5. Konntet ihr auf eurer "alten Station" weiterarbeiten oder empfiehlt sich das nicht?
6. Wie sieht euer Alltag aus zwischen Uni, Arbeit und evtl. Familie? Welche Hürden tauchen auf bzw. welche Tips habt ihr?
7. Wie tolerant bzw. flexibel sind die Leitungen und die Kollegen, was die Diensplangestaltung betrifft?
8. Welche Schichten bieten sich an?
9. War der Umstieg Klinik-->Hörsaal schwierig für euch? Wie schnell ist man wieder drin, was das Lernen betrifft?


Fragen über Fragen :-) Ich bin wirklich gespannt auf Erfahrungsberichte und Tips jeder Art !!

altalena
11.11.2010, 08:53
Also,
ich bin auch Krankenschwester und hab noch mit dem Studium angefangen. Allerdings bin ich direkt nach dem Krankenpflege-Examen an die Uni, was - rückblickend - die Einarbeitung in den Beruf ein bisschen erschwert hat. Aber in dem Jahr, in dem ich mein Examen gemacht habe, hatte ich auch zum ersten Mal nach fünf Jahren 'ne Zulassung für dieses Studium in der Hand und auch, wenn es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, noch ein halbes Jahr Vollzeit zu arbeiten, wollte ich endlich studieren und nicht noch länger warten.

Ich habe anfangs nur 2 Wochenenden/Monat gearbeitet. Das klingt nicht viel, kohletechnisch ist das auch wirklich nicht so berauschend, aber in manchen Semestern sind diese vier Tage ausreichend bzw. sogar zu viel.....

Wenn die Uni es zugelassen hat, dann habe ich immer vorher meiner Stationsleitung gesagt, an welchen Tagen sie mich im folgenden Monat zusätzlich einplanen kann und das hat auch immer super geklappt (ich war von Anfang an einer festen Station zugeteilt), so dass ich im Schnitt 8 Dienste/Monat mache..... (Tagdienste) und in den Semesterferien auch mal mehr....
Ich find's gut, nebenher zu arbeiten. Man bleibt irgendwie in der Praxis und so manches Mal kann man sogar gelerntes mit der Praxis verknüpfen :-))

Strodti
11.11.2010, 13:31
Hallo s0nne87,

ich habe einen ähnlichen Lebenslauf... Abi, Krankenpflegeausbildung, 2 Jahre als exam. Krankenpfleger gearbeitet und nun bin ich Student. Zu deinen Fragen:

1.) Ja, mach ich auch. Arbeite seit dem 3. Semester auf einer neurochirurgischen Normalstation an der Uniklinik
2.) Ich traue mir nicht mehr als 25% zu... das ist aber gut machbar.
3.) Mit Nacht- und Wochenenddiensten kommen bei mir ca. 600 E raus. Könnte man vielleicht mit leben, aber ich habe das Glück noch etwas Bafög zu bekommen. mit ca. 800 E ist das Studieleben recht entspannt :-)
4.) nö
5.) Meistens muss man ja wegen des Studiums umziehen... bei mir stellte sich dir Frage nicht. Ich würde mir eine Stelle am Studienort suchen und nicht für die 2 Wochenendschichten immer hiem fahren... ist viel stressiger (glaub mir, 5 Dienste im Monat können in einem stressigen Semester sau viel sein)
6.) Familie (also Frau und Kind) hab ich nicht, daher nur zu Studium und Arbeit: Wichtig ist eine Stationsleitung, die auf deine Wünsche einigemaßen rücksicht nimmt. Ist schon schön wenn ein "Ich schreib Montag eine Klausur, ich würde an dem Wochenende vorher ungern Nachtdienste machen" auch ernstgenommen wird :-))
7.) Bei mir klappt es (meistens). Mußte erst einmal unbedingt tauschen, weil bei mir ein Dienst während einer Pflichtveranstaltung geplant wurde. Hab mittlerweile ein gutes Dienstschema: Jedes 2. Wochenende Dienst (ZUVERLÄSSIG! ich weiß welche Wochenenden ich im Dez. 2012 arbeiten muss und kann mich darauf einstellen) und ab und an mal ein Spätdienst in der Woche (nach Rücksprache, Uni geht vor)
8.) Wochenendschichten. Wenn man Montags erst um 14 Uhr Uni hat, gehen auch mal Freitag bis Sonntag Nachtdienst.
9.) Es ging erstaunlich gut... aber man muss schon viel tun. Es ist schon etwas ganz anderes. Daher würde ich auch mit sowenig Stunden wie möglich anfangen und schauen, wie gut oder schlecht die Uni klappt. Ich hab auch Kommilitonen, die sich nicht zutrauen neben dem Studium zu arbeiten. Ist auch ok, so eine Klausurenphase (oder stressige Semester) ist schon nicht ohne.

Wenn du weitere Fragen hast, dann gerne auch per PN.
Gruß, Strodti

Skalpella
11.11.2010, 15:25
1. Ja, ist mit entgegenkommendem Chef möglich. Ich hab das ganze Studium 25% gearbeitet. Und mit dem Bafög, wie auch beim Strodti studiert es sich ohne größere finanzielle Engpässe.

2. 25% gehen vor Allem dann, wenn man in den Ferien vielleicht ein wenig mehr arbeiten kann und diese Stunden auf ein Arbeitszeitkonto wandern, die man im Semester abfeiern kann. Meine Hochschule bot noch den nicht ganz unerheblichen Vorteil, dass "vorlesungsfreie Zeit" bedeutet, in dieser Zeit auch keine Kurse oder Klausuren zu haben :-top

3. Als fachweitergebildete Anästhesieschwester, voll dienstfähig, hab ich immer mindestens 600€ bekommen. Plus Urlaubs-, Weihnachtsgeld, plus elternunabhängiges Bafög. Beim Bafög allerdings nicht Höchstbetrag, weil zu hoher Verdienst:-)) Bei Anstellung gleich darauf drängen, dass man als Student läuft, dann spart man sich lästige Steuererklärungen, weil man bei den Beträgen dann keine Lohnsteuer zahlt :-)

4. Nö.

5. Weitergearbeitet in der Anästhesie mit gutem Dienstsystem, dafür aber alle zwei Wochen 500km mit dem Zug hin-und wieder zurückgefahren. War auf jeden Fall zu empfehlen, weil komplett eingearbeitet und das 1200-Betten-Haus gekannt, wie meine Westentasche. Außerdem so auch den Familienanschluss nicht verloren.

6. Mit Familie würde es schwieriger sein. Eine langjährige Beziehung ging zwar in die Brüche, was aber weniger auf das Studium zurückzuführen war. Man sollte relativ gut organisiert sein, bzw. das werden.

7. Mein Chef war supertolerant. Lag aber auch daran, dass ich nie krank war und im gegebenen Rahmen absolut flexibel arbeiten konnte ("Immer an den Wochenenden, gerne Nachts, gerne Bereitschaftsdienst")

8. Siehe 7

9. Keine Schwierigkeit. Ich war soo glücklich, zu studieren! Man darf sich beim Lernen nicht verzetteln, egal, ob man arbeitet, oder nicht.

Fazit: Für mich war es super so, bin in Regelstudienzeit gerade am fertig werden (Mündliche steht noch aus). Doktorarbeit ist in ca einem halben Jahr auch fertig *hoff*. Also machbar, aber nur mit guter Organisation.

Susanne020787
11.11.2010, 18:14
Dankeschön erst Mal für eure Beiträge. Das macht Mut !!
Für mich ist es einfach wichtig zu wissen, was machbar und realistisch ist
(vor allem, da ich eher jemand bin, der sich schnell mal zuviel aufhalst).
Und wenn es dann so weit ist und ich im Büro der PDL sitze, muss ich ja genaue Vorstellungen haben und die richtigen Argumente.

Ich weiß nicht, ob ihr dieses Gefühl nachvollziehen könnt ( oder ob ich mich einfach unnötig in etwas hineinsteigere), aber ich bekomm echt Bauchweh bei dem Gedanken daran, meine unbefristete Stelle zu kündigen und mich ohne finanzielle Rücklagen in das Studium zu stürzen.
Ihr wisst ja am Besten wie das ist, erst voll zu verdienen und dann plötzlich knapp 1000 Euro weniger im Monat zur Verfügung zu haben..das ist bestimmt bitter und man muss seinen Lebensstandard ordentlich umkrempeln.
Sicher weiß ich, dass man einfach Opfer bringen muss für so ein Studium..da mach ich mir nix vor.
Aber mir macht diese Ungewissheit zu schaffen, ob ich auf Anhieb eine passende Stelle finde, ich finanziell um die Runden komme und gleichzeitig dem Lernpensum gewachsen bin.

Vielleicht ist es in meinem Fall ( kein Bafög, keine Unterstützung von den Eltern und keine großartigen finanziellen Rücklagen) das Beste, bewusst noch ein Jahr mit der Bewerbung um einen Platz zu warten, stattdessen noch ein Jahr Vollzeit zu arbeiten, sich in der Zeit etwas anzusparen, worauf man dann im ersten Semester zurückgreifen kann. Dann hätte ich das erste Semster quasi Zeit, mich an der Uni einzuleben und ohne großen Druck eine passende Stelle zu finden, vielleicht sogar in dem Haus, wo ich momentan arbeite ( mit 2 weiteren Wartesemestern steigt schließlich die Chance, dass ich an meinem Wunschort etwas bekomme)
Oder haltet ihr das für Unsinn bzw. verschenkte Zeit?

Und noch eine letzte Frage: Kann man das mit den Vorlesungen bzw. Prüfungen und dementsprechend den Dienst wirklich gut planen im Vorraus ( d.h. stehen die Termine schon lange vorher fest) oder muss man flexibel sein, weil häufig etwas verschoben wird bzw. spontan Veranstaltungen angekündigt werden?


1000 Dank trotzdem schon man für eure bisherigen Antworten..das schafft etwas Klarheit bei dem Gedankenchaos in meinem Kopf :)

Skalpella
11.11.2010, 18:36
Meine unbefristete Stelle konnte ich damals behalten. Wurde nur auf 25% umgeschrieben. Also auf keinen Fall unüberlegt vorschnell kündigen! Bei mir hat die Pflegedienstleistung gesagt, Alles bleibt beim Alten bis ich den Studienplatz sicher habe. Dann könne ich immer noch reduzieren.
Beim alten Arbeitgeber weiterzuarbeiten hat den Vorteil, dass man eingearbeitet ist. Noch was: Wegen Bafög: Nicht mehr als 5000€ auf dem Papier ansparen! Wird Alles aufs Bafög angerechnet. Auch Bausparer und Lebensversicherungen zählen hier zu 80% mit rein.
Wegen dem Lebensstandard: Je nachdem, wie hoch die Grundkosten sind, die man u.U. reduzieren kann, geht das(braucht man zum Beispiel diese riesige Wohnung wirklich, die man nur putzen muss während des Studiums, oder tut es auch eine kleinere?). Ich hatte am Studienort nur ein Einzimmerappartement, was völlig ausreichte.
Edit: Stundenplanänderungen waren bei uns sehr selten. Es konnte mal ein Problem werden, wenn der Stundenplan erst sehr spät herausgegeben wurde.

Ehemaliger User 05022011
11.11.2010, 18:40
Vielleicht ist es in meinem Fall ( kein Bafög, keine Unterstützung von den Eltern und keine großartigen finanziellen Rücklagen) das Beste, bewusst noch ein Jahr mit der Bewerbung um einen Platz zu warten, stattdessen noch ein Jahr Vollzeit zu arbeiten, sich in der Zeit etwas anzusparen, worauf man dann im ersten Semester zurückgreifen kann. Dann hätte ich das erste Semster quasi Zeit, mich an der Uni einzuleben und ohne großen Druck eine passende Stelle zu finden, vielleicht sogar in dem Haus, wo ich momentan arbeite ( mit 2 weiteren Wartesemestern steigt schließlich die Chance, dass ich an meinem Wunschort etwas bekomme)
Oder haltet ihr das für Unsinn bzw. verschenkte Zeit?



Also ich finde das eine gute Idee, denn du musst auch wissen, dass wirklich die meisten Studenten es in der Vorklinik nicht schaffen nebenbei während des Semesters noch zu arbeiten und sollte das ev. dann bei dir auch so sein, dann wäre ein finanzielles Polster schon wichtig, welches du dann in den Semesterferien immer auffüllen könntest.

Weil du schon eine abgeschlossene Ausbildung hast, könntest du ggf. doch Bafög bekommen, weil deine Eltern nur verpflichtet sind eine Ausbildung zu finanzieren - wenn deine Eltern also dir kein Unterhalt zahlen, dann kannst du das beim Bafögamt angeben und die zahlen dann das Bafög, wenn deine Eltern nicht mehr zur Zahlung verpflichtet sind. Es darf aber dann kein zeitlicher Zusammenhang zwischen deiner Ausbildung und deinem Studium bestehen. Das wäre der Fall, wenn du dich z.B. erst jetzt entschieden hast ein Medizinstudium zu machen und deine Eltern nicht mehr damit rechnen mussten, dass du noch studieren willst, weil deinerseits z.B. davon nie die Rede war ihnen gegenüber.

Strodti
11.11.2010, 18:44
Ja, das mit dem Lebensstandard ist hart... hab mich von Doppelhaushälfte und Auto auf WG-Zimmer und kein Auto verschlechtert und es war am Anfang natürlich nicht schön. Es geht aber und mit einer entsprechenden Stelle hat man schon mehr Geld zur Verfügung als die meisten Kommilitonen.

Deine Vermutung mit den Wartesemestern stimmt jedoch nicht... deine Chance, an deinem Wunschstudienort zu studieren, steigt nicht mit den Wartesemestern. Die Chance überhaupt einen Platz zu bekommen natürlich schon... Bei der Ortsverteilung geht es vor allem um Sozialkriterien. Also für einen Studienort mit SK3 kannst du auch 30 Semester warten und bekommst dort keinen Platz, wenn du nur SK4 oder 5 hast.

Ehemaliger User 05022011
11.11.2010, 18:53
Deine Vermutung mit den Wartesemestern stimmt jedoch nicht... deine Chance, an deinem Wunschstudienort zu studieren, steigt nicht mit den Wartesemestern. Die Chance überhaupt einen Platz zu bekommen natürlich schon... Bei der Ortsverteilung geht es vor allem um Sozialkriterien. Also für einen Studienort mit SK3 kannst du auch 30 Semester warten und bekommst dort keinen Platz, wenn du nur SK4 oder 5 hast.

Bist du dir da sicher Strodti ? Ich kenne mehrere Leute die als ihre WS voll waren sich nur noch an ihrer Wunschuni beworben haben und da auch hin kamen. Es ist doch so dass man nach XX WS einen Anspruch hat auf einen Studienplatz und wenn man halt nur einen Ort angibt und alle anderen 6 Varianten offen lässt, dann kann man ja nur an die Uni vermittelt werden, die man als einziges gewählt hat.

Lizard
11.11.2010, 19:43
Also für einen Studienort mit SK3 kannst du auch 30 Semester warten und bekommst dort keinen Platz, wenn du nur SK4 oder 5 hast.

Falls sie ihren Job behalten kann,könnte sie diesen Job als SK3 Kriterium angeben (sofern der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis bescheinigt).
Hab ich auch so gemacht und es hat funktioniert.

Strodti
12.11.2010, 06:54
@Khiri: Kommt doch jedes Jahr in in den Wartesemester-Threads im "Vor-dem-Studium" Forum vor... ich bin mir da ziemlich sicher. s0nny sollte sich eh mal durch Hochschulstart.de klicken, falls sie es noch nicht getan hat.

@Lizard: Dann HAT er/sie ja das SK :-)